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Löffler: Die Familie Rechberger - Oberneukirchen mit besonderer Berücksichtigung der Frauenstämme Mäderer und Preining
Im vorhergehenden Abschnitt unserer Familiengeschichte wurde berichtet, dass Johann Paul Löffler 1780 Maria Anna Rechberger aus Oberneukirchen geheiratet hat.
Die Suche nach den Vorfahren dieser Löfflerfrau – die allerdings deren Nichte Anna Barbara Rechberger verehelichte Jax zum Ausgangspunkt hatte – hat unserer Familiengeschichte weitreichende Beziehungen eröffnet, die es wünschenswert erscheinen ließen, sich mit dieser Familie eingehend zu beschäftigen. Wegen des sehr häufigen Vorkommens des Namens und der Lückenhaftigkeit der Quellen führte der Forschungsweg vielfach in die Irre; erst in einem sehr späten Zeitpunkt gelang es, zu schlüssigen Ergebnissen hinsichtlich der Herkunft dieser Familie zu kommen.
Diese weisen auf eine in Pürnsteinischen Diensten stehende Familie hin, die Amtsverwaltungen und Hoftabernen in verschiedenen Orten des Mühlviertels innehatten, die Mittelpunkte Pürnsteinischer Herrschaftsuntertanen waren. Dort liegt auch der Ausgangspunkt der Mühldorferlinie und es fehlt offenbar nur eine, höchstens 2 Generationen als Verbindungsglied zwischen beiden. Diese Lücke zu schließen besteht leider wenig Aussicht, denn von den Briefprotokollen der Herrschaft Pürnstein sind nur 3 Bände, die zum Teil die Jahre 1635/1636, dann die Jahre 1639 und 1644 betreffen, vorhanden ; die aus der gleichen Zeit erhaltenen Akten enthalten fast keine – zumindest keine genealogisch auswertbaren – Hinweise auf einzelne Untertanen, geben aber ein sehr interessantes Bild von den Zuständen in dieser Herrschaft, deren Innehabung nach ihrem Heimfall infolge der Felonie (= Bruch der Lehenstreue) des früheren Besitzers Karl von Jörger in den Reformationswirren lange Zeit zwischen dem kaiserlichen Hofkammerpräsidenten Karl von Harrach und dem Hochstifte Passau strittig war.
Unter diesen Umständen wuchs die Macht der Pfleger, unter denen sich besonders Maximilian Spindler und sein Nachfolger Johann Friedrich Sünzl durch Bedrückung der Untertanen hervortaten, welche sich in vielfachen Beschwerden an das Hochstift wandten. Aus einer derselben aus dem Jahre 1631 zitiere ich folgenden, die Hoftaferne betreffenden Beschwerdepunkt 11:
„Am Aülfften: Werden wür Underthannen mit dem Ambts Zöhrungen, als Heurat,Hochzeiten und dergleichen in der Hof Taferne Pürchenstain villfeltig beschwertt,in deme die Partheyen offtmahls vmb derselben willen aufgezogen und wann mann in dass Würtshauß khombt so seindt die Schreiber, Jäger, Ambtsleut, vnd Anndere Dienner Strackhs darynnen, vnd laßen innen wol etwo in ainen Obern Zimer ain Weinmahl zu richten, dass mueß dan der Vderthann, so mit dero einem Vertrag, Heurat oder dargleichen hereinkhomen vnd sich mit dem Pier betragen, bezallen, dass also wenig stunden wol in die 60 oder 70 fl verzert werden, zu geschweigen, dass vom Pier so sonst der Zefier umb 1o d gibig, 6 kr vnd den Wein, welcher umb 4 oder 5 krz zu bekommen, umb 14 oder 15 krz außleuthgebt vnd offt yber ordentliche abraitungen in wenigen tagen die Zech umb etlich gülden aufwechst, bekhommen mueß zwar in der gleichen zu den Hoftaffernen, doch weillen fast jedes Ambt sein besonder Würthshauß, bitten sie gehorsambist, ob mann yedem hinfüro mit dergleichen in seiner Amtstaferne verbleiben ließe, wie vor beschechen. „
Diese Beschwerde interessiert uns insoferne, als damals Wolf Rechberger Hofwirt und Hofamtmann zu Pürnstein war. Wir finden ihn als solchen in den vorerwähnten wenigen Protokollbüchern von 1635 VII 13 bis 1639 V 19 als Zeugen, Gerhaben und dgl. 1636 IV 12 kaufte er mit seiner Gattin Helena Christine einen Weingarten am Rottenberg von der Witwe Maria des gewesenen Hofwirts zu Herzogsdorf Daniel Fuchs um 100 fl und 1636 IV19 die sogenannte Starnbergerwiese nächst der Ledermühle.
1639 VI 16 scheint bereits Adam Gerl als Hofwirt und Amtmann auf, während Wolf Rechberger 1639 VII 2 bereits in der Taufmatrikel der Pfarre St. Martin als Waxenbergischer Amtsverwalter und Gastgeb zu St. Martin vorkommt. Er scheint dabei auch amtliche Funktionen für seine bisherige Herrschaft ausgeübt zu haben, denn er wird auch noch 1644 vielfach als Pürnsteinischer Amtmann der unteren Ämter bezeichnet, die die Gegend südlich von St. Martin bis zur Donau umfassten.
Damals wurden zum Zwecke der Steuerveranlagung Ausschüsse der Untertanen gebildet, die von Hof zu Hof zogen. Bei den Akten liegt ein Auszug über Auslagen, die Wolf Rechberger aus einem solchen Anlass aufrechnet:
„Zörungs Auszigl betr. Erstlich: So haben die Unterthannen die Ausschiß der drey Vndrigen Ämbter Verzert, wie ßy zusammen Sein gefordert worden, Wegen der Paurn Anlag, das sy es einpringen sollen.“ Eine Post lautet: „Mer hob ich den Reicharden, drey Tog mit geschikht an ein bringen, beger ich jeden Tog 1 fl Thuet 3 fl“, dann zum Schluss: „Sa 18 fl 53 Khzl“ und die eigenhändige Unterschrift: Wolf Rechberger zu St. Martin Ambtm. Diese Rechung gehört offenbar zu dem im gleichen Faszikel erliegenden Kommissionsprotokoll von 1642 V 12, in dem sie bezogen ist.
