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18

26. 9. 1845

lf. Nr.

Aussteller

Theresia Hayden

Empfänger

Mimi A.

Liebste, beste Schwester!
Ich muß dies Blättchen beylegen, um Dir zu sagen, daß ich Dein liebes Schreiben vom 18. D. M. mit herzlicher Freude erhalten habe und recht herzlich bedauere, daß ich Dich heuer wohl schwerlich mehr in Dorff sehen werde. Ich hoffte immer, Du würdest bey Deiner Rückreise über Wels fahren, und hätte ich den Tag Deines Eintreffens erfahren, so hätte ich Dich abgeholt und wir hätten eine Zeitlang beysammen hier in Dorff sein können. So aber wirst Du vermuthlich von Salzburg aus gleich nach Linz reisen und wir werden uns dann erst bey Fritzi’s Hochzeit (wo wir uns Deine liebe Gegenwart erbitten) sehen. Jetzt waren es am 13. August schon volle 2 Jahre, daß wir uns nicht mehr gesehen haben und daß ich nicht mehr in Linz war. Ich komme außer im Mayerhofe, Garten und auch die Felder gar nicht aus dem Hause, ja oft mehrere Wochen nicht nach Schlierbach in die Kirche. Ich tummle mich jetzt in meinen alten Tagen fast noch so herum als wir in meinen jungen Jahren.
Wir haben nun schon 9 Stück Hornvieh im Kuhstall, 3 Paar Ochsen, 5 Schweine u. 1 Pferd wie auch Geflügel. Es gibt jetzt, da alle Äcker u. Wiesen zu Haus genommen sind u. auch das Obsteinrbingen und Mostmachen dazukommt, unendlich viel zu thun. Aber die Auslagen, die eine solche Ökonomie verursacht, sind außerordentlich. Der Viehstand ist sehr hoch gekommen, die 3 Paar Ochsen auf 540 fl CM, die 4 Kühe auf 261 fl CM, die 5 Schweine auf 50 fl CM, das Pferd auf 100 fl CM, sidn schon zusammen 951 fl CM u. noch alle anderen Auslagen nicht zu gedenken. Was ist aber zu thun, einmahl mußte doch wieder alles zurückgenommen werden. Ich sage mit Dir: „Gott gib nur Eduard eine recht brave, thätige Frau, aber auch eine Frau, die gerne auf dem Lande ist.“ Doch es wird sich ja jetzt auch bald entscheiden.
Fritzi’s Hochzeit wird in Linz gehalten. Wie geht es Dir, liebe Schwester, auf Deiner Gesundheit? Wenn Du nur den guten Ignaz bereden könntest, daß er sich von Salzburg zöge. Ich laße ihn viele Male und herzlich grüßen und ihm sagen, daß es uns alle sehr und herzlich freuen würde, wenn er bey Fritzi’s Hochzeit zugegen sein wollte.
Lebe nun recht wohl, liebe Schwester, und gedenke liebend Deiner treuen Schwester
Theres Hayden
Alles herzliche an Dich von unseren Kindern

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