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Anthoine: Die Familien von Müllern (IX. - IV. Ahnenreihe), von Biber (VII. - V. Ahnenreihe), von Heyperg und Pankirchen (IX. - VI. Ahnenreihe)

Durch die Heirat Johann von Anthoines mit Franziska von Müllern treten deren Vorfahren in unseren Ahnenkreis ein; von ihnen soll dieses Kapitel unserer Familiengeschichte handeln.
Außer der mehrerwähnten Anthoine’schen Ahnentafel bildete, als ich diesbezüglich meine Nachforschungen begann, den einzigen Anhaltspunkt ein Zettel, der von der Hand ihres Großvaters stammte und folgenden Wortlaut hat:
„Verzeichnis Von meinen Vor-Eltern. Mein Uhr-Großvater August Wilhelm Müllern ist gewesen geheimbter Rath bey den Churfürsten von Sachsen Johann Georg den Iten. Dessen Sohn Lorentz Müllern hernach bey dem Churfürsten Johann Georg II. und III. die Ober-Forst- und Wildtmeister Stelle vertretten hat. Dieser hat 3 Söhne hinterlassen, Nahmens Johann Georg, Castor und August, deren älterer Johann Georg ihn Chur Mayntzischen Diensten bey Hochstätt anno 1704 geblieben, der zweyte Castor Müllern als mein Vatern war Freytags-Prediger bey St. Nicolai in Leibzig und ist an. 1735 gestorben. Der dritte, August, ist als Obrist-Wachtmeister in Chur-Sächsischen Diensten an. 1713 in der bataille bey Gedebusch geblieben.“
Ich kann mich erinnern, dass die Schrift des Originalzettels Zweifel darüber ließ, – ich war, als ich ihn sah, auch im Lesen älterer Schriften noch nicht geübt – ob der zweite Sohn Lorenz Müllerns Castor oder Caspar hieß.
Die Großmutter Franziskas hatte dem noch hinzugefügt:
„Dieses ist ein Zettel von Deinem seeligen H. Vattern herstammen, wielst es verbrennen, mache waß Du Dir beliebig, damit Du Alles weißt.
Mich belanget alß Deine Mutter,so bin ich geboren anno 1715 in Schwaben. Eine gebohrene Blumin, von armen Eltern, mein Vatter wahr Offizier unter den Felt-Marschal Graf Praunischen Regiment,
Fürstenfelt den 8. Sebtember 1775. „
Der von seiner Mutter Angeredete ist Franziskas Vater, der Hauptmann bis Oberst Wenzel von Müllern, als dessen Eltern in der Ahnentafel ein „….Müllern, Hauptmann bei der k.k. Armee“ und Felicitas, geb. Blum, „eine Hauptmannstochter aus Schwaben“ angeführt sind. Zu ihm ist vermerkt» „Weil er die katholische Religion annahm, musste er deshalb seine Familie verlassen“. Unter „Schwaben“ ist Siebenbürgen zu ver¬stehen, denn, wie ich beim Kriegsarchiv in Wien erheben konnte, garnisonierte das Infanterieregiment Nr. 57, welches 1715 – 1729 nach seinem Inhaber Browne de Camus hieß, 1711 bis 1716 in Siebenbürgen.
Außerdem finden sich auf dem Titelblatt eines Gebetbuches „Tägliche Andachtsübungen zum Gebrauche Ihrer Kayserl. Majestät, der Königin von Hungarn und Böheim...“ folgende Vormerkungen von derselben Hand:
„Den Obrist Müllern anno 1785 sein Sohn Wentzel Leobold Friedrich am 2. April gebohren am grünen Donnerstag.
1798 ist unsere Theresia als den 30. November zu Ihrem Herrn Obristlieutnant von Blanck-Großoncle abgereist.
Anno 1776 den 9. Oktober bin ich von Fürsteneldt nach Wien gekommen .
Anno 1780 den 29. November abens um Halber 9 Uhr ist Ihre Mayt. Maria Theresia die Kaiserin gestorben im 64. Jahr Ihres Alters.
Anno 1785 den 17.Martzi ist der gutte Felt-marschall Exc. Graf Anton von Colloredo gestorben. Gott laße Ihn seelig ruhen.
Den 18. August anno 1765 hat mein Sohn Wentzel die Companie bekommen unter dem Anton Colloretischen Regiment.
Anno 1789 hat mein Sohn Wentzel Müllern Major den 19.November das zweitemahl geheyratet.
Anno 1790 den 10. November ist mein Sohn Wenzl Müllern Major von Frankfort zurückgekommen.
Anno 1790 den 13.Dezember ist mein Sohn Wentzel Müllern von Ihro Majestät dem Kayser zum Obrist-lieutenant unter der Gardi gnädigst vorgestellt worden.
Anno 1791 den 17.August ist mein Sohn nach Prag zur Krönung.
Anno 1791 den 17 Jänner ist mein Sohn ein Knab Wentzel gebohren.
Anno 1791 den 17 Sebtember ist mein Sohn von Prag von der Kröhnung gekommen.
Anno 1791 den 14 November ist mein Sohn Wentzel von Ihro Majestät als Obrist gnädig bey der Gardi vorgestellt worden.
Anno 1792 den 11 August ist mein Sohn von der Krönung von Franckfort zurückgekommen von ihro Majestät Kayser Frantz den Ersten.“

Es galt nun zunächst näheres über den Vater des Wenzel von Müllern zu erforschen. Ich habe mich deshalb an das Kriegsarchiv in Wien gewendet und von diesem höchst interessante Aufschlüsse erhalten. Der Bearbeiter, Major a.D. wirkl. Amtsrat Fritz Hof schickt voraus, dass im gegebenen Falle das Fehlen des Vornamens des Vaters von Wenzel Edlen von Müllern und als besonders erschwerender Umstand die Häufigkeit des Namens Müller die Ermittlung des Gesuchten unmöglich machen zu wollen schien. Nur der Vorname Felice der Mutter des Obersten und Trabanten-Leibgarde-Kapitäns führte endlich auf die Spur, so dass es dann möglich war, die Lebensbilder von Vater und Sohn Müller zu ermitteln.