Ebendort erliegt auch eine andere Beschwerde der Untertanen von 1638 VI 11 gegen den Wirt zu Pürnstein, dass er sie wegen des Misserfolges ihrer früheren Beschwerden verhöhne, und die Abschrift einer Vertragsnotel von 1598 IV 27, wonach die Untertanen tatsächlich nur auf eine Meile Entfernung vom Sitz der Herrschaft (Bannmeile!) verpflichtet waren, ihre Zehrungen in der Hoftaferne zu halten. Der oben erwähnte Reichard ist ebenfalls jener Reichard Rechberger, Wirtssohn zu Pürnstein, der in der Taufmatrik von St. Martin 1638 III 19 als a. e. Vater des Kindes einer beim Wirt Stefan Schwingenkrug zu Herzogsdorf bediensteten Magd erscheint. Weiteres über denselben habe ich nirgends vorgefunden. Außer diesem Reichard hatte Wolf Rechberger aus der Pührnsteiner oder einer früheren Zeit noch einen Sohn Gottlieb, der 1656 VII 17 in der Oberneukirchner Matrikel anlässlich seiner Trauung mit Elisabeth, der Tochter des Schallenbergischen Amtmannes in St. Ulrich Michael Bändler und seiner Ehefrau Maria, aufscheint. Wolf ist hier als „officialis comitis de Starhemberg ad St. Martinum p-m.“ bezeichnet, also vor 1656 gestorben.
Als Mutter Gottfrieds ist eine Maria „in vivis“, also 1646 noch lebend genannt. Dies muss ein Irrtum sein, da die Wolf überlebende Gattin Elena Christina hieß. Wohl aber ist es möglich, dass damit eine früher verstorbene Frau des Wolf Rechberger gemeint ist, wenn nicht ein vor Maria stehender abgekürzter unleserlicher Vorname doch auf die Identität dieser Mutter mit Elena Christina hinweist, mit der ja, wie wir gesehen haben, Wolf bereits in Pürnstein verheiraret war.
Zum ersten Mal bin ich auf diesen Wolf Rechberger aufmerksam geworden, als ich 1934 dank dem Entgegenkommen des verstorbenen fürstl. Starhembergischen Archivars Baron Hermann Waldenfels im Schlossarchiv in Eferding leider vergebliche Nachforschungen nach Spuren der Aschacher Marckhgott Vorfahren anstellte. Unter den Familienakten befand sich ein einzelner Band der im übrigen zu Grunde gegangenen Waxenberger Protokolle, wo 1641 V 24 in einer Verlassenschaftsabhandlung Wolf Rechberger, Hofwirt zu St. Martin, als Gläubiger vorkommt. Ich habe damals vermutet, dass er der Vater des 1675 in Oberneukirchen erscheinenden Reichard Rechberger wäre, und bin dadurch zu den Nachforschungen in den St. Martiner Matrikeln angeregt worden, wo aber als Vater des Letzteren ein Hans Rechberger aufscheint.
Übrigens ist in einem Schreiben der Herrschaft Eschlberg an den Landeshauptmannschafts-Gerichtsadvokaten Dr. Heinrich Curtz von 1659 VIII 7 die Rede, dass ein Cäplinger bey St. Martin vor 40 Jahren, also um 1620, in dem Rechbergerhaus unter Waxenberg gewohnt habe. Wolf Rechberger war also möglicherweise noch bevor er die Hoftaferne in Pürnstein übernahm, in St. Martin bzw. von dort gebürtig. Es scheint sich bei den Untertanen der unteren Ämter um ein Vogteiverhältnis gehandelt zu haben, wenigstens sind in dem Urbar der Herrschaft Pürnstein von 1669 II. Band , der die Ämter Autengrueb, Fürstenberg, Öpping, Pluemau, Pleicher-, Khagerer- und Hayderamt umfaßt, in letzteren die „Vogtholden zu Hertzogsdorff“ abgesondert verzeichnet. Unten den Rechten und Gerechtigkeiten der Herrschaft Pürnstein weist das Urbar auf Blatt 993 ff das „Schenckhrecht“ aus. „Die Hoftaferne beim Schloss so der Herrschaft aigenthümlich gewest ... hat 1666 der Pfleger Johann Andree von Peckhenzell Erbrechtsweis hingelassen; Item mehr ain Tefern bey St. Peter, Mehr ain Tefern zu Herzogsdorf„.
In der Gruppe „Landwirte“ kommt dann die „Tafern bay St. Mörth“ vor, welche alle den Wein von der Herrschaft beziehen müssen.
Die hier angeführten Tafernen waren also alle zu Erbrecht verkauft und nur das Schenkrecht von der Herrschaft vorbehalten. Auch Wolf Rechberger hat die zu St. Martin durch Kauf erworben, denn 1643 IV 10 quittieren ihm und seiner Frau Hans und Magdalena Wißmayr den Kaufschilling hiefür. Es scheint sich hier um einen Zwischenbesitz gehandelt zu haben, den 1638 VII 1 ist noch Walshauser [sic] Resch Waxenbergischer Amtsverwalter und Gastgeb zu St. Martin, der dann 1639 XI 7 dort als Taufpate als „Bürger und Handelsmann zu Aschach“ genannt, also um diese Zeit von St. Martin weggezogen ist. Helene Christine erwarb um die gleiche Zeit 1641 VI 13 die Taferne zu St. Veit. 1643 IV 13 scheint Wolf als Stifts- und Zahlporge bei einem Verkauf der Taferne zu Mühllacken und 1642 IV 2 mit Helena Christina als Gläubiger in einem Schuldbrief auf. Dass er 1644 noch im Pürnsteiner Protokoll erwähnt ist, ist schon oben gesagt worden. Er ist um 1650 gestorben, denn aus dieser Zeit stammt ein undatiertes Verzeichnis des Rüstgeld zu Pfingsten in Band 2 der Eschelberger Protokolle, in dem in Amt und Pfarre St. Martin Helene Christine Rechberger als Wittib mit 6 ß 20 d vorkommt.
