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Anthoine: Die letzten Schidenhofen (IV. und III. Ahnenreihe)
Den Mannstamm setzt Joachim Virgil Remigius von Schidenhofen zu Stumm und Triebenbach fort. Er war 1782 X l zu Salzburg geboren, trat zu Allerheiligen 1792 zu St. Peter in Salzburg in die Principia (Latein-Vorbereitungsklasse) ein, machte ab 1794 im Collegium die Gymnasial- und sodann ab 1800 an der Universität die philosophischen und juristischen Studien, die er 1804 absolvierte. Die Zeit war eher unruhig; 1800 X 13 kam es in der Nähe von Salzburg auf dem Walserfelde zu einem Zusammenstoß zwischen kaiserlichen und französischen Truppen. Als Ende 1802 der Regentenwechsel zwischen Erzbischof Graf Colloredo und dem Kurfürsten Ferdinand von Toskana in Aussicht stand, erörterte die Landschaft eine Beteiligung der Landschaftskompagnie zu Pferd beim Einzug des letzteren. Hiebei wurde der junge Schidenhofen für eine Offiziersstelle in Aussicht genommen, weil er reiten könne (71). Einritt fand jedoch keiner statt.
Joachim von Schidenhofen, der schon während des Studiums hei dem Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Salzer praktiziert hatte, trat November 1804 als Rechtspraktikant beim Stadtgericht Salzburg ein, mit dem auch das Polizeiamt verbunden war. Sein Vater erbat die Landesherrliche Genehmigung, dass Joachim einige Untergerichte des Landes besuchen dürfe, um sich zu einer Verwendung bei einem hohen Gerichtshofe die nötigen Vorkenntnisse zu erwerben. Das Ansuchen wurde mit Erlass von 1804 XII 23 dahin erledigt, dass Schidenhofen ein Halbjahr beim Stadtgericht und Polizeiamt, dann, jedoch auf eigene Kosten, je ein Monat bei den Pfleggerichten Werfen, Mittersill, Kropfsberg und Laufen praktizieren könne. Von 1805 VI 2 bis X 14 absolvierte er den Dienst in Werfen, Mittersill, Zell am Ziller und Laufen; der Einfall der Franzosen nötigte ihn aber, seine Praxis abzubrechen und nach Salzburg zurückzukehren.
Im Regierungsarchiv Salzburg befindet sich eine „Verhaltstabelle“ aus dem Jahre 1804, worin Joachim von Schidenhofen geschildert wird: „hat sehr gute Fähigkeiten, hat schon mit guten Kenntnissen den Zutritt beim Stadtgericht genommen, erweitert diese, da er sich zu allen Arbeiten gebrauchen lässt und brauchbar ist, so dass er einst gewiss ein guter Geschäftsmann werden wird. Hat die Rechte mit Verwendung bestanden, sehr gute Aufführung im Privatleben, ungemein fleißig und arbeitsliebend, wohnt Nr. 56 Getreidegasse“.
Schidenhofen trat nun beim Kurfürstlichen Hofgerichte in Salzburg ein und wurde dort 1805 X 4 beeidigt. Mit Kurfürstlichem Reskript von 1805 XI 27 wurde er als Auscultant bei diesem Gericht zwar ohne Gehalt, aber in der Eigenschaft als wirklicher Staatsdiener angestellt und arbeitete sowohl in Rats- als Sekretariatsgeschäften. 1806, nach Abtretung des Landes Salzburg an Kaiser Franz von Österreich, wurde er mit Dekret von 1807 X 22 zum supernumerarischen und von 1808 VII 5 zum systemmäßigen Regierungskonzipisten mit 500 fl Jahresgehalt bei der österreichischen kaiserlichen Landesregierung in Salzburg ernannt. Von 1809 IV 24, dem Zeitpunkte der französischen Okkupation Salzburgs an, wurde er als Sekretär bei der provisorischen Landesadministration unter dem Präsidium des Fürstbischofs von Chiemsee, Sigismund Graf Zell, seines Firmpaten, verwendet.
1810 III 11 wurde der junge Regierungssekretär von Schidenhofen und Hofrat Lankmair mit Silberzeug und Einrichtung aus der Residenz bzw. St. Peter nach Braunau zur Ausstattung der Baracke zur Übergabe der Erzherzogin Maria Luise als Braut Napoleons an den französischen Kaiserhof entsendet.
Nachdem Salzburg im Oktober 1810 unter Bayrische Landeshoheit gekommen war, diente er bei der königl. Bayrischen Hofkommission im Büro des Legationsrates von Hörmann und wurde bei der bairischen Organisation der Salzburger Behörden mit 1811 I 30 Landgerichtsadjunkt beim Kgl. Landgericht Salzburg, von 1815 XI 24 bis 1816 III 4 war er Amtsverweser des Landgerichtes Werfen; nach Salzburg zurückgekehrt, traf ihn dort ein kgl. Reskript von 1816 II 28, womit er zum wirklichen Landrichter in Mauerkirchen ernannt wurde. Als 1816 V l das Oberösterreichische Innviertel wieder an Österreich kam, trat Schidenhofen in gleicher Eigenschaft in österreichische Dienste.
Noch in seiner Salzburger Zeit hatte er im Hause des Kaufmannes Franz Himmelstoß dessen Schwägerin Anna Maria Schmid aus Landshut (Baiern) kennen gelernt und sie 1815 VII 7 in ihrer Vaterstadt (Pf. St. Nicola) geheiratet.
Die Nachforschung nach ihrer Abstammung gestaltete sich für mich ziemlich schwierig; ein Taufschein von ihr war nicht zu bekommen, da das betreffende Kirchenbuch der Pfarre St. Nicola in Landshut fehlt. Dafür waren allerdings im Trauschein ihre Geburtsdaten eingetragen und sie stimmen auch mit den bezüglichen Angaben in den Familienaufschreibungen überein. Darnach ist sie 1793 XI 9 in Landshut, Pfarre St. Nicola, als Tochter des Johann Georg Schmid, Papierfabrikant, und dessen Frau Thekla, geb. Häusler, geboren.