Die Musterliste des Inftr. Nr. 34 vom 1753 V 29 führt als Regimentsquartiermeister an:
„Georg Franz Ernst Müller, von Leibzig in Sachsen gebürtig, 60 Jahre alt, catholisch, verheurat, dient 2 1/2 Jahre“; demnach müsste er um 1693 in Leipzig geboren sein, was mit seiner eigenen oft zitierten Angabe übereinstimmt, und Ende 1750 – Anfang 1751 zu dienen begonnen haben. Ob er früher gedient hat und das genaue Datum seines Eintrittes in die kaiserl. Armee ließen sich nicht ermitteln; ich nehme an, dass Müller, bevor er in kaiserliche Dienste trat, im Heere irgendeines deutschen Fürsten bereits als Offizier diente, sonst wäre es wohl nicht denkbar, dass er gleich eine Offiziersstelle, die besondere militärische und militär-administrative Fachkenntnisse erforderte, erlangt hätte; auch wäre er anders wohl kaum nach Italien gekommen, wo sein Sohn Wenzel (1735 oder 1735[sic] in Parma) geboren wurde. Jedenfalls hat er Maria Felicitas Blum auch dort geheiratet, denn auch das Inf. Regiment 57, dem ihr Vater angehörte, war damals in die Lombardei verlegt worden. Es ist allerdings auch möglich, dass er früher selbst in diesem Regiment diente, also ein Kamerad seines Schwiegervaters war, denn, da die „Musterlisten“ erst in der Theresianischen Zeit zur Einführung gelangten, ist es nicht ausgeschlossen, dass auf so frühe Dienstzeiten nicht zurückgegriffen wurde, besonders wenn, wie es vorliegend der Fall zu sein scheint, die späteren nicht unmittelbar daran anschlossen. Die Standesakten des I.R. 34 sind um diese Zeit 1ückenhaft und eingehenden Nachforschungen im Hofkriegsrate steht die Häufigkeit des Aufscheinens des Namens Müller bei dem Umstande im Wege, dass in dessen Indices Vornamen nicht immer angegeben sind.
Jedenfalls war Müller im April 1751 Regimentsquartiermeister und war wohl auch als solcher in dieses Regiment eingetreten. Der Quartiermeister, welcher den Rang als ältester Leutnant hatte, führte die Regimentsrechnungen, die Kanzleigeschäfte und war Zahlmeister des Regiments. Er galt als eine privilegierte Person, welcher nur der Generalquartiermeister und die Stabsoffiziere zu befehlen hatten. An Gefechten durfte er bei strenger Strafe nicht teilnehmen, hatte nach Anordnung des Generalquartiermeisters die Lager auszustechen und die Kantonierungs¬einteilung zu treffen.
Das bestandene (ungarische) I.E. Nr. 34 hieß von 1733 bis 1756 nach seinem Inhaber, dem Obrist bis Feldzeugmeister Ladislaus Freiherrn Kökenyesdi de Vettes, „Vettes-Infanterie“ – 1756 bis 1780 war Adam Graf (später Fürst) Batthyanyi-Strattmann Inhaber – und es lag von 1736 bis 1742 in der Lombardei, 1749 in Cremona, 1753 in Mailand, 1756 in Pavia in Friedensgarnison. Regimentskommandant war 1751 bis 1758 der Obrist Johann Hartenegg.
In so spätem Alter Müller zu dienen begann, so kurz sollte hier seine militärische Laufbahn sein. 1754 schon ist er im Arrest und in Untersuchung und wird im August genannten Jahres wegen „verschiedener Malversationen“ zur Kassation und 5 jährigem Festungsarrest in Mailand verurteilt und von allen weiteren Militär- und Zivildiensten für späterhin als ausgeschlossen erklärt, nachdem ihm Maria Theresia vom Tode durch den Strang zu diesem Strafausmaße begnadig hatte. „Wegen boßhafter weis durch nachmachung falscher quittungen unternohmbene an sich zieh- und Verwendung 12605 fl 42 xr Regimentsgeldern» sagt ein Akt , wurde das Kriegsrecht angeordnet. Die A.H. Resolution über das „ Refferat, dass der Vettesische Rgmts-Quartiermeister Müller wegen von Ihme ausgeübten Malversationen und der Rgmts-Kassa zugefügten Schadens per 1891 fl 11 xr mit dem sträng vom Leben zum Todt hingerichtet werden solle“, lautet: „ Verdient hätte Er den sträng, aus gnad auf 5 Jahr in eine Vöstung, niemahlen mehr tauglich in meinen oder Rgmts-Diensten zu Erklären“.
Zur Wiedergutmachung des Schadens bot der Quartiermeister angebl. ausständige Aktiva per 3241 fl 32 xr an, um 3293fl 53 xr wurden seine Effekten und Mobilien licitiert und ein Teil des fehlenden Geldes von den Offizieren des Rgts ersetzt.
Auf diese Art hat sich offenbar der Schaden auf jenen Betrag vermindert, der in obigem Strafantrag beziffert ist. Es scheint daraus aber auch hervorzugehen, dass Müller nicht aus eigener Habsucht, sondern vielleicht aus Gutmütigkeit, verleitet von einer leichtsinnigen Offiziersgesellschaft, die „auf Regimentsunkosten“ flott leben wollte, zu seinen Handlungen getrieben wurde. Andernfalls hätten sich die Offiziere des Regiments wohl kaum herbeigelassen, den Schaden in so großem Umfange gutzumachen. Die ausständigen Aktiven waren wohl auch Schulden seiner Kameraden.
Wie aus dem Protokoll 1754 VIII 11 Justiz S. 618 hervorgeht, hatte seine Frau vor der Allerhöchsten Entscheidung ein Gnadengesuch eingereicht: »Marie Felice Müllerin bittet nebst ihren drey Kindern Ihren bey den Vettesischen Regmt. alß Quartiermeister gestandenen Ehekonsorten Franz Ernst Müller, den wegen seines in Rechnungen gemachten Fallimentes begangenen Fehler allermildest nachzusehen und selben die Allerhöchste gnad angedeihen zu lassen“.
Überhaupt hat sich Felicitas musterhaft um ihren unglücklichen Gatten angenommen: Wiederholt bat sie um Begnadigung; März 1759 reiste sie nach Wien, um beim Hofkriegsrat eine Bittschrift zu überreichen, „womit ihrem Ehemann in ansehen seines hoehern alters dann Ihrer alß Offiziers bey der Armee stehenden zwey Söhne die noch übrige 5 Monath nachgesehen und des Arrests befreyt werden möchte.“
Über ein bezügliches Referat vom April 1759 erfolgte endlich die Allerhöchste Resolution „ Wan Ihme nur die wenige Monath abgehen, ihme die gnad zu geben“, und 1759 berichtet endlich F.M. Lynden, Kommandierender General in Italien, „dass infolge rescripti des Adam Bathyanischen Regiments gewester Quartiermeister Müller seines arrests entlassen und auf freyem Fueß gestellet worden seye“.
