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15. 1. 1843

lf. Nr.

Aussteller

NN Strasser

Empfänger

Marie A.

Meine liebe herzensgute Marie!
Vorgestern Abends erhielt ich Ihre schätzbare Zuschrift vom 11. dieses mit dem Gesuch und dem ärztlichen Zeugnis der Tante Planck. Ich säumte keinen Augenblick, solche gestern im geheimen Kabinett seiner Majestät abzugeben, und zwar in die Hände des Herrn von Scheiderbauer, der mich beschied, nach 14 Tagen wieder allda anzufragen. Ich habe mir diese Frist bestens vorgemerkt und es soll mich gewiss recht herzlich freuen, Ihnen hierüber erfreuliche Nachricht und guten Erfolg geben zu können, bis wohin sich die Frau Tante gedulden möge, der ich meine innigste Teilnahme an ihrem Schicksal und meinen Handkuss zu melden bitte.
Nicht minder, meine theuerste Cousine, ging mir Ihre Anzeige über ihr Befinden zu Herzen und kann der Vorsehung nicht genug danken, dass sie sich wieder besser fühlen, nur wünsche ich von ganzer Seele, dass Sie sich recht bald wieder vollkommen genesen fühlen, was Sie mir aber nicht verheimlichen dürfen, der ich Ihrer immer so sorgfältig gedenke. Ich hatte schon beschlossen, bis gegen Ende dieses Monats zu warten, und hätte ich bis dahin Ihren lieben Brief, wofür ich Ihnen vielmals danke, zu meiner Beruhigung nicht erhalten, so würde mich um Auskunft über ihr Leben und Treiben bei ihrer Frau Schwester Baronin von Hayden angefragt haben, die nun durch ihre Güte dieser Last enthoben ist.
Ich teile ganz ihre Gesinnungen, dass uns beiden keine irdischen Reichtümer beschieden sind. Wohl uns, dass wir gewohnt sind entbehren zu können, und mit dem Wenigen durch Gottes Hilfe unser Leben zufrieden fristen. Den gestern hier gezogenen Haupttreffer der Güterlotterie von 225000 Gulden soll das Stubenmädchen vom Herrn von Trattner hier gewonnen haben.
Mein Sohn küsst die Hände und dankt insbesondere für die gütige Erinnerung an ihn.
Ich will hoffen, so wie ich es wünsche, dass sich alle ihre Familienmitglieder in Dorf, Mauerkirchen, Salzburg und in Ungarn wohl befinden, denen allen mich gelegentlich ebenfalls bestens zu empfehlen bitte.
Obwohl der Winter im Allgemeinen nicht streng ist, so ist er doch einigermaßen sehr empfindlich durch die immerwährende …, was hier viele Kranken macht. Wir beide müssen uns diesen Fasching sehr solide benehmen, um uns nicht wie gewöhnlich auf Bällen zu echauffieren. Mit Vergnügen erinnere ich noch auf den Fasching vom Jahr 1839, wo ich so glücklich war, in einem Reisecostume mich leider nur kurze Zeit alldort im Redoutensaale auf der Galerie an ihrer Seite angenehm zu amusieren, wo ich dann über das Orchester kraxeln musste, um fortzukommen und dabei beinahe den famosen Beleuchtung wegen durch eine Stolperei über eine Stufe ein Loch in die türkische Trommel verletzt hätte.
Nun leben auch Sie recht wohl, sonst geht es mir nicht gut, und genehmigen die aufrichtige Versicherung, dass mir jeder Ihrer Aufträge, der für Sie oder durch Sie angelangt, angenehm und schätzbar ist, daher mit Vergnügen jederzeit bereit bin, Ihnen zu dienen. Ich küsse Ihnen unzähligemale die Hände und bin mit gewohnter Hochachtung und Verehrung Ihr Sie liebender Cousin Straßer

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