Durch den damaligen Staatsarchivar auf Schloss Traußnitz in Landshut und späteren Direktor des Hauptstaatsarchives in München Dr. Josef Franz Knöpfler erfuhr ich zunächst folgende Daten über Johann Georg Schmid: Laut Bürgerbuch wurde er, Papierermeister, 1783 Bürger; 1783 XI 7 kaufte er die Papiermühle in der Vorstadt St. Nicola (Haus Nr. 10l). 1808 VI , und XII stellt er als freiresignierter Stadtrat und Papierfabrikant Schuldbriefe aus. Letzteres hat es ermöglicht, seine Herkunft ausfindig zu machen. Als Mitschuldner scheinen nämlich seine zwei geistlichen Brüder, Karl Schmid, Benefiziat, und Emanuel Schmid, gewesener Augustiner, auf. Aus dem Schematismus der Erzdiözese München-Freising von 1824 konnte mir später der Stadtarchivar von Landshut, Dr. Ferdinand Weiß, mitteilen, dass ein Benefiziat dieses Namens an der Münchener Frauenkirche 1756 II 12 in Thalkirchen geboren sei. Die Anfrage an das erzbischöfliche Stadtkommissariat in München erbrachte nun endlich die gesuchten Geburtsdaten des Johann Georg Schmid: 1760 IV 4 in Sendling, Pfarre St. Margaret, jetzt im Münchener Stadtgebiet gelegen, als Sohn des Franz Schmid, Papierer, und der Maria Anna, geb. Ecker. Auch die Trauung dieses Paares war noch in derselben Pfarre zu erheben, sie hatte dort 1754 X 8 stattgefunden; als Eltern des Bräutigams sind genannt: Johann Schmid, Bürger und Papierer, und Maria dessen Ehefrau. Weiter zurück konnte ich meine Nachforschungen damals leider nicht vortreiben, was umso bedauerlicher ist, als sich in unserem Besitz ein altes Büchlein befindet, als dessen Autor ich einen Vorfahren der Familie Schmid vermute. Josef Schmid, Barbierer, geschworener Wundt- und Brecharzt zu Augsburg, gibt 1660 bei Johann Weh, Buchhändler dortselbst, ein „Examen Chirurgicum“ heraus. In der Vorrede weist er darauf hin, dass er von seinem Vater Balthasar Schmid, einem alten und erfahrenen Wundarzt, die Kunst erlernt, dass er 1632 in Augsburg gegen 2000 verwundete und kranke Schweden behandelt, ebenso 1648 kaiserliche und kurbayrische Soldaten, nachdem er vorher 5 Jahre unter der hochlöblichen Kaiserlichen Haupt-Feld-Artigleria bestellter Chirurgus gewesen. Eine 1644 herausgegebene 1. Auflage sei bereits vergriffen. Das Buch stammt aus der Familie Schidenhofen, welche niemals Ärzte zu den ihren zählte, und so ist es nicht unwahrscheinlich, dass es aus der Familie Schmid dahin gekommen ist, dort aber konnte es leicht ein Familienerbstück nach dem Autor selbst sein.
Schwieriger als bei Johann Georg Schmid gestaltete sich die Erforschung der Herkunft der Maria Thekla Häusler. Die von mir eingeholten Scheine wiesen in einem entsprechenden Zeitpunkt, 1783 I 27 die Trauung des Johann Georg Schmid mit einer Maria Thekla, Geschmeidmacherstochter von Landshut, Vater Johannes Semler, auf, was aber mit der Traueintragung Schidenhofen-Schmid, wo die Mutter der Braut als geborene Häusler bezeichnet ist, nicht übereinstimmte. Jedoch enthielt sowohl der Trauschein des Pfarramtes St. Nicola als ein später eingeholter vom erzb. Stadtkommissariat Landshut, wo die Kirchenbücher der drei Pfarren später gesammelt waren, die Angabe Semler, so dass an einen Schreibfehler, wie ich zuerst annahm, nicht zu denken war. Erst meine persönliche Einschau in das Kirchenbuch im Sommer 1943 klärte diese Unstimmigkeit auf. Maria Thekler war nicht die Tochter des Johannes Semmler, sondern dessen „relicta vidua“, seine hinterlassene Witwe! Der fortlaufend geschriebene lateinische Text war offenbar beide frühere Male nur flüchtig gelesen worden und da der Name des vorverstorbenen Gatten ungefähr dort stand, wo sich gewöhnlich der Name des Vaters findet, wurde er als solcher herausgezogen und leider auch zweimal beurkundet! Der Mädchenname der Witwe schien in diesem Eintrag nicht auf; jedoch war es nun nicht schwer, die 1779 X 25 in der Pfarre St. Jodok in Landshut erfolgte Trauung Semler-Häusler zu finden, die allerdings wieder durch die schlechte Lesbarkeit der Schrift Schwierigkeiten bereitete. Während sich der Name des Bräutigams durch die Erwähnung des die Trauung vornehmenden Bruders desselben, P. Nonnosus Semler OSF, einwandfrei feststellen ließ, war der Familienname der Maria Thekla eher für Hempler als für Heisler zu lesen; genaue Betrachtung ließ jedoch die weibliche Form von Heisler „Heyslin“ erkennen. Sie ist als ledigen Standes und „Babürmachers Gselln dochter alhier“ bezeichnet. 1782 II 20 findet sich dann die Todeseintragung Semlers, der nur ein Alter von 29 Jahren erreichte, und 1655 I 13 der Taufeintrag Maria Theklas; als ihre Eltern sind genannt: Josephus Martinus Heisler, Beisitzer und Papierergeselle, und Maria Monica Kuefferin. Die Trauung dieses Elternpaares hatte gleichfalls in der Pfarre St. Jodok 1752 II 7 stattgefunden. Josef Martin war damals Witwer, seine erste Ehe aber nicht in Landshut geschlossen, weshalb seine Herkunft nicht ermittelt werden konnte. Er starb 1763 V 11. Auch Monica war Witwe u. zw. nach dem Bürger und Leisschneider in Landshut Sebastian Stindl (auch wohl irrtümlich Stidl geschrieben). In der Traueintragung von 1737 VIII 12 wird sie als „Wagnerstochter aus Leutershausen“ bezeichnet. Eine Weiterverfolgung dieser Angabe war mir leider nicht mehr möglich. Sie starb 1766 VIII 22 in Landshut (St. Jodok).
Über das Leben Johann Georg und Thekla Schmids weiß ich nichts zu berichten, da mein Aufenthalt in Landshut so kurz war, dass es mir nicht möglich war, weitere Quellen heranzuziehen und auch der Stadtarchivar damals beurlaubt war. Nach der eingangs erwähnten Mitteilung Dr. Knöpflers verkauften sie 1816 V 24 die Papiermühle in der Vorstadt St. Nicola samt Wohngebäude an Johann Forster um 10.000 fl. Johann Georg war auch Stadtrat – 1808 bereits „freiresigniert“ – und wirklicher Hauptmann der Nationalgarde. Die beiden Ehegatten starben bald nacheinander u. zw. Johann Georg 1824 II 15 und Maria Thekla 1824 VII 9.