Schon ab 1757 II 1 war Felicitas durch A.H. Resolution eine Pension als „Hauptmannin“ von 1/4 jährlich 37 fl 30xr zuerkannt worden.
Außer dem späteren Obersten von Müllern hatte das Paar noch zwei zu Jahren gekommene Kinder und zwar einen Sohn, der gleichfalls, wie aus dem oben erwähnten Gnadengesuch hervorgeht, Offizier wurde, dessen Name aber nie genannt und der vor der Mutter gestorben ist, und eine Tochter Johanna, die 1754 als „Professin in Clarissa-Orden zu Cremona“, 1804 in der Todfallsaufnahme nach ihrer Mutter aber als „Exnonne zu Cremona“ erwähnt ist. Sie ist also wahrscheinlich nach Auflösung des Klosters dort verblieben.
Wann Georg Franz Müller gestorben ist, konnte ich nicht ermitteln; jedenfalls aber vor 1775 IX 8, dem vorerwähnten Datum der Bemerkung Felicis auf dem Zettel ihres Gatten, den sie damals als „seelig“ bezeichnet. Er ist also wohl noch in Fürstenfeld gestorben; die „Ahnentafel“ nennt aber – ohne Datumangabe – als Sterbeort Wien.
Marie Felice von Müllern starb laut Sperrrelation 1804 IX 30 in Wien im Starhembergischen Freihaus auf der Wieden Nr. 454 (Pfarre St. Karl) als „Pensionierte k.k. Hauptmannswitwe“ ohne Hinterlassung eines Testamentes, das auch sehr überflüssig gewesen wäre, da die Inventur nur ein Vermögen von 53 fl 30 xr auswies, wovon 25 fl auf die für die Zeit vom 1. 8. bis 30. 9. gebührende Quote von der Pension jährlicher 150 fl entfiel. Sie wurde auf dem Matzleinsdorfer Friedhof bestattet. Felicitas muss also in sehr dürftigen Verhältnissen gelebt haben, wenn sie nicht, was wohl anzunehmen ist, von ihrem Sohn fortlaufend unterstützt wurde. Dem Vater aber scheint Oberst von Müllern seinen Fehltritt nicht verziehen zu haben, wie aus der Bemerkung der Mutter hervorgeht, die fürchtet, dass er selbst den Zettel von dessen Hand, auf dem er seine Abstammung niederschrieb, verbrennen könnte. Auch den Namen veränderte er wohl aus diesem Grunde durch Anfügen des „n“.
Außer den vorstehenden Ausführungen zugrunde liegenden Erhebungen beim Kriegsarchiv habe ich auch versucht, auf Grund der Angaben desselben Daten über seine Vorfahren durch die Zentralstelle für deutsche Personen-und Familiengeschichte in Leipzig zu erfahren, jedoch mit völlig negativem Erfolg. Da im allgemeinen Angehörige der evangelischen Geistlichkeit leicht zu ermitteln sind, ist dies sehr auffallend. Ich kann mich daher auch mit Rücksieht auf den ungeklärten Eintritt Müllers in die kaiserl. Armee in vorgerückten Jahren als Offizier und seine sonstige Handlungsweise des Verdachtes nicht erwehren, dass es sich um einen Abenteurer handeln könnte u. dass die Angaben über seine Herkunft von ihm erfunden wären.
Da über die Exclarissin Johanna Müller und ihren als Offizier bezeichneten Bruder nichts erforscht werden konnte, kommen wir jetzt zu Wenzel (später Edler von) Müller (n). Er war nach der Ahnentafel 1737 XII 15 geboren; in den Musterlisten der Garde scheint als Geburtsjahr 2 mal 1735, 1 mal aber auch 1737 auf. 1735 dürfte richtig sein, da Wenzel Müller wohl bei seinem Eintritt ins Heer 1751 als Fähnrich 16 und nicht erst 14 Jahre alt gewesen sein dürfte. Als Geburtsort ist in allen Quellen übereinstimmend Parma in Italien angegeben. Er kam nachdem „Grundbuch von anno 1802 bis anno ….. die Kaiserl. Königl. Trabanten Leibgarde betreffend, Nr. (Seite) 1 1/2 „: „Anno 1751 zu Königsäck als Fähnrich, anno 1759, zu Anton Colloredo als Capitaine Lieuthn“, avancierte „anno 1765 zum Hauptmann“ und kam „anno 1767 qua talis (= als solcher) zur Garde, anno 1771 um Major, anno 1790 zum Obrist-Lieutn. und anno 1791 den 12. 9bris zum Gardekapitaine-Lieutenant und Obristen“.
Diese Angaben decken sich mit den Aufzeichnungen seiner Mutter und geben im Zusammenhalte damit und mit der Erwähnung seiner Kriegsdienstleistungen in früher bezogenen Anthoine'schen und in seinem eigenen Adelsbrief ein Bild seines militärischen Lebenslaufes.
1780 III 18 wurde ihm der Adelsstand mit dem Ehrenworte „Edler“ verliehen. Das Wappen zeigt – laut Mitteilung des Kriegsarchivs – einen blauen Schild mit silbernen Balken mit rotem Streif, im linken Felde 3 goldene Sterne; im rechten auf einem Felsen stehend ein geharnischter Ritter mit bloßem Schwerte.“ Ein Petschaft mit einem dieser Beschreibung entsprechenden Wappen befindet sich in unserem Besitz, ist also jedenfalls Müllern'sches Erbstück.
