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8. 9. 1846

lf. Nr.

Aussteller

NN Strasser

Empfänger

Marie A.

Hochschätzbareste herzensgute Cousine!
Wir haben uns wohl schon lange nicht geschrieben, indessen war ich Ihrer stätts eingedenk. In der Eszterházischen Ziehung des verflossenen Monaths Juni haben Sie gleichwie abermals wieder nichts gewonnne und müßen uns fortwährend mit guter Zukunft trösten.Diesen heißen Sommer hinweg hatten wir sehr viele Brände und ich mußte viel herumreisenund hätte nicht selten mit dem Bauernvolke schwierige Verhandlung und Ausgleichungen. Schon Anfangs Mai fühlte ich ziemlich Unbehaglichkeit im ganzen Körper, und schleppten mich danach meine Berufsgeschäfte nachkommend bis vorigen Monat fort. Anfangs August erkrankte ich ernstlich und es ist heute erst wieder der erste Tag, daß ich das Zimmer verlassen kann. Ich wurde von einem heftigen Gallfieber befallen, bekam hiernach ein …stisches Fieber, dem sich eine Art auswerthischen[?] Kopffieber beigesellte, und den Beschluß machte ein kaltes Wechselfieber. Nebst dem Allmächtigen verdanke ich meine Wiedergenesung der zweckmäßig ärztlichen Behandlung, strenger Diät und guter Pflege, denn ich war sehr übel daran.
Ich will hoffen, guter Engel, daß es Ihnen dagegen zu meinem Troste sehr wohl geht und soll mich unendlich freuen, dieses recht bald von Ihrer Güte zu vernehmen. Zu Ihrem bevorstehenden Nahmensfest, liebe gute Marie, wünsche Ihnen wie immer und zu jeder Zeit Alles von Gott Gesegnete und auch der Wunsche, wie sie es auch wirklich für alle Ihre Tugenden verdienen, und halten Sie mich der Fortdauer unserer innigsten Freundschaft werth.
Vielmals küße Ihnen die Hände, wie auch mein Sohn, der seine ehrfurchtsvollsten Wünsche mit den meinigen vereiniget. An alle Ihre Familien-Glieder insgesamt bitte alles erdenkliche Gute zu melden.
Leben Sie wohl, theuerste Cousine, und vergeßen Sie nicht Ihren Sie lebenslänglich mit aller Achtung treu anhänglichen Cousin Straßer.
Verzeihen Sie der Schwäche wegen meine schlechte Schrift.

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