Über den Tod des ersteren erfahren wir aus dem Tagebuche seines Schwiegersohnes Joachim von Schidenhofen, dass er während eines Besuches bei seiner Tochter Katharina Fahrmbacher von einem Schlaganfalle dahingerafft wurde. 1824 II 17 „wurde die sterbliche Hülle dieses von seinen Mitbürgern und seiner Familie so tief betrauerten redlichen Mannes mit militärischen Ehren unter Begleitung des Offiziers-Corps, der Beamten, Honoratioren und gesamten Bürgerschaft in dem neuen Gottesacker zur Erde bestattet.“ Thekla Schmid hingegen verschied nach einem langen und schmerzlichen Krankenlager.
Über ihren Familienstand konnte ich nur zum geringen Teile aus den Kirchenbüchern – das Taufbuch von St. Nicola fehlt ja um diese Zeit –, mehr aber aus verschiedenen alten Parten, Vermählungs- und Verlobungsanzeigen sowie verschiedenen Bemerkungen im Schidenhofen-Tagebuche folgendes Bild gewinnen:
1. Sebastian Johann Georg, geb. 1784 IX 23 in Landshut (St. Nicola); von ihm wie auch von den beiden weiters genannten Brüdern fehlt – auch in den Familienpapieren – jede Spur; sie scheinen also früh gestorben zu sein.
2. Anna Katharina, geb.1785 VIII 6 in Landshut (St. Nicola, + 1868 I 5 ebendort; Stadtpf. St. Jodok). Sie war mit dem Tabakfabriksbesitzer und Assessor am Wechsel- und Mercantilgericht Max Fahrmbacher (geb. c.1776, + 1846 IX 3 in Landshut) verheiratet. Kinder dieses Paares – vermutlich wenigstens – sind Georg Fahrmbacher, auch Tabak¬fabrikant, später Mitglied des Direktoriums der bayrischen Hypotheken- und Wechselbank in München, wo er auch 1875 X 14 (Pf. St. Bonifaz) 63jährig starb, und Christof Alfred Fahrmbacher, Buchhändler in Augsburg, der sich 1847 I 12 mit Rosa Stahel vermählte.
In Landshut setzte die Familie Alois Fahrmbacher, Tabakfabrikant – wohl ein Sohn Georgs aus dessen Ehe mit ? Elise Knorr – fort, der sich laut einer Anzeige ohne Datum mit Mathilde Schettinger verlobte. Eine Pauline Fahrmbacher, die sich 1864 mit Adolf Fürst verlobte, ist wahrscheinlich seine Schwester. Die Linzer Schidenhofen standen mit der Familie Fahrmbacher noch in ziemlich regem Verkehr. Ich habe versuche, mich mit einem Namensträger in Landshut, Referendar (1927) Georg Fahrmbacher, in Verbindung zu setzen, doch blieb mein Schreiben unbeantwortet. Von
3. Johann Georg, geb. 1786 VII 23 und
4. Franz Xaver, geb. 1788 X 19 gilt das oben bei 1. gesagte.
5. Theresia, geb. ca.1789, + 1849 VIII 16 zu Kronwinkel, war die Gattin des 1848 III 10 ebendort verstorbenen Georg Anton Hirschberger Graf von Preysing-Lichtenegg-Moos’schen Patrimonialgerichtshalter und Rentenverwalter zu Kronwinkel. Ein Sohn dieses Paares dürfte Max (? von) Hirschberger sein, der nach 1873 II starb und mit Helene Wimmer (geb. c. 1812, + 1873 II 23 auf Schloss Ast) verheiratet war. Dessen Sohn Max Hirschberger verehelicht mit Anna Wittmann, geb. c.1844, + 1873, XI 16 in Landshut und auf Schloss Ast begraben. In der Todesnachricht sind zwei Söhne, Max und Anton Hirschberger genannt.
6. Josefa, geb. c.1791, + 1834 XI 21 zu Landshut, war mit dem Salzburger Kaufmann Franz Himmelstoß (+ 1846 VI 15) verheiratet; durch diese Familie lernte Joachim von Schidenhofen seine Frau kennen. Ob Nachkommen vorhanden waren, ist mir nicht bekannt.
7. Anna Maria, meine Großmutter Schidenhofen.
8. Thekla; diese starb 1868 IV 26 in Landshut als Witwe nach dem Wundarzt und Stadtarzt Leuk (+ 1844 IV 20) daselbst. Auch hier ist mir nichts von einer Nachkommenschaft bekannt. Soviel über die Familie Schmid. Im Besitze der Familie von Grimburg in St. Pölten befinden sich einige Schmid’sche Familienbilder.
Joachim von Schidenhofen war 1816 III 8 in Mauerkirchen eingetroffen und hatte am 10. und 11. durch den Extradierungs-Kommissär Landrat Kutter von Braunau a. Inn das Amt von dem nach Baiern zurücktretenden Landrichter Hummel übernommen. Nach der zunächst provisorischen Übernahme in österreichische Dienste wurde er mit Dekret von 1823 V 23 definitiv bei dem nunmehr als Pfleggericht bezeichneten ehemaligen Landgericht Mauerkirchen als Pfleger I. Klasse eingewiesen und beeidigt. Durch Dekret der Obersten Justizstelle von 1831 X 30 wurde ihm beim k.k. Oberösterreichischen Stadt- und Landrecht zu Linz die erledigte Landratstelle verliehen. Anlässlich seiner Abreise von Mauerkirchen 1832 V 11 wurden ihm von der Bevölkerung große Ehrungen erwiesen – es ist auch ein Abschiedsgedicht erhalten. Er selbst schreibt darüber: „Die rührenden Beweise der Anhänglichkeit und Zuneigung, die ich bei Gelegenheit des Abtrittes von meiner mehr als 16 jährigen Amtsführung vor den biederen Bewohnern des Pfleggerichtes Mauerkirchen erhielt, werde ich Zeit meines Lebens nicht vergessen“ Die Verabschiedung ist auch auf einem in Grimburgischen Besitz befindlichen Aquarell dargestellt.
1832 V 15 trat Joachim von Schidenhofen seine neue Funktion in Linz an und wurde vor dem versammelten Stadt- und Landrecht beeidigt. Hier wohnte die Familie zunächst im Depilhause am Hauptplatz, das heute nicht mehr steht. Es war das Eckhaus in der Badgasse und ist beim Brückenumbau abgebrochen und in Verbindung mit dem anstelle des alten „neuen Sparkassagebäudes“ errichteten neuen Amtsgebäude neu aufgebaut worden. Die Badgasse ist in diesem Stück verschwunden.