Zur Verleihung des Adels führt der Nobilitierungsakt, welcher in der Gratialregistratur (Wien I Hofburg) erliegt, laut derselben Mitteilung folgendes an:
„Wasmassen derselbe bereits durch 30 Jahre in unsern allerhöchsten Diensten sich befinde, während dieser Zeit besonders in dem vorletzten preussischen Krieg sich ausgezeichnet, teils unter dem Königsegischen Regiment, teil unter jenem Unseres Feldmarschalls Grafen von Coloredo 5 ganze Kampagnen mit jedesmal sich erworbenen Ruhm eines tapferen Soldaten beygewohnt wie auch unter der Anführung unserer Feldmarschalle Laudon, Hadick, Wied, Odonell, Bender, Naselli, Grisoni und verschiedener anderer Generalen 9 Treffen mit jener Standhaftigkeit welche unser Allerhöchster Kriegsdienst von einem jeden rechtschaffenen Mann erwarten kann, ausgehalten, dem Feind tapferen Widerstand geleistet, und sich dadurch nicht nur allein die vollkommene Zufriedenheit seiner Vorgesetzten, sondern auch Unsere Allerhöchste Gnade zuwegen gebracht habe, aus welcher ihm darauf der Rang Unseres Obristwachtmeisters, dann bey der Leibgarde zu Fuß die von Ihme mit genauester Erfüllung seiner aufhabenden Pflichten dermalen annoch begleitet werdende Second-Lieutenandsstelle verliehen worden“.
Über die Regimenter, in denen Müllern diente, schreibt das Kriegsarchiv: „Das bestandene Infanterieregiment Nr. 16 hatte von 1741 bis 1778 den F.M.Lt. / F.M. Christian Moritz Graf Königsegg-Rothenfels zum Inhaber und war 1756 auf den Kriegsschauplatz in Böhmen gerückt, wo 1757 ein Baon an der Schlacht bei Prag teilnahm, das Regiment in den Schlachten bei Breslau und Leuthen, dem Treffen bei Görlitz war. Es nahm 1758 in der Hauptarmee an der Schlacht von Hochkirch keinen Anteil; 1759 im Corps Gemmingen in Böhmen stehend, erlitt das Rgmt. bei der Verteidigung der Stellung von Sebastiansberg bedeutende Verluste. Das Regiment hatte blaue Aufschläge.
Das bestandene I.R. Nr. 20 hatte von 1744 bis 1785 den GM / FM Anton Graf Colloredo-Waldsee zum Inhaber und es war das Regiment 1760 bei dem Zuge Lacy's nach Berlin und in der Schlacht bei Torgau, 1762 in dem Gefechte bei Heichenbach 2 Kompagnien in der Verteidigung von Schweidnitz. Vom Obersten von Müllern besitzen wir eine von J. H. Löschenkohl signierte Silhoutte mit der Beschreibung: „Wenzl Thomas Edler von Müllern, Oberst und Capit. Lieut. von der k.k. Trabanten-Leibgarde zu Fuß. Geb. den 15. Dezemb. 1737, gest. den 24. 3. 1807.“
Er war zweimal vermählt; das erstemal heiratete er als Hauptmann 1762 IX 9 zu Wien St. Stephan die Maria Theresia Walpurga von Biber (siehe unten) und nach 10 jährigem Witwerstand 1789 XI 17 Christine geborene Edle von Glanz, Witwe nach dem k.k. Appelationssekretär und Ratsprotokollisten von Catharin. Letzter dürfte identisch sein mit dem bei der Trauung Johanns von Anthoine mit Franziska von Müllern 1783 X 22 fungierenden Zeugen Christoph Edlen von Catharin, Hofsekretär bei der Appellation. Vom Obersten von Müllern ist ein Brief dato Prag 1791 IX 4, wo er anlässlich der Krönung Leopolds II. zum König von Böhmen weilte, vorhanden.
Wenzel Edler von Müllern starb 1807 III 24. Auch er brachte es trotz seiner hohen Stellung zu keinem Vermögen bzw. hatte es wohl noch bei Lebzeiten seinen Kindern zugewendet, denn die Inventur des Nachlasses ergab insgesamt nur 352 fl 30 xr einschließlich der Märzgage und mit Anrechnung der Schätzung der jedenfalls reich mit Gold bestickten und daher sehr wertvollen Uniformstücke, wovon jedoch Arzt, Apotheke und Leichenkosten zu bezahlen waren.
Die Witwe, welche Müllern gegen Verzichtsrevers geheiratet hatte, erhielt in Anbetracht der ärmlichen Verhältnisse, in denen sie sich befand, gnadenweise eine Pension jährlicher 333 fl 20xr, das war jener Betrag, auf den sie als Witwenpension nach ihrem ersten Gatten verzichtet hatte. Aus ihrer Ehe mit Müllern hatte sie keine Versorgungsansprüche, da ihr gnadenweise die Kautionslegung erlassen worden war. Wann sie starb, ist nicht aufgezeichnet. Sie dürfte aber, wie schon oben bei Anthoine angedeutet, jene Christine sein, nach der Therese von Blank 1843 ein Vermächtnis von 200 fl zufiel.
Da wir uns mit Wenzel von Müllerns erster Frau Maria Theresia geb. von Bieber bzw. ihrer Abstammung weiter unten beschäftigen werden, wenden wir uns gleich den Kindern dieses Paares zu. Die Angaben darüber gehen teils aus den Bemerkungen in der Ahnentafel, teils aus den „Musterlisten“ hervor. Auch hat ihre Mutter in demselben Gebetbuch wie die Großmutter Felicitas einige Geburtsdaten aufgezeichnet.
Diese Kinder sind:
Aus 1. Ehe:
1. Philippine, geb. 1763 VII 12 in Wien, gest. nach 1800, denn in diesem Jahre scheint sie noch als Taufpatin meines Großvaters Johann von Anthoine auf,
2. Franziska, meine Urgroßmutter,
3. Josef, geb, 1765 XI 21, Großkaufmann in Wien, verheiratet mit Katharina Saillet.
4. Anton, geb. 1768.
5. Theresia, geb. 1770 I 14 in Wien, gest. 1844 III 23 ; verheiratet wahrscheinlich 1798 zu Innsbruck mit Philipp Plank von Plankenfeld, Oberstleutnant und Kommandant des Jägerkorps. Dieser ist wohl ein Bruder der 1778 mit Christoph Ferdinand Hayden von und zu Dorff verheirateten Theresia Plank von Plankenfeld (siehe oben).
6. Maria Anna, geb. 1773 III 10, gestorben 1776 XI 24 in Wien, beim weißen Stern Nr. 12 in Maria Hilf.
Anton und Maia Anna kommen nur in der Musterliste von 1801 mit den angeführten Geburtsjahren vor, nicht aber in der von 1798 und auch nicht in den Aufzeichnungen der Mutter.
