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88

1. 7. 1883

lf. Nr.

Aussteller

Papa M.

Empfänger

Johanna A.

Liebe Johanna!
Mein Namenstag brachte mir viele Beweise von Wohlwollen für meine Person. Eine der mir werthesten war dein lieber Brief. Ich danke euch herzlich dafür.
Am Abend erst konnte man vor Hitze ausgehen, und ich und Marie giengen zum Jägermayr. Man wurde förmlich überrascht von der schönen Dekoration, über 300 Lamoins waren an dem Geländer, gegen 150 Beleuchtungsballons im Garten selbst an Dräthen von Baum zu Baum angebracht. Es war aber das Lokale so überfüllt, daß wir uns mit einer Invalidenbank begnügen mußten. Das prächtige Panorama bot auch viele Sonnenwende-Feuer, sogar in Unterösterreich, möglicherweise von Plankenstein bei Scheibbs blitzte ein heller Stern herauf. Um 10 Uhr begann ein hübsches feuerwerk, und als wir heimkehrten, begeneten uns mehrere Equipagen, die es in der Stadt nicht mehr litten.
In der Zwischenzeit mußte auch in alter Beamte das Leben verlassen, nämlich Kapitän Kautezki, dessen eine Tochter (ledig) bereits auch von den Ärzten aufgegeben ist, wird dem Vater bald nachfolgen. Dagegen ist Hübner von seiner Hochzeitsreise glücklich heimgekehrt. Am 3. tretten die v. Billau ihren Aufenthalt in Dachsberg an, wo bereits mehrere Gäste angekommen sind. Die Familie Reiter ist wohlauf, Foßl im alten Zustande.
Ich habe wieder mit meinem Magenhusten zu kämpfen und muß den heutigen schönen Tag im Zimmer zubringen.
Nochmals für Eure gütige Erinnerung dankend bitte mich deinen verehrten Verwandten zu empfehlen, lasse Marie und Sofie herzlich grüßen und verbleibe
Dein dich liebender Papa
Marckhgott
Von Marie einen Handkuß.
Linz 1. Juli 1883

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