Die, wie wir sehen werden, sehr stattliche Familie von Schidenhofen führte auch in Linz – wenn auch gesellschaftlich ziemlich zurückgezogen – ein herrschaftliches Haus, wobei sie von überaus tüchtigen, treuen und verlässlichen Dienstboten, so insbesondere dem Diener Johann Lechner und der Köchin Regina unterstützt wurde, die beide über ein Menschenalter in ihren Diensten standen. Von besonderen Ereignissen – außer den die noch zu besprechenden Familienmitglieder betreffenden – ist mir nichts bekannt geworden. 1843 X 27 (30) verkaufte Schidenhofen an Georg Winkler, Privat in Salzburg, um 10.500 fl CM. (12.600 fl WW) sämtliche Urbarial- und Zehentrenten, wie er sie durch den Erbausgleichsvertrag von 1824 an sich gebracht hatte. Hiezu bewogen ihn seine weite Entfernung von Salzburg, die zerstreute Lage dieser Untertanen und die Schwierigkeit der Bearbeitung der Urbarial- und Zehentbekenntnisse und andere ungünstige Aussichten für die Zukunft. Die Zahlung wurde in Bar geleistet.
1846 IV 20 überreichte Schidenhofen nach zurückgelegtem 40. Dienstjahre sein Majestätsgesuch um Versetzung in den Ruhestand beim Präsidenten R. v. Mader, dem mit AH. Entschließung von 1846 VII 25 stattgegeben wurde, wobei ihm die allerhöchste Zufriedenheit mit seiner vieljährigen, treuen und eifrigen Dienstleistung ausgedrückt wurde. Die Pension betrug 1.800 fl jährlich. Das Stadt- und Landrecht sprach sein Bedauern über den Austritt eines durch Rechtschaffenheit, Geschäfts¬eifer, Kenntnisse und Erfahrung so ausgezeichneten Mitgliedes aus. 1850 VII 7 feierte Präsident Hieronymus Freiherr von Kleimayrn mit seiner Gemahlin Anna, die Schwiegereltern der Tochter Isabella Joachim von Schidenhofens, das goldene Ehejubiläum und aus diesem Anlasse reiste Joachim mit seinem gleichnamigen ältesten Sohne 1850 VIII 23 mittels des Dampfschiffes nach Wien, wo sie das Jubelpaar in seinem Sommersitz in Hietzing besuchten und Sehenswürdigkeiten von Wien und Umgebung besichtigten. VIII 23 kamen sie wieder nach Linz zurück. Schon IX 26 ging Schidenhofen wieder auf Reisen, diesmal mit seiner Gemahlin. Die Fahrt, die mit Eilpost durchgeführt wurde, führte nach Salzburg zu Schwester Seefeldner, von wo auch der andern Schwester, der Majorswitwe Lenker in Laufen nächst Triebenbach ein Besuch abgestattet wurde; X 23 kehrte das Paar wieder nach Linz zurück.
1861 III 30 erkrankte Joachim von Schidenhofen an „Schleimfieber“ (Bronchitis – Pneumonie). Am nächsten Tage kam Besuch aus Salzburg: sein Neffe Friedrich Seefeldner mit Gattin und zwei Töchtern, Luise und Mathilde, doch wurde aus der Überraschung ein Krankenbesuch. 1861 IV 1 wurde Joachim von Schidenhofen mit den heil. Sterbesakramenten versehen; nach einer vorübergehenden Besserung trat 1861 IV 9 der Tod ein.
Im Winter 1873/74 wurde die Familie durch mehrere Fälle schwarzer Blattern heimgesucht; man nahm an, dass der Sohn Joachim die Krankheit von einem Besuche der Wiener Weltausstellung mitgebracht hatte, da er als erster davon befallen wurde. Im Ganzen erkrankten daran 5 Personen, darunter die beiden alten Bediensteten, die der Krankheit auch erlagen, u. zw. Regina Meßenböck 1873 XII 25 nach 52jähriger und 1874 I 15 Johann Lechner nach 48jähriger Dienstzeit in der Familie. Diese wohnte übrigens um diese Zeit nicht mehr im Depilhause, sondern etwas weiter oben am Hauptplatz im „Schalkhaus“ Nr. 28, jetzt Nr. 17.
Nach sechzehnjährigem Witwenstand folgte 1877 XII 26 Anna von Schidenhofen geb. Schmid im hohen Alter von 85 Jahren ihrem Gatten im Tode nach.
Joachim und Anna von Schidenhofen hatten 7 Kinder u. zw.:
1. Joachim, geb.1816 VI 29 zu Mauerkirchen, + 1883 XI 7 zu Linz, Promenade 25, wo er mit seinem Bruder Heinrich als Pensionist eine schöne Wohnung innehatte. Er war Beamter der Staatsbuchhaltung und hauptsächlich bei der Abteilung dieser Buchhaltung in Salzburg in Verwendung. 1855 scheint er dort als Rechnungsoffizial, wohnhaft Rathausplatz Nr. 221, auf und ist hiebei als Landmann von Tirol und Salzburg bezeichnet. Außer der obenerwähnten Blatternerkrankung, deren Spuren ihm verblieben, ist mir aus seinem Leben nichts bemerkenswertes bekannt geworden; er blieb unverehelicht.
2. Louise (Maria Aloisia Ernestine), geb. 1818 III 30, verehelichte Edle von Anthoine, meine Urgroßmutter, von ihr ist bereits im 3. Abschnitt dieses Teiles der Familiengeschichte berichtet worden.
3. Julie (Maria Anna Juliana), geb. 1819 II 16. Sie wuchs im Elternhause heran. 1839 XII 31 hielt Wilhelm Grimus Ritter von Grimburg, Konzipist beim ständischen Verordneten-Kollegium und Landstand in Österreich ob der Enns, (geb. 1818 V 14) um ihre Hand an und 1840 II 17 fand in der Linzer Stadtpfarrkirche die Trauung statt, an die sich ein Souper im Hause der Brauteltern Schloss. Unter den Hochzeitsgästen erwähnt das von Grimburg fortgeführte Schidenhofen'sche Tagebuch die Frau Pflegerin Josefa von Steyrer als Nichte des Anton von Grimburg, des Vaters des Bräutigams. Da die Steyrer von Riedenburg zu den Mäderer-Nachkommen zählen (s. III. Teil dieser Familiengesch.) und überdies die gleichnamige Tochter des Genannten als Gattin des Karl Ehrlich eine direkte Vorfahrin der Familie Fossel in Graz (s. ebendort) ist, sei auf diesen Zusammenhang hier hingewiesen. Auch ist dort Fräulein Jeanette Ziegler aus Braunau erwähnt. Eine solche kommt auch in Briefen Johann von Anthoines als Schidenhofen'sche Verwandte vor. Da zwei Zieglerische neben Weyrother in der Schidenhofengruft bei St. Sebastian in Salzburg begraben sind, so vermute ich, dass sie aus der Familie Weyrother stammt. Jeanette dürfte eine Tochter des Landesgerichtsrates Wilhelm Ziegler (geb.1796 III 12, + 1859 III 26) und seiner Frau Walburga (geb. 1802 XII 10, + 1867 V 17) sein, deren Kreuze in der Einfriedung der Gruft aufgestellt waren.