In dem vorerwähnten Pürnsteiner Urbar von 1669 ist unter den Vogtholden zu Herzogsdorf angeführt (Blatt 960) Hofstatt allda: Hans Rechberger, dient 10 d, Robotgeld 1 fl 6ß, Rüstgeld 2 fl 3 xr, Landsteuer 2 fl 4 ß 3 1/2 d, Futterhaber 2/4 Mezen. (Blatt 964) Tafern allda: Hans Rechberger, Ambtmann, Landst. 1 fl 2 ß u. (Blatt 974) ledige Gründe: Hans Rechberger zu Herzogsdorf dient 3 ß 3 d.
Infolge der früher dargestellten Lückenhaftigkeit der Pürnsteiner Protokollreste lässt sich leider nicht feststellen, dass der hier genannte Hans Rechberger zu Herzogsdorf ein Sohn des Wolf Rechberger gewesen wäre, doch ist dies höchst wahrscheinlich. Besser sind wir über Wolf Rechbergers Familienstand nach seiner Übersiedlung nach St. Martin unterrichtet. Die dortige Taufmatrik weist als Kinder von Wolf und Elena Christina aus: Jakob Wolfgang, geb. 1639 VII 2, Anna Christine, geb. 1641 XI 23 und Maria Susanna, geb. 1643 IV 26. 1659 VI 4 ist der früher genannte Gottlieb Rechberger, der gnädigen Herrschaft Hofamtsverwalter und Hofwirt zu Waxenberg, mit seinem Bruder Wolf-Jakob in einer vor dem Marktgericht in Oberneukirchen ausgetragenen Erhrenbeleidigungssache als Gast des Abraham Mäderer zu Oberneukirchen erwähnt. Er kommt nachher auch (als Pate in der Oberneukirchner Taufmatrik, 1664, 1665 und 1669) als caupo (Schankwirt) und Bürger zu Leonfelden vor. 1664 III 18 scheint er in der Abhandlung nach Bartholomäus Scharber zu Oberneukirchen als Bürger zu Leonfelden und Gerhab der hinterlassenen 5 Scharberischen Kinder auf. Der oben bereits vielfach erwähnte Hans Rechberger, Wirt zu Herzogsdorf, kommt in der Matrikel der Pfarre St. Martin 1643 IX 23 als Vater eines Sohnes Reichhard und 1644 X 25 einer Tochter Katharina vor. Die Mutter dieser Kinder heißt in diesen Taufeintragungen Maria und ist, wie aus der Abhandlung von 1664 VI 4 nach Abraham Mäderer, Ratsbürger in Oberneukirchen hervorgeht, dessen Tochter.
Da sich diese Familie weit zurückverfolgen lässt, auch noch anderweitig mit der Rechbergerfamilie zusammenhängt und überdies in ihren Verzweigungen interessante Verbindungen zu anderen Familien herstellt, wollen wir uns zunächst mit der Familie Mäderer befassen. Auch hier kommen neben der Hauptlinie, die wir bis Thomas Mäderer, der bereits 1594 und 1599 mit seiner Hausfrau Martha und 1602 IX 14 als Ratsbürger zu Oberneukirchen aufscheint, zurückverfolgen können, mehrere andere vor, so dass es bei den einzelnen Namensträgern oft schwer festzustellen ist, zu welcher Linie sie gehören. Für die obersten 3 Generationen sind wir außerdem ausschließlich auf archivalische Quellen angewiesen, erst in der vierten können wir deren Hinweise teilweise durch Angaben der Kirchenbücher überprüfen und ergänzen.
In einem Geburtsbrief für die Brüder Andreas und Siegmund Müleder (Milleder) kommt Thomas 1614 VII 7 als Zeuge „bei 83 Jahre alt“ vor. Das würde auf 1531 als Geburtsjahr hinweisen, doch scheinen die beiden übereinstimmenden Angaben in Geburtsbriefen von 1608 IV 23 und 1612 V 14 , welche ein Alter von 70 bzw. 73 Jahren angeben und daher auf das Jahr 1539 hinweisen, wahrscheinlicher.
1614 IX 17 verkaufen Thomas und Martha ihre Behausung zwischen Adam Pichler, Lederer, und Meister Abraham Leopolter, Schuster, gelegen, an Michael Hans Hertl, „Leinweber aus der Pfarr Zwettl“. Thomas muss bald darauf gestorben sein, denn den Kaufschilling quittieren 1616 VI 20 bereits die Erben, nämlich die Witwe und die Kinder: Hans Mäderer, Bürger zu Oberneukirchen, Elisabeth, verh. mit Wolf Pichler, Lederer, Ursula, verh. mit Georg Lechner und ein minderjähriger Thomas.
In einer Erbsquittung von 1666 VI 24 sind als Erben nach diesem Thomas d. J. genannt: die Witwe Barbara, die aber die zweite Frau des Thomas gewesen sein dürfte, dann der Sohn Zacharias, ist auch als Stiefsohn bezeichnet; sodann dieser Zacharias, geboren ca. 1644, 1666 noch ledig, Christine, geboren ca. 1646, verh. mit Elias Salzer, Bürger in Oberneukirchen, Susanna, geb. ca. 1648, in der Quittung nicht erwähnt, Maria, verheiratet vor 1666 mit Stefan Schwingenkrug, Bürger in der Zwettl, und Barbara, ebenso verheiratet mit Michael Wurzinger, Inwohner in der Schönau. Außer der Erbsquittung von 1668 IX 4 , in der er bereits als Ratsbürger bezeichnet ist, habe ich keine Daten über diesen Zacharias aufgezeichnet. Die Weiterverfolgung einer von ihm etwa ausgehenden Mädererlinie fiele auch außerhalb des Rahmens dieser Familiengeschichte.