Aus 2. Ehe:
7. Wenzel, geb. 1791 I 17, gest. vor 1795.
8. Maria Christine Leopoldine Philippine, geb. 1793 I 16 in Wien. Sie erhielt nach dem Tode ihres Vaters ebenso wie ihr Bruder Wenzel Leopold eine Waisenpension von 130 fl ab 1807 III 25. Zu ihr findet sich noch folgendes „Oberstens- und Trabanten Leibgarde Kapitän-Leutn. Waise Christine von Müllern, Witwe Kornblum gebürtig von Wien, Geburtsjahr u. Tag 15. 1. 1793, Religion katholisch, HofkriegsratsVdg. zur Pension ur¬sprüngl. laut hohem Rescript L 2503 von 30. 7. 1807 und vermög L 6928 von 8. Oktober 1818 seit 1. September 1810. Hat sich am 27. April 1820 mit dem Bestellten des Handlungshauses Schwab und Comp. Johann Kornblum gegen Pensionsreservation verehelicht (D 2661 de 1820). D 599/1838 Erhält bei Ableben ihres Gatten die reservierte Pension jährl. 130 fl v. 2. Oktober 1837 als dem Todestag desselben auf die Dauer ihres Witwenstands bei der Pesther Salzamtskassa neuerlich angewiesen.“
Christine scheint also als Witwe, aber auch schon vor ihrer Verheiratung sich in Ungarn aufgehalten zu haben, denn auch die Waisenpension war ihr bei der Kasse Neusohl angewiesen worden.
Carl von Anthoine schreibt über sie in einem Briefe von 1845 II 20 an seine Schwester Mimi. „Die Tante Kornblum schreibt mir alle Jahre einige male die lamentabelsten Briefe, die gute Frau scheint sehr hilfebedürftig zu sein.“ und dann wieder 1856 III 11: „Mad. Kornblum hat mir wieder geschrieben; Oncle Plank weiß ich, hat behauptet, dass sich ihre Mutter ein Loch in den Tränensack gerissen hätte und dieser Riß ist seines ganzen Umfanges nach an die Tochter übergegangen, denn es ist beispiellos, was mir diese Frau fortwährend vorlamentiert.“
Wo und wann sie nach dieser letzten Erwähnung gestorben ist, blieb mir unbekannt. Ihre Ehe scheint kinderlos geblieben zu sein.
9. Der bereits oben erwähnte Wenzel Leopold Friedrich Franz, geb. 1795 IV 2 wurde laut des im Pensionsstandesbuch vorgemerkten Berichtes des n.ö. Generalkommandos dato 1811 X 10 1811 X l zum k.k. ordin. Kadetten bei Jordis-Iftr., dem nachmaligen Infanterie-Regi¬ment Nr. 59, dem Salzburger Hausregiment, ernannt. Erkundigungen, um die ich diesbezüglich Vetter Oberst Seefeldner in Salzburg ersuchte, führten zu keinem Ergebnisse.
10. Justine, geb.1797; diese kommt nur in der Musterliste 1798 vor, in der 1803 nicht mehr und auch sonst nirgends.

Wenzel von Müllerns erste Frau, die oben erwähnte Maria Theresia Walpurga von Biber, war laut Altersangabe im Totenbeschauprotokolle 1737 und laut Trauungsschein der Dompfarre St. Stephan in Wien zu Pontelagoscuro in Italien und nicht, wie die „Ahnentafel“ ausweist, in Laibach geboren. Ein Ort dieses Namens befindet sich in einem wichtigen Poübergange nördlich von Ferrara.
Ihr Vater Franz Philipp von Biber war k.k. Proviantkommissar und nach der „Ahnentafel“ in Luxemburg geboren. In unserem Besitz ist ein von der kgl. Hof-Kriegs-Buchhalterey Wien 1742 XI 19 (Johann Michael Pachner, Vicebuchhalter) ausgefertigter „sumarj Extract Ober des Kgl.Feld-Proviant-Commis¬sary und Amts-Cassirers Franz Philipp v. Biber ab Ao. 1737 bis 1741 geführten u. hiernach specificierten 21. Bericht“, wonach dieser über seine Geschäfte 1733 zu Rothenburg, 1734 zu Borgoforte und Redoldesco, 1735 zu Sacco und 1737 u. 38 zu Belgrad Rechnung gelegt hat. Er war also tatsächlich 1734 – 1737 in Oberitalien tätig.
Er scheint später in den Zivilverwaltungsdienst übergetreten zu sein, denn er ist, wie aus der Erwähnung der Kärntner Landstandschaft im Totenprotokolle hervorgeht, derselbe Franz Philipp von Biber, „Ihro Kaysl. Köngl. Mayst. Rath bey dero Representation und Cammer, auch Justizstelle, dan Assessorn bey dem Religions- u. Commercien Consess im Erzherzogthum Kärnthen“, dem laut eines in unserem Besitz befindlichen Diplomes von 1754 IV 18 in Anbetracht „der adelichen Familie u. deren von demselben Ihro K.K.Mayet. und dem Allerdurchlauchtigsten Erzhaus von Osterreich, infolglich dann auch dem allhiessigen Lande ersprieslich geleisteten Diensten, und sich hierdurch erworbenen villen und stattlichen Verdiensten, Besitzenden vortrefflichen Eigenschafften und besönderen Gemüthsgaben samt seiner ehelichen Deszendenz „zu einem Landts-Mitglied dieses Erzherzogthums Kärnthen“ einstimmig „motu proprio et sine taxa“ gewählt und aufgenommen wird.
Das auf Pergament ausgefertigte und in Leder gebundene Diplom trägt die Unterschriften des Modest Freih. von Kulmer, Burggrafenamtsverwalter u. Landschafts-Präsidenten und der Verordneten Maria Joseph, Dompropst u. Erzpriester zu Gurk, und Johann Josef Gf. zu Stampfer u. Freyherr von Walchenberg, deren drei Siegelabdrücke in einer Metallkapsel an der Urkunde befestigt sind. Im Kärntner Landesarchiv ist über ihn angeblich außer dem Entwurfe dieses Diploms nichts zu finden. Sicher ist, dass er später in Wien als wirklicher Hofrat und geheimer Referendarius dem Hofkriegsrat angehörte.