Die Familie Grimus von Grimburg – ihre Mitglieder schrieben sich meist nach dem Prädikat „von Grimburg“ – stammt aus dem niederösterreichischen Waldviertel. 1677 VI 3 erhob Kaiser Leopold I. den General-Feld-Kriegskassen-Kassierer Bartholomäus Grimus mit dem obigen Prädikate in den Adelstand. Seine Eltern waren Johann Grimus, Schneider, Bierbrauer und Bürger zu Weitra in NÖ und Maria, geb. Weinpolder. Ein Nachkomme des Bartholomäus war Dr. Anton von Grimburg, geb.1772 XI 25 in Gschwent (Pf. Neuhofen a. d. Krems OÖ. ), wo sein Vater Pfleg- und Land¬ger¬ichtsverwalter der Herrschaft war, und der 1823 III 1 in den jungen Ritterstand von Österreich ob der Enns aufgenommen wurde, nachdem er das landtäfliche Gut Freisitz Ruefling nächst Leonding bei Linz erworben hatte, mit dem er auch den Freisitz Painherrnhof in der Ortschaft Holzheim bei Linz zu einer Herrschaft vereinigte. Auch sein Vetter, Franz Xaver von Grimburg, Pfleger des Freiherr von Schiefer’schen Beneficiums zu Eferding, wurde 1838 II 17 bei den Oberösterreichischen Ständen immatrikuliert. Antons Sohn Wilhelm, der Gemahl Julie von Schidenhofens, sowie die Söhne Franz Xavers: Friedrich Wilhelm, Appellationsrat, Franz Xaver, Apotheker, Michael Adolf, Domänenverwalter und Carl, Pfleger, wurden mit Kaiserlichem Diplom von 1850 V 24 in den erblichen österreichischen Ritterstand erhoben.
Anton von Grimburg der in Wels die Advokatur ausübte, war in erster Ehe mit ….. Öhner, Tochter des …… in Wien und der ……… Bibanso verehelicht. Ich weise auf eine mögliche Abstammung dieser Öhner von einer der Familien Öhner in Oberneukirchen OÖ hin, von denen eine eine Marckhgott-Tochter zur Stammmutter hat. Positive Feststellungen in dieser Richtung konnte ich nicht machen; tatsächlich sind Beziehungen der Oberneukirchener Öhner zu Wien nachweisbar. Die zweite Gattin Anton von Grimburgs war Josefa Mainoni (geb. 1785, + 1846 XI 29).
Wilhelm und Julie von Grimburg wohnten in der Zeit nach ihrer Vermählung in ihrem Hause Nr. 824 nächst der Kapuzinerkirche. Dieses war ein ausgedehntes, einstöckiges, barockes Herrschaftshaus mit großem Garten, Ecke Baumbach und Kapuzinerstraße, in dem sich später die Anstalt zum guten Hirten befand, die anstelle dieses Hauses unter Einbeziehung des Gartens ein neues, großes Anstaltsgebäude errichtete. Die Familie von Grimburg wohnte dann durch Jahrzehnte im Hause Baumbachstraße Nr. 10 im 2.Stock, wo ich schon als Kind häufig hinkam und auch noch den alten Großonkel kennen lernte. Die Großtante habe ich einmal beim Schreibtisch fotografiert, das Bild ist als Porträt misslungen, es kommt ihm aber insoferne familiengeschichtliche Bedeutung zu, als darauf im Hintergrunde eine Gruppe von Ahnenbildern festgehalten ist.
Landessekretär – damals der höchste rechtskundige Landesbeamte, entsprechend dem früheren ständischen Syndikus – Wilhelm Grimus Ritter von Grimburg starb, längst im Ruhestande, 1886 V 4 in Linz. Seine Frau, „Tante Grimburg“, folgte ihm erst 1898 VII 8 im Tode nach.
Das Paar hatte 5 Kinder:
a) Wilhelm, geb. 1840 XII 4, + 1907 XII 30 als k.k. Oberbaurat und Vorstand des technischen Departements der k.k. Statthalterei in Linz im Ruhestande. Da er unverheiratet geblieben war, wohnte er bei den Eltern und verblieb auch nach dem Tode der Mutter in der elterlichen Wohnung, die er nun mit seinem Bruder August teilte, mit dem er den Haushalt weiterführte.
b) Julius, geb. 1842 II 16 in Linz; er studierte Jus, erwarb das Doktorat und wandte sich der gerichtlichen Laufbahn zu, aus der er als Oberlandesgerichtsrat und leitender Staatsanwalt beim Landesgericht in Salzburg in den Ruhestand trat. Er vermählte sich 1880 XI 15 mit Marietta von Menninger, geb. 1848 I 30, + 1918 XI 2. Julius war gesundheitlich von schwächlicher Konstitution und Tante Marietta hatte viele Jahre hindurch an einem schweren Gichtleiden zu tragen.
Sie hatten eine Tochter, Julie, geb. 1881 XI 3, welche nach dem Tode der Mutter den Vater liebevoll bis an dessen 1928 VII 15 erfolgten Tode betreute. Ich befand mich damals geschäftlich in Salzburg, wollte Grimburg einen Besuch abstatten und erfuhr erst dort den am Vortag eingetretenen Todesfall und konnte so am Leichenbegängnisse teilnehmen. Julie hat, da das elterliche Vermögen durch die Inflation zugrunde gegangen war, mit Sorgen zu kämpfen und sucht, soweit es ihre schwache Gesundheit erlaubt, sich durch Handarbeiten einen Verdienst zu erwerben.
c) Anton, geb. 1843 IV 20; auch er wandte sich nach absolviertem Rechtsstudium der richterlichen Laufbahn zu, war zuerst in Oberösterreich an den Bezirksgerichten Urfahr, Ottensheim und Wels und in Niederösterreich in Kirchberg am Wagram tätig, dann kam er zur Staatsanwaltschaft beim Kreisgericht St. Pölten, wo er seine Tätigkeit als Hofrat und erster Staatsanwalt beschloss. 1921 VII 4 starb er nach kurzem schmerzlichen Leiden.