Die Witwe Martha nach Thomas Mäderer dem Älteren starb erst 1663, wie aus der Abhandlung von 1663 III 31 hervorgeht, bei ihrem Sohn Thomas, den sie auch testamentarisch zum Erben einsetzt. Die Töchter desselben Maria Christina und Susanna werden mit Vermächtnissen bedacht; dies lässt vermuten, dass Martha die zweite Frau Thomas des Älteren war und dass dessen Kinder Hans, Elisabeth und Ursula aus einer früheren Ehe stammen.
Für uns kommt Hans Mäderer in Betracht. Zwei Geburtsbriefe , in denen er als Zeuge auftritt, lassen als sein Geburtsjahr 1571 errechnen. 1614 scheint er als Bürger und Leinweber, zu Georgi 1615 als Ratsbürger auf. Hier ist zum ersten Mal seine Frau Martha genannt. Wie aus dem 1621 XII 17 ausgefertigen Geburtsbriefe für seine Kinder hervorgeht, war diese Martha, die er vor 26 Jahren, also 1595, zu Oberneukirchen geheiratet hatte, eine Tochter des Georg Hölleschko, Bürgers und Webers zu Oberneukirchen, und dessen Frau Barbara. Im Geburtsbrief wird ausdrücklich bestätigt, dass die Inhaber desselben bzw. deren Eltern “von teutschem gebluet herkomen und niermand in noch ausser Lands mit Laib Eigenschaft zurgethan, sondern derselben allerding quit und ledig“ seien.
1600 V 27 kaufte Hans mit seiner Frau Martha von Georg Kholhammer das Haus zu Oberneukirchen zwischen Florian Khol und Wolf Edmayr. Eine Abhandlung oder Erbsquittungen sind mir weder nach Hans noch nach Martha untergekommen. Alle Kinder sind in dem angeführten Geburtsbrief genannt: Abraham, Hans, Georg, Zacharias und Eva. Über diese Kinder habe ich mit Ausnahme des Abraham sehr wenig in Erfahrung bringen können.
Hans ist wohl derselbe, der 1632 in der Ratsliste als Johannes Mäderer, Richter (neben ihm sein Onkel Thomas Mäderer als Ratsverwandter) aufscheint. 1666 setzen sich Hans Mäderer, Marktrichter, und seine Gattin Maria in einer „Donation“ bezeichneten Urkunde gegenseitig als Erben ein. Mit Rücksicht darauf scheint ein laut Oberneukirchener Taufmatrikel 1643 geborener Sohn Ehrenreich dieses Paares schon vorher verstorben zu sein. Johannes kommt nur noch 1668 als Marktrichter und als Gerhab des Thomas Mäderer’schen Kinder vor. Abhandlungen konnte ich weder nach ihm noch nach seiner Frau Maria finden.
Abraham Mäderer kommt in 6 Geburtsbriefen als Zeuge vor, von denen die überwiegende Zahl auf 1596 als Geburtsjahr hinweisen. 1617 IV 17 kauft er noch ledigen Standes Behausung und Burgrecht zwischen Hans Wöß und dem Schulhaus liegend von Jakob Schwingshamer, Bürger und Hufschmied, und dessen Ehefrau Barbara. Georgi 1619 gibt er bereits mit seiner Frau Eva dem Markt Oberneukirchen einen Schuldbrief, dann hören wir lange nicht von ihm, bis er in der Ratsliste von 1642 zum ersten Mal als Marktrichter aufscheint.
Aus dem Geburtsbriefe, den Abraham 1642 VII 14 für seine Kinder ausfertigen lässt, geht hervor, dass er sich 1618 mit Eva Taunapaur (Tainapaur auch Dainerbauer geschrieben), Tochter des Wolfgang Taunapaur in Bieberschlag und dessen Frau Ursula, verheiratet hatte. Als Kinder aus dieser Ehe sind genannt – die Geburtsdaten, soweit vorhanden aus der Oberneukirchner Taufmatrik und weitere Angaben aus der Todfallsabhandlung von 1664 (siehe unten) beigefügt:
1. Melchior, geb. 1626 X 26, welcher nur hier im Geburtsbriefe, nicht aber später in der väterlichen Abhandlung vorkommt. Er kann auch nicht identisch sein mit einem um diese Zeit oft aufscheinenden Melchard Mäderer , der offenbar aus einer anderen Mädererfamilie stammt und ein Zeitgenosse des Abraham Mäderer war.
2. Johannes, später Ratsbürger in Oberneukirchen, der sich 1663 mit Sophie Krottendorffer, Tochter des Hans Krottendorfer, Bürgers im Markt Offenhausen, und dessen Frau Eva verheiratet. Sie hatten 4 Kinder : Josef, 1695 bei der Handelszunft in Prag, Ehrenreich, Gott¬lieb und Anna.
3. Ehrenreich, den Stammvater der später geadelten Mädererfamilien, über den wegen der Bedeutung der Familie und der durch sie geschaffenen Zusammenhänge weiter unten etwas mehr zu sagen sein wird,
4. Jeremias, mit dem wir uns als einem unserer Ahnen näher beschäftigen müssen,
5. Maria, die wir früher als Frau des Hans Rechberger in Herzogsdorf kennenlernten,
6. Eva, später verheiratet mit Johannes Hocholzer, Schulmeister in St. Johann (am Wimberg),
7. Helene, geb. 1628 II 26, verheiratet mit Wolf Zuelener, Bürger in Oberneukirchen und
8. Martha, geboren 1631 I 23, verheiratet mit Zacharias Schrembl, Bäcker in Oberneukirchen.
In der Taufmatrik scheint noch ein Sohn Christian auf, geb. 1643 II 25.
