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26. 6. 1861

lf. Nr.

Aussteller

Mutter Louise, Schwester Marie

Empfänger

Johanna A.

Liebe Johanna!
Deine freundlichen Geschenke und herzlichen Glückwünsche haben mich sehr erfreut. Der Himmel möge sie erfüllen und uns gesund wieder zusammenführen. Ist der Monat August günstig , solltest du die kalten Bäder versuchen, vielleicht thun sie dir gut. Mir geht es im Sommer, zumal heißen Tagen, mit meinem Kopfe gerade so, er ist so dick und schwer, daß er mir sein Gewicht fühlen läßt. Wenn ich mich ein bißchen auf die Sofe lege, gibt es sich wieder, allein höchst fatal ist dieser Zustand beim Lernen. Ich meine, du solltest von der Schule(?), nur im Lavoir ein gestandenes Wasser geben und die Füße auf kurze Zeit darein halten, vielleicht leitet es das Blut ab und macht dir eine Erleichertung.
Sofichen war höchlichst erfreut über die herzigen Geschenke! Ihr habt euch Auslagen gemacht, meine guten Kinder. Mit meinem Trauerschmisette war ich wirklich schon par terre; siehe da, wo die Noth am größten, ist die Hilfe am nächsten. Die Crevalles sind auch sehr geschmackvoll.
Mich freuend auf meine guten Kinder küße ich dich, mein liebes Johannchen, als
Deine Mutter Louise

Liebe Luise und Johanna!
Eure Briefe haben uns wieder eine freudige Überraschung gebracht. Ich danke euch, meine lieben Schwestern, für das hübsche Schmiset und Cravatte. Daß ich euch so lange nicht geschrieben habe, ist meine Faulheit im Schreiben Schuld.
Ich Wünsche euch nachträglöich alles erdenklich gute. Ich freue mich recht herzlich euch wieder bald zu sehen. Fritag werde ich, wenn es schön Wetter ist, mit dem Vetter Eduard nach Dorf fahren und dort 8 Tage zu bleiben. Die Seines ist jetzt in Aschau bei ihren Großeltern.
Lebet recht wohl, bis wir uns wieder sehen.
Euere treue Schwester Marie

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