Einem Hinweise des Herrn von Frank verdanke ich die sehr gegründete Vermutung, dass Franz Philipp ein Sohn des 1714 II 5 in den Adelsstand erhobenen österreichischen Proviantverwalters in Ingolstadt, Kaiserl. Rat Richard Biber war. Diese Vermutung wird dadurch gestützt, dass letzterer seiner zeitlichen und beruflichen Stellung nach ein Mitarbeiter des Reorganisators des österreichischen Militär-Verpflegswesens Johann Georg (später Freiherr von) Harrucker gewesen sein muss und wohl auch an dessen Seite im Niederländischen Feldzug bzw. dessen Vorbereitung teilgenommen haben könnte, weshalb seine Anwesenheit in Luxemburg zur Zeit der Geburt seines Sohnes glaublich erscheint, da ja die in jener Zeit notwendige Einrichtung von Depotstationen langer Vorarbeiten bedurften, die Festung Luxemburg hiezu ein vorzugsweise geeigneter Platz war und Österreich und der Kaiser sich schon seit Mai bzw. September 1702 im Kriegszustande mit Frankreich befanden. Vielleicht gehörte Biber zu jenen drei verlässlich befundenen Beamten, welche Harrucker zur allgemeinen Durchführung der von ihm erprobten und bewährten Reform des Militär-Verpflegswesens beigegeben wurden. Dies würde auch seinen Aufstieg in die Oberstencharge begründen; die Ahnentafel bezeichnet nämlich Franz Philipp v. Biber als Sohn eines „Obrist-Kriegskommissars“.
Diesen Umständen würde es auch zuzuschreiben sein, dass dieser Sohn schon in jungen Jahren einen selbständigen, bedeutenden und verantwortungsvollen Posten in derselben Branche bekleidete. Seine oben erwähnte Rechnung schließt unmittelbar an eine von Harrucker selbst geführte an, wie die l. Post des Summarischen Extraktes aus der Biberischen Rechnung besagt. Tatsächlich schied Harrucker eben im Jahre 1737 aus dem aktiven Verpflegsdienste aus.
Über Franz Philipp v. Bibers Tod meldet das Beschauprotokoll 1778 VIII 7: „hochedlgebohrner Her Franz Philipp Edler von Biber, des heiligen R.R. (!) Landmann im Herzogthum Kärnten, K.u.k. wirklicher Hofrath und Hof Kriegsraths Geheimer Referendarius ist im Tillischen Hauße Nr. 932 in der Singerstraße an Schlagfluß beschaut worden, 75 Jahre alt“ und das mir von Hermv. Frank mitgeteilte Testamentsregest lautet: „v. Biber Hofrat, Bruder Ignaz v.Biber, Schwestern: Therese, verw. v. Urly, Marianne v. Bomal, Catherina v. Biber, Tochter: Theresia, Gattin des Majors Müller. Test. publ. anno 1778.«
Obige Catharina ist laut Mitteilung desselben Gewährsmannes 1804 XII 2 als „k.k.Raths- u.Verpflegskoärs-Tochter“, also unverehelicht, „Wien, Leopoldstadt, Hauptstr.172“ gestorben; von den übrigen Geschwistern ist mir nichts bekannt geworden.

Philipp von Biber war laut „Ahnentafel'1 mit einer „Freiin von Heilberg“, geb. u. + in Laibach, verheiratet. Ich habe diese Freiin v. Heilberg vergeblich gesucht, bis ich endlich nach Auffindung des Trauungseintrages Johann Anthoine – Franziska Müller darauf kam, dass ihr wirklicher Name Anna Maria Heyperg u. Pankirchen war. Auf Grund dieser Entdeckung konnte mir Herr v. Frank neuerlich zuhilfe kommen, indem er mir aus dem reichen Schatze seiner Sammlung adeliger Personaldaten zahlreiche Angaben über die Heyperg und Pankirchen zukommen ließ – größtenteils Testamentsregesten; leider sind die Testamente solche, die von der niederösterr. Regierung publiziert und aufbehalten worden waren und die 1927 durch den Brand des Wiener Justizpalastes vernichtet wurden.
An der Spitze der Mitteilungen des Herrn v. Frank stand folgende Angabe, welche in ihrem wesentlichen Inhalte offenbar aus der Ehematrik von St. Stephan in Wien stammt:
„Maria Elisabeth Franziska Magdalena Dorothea Catherine v. Heyperg u. Pankirchen, Tochter des kaiserl. Oberwassersehers des Salinenamtes in Gmunden und Salzburgischen Truchsessen Johann Franz v. H. u. P. und der Maria Elisabeth Renate Fischer, getauft 23. V. 1681 Wels, + 29. 1. 1771 Wien, verh. 7. V. 1708 Wels, Franz Daniel von Bartuska, geb. 24. 12. 1682 Wien St. Stephan, + 3. IV. 1754 Wien Franziskaner, Dr. jur. 1731, 1722 Bürgermeister v. Wien etc.“
Ich setzte mich in einem späteren Zeitpunkte auch mit dem dieser Familie Bartuska entstammenden Ing. R. E. Bartuska, Fabriksdirektor in Fried¬land i. Böhmen, in Verbindung, der, selbst ein eifriger Familienforscher, mir mehrere interessante Angaben, darunter die ganzen auf Heyperg bezüglichen Welser Kirchenbuchdaten mitgeteilt hat, sowie auch eine Notiz in O. T. v. Hefners Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland, II 153, welche lautet:
„Heyberg, Heyberger, Hayperger v. Vankirehen, ein Ritterstandsgeschlecht, welches mehrere Jahrhunderte in Wien und Niederösterr. seßhaft gewesen ist“. Im J. 1572 wurden die Gebrüder H. in den Adelstand erhoben. Leider ist es noch nicht gelungen, bis zu einem dieser Adelswerber vorzudringen. Dass es sich hiebei um die gesuchte Familie handelte, geht aus folgendem Testamentsregest (v. Frank) hervor:
„Ehrenreich v. Heyperg, Test. a. 1739, Schwestern: Ehrentraud v.Hebenstreit, Josepha v.Webern u. Cäzilia v.Ziskhin, +Bruder: Franz Gottlieb v.H. , Bruder: Christoph Theodor (Töchter: M.Theres u. Cathar.Elisabeth), Vetter: Ehrenreich v. Bartuska, Ignaz v. H. (4 Kinder), Schwester: Frau v.Bartuska.“
Allerdings scheint hier eine Verwechslung der Taufnamen vorzuliegen, denn Philipp von Bibers Gattin hieß laut des vorbezogenen Trauscheines ihrer Tochter nicht Theresia sondern Maria Anna. Wie aber ein Vergleich der auf die Familie bezüglichen Welser und Wiener Eintragungen zeigt, ist man mit dem Gebrauche der Taufnamen in der Familie ziemlich leichtsinnig vorgegangen, und da sich die kirchenbücherlichen Eintragungen damals nicht auf vorgewiesene Urkunden, sondern auf die mündlichen Angaben der Parteien stützten, können sich solche Fehler leicht eingeschlichen haben. Ich halte daher die Angabe des Testaments für die richtigere, muss mich aber mit Rücksicht auf die Beweiskraft der pfarrlichen Urkunde mit dem Namen Maria Anna abfinden.