Dadurch dass sowohl Jeremias als auch seine Schwester Maria zu unseren Vorfahren zählen und da dies noch dazu sowohl auf der Marckhgott’schen als auf der Jax'schen und dort durch 2 Rechbergerlinien der Fall ist, sind Abraham wie auch sein Vater Hans und sein Großvater Thomas sowie ihre Ehefrauen je 5 mal in der Ahnentafel vertreten.
Abraham heiratete übrigens nach dem Tode Evas 1651 IX 25 in Oberneukirchen Maria, eine Tochter des Melchior Schaffer, Marktschreibers daselbst, und dessen Frau Anna. Die Ehe scheint kinderlos geblieben zu sein.
Wirtschaftlich dürfte es Abraham in der letzten Zeit seines Lebens schlecht gegangen sein, denn über seinen in der Abhandlung von 1664 VI 4 , die die Witwe Maria und die oben genannten Kinder erster Ehe aufzählt, festgestellten Nachlass muss die Crida verhängt werden. Die Creditoren verkaufen 1664 IX 13 die hier nicht näher bezeichnete Be¬hausung an den Sohn Johannes und dessen Frau Sophie, der somit auch Ratsbürger in Oberneukirchen wurde. Die große Feuersbrunst vom Ostermontag 1674 raffte aber sein Gut hinweg, auch er geriet in Crida und die Brandstatt erwarb sein Neffe Reichard Rechberger wie wir weiter unten hören werden. Von seinen Söhnen Josef, Ehrenreich und Gottlieb ist nichts näheres bekannt.
Sein Bruder Ehrenreich scheint in der Taufmatrik leider nicht auf, dürfte also in die Zeit vor 1625 (Matrikelbeginn) fallen. Ein 1643 VII 3 getaufter Ehrenreich Mäderer ist der Sohn von Johannes und Maria Mäderer, also wohl des oben als Bruder des Abraham erwähnten Marktrichters Hans Mäderer.
Unser Ehrenreich muss jedenfalls älter sein, denn mit 23 Jahren konnte er wohl nicht den Vertrauensposten eines herrschaftlichen Pflegers ausfüllen. Außerdem ist der in der Abhandlung nach Abraham vorkommende Ehrenreich mit „ Herr“ bezeichnet, so dass sicher dies der Ehrenreich ist, auf den sich die folgenden Angaben beziehen. In der Bücherei des OÖ. Landesarchivs befindet sich ein Privatdruck, die von I. K. Grillmayr verfasste „Chronik des Schlosses Würting bei Wels“, in welcher auf Seiten 93 und 94 erwähnt ist, dass der Schlossherr Elias von Seeau in einem Kalender von 1666 tagebuchartige Aufzeichnungen hinterlassen hat. Über Mäderer ist dort folgendes zu finden: 1666 II 11 Brief an Mäderer um das Lützlberger Urbar; VI 14 „verlobte sich der Pfleger Ehrenreich Mäderer von Litzlberg mit Anna Maria Rotanschuster des Breitenauer Pflegers ältester Tochter“; VII 6 findet die Hochzeit in Lambach statt.
Der Name der Braut ist verballhornt, sie hieß richtig Rotenhäusler. Ihre Eltern waren, wie aus der Taufmatrik dar Stiftspfarre Lambach hervorgeht, Johann Jakob Rotenhäusler, Pfleger zu Breitenau, und Maria Elisabeth, dessen Ehefrau. Die Eltern des Bräutigams, der nur als Pfleger zu Lützlburg bezeichnet ist, scheinen leider nicht auf. Das Schloss Lützlburg, damals Seeau'scher Besitz, lag auf einer Insel gegenüber der Ortschaft Buchberg in der Pfarre Seewalchen am Attersee und wurde am Ausgang des 18. Jahrhunderts demoliert. Breitenau in der Pfarre Pennewang gehörte zum Stift St. Peter in Salzburg. Da die Seeau auch Besitzer der Herrschaften Helfenberg und Pieberstein im Oberen Mühlviertel waren, dürften die Beziehungen der Mäderer zu dieser Herrschaft sich von dort herleiten.
Ehrenreich scheint übrigens bei seinem Herren in hohem Ansehen gestanden zu sein, denn es geschah wohl ihm zu Ehren, dass Seeau seinen 1666 V 15 geborenen Sohn Johann Ehrenreich taufen ließ. Dieser wurde mit seinen Brüdern 1682 Freiherrn- und 1699 Grafenstandserwerber. Mäderer kam auch später als Pfleger in den Seeau’schen Hauptsitz Württing in der Pfarre Offenhausen. Seine Söhne brachten es alle zu ehrenvollen Stellungen und erwarben 1709 VII 9 den alten Reichsritterstand mit Substitution von 4 Ahnen väterlichen und mütterlichen Geschlechts. Im Adelsbriefe Kaiser Josefs I. sind ihre und ihres Vaters Verdienste aufgeführt: „Die getreuen und angenehmen Dienste, welche sowohl ihre Vor – und Eltern im letzten Schwedenkrieg als auch Ihr Vater selig Ehrenreich Mäderer in dem bei Johann Friedrich von Seeau lange Jahre obgehabten Pflegamt in Österreich ob der Enns, in Sonderheit unter letzterer türkischer Belagerung unserer Stadt Wien mit Anführung der zur Landsdefension zusammengebrachten Bauernschaft rühmlichen erwiesen“.
