3
18. 11. 1839
lf. Nr.
Aussteller
Anna Schidenhofen
Empfänger
Aloisia Schidenhofen
Am Tage der Trauung
den 18. November 1839
Du solst nun eine Hausfrau werden.
Es ist der delste Stand auf Erden,
des Glückes Grund auf ihn gebaut;
dich wird der Mutter Nahme zieren,
du wirst die Wesen, dir anvertraut,
zur Ordnung, Fleiß und Tugend führen,
dein Haus mit Ernst und Milde regieren
still wirkend, und schaffend früh und spät;
Nicht karg der Nothdurft zugemeßen,
doch auch das Kleinste nicht verschmäht.
Der Demuth wolle nie vergessen,
Ihr Segen bringt und mehrt das Glück,
und kehrt dein Gatte am Abend müde
von seinem Tagewerk zurück,
empfange ihn der häusliche Friede
und seiner Gattin freundlicher Blick.
Nagt dir bisweilen ein Harm die Seele,
ey den verrath nicht ohne Noth,
daß ihm der fröhliche Muth nicht fehle
zur männlichen Sorg ums tägliche Brod.
Vor allem bleibe fest im Glauben
An deinem Gotte halte fest!
Laß dir den Himmeltrost nicht rauben,
der nie zu Schanden werden läßt;
Den Himmels Trost vor Gott zu tretten,
wenn Erdennoth die Seele drückt;
Wer bethen kann, von Herzen bethen,
der kann auch tragen, was Gott ihm schickt.
Dies letzte Wort von Mutters wegen
Mußt ich ins kindliche Herz dir legen,
geliebte Tochter, fromme Frau.
Nihm diese schönen Lehren, wie aus meinem Herzen geschrieben, zur Erinnerung an deine dich gänzlich liebende Mutter
Anna v. Schidenhofen