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1. 8. 1866

lf. Nr.

Aussteller

Ferdinand Januschka, Manipulant d. 16. Kompanie

Empfänger

[Johann A.]

[im Originalumschlag]
Muenichengraetz am 1. August
Euer Wolgeboren!
Im Auftrage Ihres Ne¬en Karl von Anthoine bin ich so frei an Sie werther Herr einige Zei-len ergehen zu lassen. Meine Aufgabe ist eine schwere indem ich hier Ihnen einige trauriger Art schildern muss, der uns theilweise viele betro¬en hat.
Am 28 Juni d. J. fand bei Muenchengraetz ein Gefecht statt, wo sehr viele oesterreicher theilweise tot oder verwundet in k. preussische Gefangenschaft geriethen. Ihr Ne¬e Karl v. Anthoine wurde aber auch an diesem Tage verwundet u. z. ging o¬en die Kugel in Unterleibe und wurde aus der linken Backe herausgeschnitten. Da ich aber auch an diesem Tage verwundet wurde und wir von ei-nem und demselben Regiment sind, trennten wir uns nicht und lagen verwundet und gefangen neben einander.
Lt. Anthoine hatte viele Schmerzen im linken Fusse, welcher immer entzuendet und gelaehmt war. Der Hueftknochen schien ebenfalls durch die Kugel verletzt worden zu sein daher ebenfalls viel Schmerz verursachte.
ueberhaupt muss er sehr viele Schmerzen gehabt haben den er schrie letzte Zeit Tag und Nacht. Am 14. Juli verschlimmerte sich seine jammervolle Lage, und wir riethen Ihm die hl. Ster-besakramente zu empfangen, was er auch gerne that. Seine Lage verschlimmerte sich von nun an immer mehr, er litt wie ein Maertirer. Keiner in ganzen Lazareth hatte so viele Schmerzen aus-gestanden wie er; in seinen groessten Schmerzen erbarmte sich Gott seiner und nahm ihn zu sich. Er starb am 27. Juli 4 Uhr Morgens an einem Freitag, mit Gott durch die hl. Sakramente theilweise versoehnt.
Auch bat er mich am 14 Juli ich ihm ein Testament unterschreiben, das er mir diktirte und ich auch that, worin der den Theil des Vermoegens, der auf ihn entfaellt, seinen 4 Schwestern ausser der Frau Hauptmann Rathausky zu gleichen Theilen vermacht. Das Testament uebergab er mir und bat mich selbes per.[?] dem Herrn Obersten zu uebergeben was ich ihm auch zusagte.
Sein Ko¬er wird sich wahrscheinlich beim Regimente befinden.
Bei seinem Tode hinterlies er nichts als 1 Feldbinde, 1 Sebelscheide und eine Kuppel(!). Die Hose die er hatte war ihm vom Beine geschnitten, die gab er mir da ich gar keine hatte.
Verzeihe Herr meine schlechte Schrift in dem ich es im Bette schrieb und auch bedeutend verwun-det bin.
Zu weitere wuenschenswerthen Auskuenften jederzeit bereitwillig zeichnet sich
Ihr Ergebenster Ferdinand Hanuschka, Manipulant der 16t Kompanie

Wir lagen zusammen in Muenchengraetz in Graf Waldsteinischen Schlosse, wo er auch starb, er liegt in Muenchengraetz begraben und hatte eine feierliche Begraebnis.
Saemmtliche Herren O¬iziere und aerzte k. Preuss. Truppen begleiteten ihn. Seine Leiche wurde von k. preuss. Truppen getragen, 4 Geistliche gaben ihm das feierliche Geleite zu seinen Grab. – Koe-nig. Preuss. Stabsarzt Doktor Kreutz in dessen Behandlung er auch stand hillt eine feierliche Rede auf dem Grabe des mehrers Kameraden und jugendlichen Helden; die Red des Hn. Dr. Kreutz die an seinem Grabe gehalten wurde, will ich Ihnen spaeter zusenden.
Ich befinde mich ebenfalls nach Muenchengraetz verwundet, zwar im Wege der Besserung, aber habe noch die Ho¬nung wenigstens 1 Monat das Bett zu hueten.

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