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28. 11. 1845
lf. Nr.
Aussteller
Theresia Hayden
Empfänger
Mimi A.
Liebste beste Schwester!
….. Ich kam mit dem besten Willen nicht dazu, denn gleich nach meiner Ankunft fanden sich so viele Geschäfte vor mich, es ging immer so Eins ins Andere, es kamen so viele Pächter und gab so vieles zu schreiben, daß ich zu gar keinem Briefschreiben kommen konnte. So geschah es auch, daß ich erst vorgestern an Bruder Johann schrieb, um ihn und seiner Frau für die so schönen u. eleganten Geschenke für Fritzi nochmals zu danken….. Die Wohnung in Sárvár gefällt Fritzi sehr gut und sie wünschte nur, mit allem bald recht in Ordnung zu sein. In finanzieller Beziehung bin ich mit Fritzi auch außer Sorgen, da Ksfaludy ein vortrefflicher Ökonom ist und mich versichert hat, daß sich durch Spekulation mit der Schafwolle recht viel gewinnen ließe. Überdieß ist er auch durch den glücklichen Gewinn aus der Lotterie nun in Stande gesetzt, alle ihm gehörigen Felder einzulösen u. dadurch die Einkünfte zu vermehren. Aber über alles andere bürgt mir seine Rechtschaffenheit u. seine Liebe für Fritzi für ihr künftiges Glück, und so bin ich ihretwegen beruhigt u. zufrieden.
Wenn sich nur auch für die gute Resi eine annehmbare Parthie fände! Wie herzlich wünschte ich, daß auch sie zufrieden würde! Sollte es sich mit Ed[uards] Heirath entscheiden, so nehm ich mir dann eine hübsche, freundliche Wohnung mit einem Garten in Wels u. erfülle Resi’s liebsten Wunsch.
Was Fanny belangt, so ist es mein Wunsch, daß sie (in einem Jahr oder wenn Fritzi ihr eigenes Haus bezogen hat u. ihre Wirtschaft hat) zu ihr kommen möchte. Wer weiß, findet sich nicht auch für die eine Parthie; dort unten gibt es fast lauter Landwirthe und Fanny taugt nur auf das Land.
Am 21. D. M. kam Eduard um 10 Uhr Nachts recht glücklich hier an. Ich war schon sehr in Angst, da ich durch 17 oder 18 Tage gar nichts von ihm wußte. Fritzi u. ihr Mann wünschten es, daß sie Eduard bis Wien begleiten möchte. Ihnen zulieb ging er mit, u. bey dieser Gelegenheit erkundigte er sich auch sogelich genau wegen allen diesen Adels Geschichten, Ablösung der Lehen etc. etc. Die Resulte erwartet nun Eduard von denen Sachverständigen, denen er dies Geschäft übergeben hat. Nur Gott! lenke alles zum Besten u. laße Eduard mit dem Mädchen seiner Wahl recht glücklich werden. Es ist zwar noch nicht ganz bestimmt, ob es noch[?] zur Heurath kommt; darum sage ich es auch nur im Vertrauen zu Dir. Werden aber die hindernisse behoben, dann wird es wohl geschehen. Ich habe mich nun mit diesem Gedanken schon ganz befreundet, daich sehe, daß sich die jungen Leuthe herzlich lieben, Eduard das Mädchen schon mehrere Jahre kennt u. sie wirklich ein gutes, sanftes, ruhiges und sehr schönes Geschöpf ist.
Lebe recht wohl. liebste Schwester. Der Fritzi habe ich schon gesagt, daß, sollte sie in gesegnete Umstände kommen u. mich bey ihrer resten Entbindung wünschen, ich gewiß kommen werde. Mit Umarmung Deine treue, Dich liebende
Schwester Theres Hayden.
Das wäre recht schön, wenn Du die Weihnachtsfeyertage kommen wooltest.
Von Eduard u. Fanny folgen Handküße.