Von irgend einer Tätigkeit des Abraham Mäderer im Schwedenkrieg ist allerdings in den Quellen nichts zu finden. Vielleicht sind die Leistungen des Marktes Oberneukirchen bei Fouragelieferungen, Einquartierungen und Werbungen gemeint, die ja in erster Linie vom Marktrichter und den Ratsmitgliedern in die Wege zu leiten waren; dass Oberneukirchen Schwedenkrieger stellte, sehen wir ja an Jeremias Markhutt.
Über die Söhne Ehrenreichs ist dem Adelsbrief folgendes zu entnahmen:
Johann Jakob erwarb den Grad eines Lizentiaten ex utroque jure und es wurde ihm eine öffentliche Professur an der Universität zu Salzburg angetragen. Er nahm aber zunächst neben und nach seinem Vater durch 10 Jahre Seeausche Dienste, dann war er bei dem Hofkammerpräsidenten Gotthardt Heinrich Grafen von Sallaburg und bei dessen Sohn Franz Ludwig Pfandschaftsadministrator und Oberpfleger ihrer Herrschaften und gleichzeitig übte er die Jurisdiction über die landesfürstlichen Stadt- und Aufschlagsämter Vöcklabruck und Engelszell aus, wobei er in den 1703 und 1704 stattgefundenen bayrischen Empörungen nicht allein bei der Wiedereroberung der Schanze Williwald durch Anführung und Aufmunterung des Landvolkes sowie auch bei den feindlichen Einfällen zu Riedau und Peuerbach sich standhaft und getreu erwies. Er war auch bereits mit dem österreichischen Ratstitel ausgezeichnet.
Über diese Angaben des Adelsbriefes hinaus wäre hier noch zu sagen, dass Johann Jakob sich 1786 bis 1788 als Student am Lyzeum der Jesuiten in Linz und 1688 als Jurist an der Universität in Salzburg findet. Er trat später in Starhembergische Dienste, denn wir finden ihn 1723 als gewesenen Regenten der Grafschaft Waxenberg nunmehr oberösterreichischen Landschaftssyndicus und Secretarium. Als solcher hatte er sich besonders verdient gemacht; er erbaute sich 1717 in Linz das Berg¬schlössl, das er durch Testament von 1736 I 31 den Ständen als Absteigquartier oder Sommersitz für den jeweiligen ständischen Präsidenten, das ist dem in Officio stehenden Verordneten des Alten Herrenstandes vermachte. Dafür sollten die jeweiligen Nutznießer das Objekt erhalten. Da das nicht geschah, wurde es 1776 an das Nordische Stift verkauft. Die Interessen des Kapitals bezog der jeweilige erste Verordnete des Herrenstandes. Später bildete dieses Kapital einen Grundstock des Herrenstand-Stiftungsvermögens.
Johann Ignaz hatte unter dem Rabutinischen Dragoner Regiment 3 Jahre als Volontär und dann in Ungarn, Siebenbürgen und Italien beim Feldkriegskommissariat (also mit und unter dem Schenkenfeldener Weberssohn, nachmals Freiherrn Harrucker) gedient und war in letzterer Laufbahn verblieben.
Ferdinand Sebastian wandte sich zunächst herrschaftlichen Pflegamtsdiensten zu, wobei er sich auch anlässlich der bayrischen Unruhen verdient machte. Später diente er als Volontär unter dem fürstlich Hohenzollern’schen Kürassierregiment in der Reichsarmee.
Mathäus Josef nahm in Seeau’schen Diensten als Hofmeister an der Siebenbürgischen Kameralkommission teil und leistete sodann im Hofkammerkommissariat bei der kaiserlichen Administration in Bayern und in mehreren wichtigen Kommissionen ersprießliche Dienste; später wurde er Pfleger und Landgerichtsverwalter der Herrschaft Ort.
Johann Friedrich iuris utriusque Doktor begann gleichfalls unter Seeau als Konzipist und Sekretär bei der kaiserlichen Kommission in Siebenbürgen, übte dann in Nieder- und Oberösterreich Praxis – wohl als Anwalt – aus und wurde schließlich bei der Wiener Universität Hof- und Gerichtsadvokat.
Johann Mathias wurde med. Doktor, übte die ärztliche Praxis aus und wurde später Leibarzt der Kaiserin Amalia Wilhelmine.
Hier nicht genannt ist der älteste Bruder Plazidus, der als Pater Daniel Abt des Stiftes Michelbeuern wurde.
Mit dem Adel wurde den Brüdern Mäderer das Prädikat „von Ehrenreichscron“ und das Recht verliehen, „sich von allen jetzigen und künftigen mit rechtmäßigen Titeln überkommenen Gütern nennen und schreiben“ zu dürfen.
Mehr als die Söhne des Ehrenreich Mäderer interessiert uns die Tochter desselben, die 1682 VIII 28 zu Offenhausen getaufte, also im Schloss Württing geborene Maria Katharina. Sie vermählte sich 1702 VII 31 mit Johann Adam Fröller, der 1676 VI 21 in Linz aus einer angesehenen Bürgerfamilie geboren war und 1746 XII 27 als Pfleger zu Württing, also wohl als Nachfolger seines Schwiegervaters oder Schwagers, starb.
Durch sie bzw. ihre Tochter Maria Anna Fröller, verehelichte Steyrer von Riedenburg, ergeben sich verwandtschaftliche Beziehungen zu der Familie von Spaun und auch neuerdings zur Familie Fossel in Graz.
Ich kann sie hier nur kurz skizzieren:
Anton Ritter von Spaun hat für die Kulturgeschichte der Stadt Linz große Bedeutung; er war u. a. an der Gründung des Museums Francisco-Carolinum führend beteiligt. Im 85. Band des Jahrbuches des Oberösterr. Musealvereines von 1933 findet sich anlässlich der Jahrhundertfeier des Vereines eine Würdigung seiner Person und seines Kreises aus der Feder des Professors Dr. Josef Angsüßer.