Er war seit 1877 III 13 mit Amalia Raschendorfer, geb. 1854 V 8 in Hainburg NÖ, Tochter des k.k. Notars Anton Raschendorfer zu Kirchberg am Wagram (geb.1816, + 1870 XI 4) und dessen Gattin Amalie, geb. Butschek (geb.1816 zu Brünn, + 1870 VI 30 zu Kirchberg) vermählt, die ihm 4 Söhne schenkte:
aa) Wilhelm, geb.1878 V 6 zu Urfahr; er war gleichzeitig mit meinem Bruder Heinrich Rechthörer an der Wiener Universität; beide hatten durch mehrere Jahre eine gemeinsame Bude in der Schmidgasse im VIII. Bezirk inne. Wilhelm promovierte zum Doktor der Rechte, trat in den Finanzdienst ein und war längere Zeit bei den Finanz-Bezirksdirektionen in Wien und St. Pölten in Verwendung. Zuletzt leitete er die Bezirkssteuerbehörde in St. Pölten und trat als Hofrat in den Ruhestand. Infolge eines Unfalles, den er 1913 erlitt, war er seither teilweise gelähmt und konnte sich nur mühselig mit Hilfe zweier Stöcke fortbewegen. Trotzdem versah er seinen Dienst und musste sogar eine zeitlang täglich zwischen St. Pölten und Wien hin- und herfahren. Erst spät, in dem Bewusstsein, beim Verlust seiner guten Mutter auf familiäre Hilfe angewiesen zu sein, heiratete er 1929 VII 3 Marianne Wallenböck (geb. 1883 II 11), welche ihn bis zu seinem Tode in liebevollster Weise betreute, nachdem seine Mutter Amalie 1936 IV 13 gestorben war. Diese war eine überaus verständige, tüchtige und tätige Hausfrau voll unermüdlicher Fürsorge für die Ihren.
Wilhelm starb 1942 I 27; ich nahm an seinem Leichenbegängnis in St. Pölten (Waldfriedhof), wie auch schon früher an dem Tante Amaliens teil.
bb) Anton, geb. 1882 III 22 in Wels, studierte Pharmazie, wurde Magister, zog sich aber durch einen Sturz ein schweres Gehirnleiden zu, dem er 1913 V 6 in Genua erlag. Wir kamen, während er einen Teil seiner Militärdienstpflicht im Garnisonsspital in Linz leistete, öfter zusammen,
cc) Oskar, geb.1883 XI 30 in Wels, studierte Jus, erwarb das Doktorat und beschritt die richterliche Laufbahn. Längere Zeit war er beim Bezirksgericht Amstetten NÖ tätig, von wo ihn 1914 der Weltkrieg als Reserve-Offizier – er hatte als Einjährig-Freiwilliger in Linz bei dem damals hier stationierten Salzburger Hausregiment Infanterie-Regiment Erzherzog Rainer Nr. 59 gedient – zu den Waffen rief. Er geriet in russische Kriegsgefangenschaft, während der er im Lager Krasnojarsk in Sibirien als Pfleger an Flecktyphus erkrankter Kameraden selbst von dieser gefährlichen Krankheit befallen wurde, sie aber glücklich überstand. Ein abenteuerlicher Fluchtversuch auf dem Jenissei 1915 misslang, aber im Frühjahr 1918, als sich die Ordnung in Russland auflöste, konnte er sich auf nicht minder gefährliche Weise in die Heimat durchschlagen, von wo er neuerlich als Oberleutnant und Kompaniekommandant an die Front – diesmal gegen Italien – ging und bis Kriegsende verblieb. Dann nahm er seinen Zivildienst wieder auf, verehelichte sich 1920 X 7 mit der Tochter Hella seines Chefs, des Hofrates und Gerichtsvorstehers Gabriel Ritter von Jessernigg (geb.1861 V l in Klagenfurt, + 1927 I 18 in Amstetten) und dessen Gemahlin Maria, geb. Fischer. Oskar kam 1924 zum Kreisgericht in seine Heimatstadt St. Pölten, wo er bis zum Oberlandesgerichtsrat vorrückte und mit seiner Familie eine sehr liebe Wohnung in einem von Prandtauer erbauten kleinen Haus innehatte. Hier wuchsen die 3 Kinder des Paares: Huberta, geb. 1921 II 24 zu Amstetten, Wilhelm, geb. 1923 III 14 ebendort und Heinrich, geb. 1926 VIII 6 zu Klagenfurt, heran. Den Sommer bringt die Familie nämlich meist auf der Jessernigschen Besitzung in Töllerberg bei Völkermarkt in Kärnten zu.
dd) Heinrich, geb. 1885 III 7 in Wels, absolvierte gleichfalls das Rechtestudium und erwarb das Doktorat. Er trat in den politischen Verwaltungsdienst ein, als kk. Statthalterei-Kon¬zipist rückte auch er beim Kriegsausbruch 1914 als Reserveoffizier ein und fand 1916 XI 7 als Oberleutnant und Kommandant der 6. Feldkompanie des k.u.k. Infanterie-Regiments Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 am russischen Kriegsschauplatz bei Bordulaki den Heldentod. Seine Leiche wurde nach St. Pölten herführt und dort im Waldfriedhofe bestattet.
d) August, geb. 1844 VI l trat nach absolviertem Jusstudium und Erwerbung des Doktorates bei der Finanzlandesdirektion in Wien in den Staatsdienst, trat dann zur k.k. Finanzprokuratur über. 1896 wurde er über sein Ansuchen zur Finanzprokuratur in Linz als Vorstand und Finanzprokurator versetzt und trat hier als k.k. Hofrat in den Ruhestand. Schon früh war er für eine besondere fachliche Leistung mit dem Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens ausgezeichnet worden, dem später der Orden der Eisernen Krone III. Klasse und anlässlich seiner Pensionierung das Komthurkreuz des Franz-Josef-Ordens folgten. Da er unverheiratet blieb, zog er 1898 nach dem Tode seiner Mutter zu seinem Bruder Wilhelm, mit dem er nun in der elterlichen Wohnung den von der Mutter herkommenden Haushalt – auch später allein nach Wilhelms Tode – weiterführte. Er wurde 1893 mein Firmpate und nach dem Tode meiner Eltern mein und meines Bruders Vormund. Er hat sich stets mit großer Gewissenhaftigkeit unserer Angelegenheiten angenommen und auch meine Anstellung bei der Finanz-Direktion in Linz in die Wege geleitet.
August von Grimburg war der Typus eines hochgebildeten, mit hohem Berufsethos ausgestatteten altösterreichischen Beamten, ein letzter Repräsentant jener Gesellschaftsschichte, welcher die österreichische Kultur ihren Weltruf verdankt. Durch seinen laugen Aufenthalt in Wien hatte er etwas von jenem gehobenen Wienertum angenommen, über dem noch – bis zum ersten Weltkrieg – ein Hauch des Biedermeier schwebte.