Philipp v. Bibers Schwiegervater hieß also Franz Gottlieb v. Heyperg, er war ein Bruder der Frau v. Bartuska und daher auch ein Sohn des Johann Franz von Heyperg und Pankirchen. Ich habe in der Linzer Stadtpfarrmatrik die in den meist wiederkehrenden Taufnamen Franz und Elisabeth und dem Familiennamen der Frau übereinststimmende Traueintragung von 1668 XI 19 gefunden:
„D. Franciscus Heiperger lincensis, solutus; Elisabeths Fischerin, Virgo soluta; Testes Nob D Theowaldus Mauerer Med. Dr., Joannes Fischer, Med. Dr.“
Leider ist der Wortlaut der Traueintragungen in der damaligen Ehematrik der Stadtpfarre Linz so lakonisch wie eben angeführt. Interessant ist hiebei die Zeugenschaft von zwei Ärzten, weil dieser Beruf auch in der Heyperger-Familie – allerdings rund hundert Jahre früher – nachweis¬bar ist. Nach Dr. Karl Schrauf, „Acta facultatis Medicae Universitatis Vindobonensis“ hat 1551 ein Mag. Christophorus Heyperger das medizinische Triennium vollendet.
Die Nichtübereinstimmung der Namensschreibung spielt keine Rolle, denn in manchen Aufschreibungen der damaligen Zeit wird den Namen männlicher Personen ebenso das „er“ angehängt wie weiblichen das „in“ und anderseits kommt es auch vor, dass diese Endung bei Namen weggelassen wird, die anderswo mit ihr vorkommen, wie beispielsweise die im III. Teil dieser Familiengeschichte vorkommenden Mäderer, deren einer in der Linzer Stadtpfarrmatrik als Mader aufscheint.
Auch die Adelsbezeichnung fehlt häufig beim niederen Adel und wird durch die Bezeichnung dominus oder nobilis, praenobilis etc. ersetzt, Bezeichnungen, die allerdings auch Patriziern gegeben werden.
Die Linzer Familie Heyberger findet sich auch als Liegenschaftsbesitzer in den Herrschaftsprotokollen von Ottensheim und Oberwallsee in Oberösterreich u. zw. sind dort 1663 VII 21 und 1665 XI 10 „der Edle u. Veste Herr Martin Heyberger, des Innern Raths der Kayl. HauptStadt Linz“ und sein Sohn Hans Friedrich mit Elisabeth ux. als Käufer von Grundstücken nächst Ottensheim genannt. 1708 II 14 kommt dann die Abhandlung nach Hans Friedrich und die Übergabe an dessen Sohn und Erben Adam Ignaz Maximilian vor, der dann 1722 XI 22 und 1722 III 24 mit seiner Ehegattin Maria Margaretha die Liegenschaften an Johann Georg Vischer, kaiserl. Mautamtsverwalter in Linz und Anna Esther ux. verkauft.
Da Franz Heiperger in der oben stehenden Linzer Traueintragung ausdrücklich als Linzer bezeichnet ist, dürfte er der Zeit nach wohl ein Bruder Hans Friedrichs gewesen sein, also auch ein Sohn Martin Heypergers, der somit als Vorfahre anzusprechen wäre. Hiefür spricht auch die Erwähnung eines Vetters Ignaz v. H. im oben mitgeteilten Testamentsregest Ehrenreichs v. H., der offenbar der oben genannte Adam Ignaz ist. Dieser ist auch in der Ottensheimer Taufmatrik 1721 VI 2 als „von Heiberg“ verzeichnet. Nach allem scheint es sich um eine dem niederen Adel angehörige Patrizierfamilie zu handeln, wie etwa die Mornauer in Landshut, von denen wir in einem späteren Abschnitt dieser Schrift hören werden. Der kaiserl. Mautamtsverwalter Vischer gehört wohl der mit Heiperger verschwägerten Familie des Dr. Fischer an und könnte ein Bruder der Elisabeth sein.
Leider fehlen für Linz entsprechende Quellen; das wenige, das vorhanden ist, können wir aus Dr. Hans Kreczi, „Linzer Häuserchronik“ entnehmen. Hier erfahren wir, dass Martin Heyberger 1640 bis nach 1660 das Haus Rathausgasse 6, jetzt in den Gebäudekomplex des Rathauses einbezogen , innehatte und nach ihm Johann Friedrich Heyberger, von dem es vor 1710 eine Tochter Maria Ursula, verehelichte Schmidbauer erbte. Gleichzeitig scheint von 1650 – nach 1700 Heyberger auch als Besitzer des Hauses jetzt Fabriksstraße 2 auf und ab 1710 bis nach 1720 Johann Maria Heybergers Witwe und dann bis 1754 deren Erben. Da aber Hans Friedrich 1676 VI 29 als Witwer Maria Johann Canaballin geheiratet hatte, handelt es sich hier um dieselbe Heyberger-Fa¬milie. Auch Gärten mit Gartenhäusern in der Fabriks- und Kaisergasse waren damals in Heybergerischem Besitz. Besonders interessant ist aber, dass auf dem als Vaterhaus der Schriftstellerin Susi Wallner bekannten Schiffmeister Mayr-Haus 1680/90, nach 1700 die Pupillen nach + Eva Maria Heybergerin, geb. Pröller, die dieses Haus von ihrer Großmutter Anna Apollonia Pröller ererbt hatten, aufscheint. Diese Eva Maria war der Zeit nach wohl eine Schwester Johann Adam Pröllers (siehe III.Teil), sie dürfte die erste Frau Johann Friedrich Heybergers gewesen sein.

