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5. 11. 1845
lf. Nr.
Aussteller
NN Strasser
Empfänger
Marie A.
Vielgeliebte Cousine!
Überzeugt von Ihrer gütigen Theilnahme bin ich so frei, Sie meiner glücklichen Rückunft hiher zu versichern. Erst um 4 ½ Uhr habe ich mit 30 Reisegefährten in 6 Wägen placirt die Stadt Linz ungern verlassen und bin Sonntag Nachmittag 5 Uhr hier angekommen.
Ich säumte nicht, sogleich gestern noch mit dem Spediteur Herrn Waßer zu sprechen, damit die v. Kißfaludy-Effekten bei der Ankunft sogleich, prompt und möglichst billigst an den Ort der Bestimmung zugesendet werden, wie auch jede mauthämtliche Revision vermieden werde. Wenn dieses mein Schreiben och frühzeitig genug dort anlangt vor Abgang der Gegenstände, so soll Herr v. Kißfaludy zur Zoll-Ersparung eine Post in Bianco dem dem Spediteur Planck dort übergeben, den letzterer gehörig ausgefertigt wie üblich dem Frachtbrief beilegen soll, und alles bis Wien assecuriren. Von hier aus habe ich Waßer bereits beauftragt, die weitere Assecuranz zu besorgen.
Ich hoffe so wie ich es herzlich wünsche, daß sich die junge Ehefrau schon wieder wohl befinde, und bitte mich nebst Handkuß ihr und ihrem Herrn Gemahl freundschäftlichst zu empfehlen.
Den Aspestdocht für Bruder Johann werde morgen besorgen und füglich nach Mauerkirchen befördern, da ich bereits schon in Kenntnis bin, wo er zu haben ist.
Wie wohl es mir wieder gethan hat, Sie wieder gesehen, gesprochen und in Ihrer unveränderten freundschäftlichen Herzensgüte und Wohlgewogenheit gegen mich gefunden zu haben, kann ich Ihnen nicht genug schildern, und bitte mich samt meinem Sohne Ihres fernern Andenkens würdig zu halten. An alle Ihre Bekannten und Verwandten ersuche mich bestens zu empfehlen.
Wenn Sie bei Muse sind, so widmen Sie eine Schreibstunde Ihrem alten, Sie mit unwandelbarer Hochachtung reu liebenden Freund et Cousin Straßer.