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28. 12. 1845
lf. Nr.
Aussteller
Theresia Hayden
Empfänger
Mimi A.
Meine liebe, theure Schwester!
….. Ich hoffe, liebe Mimi, daß Du mein Schreiben von 29. November erhalten haben wirst? Es ist wirklich nöthig zu fragen, da der jetzige Postexpetitor etwas nachläßig ist u. gerne die Briefe liegen läßt. Wie geht es Dir, liebe Schwester? Wie lebst Du, und was gibt es Neues in Linz?
Resi hat sich also wirklich entschloßen, ihren Finger operiren zu laßen? Wie geht es ihr, ist sie doch gesund? Die operation wird wohl schmerzhaft gewesen sein? Nun, wenn sie doch nur von glücklichem Erfolg ist.
Bey uns war durch länger als 14 Tage ein völliges Spital. Ich lag krank an einem gastischen Fieber mit heftigen Kopf[?]schmerzen. Ich muste wieder visicator auflegen, 12 Blutegel am Kopfe mir setzen laßen u. zum Erbrechen einnehmen. Dieses wiederholte sich nach starken Übelkeiten durch 6 mal auf das Heftigste. Erst seit 8 Tagen läßt die Mattigkeit anchu. Ich bin wieder auf den beinen. Die L[?]inerl lag durch 8 Tage an einer Lungen- und Leberentzündung, auch die Köchin mußte einnehmen. Aber Edi u. Fanny hielten sich tapfer.
Jetzt gibt es hier sehr vieles zu thun, da wir alle mit Nähen von Bettzeug beschäftiget sind. Am neuen Jahreatag stehen 4 neue Dienstbothen (im Mayerhofe) ein. Ich habe nun schon 24 Ort Rindschmalz gegoßen. Auch die Woche wird die große fette Schwein abgestochen. Ich erwarte mir viel Schmalz u. Speck, sie wird wohl gegen 3 Zentner wiegen.
Wie geht es denn in Mauerkirchen? Wie bey Schidenhofen? Ich laße meine neuen Schwester alles Herzliche sagen. Jetzt, liebe Schwester, lebe recht wohl, es ist die höchste Zeit, daß ich schließe, da die Post um 5 Uhr Abends in Kirchdorf geschloßen wird. …[?] grüße ich 1000 mal. Dich im Geiste umarmend bin ich immer unverändert Deine treue, alte, Dich liebende Schwester Theres Hayden
Fanny küßt die Hand und vereinigt ihre Wünsche mit den meinen.