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19. 12. 1854
lf. Nr.
Aussteller
Johann A.
Empfänger
[Kaiser]
Eure k. k. apost. Majestät!
In tiefster Ehrfurcht wage ich, an Eure k. k. ap. Majestät die gehorsamste Bitte um Erhöhung der mir bereits bewilligten normalen Pension von 600 fl auf den meinem früheren Gehalte gleichkommenden Betrag.
Diese meine allerunterthänigste Bitte wage ich mit folgender wahrer Darstellung zu begründen:
Gestützt auf das ärztliche Zeugniß, welches mein durch 31 jährige Dienste völlig erschöpftes Sehvermögen u. meine völlig zerstörte Gesundheit nachweiset, fernes gestützt auf den Umstand, daß ich durch mehr als 31 Jahre dem Staate ununterbrochen mit Ausopferung aller Kräfte mit bestem Willen u. reinen Händen redlich u. stets zur Zufriedenheit der Behörden gedient habe; ferners bittend um die Beachtung , daß ich von J. 1829 bis zum J. 1850 bei dem bestandenen kk. Pfleg- u. Kriminal Unt. Gerichten des Salzburger u. Innkreises Dienste geleistet u. insbesonders vom Jahre 1838 bis 1850 als Vorstand des kk Pfleg- u. Krimin. Unt. Ger. Mauerkirchen im Innkreise gewirkt habe, habe ich in dem beiliegenden belegten Pensionsgesuche die Versetzung in den bleibenden Ruhestand nachgesucht. Mit dem beiliegenden Dekrete ist dieser meiner Bitte auch stattgegeben, es ist mir aber die Pension nur im normalen Ausmaße mit 600 fl resp. mit dem Hälftebetrage meines seit dem J. 1838 bezogenen Gehaltes von 1200 fl bewilliget worden.
Wenn ich in tiefer Ehrfurcht mit diesem Gesuche zu bitten wageEure kk. Apost. Majestät wollen allergnädigst geruhen, diese mir bewilligte Pension von dem normalen Betrage auf den meinem bezogenen Gehalte gleichkommenden Betrag zu erhöhen, so glaube oich für diese meine unterthänigste Bitte auch noch folgende außerordentliche Gründe der allerhöchsten Würdigung u. Gnade Eurer kk. Apost. Majestät unterziehen zu sollen.
Vor allem wage ich zu bemerken, daß der Dienst als Vorstand eines Bezirkes, in dessen Gränzen mehr als 20.000 Menschen wohnen, ein überaus beschwerlicher war, indem in jedem Jahr zahllose Prozesse, wichtige Kriminaluntersuchungen u. andere schwierige Verhandlungen vorkamen, deren Leitung mir den lokalen u. Personalverhältnissen zufolge zukam. Außerdem waren die mir obgelegenen ämtlichen Verrechnungen, die im Verlaufe des Jahres viele Millionen betrug, ebenso complicirt als vielfach u. in jedem Zweig umfangreich.
Aber auch mit persönlichen Gefahren war diese beschwerliche Dienstesstelle verbundenu. Nach den Ereignißen des Jahres 1848 war selbst emin Leben bedroht. Guter Wille, Rechtschaffenheit, Treue u. Festhalten an Pflicht u. Ehre galt bei vielen für ein Verbrechen u. es gab keine Schutz gegen offene u. heimliche Verläumdung.
In dem Verlaufe der Jahre 1838 bis 1850 habe ich tausende von Tagen von den frühesten Morgenstunden bis in die späte Nacht den mit obgelegenen Geschäften gewidmet. Es war nicht der Dienst, wie er bei den Dikasterien verrichtet wird, es war mehr dem Dienste im Felde zu vergleichen. Diesen außerordentlichen Anstrengungen ist auch mein Sehvermögen u. meine Gesundheit leider vor der Zeit erlegen.
Geruhen Eure kk. Apost. Majestät zu gestatten, daß ich mich zur Darthuung meiner Ehrenhaftigkeit auf das dem Pensionsgesuche beiliegende Zeugniß des gesammten Klerus, weiters aber auch darauf berufe, daß ferners mein Bruder als Oberst des 41. Infant. Reg. Zu dienen die Ehre hat.
Schlüßlich wage ich es, die gegenwärtigen traurigen Zeitverhältniße u. den enormen Preis aller Lebensmittel, endlich den Umstand anzuführen, daß ich aus 2. Ehe 4 unmündige, der Erziehung bedürftige Kinder zu Hause habe, während ich nur eine Tochter erster Ehe in Folge der alleinigen Unterstützung ihres Großvaters mütterlicher Seits durch Vermählung mit dem kk. Oberlieutenant des kk. Inf. Reg. Graf Haugwitz versorgen konnte.
Der mir zuerkannte Pensionsbezug von 600 fl steht mit meinen 31jährigen außerordentlich angestrengten Diensten, denen ich das Leben gewidmet u. die Gesundheit geopfert habe, - nach meinem Gefühle – in keinem Verhältniße, u. zunächst nur in dieser festen Überzeugung u. durchdrungen von dem Gedanken an die Gerechtigkeit Eur. Kk. Apost. Majestät wage ist es, meine eingangs gestellte Bitte zu wiederholen.
Linz am 8. Dezember 1854
Johann v. Anthoine, pens. Kk. Landesger. Sekrt.