Onkel August erlag 1917 VI 29 einem Schlaganfall. Er hatte zur besseren Ausnutzung des Schidenhofen-Kleimayrn'schen Epitaphes am Linzer Friedhof die Überreste seiner Eltern und seines Bruders dorthin übertragen lassen und ist auch dort bestattet.
e) Mathilde, geb. 1845 XI 15, + 1876 XII 13, war ein zartes, schwäch¬liches und später lange Jahre recht kränkliches Mädchen; meine Tanten haben oft von ihr in teilnehmender Erinnerung gesprochen.
4. Heinrich von Schidenhofen zu Stumm, geb. 1820 III 2, trat in den Staats¬dienst beim Lottogefälle ein und war u. a. längere Zeit in Triest stationiert. Er trat als k.k. Lottoamtsarchivar in den Ruhestand. Wie sein Bruder Joachim Junggeselle, führte er mit diesem einen dem seinerzeitigen elterlichen entsprechenden Haushalt in einer schönen und geräumigen Wohnung im Dierzerschen Hause Promenade 10 in Linz. Auch hier muss ich wieder zweier treuen Bediensteten gedenken, u. zw. Fanni Rapoltsberger (geb. 1832, + 1886 XII 11) und deren gleichnamige Tochter (geb. 1855 X 11 in Klinset, Gde. Pram OÖ), die zunächst neben ihrer Mutter und dann selbständig den Schidenhofen'schen Haushalt führte und sich auch nachher mit beispielhafter Treue der Pflege der Familiengrabstätte am Linzer Friedhof widmete.
Da Heinrich von Schidenhofen seine beiden unverheirateten Brüder überlebt hatte und selbst unverehelicht geblieben war, erlosch mit seinem Tode 1894 II 9 (Linz, Pf. St. Mathias) der Schidenhofen'sche Mannstamm. Onkel Heinrich war, wie wir schon früher gehört haben, der Vormund der Johann von Anthoine’schen Waisen und hat sich um sie auch später immer in liebevoller und munificenter Weise angenommen.
Er betreute auch das Schidenhofen'sche Familienerbe, soweit es bei der Teilung von 1924 beim Mannstamm verblieb. Nach seinem Tode kamen diese Erbstücke an seine drei Geschwister bzw. deren Nachkommen, wobei der Familienschmuck und andere wertvolle Stücke größtenteils an Tante Schultes (s. unten) in Wien und die Familienschriften und Andenken an Tante Grimburg kamen; der Ausgleich erfolgte bei Verteilung des ziemlich beträchtlichen, größtenteils in Staatspapieren angelegten Vermögens. Der Verstorbene hatte auch meinen Bruder und mich mit besonders für uns angelegten Sparkassebüchern bedacht. Von den an uns über Anthoine gelangten Schidenhofenschen Erbstücken möchte ich erwähnen: Ölporträts alter Schidenhofen, die sich in einem stark beschädigten und unansehnlichen Zustand befanden, aber nun nach Restaurierung sich wieder würdig präsentieren. Nach Befragen Oskar Seefeldners konnte ich dieselben wie folgt identifizieren: 1. das etwas kleinere Porträt des Kajetanerpaters Wilhelm Maria von Schidenhofen, 2. Georg Ulrich von Schidenhofen, 3. u. 4. Caspar Joachim von Schidenhofen und seine Gattin Josefa, 5. Joachim Ferdinand von Schidenhofen, ferner ein koloriertes Foto aus der ersten Zeit dieser Darstellungstechnik, das den Landrat Joachim von Schidenhofen mit seiner Gattin Anna zeigt. Besonders erwähnen möchte ich einige alte Bücher u. zw. die Vischerschen Topographien von Ober- und Niederösterreich, letztere allerdings ohne den Textteil. Ferner ein Turnierbuch von Hans von Frankolin „Röm. Kais. Maj. Ehrenhold“, das auf 59 Blättern mit vielen Kupferstichen eine Beschreibung eines Turniers zu Wien (ohne Angabe des Jahres) enthält. Angeschlossen ist eine ebensolche Schil¬derung des berühmten Turniers zu Lintz 1549 VIII 24, das auch Pfandl in seinem Buche über Philipp II. von Spanien und zwar offenbar aus derselben in französischer Sprache abgefassten Originaldarstellung beschreibt. Das Buch ist 1566 bei Georg Raben in Frankfurt am Main gedruckt und bei Sigmund Feyerabend und Simon Huter verlegt. Endlich ein französisches Exercier-Reglement „le soldat militaire ...“ von Gapitaine Collorabon, gedruckt und verlegt zu Dijon 1632 bei Nicolas Spirinx. Das Buch enthält Abbildungen der einzelnen Handhabungen der Muskete und der Pike, Aufstellungsschemata und erläuternden Text. Auf dem Vorstoßblatte ist handschriftlich der Spruch geschrieben: „Pour un plaisir mille dolurs ont les amans et les chassers“.
5. Isabella, geb. 1823 III 21 zu Mauerkirchen; sie vermählte sich 1846 V 23 zu Linz mit dem Oberleutnant Leopold Freiherrn von Kleimayrn (geb. 1819 V 20, + 1880 V 6 in Wien). Dieser war ein Sohn des Hieronymus Freiherrn von Kleimayrn (geb. 1772 IX 30, + 1852 XI 22), Präsident des k.k. Mercantil- und Wechselgerichtes in Wien, der seit 1800 VII 7 mit Maria Anna geb. Gräfin von Platz vermählt war (+1866 III 21). Die Kleimayrn waren ein altes Salzburger Geschlecht , dessen Mitglieder ebenso wie die Schidenhofen, mit denen sie durch Generationen befreundet waren, hohe Ämter am fürstlichen Hofe bekleideten. Am St. Petersfriedhof findet sich eine Kleimayrnsche Familiengrabstätte in der ersten Arkade links vom Eingang von der Drahtseilbahn her.
Der Ehe Leopold und Isabella von Kleimayrn entsprossen 5 Kinder:
a) Hugo, geb. 1847 II 31 in Wien, + 1848 VII 2 in Linz,
b) Leopold, geb. 1843 VI 26 in Linz, + 1848 VII 4 in Linz.
