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2. 3. 1844
lf. Nr.
Aussteller
NN Strasser
Empfänger
Marie A.
Innigst geliebte beste Cousine!
Ihre gütige Zuschrift vom 27. Februar, so ich erst gestern empfing, verpflichtet mich, Ihnen ungesäumt dafür recht herzlich zu danken, da Sie sich, liebe Marie, so teilnehmend um mich erkundigen. Schon lange nahm ich mir vor, unser langes Stillschweigen zu brechen, da ich mir schon selbst Vorwürfe machte, um Sie von meiner Existenz zu benachrichtigen und mich um Ihr theures Wohlsein zu erkundigen. Sie können sich daher die Freude nicht vorstellen, die ich gestern beim Empfang Ihres lieben Briefes empfand, da ich in meinen Gesinnungen gegen Sie, engelsgute Marie, stätts die unwandelbare Anhänglichkeit auch besitze und mich lebenslänglich beseelen wird. Indessen dürfen Sie mir auf Ehre glauben, dass ich keinen Tag erwache und keinen Abend entschlummere, ohne ihrer herzlich eingedenk zu sein und für Sie um ihre lange wohlwollende Erhaltung in inbrünstig bete.
Am 15. Dezember 1843 habe sogleich nach der Ziehung Ihr Eszterházy. Loos revidiert und leider wieder keinen Treffer vorgefunden; indessen was noch nicht war, kann und wird auch noch geschehen.
An Ihrem und Ihrer aller Angehörigen insgesamt Befinden nehme den innigsten Anteil und hoffe so wie ich es auch aufrichtig wünsche, dass das bevorstehende Frühjahr für uns alle von bester Wirkung sein werde, worum ich mich selbst recht sehr sehne. Ich war seit voriges Jahr ungemein beschäftigt, sehr oft auf Reisen, selbst am Neujahrstag, auch diesen Winter wohl nicht auf lange Zeit aber auch öfters kränklich, ohne recht krank gewesen zu sein. Wenn ich nicht wieder gefoppt werde, wie schon mehrmals, zu dürfte mir doch das Glück dieses Jahr noch zuteil werden, sie liebe gute Marie dort besuchen zu können. Indessen sobald die Witterung einigermaßen besser wird, muss ich eher noch eine große Inspektionsreise durch ganz Mähren und Schlesien vornehmen. Übrigens lebe ich insoferne sehr glücklich in meinem Berufe, indem ich durch göttlichen Beistand alle meine bisherigen Geschäfte zur größten Zufriedenheit meines guten Chefs, der mir dagegen ein unbedingtes Vertrauen schenkt, auszuführen im Stande war. Die Administration von 3 Häusern in der Stadt gibt mir auch Verdienst, obwohl aber auch viel Arbeit.
Dass die arme Frau Tante Plank noch lebt, ist zwar scheinbar kein Glück für sie selbst. Die unregründliche Vorsehung wird wissen, warum es so und nicht anders ist. Ihre Anfrage liebe Marie war überflüssig, denn ich wünschte, dass Sie überzeugt seien, wie gerne ich Ihren mir teuren Enkel und alle ihre Familienmitglieder so wie jeden von Ihnen empfohlenen mit größtem Vergnügen diene, so viel in meinen Kräften steht. Es hat meinem Herzen wieder recht wohlgetan, nach so langer Zeit viel mit meiner guten Jugendfreundin geplaudert zu haben, und werde mit Ihrer Erlaubnis gewiss nicht mehr so saumselig sein; sobald ich die erwähnte Bittschrift an seine Majestät erhalte, werde ich gleich damit nach Ihrer Vorschrift handeln.
Mein Sohn küsst ehrfurchtsvoll die Hände und ist gottlob gesund. Ich aber als ihr alter Freund küsse Ihnen ebenfalls die Hände und umarme Sie in Gedanken von ganzer Seele recht herzlich. An alle ihre lieben Geschwister und Angehörigen bitte viele Empfehlungen. Leben Sie wohl, mit wahrer Hochachtung und Freundschaft verbleibe lebenslänglich ihr Sie liebender Freund et Cousin Straßer
In größter Eile, entschuldigen Sie daher die schlechte schnelle Schrift.