Einen für mich interessanten Zusammenhang will ich hier noch aufzeigen, der seinen Weg über Mäderer, Pröller, v. Steyrer und v. Spaun nimmt. Anton v. Spaun hatte auch eine Tochter Maria, die sich 1851 VIII 25 zu Traunkirchen mit Franz d. P. Hagenauer (1824 – 1885), Direktor der Versicherungs-Anstalt Assicurazioni Generali in Wien vermählte. Deren Sohn Simon Hagenauer (1852 – 1900), der dem Vater auch in seiner Stellung nachfolgte, war ein intimer Freund meines Vetters Baron Siegmund Hayden und ich lernte ihn und seine Familie durch ihn kennen und war auch dort in meiner Studentenzeit zu einem Hausball geladen, der an die besten Traditionen des Wiener Biedermaier erinnerte. Sein Sohn Simon, geboren 1881, ist Dr. jur. und war vor 1938 Bezirks¬hauptmann in Eisenstadt in Burgenland. Eine Tochter des Franz d. P. Hagenauer, Maria, 1855 bis 1937, vermählte sich 1874 VIII 3 zu Traunkirchen mit dem bekannten Schulmann, Hofrat und Landesschulinspektor Karl Ferdinand (später von) Kummer (gest. 1918), dessen Sohn Dr. Wolfgang von Kummer ich bei einem Besuch bei Wolfram Hayden in Dorff kennenlernte.
Wir kommen nun zu Ehrenreichs Bruder Jeremias Mäderer, der 1641 IV 23 in Oberneukirchen getauft und wohl am gleichen Tag geboren worden war. Er hat jedenfalls eine gute Schulbildung genossen, denn er wandte sich zunächst der herrschaftlichen Beamtenlaufbahn zu. 1663 XI 19 finden wir ihn als Hofschreiber der Herrschaft Wildberg erwähnt. 1665 IX 24 scheint er aber bereits als Ratsbürger und Gastgeb zu Hell¬monsödt auf und zwar mit seiner ux. Sabina und erhält die Titulatur „Ehrenuest vnd wolfüernehm“. Diese Eheschließung scheint aber leider in der Hellmonsödter Matrikel nicht auf und zunächst auch keine Taufen von Kindern dieses Paares. Erst Später ist Sabina bei einer solchen als geborene Beslerin bezeichnet.
Sie ist jedenfalls identisch mit der Sabina Peßler, der Tochter des verst. Reichard Peßler, gewesenen Marktrichters von Hellmonsödt, in dessen Todfallsabhandlung von 1662 III 24 sie mit ihrer Mutter Regina, früher verwitweten Wagner, als Erbin vorkommt und den Nachlass, trotzdem sie unverheiratet und erst 16 Jahre alt ist, als Stifterin „bis sich ein annehmbarer Stifter zeigen werde“ übernimmt.
Ob dieser Reichart Peßler mit den zur selben Zeit in Neufelden vorkommenden Peßler verwandt war, ist zweifelhaft, insbesondere wenn die Angabe richtig ist, dass die Neufeldener Peßler, welche später den österreichischen Ritterstand erwarben und Besitzer der Herrschaften Langhalsen und Steinbach waren, von einem Gabriel Peßler abstammen, der um die Mitte des 17. Jahrhunderts aus der Schweiz eingewandert sein soll, denn die Hellmonsödter Peßler sind schon länger hier ansässig. Es ist aber auch möglich, dass die Herkunft der Peßler ebenso eine unhaltbare Sage ist, wie sich die schwedische Abstammung der Marckhgott und die schlesische der Jax als solche erwiesen haben.
Nicht unwahrscheinlich ist, dass Reichart ein Sohn des laut Abhandlung von 1664 V 17 als Inmann und Leinweber in Hellmonsödt verstorbenen Michael Peßler ist. Als Erbe des geringfügigen Nachlasses scheint hier zwar nur der Sohn Paul auf, jedoch mit der ausdrücklichen Begründung, dass er den Vater durch viele Jahre betreut und mit allem Nötigen versehen hat. Dies schließt also das Vorhandensein anderer Kinder des Michael durchaus nicht aus, kann vielmehr eher als Hinweis darauf gedeutet werden. Dazu kommt noch, dass auch in der Abhandlung nach Reichart die Erben dem Paul Peßler wegen seiner schon lange Zeit her gehabten Mühewaltung 20 fl zuwenden, was wohl als Anerkennung für die Betreuung des alten Vaters angesehen werden kann.
Interessant ist in der Abhandlung nach Reichart Peßler dessen verhältnismäßig großer BargeldNachlass:
Reichsthaler 234 St. 351 fl
1 doppelter Reichsthaler 3 fl
Pfündtner 24 Stück 32 fl 5 ß 10 d
Philippsthaler 8 Stück 13 fl 2 ß 20 d
Dukaten 228 1/3 685 fl
Neuner 46 fl 4ß
Alte Halbbazen, Marielen
und ander Geld 6 fl
Groschen, Halbbazen und
Kreuzer durcheinander 53 fl 4ß 16d
Silbercronen 82 Stück 150 fl 2ß 20 d
Als männliche Hilfe für die junge, ledige Stifterin erbietet sich ihr Stiefbruder Elias Wagner, welchem die Erben hiefür 30 fl auswerfen.