Damals war die Mutter vor der Revolution aus Wien geflüchtet und 1848 V 30 in Linz bei ihren Eltern mit Magd und Kind eingetroffen, wo dann Leopold zur Welt kam; beide Kinder aber starben; der Vater kam nur auf kurze Zeit, er musste 1848 VII 15 zur Armee nach Italien abgehen ,
c) Anna Theresia, geb.1851 XI 25 in Lemberg. Sie vermählte sich 1876 IV 13 in Wien mit Karl Mathias Ritter Schultes von Felzdorf und Tzimitz (geb. 1843 III 27, + 1912 XII 11 in Wien), Sohn des Ministerialrates Karl Ritter von Schultes und der Huberta geb. Freiin von Buschmann (+ 1877 I 12 in Wien). Seines Vaters Bruder war der Abt Sigismund Schultes OSB des Wiener Schottenstiftes. Auch die Familie Schultes wohnte im Schottenhof.
Onkel Schultes war bei der Finanzprokuratur in Wien ein Amts¬kol¬lege August Grimburgs gewesen, trat aber dann in Dienste des k.u.k. Ministeriums des Kaiserlichen Hauses und des Äußern über, wo er zuletzt als k.u.k. Hofrat die Geschäfte eines Notars des Allerhöchsten Kaiserhauses führte. Ein schwieriges, dornenvolles Amt, da die von ihm abzufassenden Verträge oft heikelster Natur waren. So erzählte er, dass er anlässlich der morganatischen Ehe des Erzherzog-Tronfolgers Franz Ferdinand wegen der vom Kaiser auf Grund der Familiengesetze verlangten Renuntiation der Descendenz mit ersterem in schweren Konflikt geriet, der wohl auch bei dem mittlerweile gesteigerten Einfluss des Erzherzogs die Ursache war, dass er bei seinem Scheiden aus dem aktiven Dienste lediglich mit dem Titel eines Sektionschefs ausgezeichnet wurde, statt der seiner Stellung angemessnen Verleihung der Geheimen Ratswürde. Früher war Schultes bereits mit dem kais. österr. Leopoldorden ausgezeichnet und in den Freiherrnstand erhoben worden, wobei er seinem Namen den Geschlechtsnamen seiner Gemahlin beifügte. Außerdem besaß er ein ganzes Kästchen voll ausländischer Orden, darunter auch einen chinesischen und siamesischen.
Mein Bruder Heinrich und ich haben in unserer Hochschulzeit viel im Hause Schultes verkehrt und waren oft dort zu Tische geladen; 190l IV 18 war ich auch – damals Einjährig-Freiwilliger in Wien – Gast bei der im engsten Familienkreise stattfindenden silbernen Hochzeitsfeier von Onkel und Tante Schultes. Den Sommer brachte die Familie stets in Ischl zu, da der Onkel auch während des kaiserlichen Sommersejours Sr. Majestät zur Verfügung stehen musste.
Aus der Ehe ging ein Sohn Karl Leopold (Carlo) hervor, der 1877 VII 18 das Licht der Welt erblickte; er studierte Jus, erwarb das Doktorat und war zuletzt Sektionsrat im Staatsamt für Unterricht, wo er im Kunstreferat tätig war; er war mit Fräulein Maria Frieba verlobt, starb aber schon 1920 II 27, seine Mutter, die in geschäftlichen Dingen ohne Erfahrung war, in der damaligen schweren Nachkriegszeit allein lassend. Sie erlitt auch in der Folge nicht nur durch die Inflation, sondern auch durch ungetreue Vertrauenspersonen schwere Verluste, so dass das sehr beträchtliche Vermögen verschwand, darunter auch wertvolle Schidenhofensche Erbstücke. Es verblieb nur ein ganz geringfügiger Nachlass, von dem auch ein Teil auf Grund des Testamentes Tante Sophie von Anthoine zufiel. Auf eine zu meinen Gunsten angeordnete Substitution verzichtete ich, um das geringe Kapital der Tante zur freien Verfügung zukommen zu lassen.
d) Maria Isabella Antonia Barbara, geb. 1852 XII 4 zu Lemberg , vermählte sich 1883 VI 2 mit Friedrich Freiherrn von Weigelsberg (geb. 1844 X 26, + 1892 III 11), zuletzt k.u.k Oberst und Kommandant des Dragoner-Regiments Kaiser Ferdinand Nr. 4. Er hatte den Feldzug in Schleswig-Holstein und jedenfalls auch den von 1866 mitgemacht und war eine Zeit lang auch Flügeladjutant Sr. Majestät des Kaisers. Er war mit dem Orden der Eisernen Krone ausgezeichnet und Besitzer vieler ausländischer Orden. Das Regiment, dessen Stammgarnison Erms war, war zur Zeit seines Todes in Wiener-Neustadt stationiert. Nach dem frühen, unerwartet jäh eingetretenen Tode ihres Gatten wohnte Marie mit ihrer gleichnamigen Tochter (geb. 1886 VII 9) in Wien, doch war sie eine schlechte Wirtschafterin und durch die Nachkriegsverhältnisse verarmte sie völlig. Als dann ihre Tochter Marie, die unverehelicht geblieben war, 1926 III 7 starb, brach sie zusammen; sie wurde schwer krank in das Versorgungshaus der Stadt Wien gebracht und starb dort schon 20 Tage später 1926 III 27.
e) Hieronymus, geb. 1854 IV 9, + 1856 I 18.
Die ohnehin schon immer kränkelnde Mutter Isabella Freifrau von Kleimayrn geb. von Schidenhofen starb 1858 II 16 zu Grätsch bei Meran, wo sie Besserung ihres Lungenleidens gesucht hatte. Die Leiche wurde nach Linz überführt und am hiesigen Friedhof in der später auch von Schidenhofen'schen Grabstätte bestattet. Der Vater Leopold Freiherr von Kleimayrn verheiratete sich 1865 zum zweiten Mal u. zw. mit Melanie geb. von Gaguitsch und starb 1880 V 6 als k.u.k. Kämmerer und Oberstleutnant, seine Witwe 1914 V 27 in Graz.
6. Mathilde, geb. und + 1825 III 11 und VII 21,
7. Albert von Schidenhofen zu Stumm, geb. 1826 XI 14 in Mauerkirchen, trat bei der Oberösterreichischen Landesbuchhaltung ein. Er war immer kränklich und starb als Pensionist 1870 I 7 unverheiratet zu Linz.
Damit schließt die Geschichte der Familie von Schidenhofen, die ich in ihrem jüngeren Teile nur flüchtig behandeln konnte, obwohl Tante Sophie gerade hiefür noch manches Material zusammengetragen hatte, das aber mit Rücksicht auf den ohnehin schon verhältnismäßig übergroßen Umfang dieses, dem Anthoineschen Frauenstamme gewidmeten Teiles unserer Familiengeschichte darin nicht mehr Platz finden konnte. Auch musste ich darauf verzichten, verschiedenen sich andeutenden Zusammenhängen nachzugehen.