Johann Franz Heyberger – auch von Heyperg und Pankirchen – + 1699, war Salzburgischer Truchsess und seit 1693 kaiserl. Oberwasserseher des Salzamtes Gmunden mit dem Sitze in Wels. Herr Hofrat Ing. Carl Schraml, der verdienstvolle Historiograf der oberösterreichischen Salinen, hat mich diesbezüglich auf eine Stelle in seinem Werk „Das oö. Salinenwesen vom Beginn des 16. bis zur Mitte des 18.Jahrhunderts“ S. 89 aufmerksam gemacht, wo es unter Angabe der Quellen heißt: „Schließlich verlieh die Hofkammer 1693 dem Johann Franz Heyberger die Oberwasserseherstelle in Wels wegen der bei jetzigen erforderlichen Zeiten getanen Antizipation von 15.000 fl und seiner sonstigen guten Dexterität“. Dort ist auch S. 244 das Todesjahr erwähnt.

Laut Welser Matrik ist eine Stadtrichterstochter von Radstatt in Salzburg 1675 vor ihrer Verheiratung in Diensten bei dem „woll Edl u.gestrengen Herrn Joh. Franz Heyberger, hochfürstl. Salzburg. Trucksessen, gewesen. Hofrat Dr. Franz Martin vom Salzburger Regierungsarchiv hat mir mitgeteilt, dass ein Johann Franz Heuperger 1670/71 – 1674/5 in den Salzburger Truchsessenlisten vorkommen; sonstige Personalien liegen dort nicht vor. Ihm und seiner Frau Maria Anna wurde 1672 XI 8 in der Dompfarre ein Kind Johann Ferdinand getauft; eine Trauung findet sich dort nicht.
Daraus geht hervor, dass Heyperger in der oben angegebenen Zeit in Salzburg lebten und erst 1675 nach Wels kamen.
In Salzburg finden wir, wie wir eben sahen, als Gattin des Johann Franz 1672 eine Maria Anna, in Wels 1676 – 1686 eine Maria Elisabeth und 1692 u. 1694 eine Anna Elisabeth Renata. Ob es sich um dieselbe oder mehrere Ehen handelt ist zweifelhaft, da, wie wir mehrfach gesehen haben, der Gebrauch der Taufnamen in der Familie unverlässlich ist.
Auf Grund der verschiedenen Quellen, auf die ich im Vorstehenden hingewiesen habe, können wir den Familienstand des Johann Franz v. Heyperg mit ziemlicher Sicherheit wie folgt darstellen:
1. Johann Ferdinand, geb.1672 XI 8 in Salzburg (Dompf.).- Die Mutter heißt hier, wie bereits erwähnt, Maria Anna.
2. Johann Theodor, geb.1676 IV 3 in Wels; vielleicht ist er der in Ehrenreichs Testament als Christof Theodor genannte Bruder. Dieser war vermählt mit Maria Antonia Weidgenanntin von Veiglberg, verwitw. von Vorstern und hinterließ die Kinder: Josef Ehrenreich, Karl Xaver, Maria Theresia verehel. Freiin von Hohenrain, und Catharina Elisabeth (1780 unverheiratet).
3. Ehrenreich Theodat, geb.1679 VIII 5; da in seinem oft erwähnten Testament weder Gattin noch Kinder vorkommen, ist er wohl unverheiratet oder als kinderloser Witwer 1739 gestorben.
4. Johann Martin Thimotheus, geb. 1679 II 12; er ist offenbar derselbe, der 1708 als „Martin Heyberg von Pan Kürch Pfarrer zu Schörfling“ die Trauung seiner Schwester Elisabeth mit Daniel v. Bartuska in der Stadtpfarrkirche zu Wels vornimmt. Er hatte die Pfarre Schörfling 1706 – 1723 inne und war dann bis 1730 Dechant in Freistadt, wo er die große silberne Ampel zur Pfarrkirche stiftete. Er ist, soviel ich gesehen habe, der einzige Heyperg, der in Oberösterreich mit dem Prädikat „Pankirchen“ vorkommt.
5. Dorothea Elisabeth Magdalena, geb.1681 V 23, die oft genannte Gemahlin des Wiener Bürgermeisters Dr. Daniel Bitter von Bartuskas. Sie erreichte (Daten siehe oben) das hohe Alter von 90 Jahren.
6. Clara Edeltrud, geb.1682 VI 21 in Wels; sie ist offenbar die Clara Ehrentrud Charlotte, die mit dem Kais. Hofkammersekretär Johann Rudolf von Hebenstreit verheiratet war und 1764 II 26 in Wien im Jackischen Haus (Kärntnerstr. Pf. St. Stefan) starb (v. Prank).
7. Ludgora Cornela Friderica, geb. 1684 IV 5.
8. Carl Isak Bartholomäus, geb. 1686 III 5.
Die Mutter der bisher genannten, in Wels geborenen Kinder ist Maria Elisabeth genannt.

9. Josepha Luidigera, geb.1692 II 19., die Josefa verehel. von Webern des Ehrenreich Testamentes.
10. Maria Eva Cecilia, geb. 1694 1 17 die ebendort als Cecilia, verehel. von Ziskhin genannte. Bei den beiden letzgenannten nennt die Welser Taufmatrik die Mutter: Maria Elisabeth Renata.
Leider sind gerade von
11. Franz Gottlieb, + vor 1739, da im Ehrenreich-Testament als verstorben bezeichnet, die Tauf- und Ehegatten nicht auffindbar und konnte er daher auch nicht zeitfolgerichtig unter seinen Geschwistern eingereiht werden. Die Kinder, darunter die Theresia (? Maria Anna) verehel. von Biber, unsere Vorfahrin, sind bereits oben genannt.

Im Testamentsregest der Catharina Elisabeth Weigant v. Feigelberg der Schwiegermutter des Johann (? Christof) Theodor v. Heyperg von 1780 ist eine Muhme Catharina v. Wendel, geb. v. Heyperg erwähnt. In der „Ahnentafel“ ist bei der „Freiin von Heilberg“ vermerkt: „verwandt mit mehreren altadeligen Familien als Van Lip, v. Wendel, v. Tadel etc“. Der zweitgenarnte Name bezieht sich offenbar auf diese Tante.
Interessant ist auch, dass Christoph Theodors Frau Maria Antonia in erster Ehe mit einem von Vorstern verheiratet war, da auch der früher mehrgenannte Freiherr v. Harrucker 1693 zu Mauthausen die „Edle Anna Maria Vorstern“ geheiratet hatte.

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