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22. 5. 1845
lf. Nr.
Aussteller
NN Strasser
Empfänger
Marie A.
Meine liebe herzensgute Cousine!
Ich bin so frei, Sie von meiner Wohnungsveränderung laut beiliegender Adresse zu unterrichten, und werde auch in dieser Logis ihre mich stets beglückenden Briefe wie immer dankbar empfangen, um deren gütige Fortsetzung ich Sie hiermit ergebenst bitte.
Meine diesjährige Inspektionsreise ist dergestalt, dass ich auch wieder Linz besuchen sollte. Sie können sich daher, liebe Marie, die Freude vorstellen, die ich bei dieser Anordnung fühlte. Leider aber dürfte es nicht sobald geschehen, dass diese route in Ausführung gebracht werde, da meine Gegenwart durch die heuer so häufig statthabenden bedeutenden Brände allerortes in Anspruch genommen wird und, kaum von einer Schadensausgleichung heimgekehrt, eine andere zur Abreise anderwärts in Bereitschaft ist.
Wenn wir die göttliche Vorsehung, was ich auch Ihnen wünsche von ganzem Herzen, in der nächsten Eszterház. Ziehung nur so viel zugedacht hätte, um richtig privatisieren zu können, dann würde ich, meiner lieben guten Marie recht oft, vielleicht nur zu viel, lästig mit meinem Besuch sein.
Ihr bestes Wohlsein vermutend küssen ich und mein Sohn Ihnen vielmals die Hände und bitte mich allen Ihren Familienmitgliedern bestens zu empfehlen. Mit unwandelbarer Achtung und Verehrung habe die Ehre zu sein Ihr Sie lebenslänglich hochschätzender aufrichtiger Cousin et Freund Straßer.