Sabina, die nach den vorstehenden Angaben 1646 geboren sein dürfte, verheiratete sich jedenfalls bald nach Übernahme der Behausung, die, wie das Inventar zeigt, ein Gasthaus war; nach der ganzen Sachlage kann ihr Ehegatte kein anderer gewesen sein als eben Jeremias Mäderer. Die Eheschließung fällt also in den Zeitraum zwischen 1663 XI und 1665 IX. In der 1659 beginnenden Matrikel der Pfarre Hellmonsödt kommen Jeremias und Sabina allerdings erstmalig erst 1676 bei der Taufe eines Kindes als Eltern vor. Jeremias ist dort als wohlbestallter Marktrichter bezeichnet; da der Markt der Herrschaft Wildberg untertänig war, ist es möglich, dass er von dieser als Marktrichter eingesetzt wurde, worauf auch das Wort „wohlbestallt“ hindeuten könnte. Er kehrte auch in unmittelbare Herrschaftsdienste zurück, denn wir finden ihn später als Pfleg- und Landgerichtsverwalter der Herrschaft Waxenberg vermutlich mit dem Sitz in Eschlberg. Er war Inhaber von Zehentrechten, über die bei seinem Tode bei der Herrschaft Eschlberg 1708 IX 3 abgehandelt wurde. In dieser Abhandlung ist die Witwe Sabina und 10 Kinder genannt, nach deren Reihenfolge anzunehmen ist, dass die nicht in Hellmonsödt getauften Kinder die älteren sind.
Im Zusammenhalte beider Quellen ergeben sich folgende Angaben über die Kinder Jeremias und Sabines:
1. Franz Josef, 1703 Starhembergischer Amtmann, ohne Ortsangabe, vielleicht in Leonfelden, 1708 Mautgegenschreiber in Aschach;
2. Maria Anna, verheiratet mit Sebastian Göttner, Bräuverwalter in Linz; in der Linzer Testamentensammlung und im oö. Landesarchiv erliegt der Heiratskontrakt dato Eferding 1621 V 20, damals ist Göttner noch Bräumeister bei der Herrschaft Eferding und als Sohn des Michael Göttner, Bürger und Bierbrauer zu Wasserburg am Inn, Bayern, und Elisabeth ux. bezeichnet. Der Brautvater Jeremias ist noch Marktrichter in Hellmonsödt. Unter den Zeugen scheint Ehrenreich Mäderer, Pfleger zu Württing, auf. In der Abhandlung von 1711 III 24 beim Tode des Sebastian Göttner ist dieser als Stadtbrauamtsverwalter in Linz bezeichnet. Er hinterließ 4 Söhne und 5 Töchter.
3. Martin Adam, gest. 1708 III 16, kurz vor seinem Vater. Er hatte seine Laufbahn in Seeau’schen Diensten als Unterschreiber (subscriba) in Württing begonnen und sich dort in der Pfarrkirche zu Offenhausen 1685 I 16 mit Maria Susanna (Anna) Payerlmayer verheiratet. Später war er Pfleger der Starhembergischen Herrschaft Eferding. Sie ist jedenfalls jene Pflegersgattin Anna Mäderer, + 1746, von der das Grabmal an der Pfarrkirche in Eferding berichtet, dass sie „11 Kinder, 35 Kindeskinder und 20 Kinder Kindeskinder erlebte“. Von den 11 Kindern sind mir allerdings nur 7 bekannt geworden, unter ihnen Wilhelm Ignaz, welcher seinem Vater im Amte nachfolgte und 1712 I 26 als Oberpfleger der Herrschaft Eferding sich mit Maria Anna Magdalena Hagen Edle von Freyenthurm verheiratete. Unter deren 6 Kindern befinden sich die Tochter Maria Anna Theresia geb.1714 X 6 in Eferding, die sich 1736 V 1 in der Wallfahrtskirche Maria Scharten mit dem Linzer Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Ferdinand Grueber verehelichte.
4. Maria Clara, verheiratet mit Isaias Fizer, Fleischhacker in Linz.
Nun folgen die in Hellmonsödt getauften Kinder:
5. Maria Sabina, geb.1676 II 4, + 1677 I 18,
6. Maria Theresia, geb. 1677 X 14, verheiratet mit Jakob Angerpaur, Bürger in Rohrbach,
7. Maria Margaretha, geb. 1679 VII 20, beim Tode ihres Vaters noch unverheiratet (1708),
8. Maria Christine, deren Zwillingsschwester, die in der Abhandlung nicht vorkommt, also wohl früh gestorben ist,
9. Maria Franziska, XE " Mäderer: geb. 1681 I 26, verheiratet mit Jakob Kapeller, Bürger und Gastwirt in Schenkenfelden. Er ist vielleicht derselbe oder ein Sohn des Josef Anton Capeller, von dem ein Mathias Rechberger – aus der Pürnsteiner Familie – 1720 die Hoftaferne zu Eschelberg erwirbt,
10. Maria Katharina, XE " Mäderer: geb. 1682 IX 16, verheiratet mit Johann Mathias Krinner, Verwalter in Mühldorf. Ich habe mich vergeblich bemüht festzustellen, ob dies die Eltern des Linzer Barockbaumeisters gleichen Namens sind. Von ihm stammt die Schauseite und die Türme der Ursulinenkirche in Linz. In der Feldkirchner Matrik scheint aber nur 1 Sohn, Johann Sebastian auf.
11. Maria Elisabeth, geb. 1684 VIII 30, beim Tode ihres Vaters noch unverheiratet, und
12. Maria Helene, ihre Zwillingsschwester, die aber früh verstorben sein dürfte, endlich
13. Maria Emmerentiana, geboren 1668 III 21, die uns später als Gattin des Weissenbacher Gutsverwalters Samuel Preining und Mutter der Barbara, Frau des Mathias Rechberger, begegnen wird und daher zu unseren Vorfahren zählt. Gleich hier will ich bemerken, dass erst die Feststellung, dass die bei ihrer Traueintragung in der Linzer Stadt¬pfarre nur als Tochter des „ Jeremias Mäder“ ohne nähere Angaben ist, die Tochter des Jeremias Mäderer ist, dessen Schwester Maria mit Hans Rechberger, Wirt zu Herzogsdorf, verheiratet war, es ermög¬licht hat, die Identität des 1643 IX 23 in St. Martin getauften Sohnes Reichart dieses Hans Rechberger mit dem ab 1674 in Oberneukirchen auftretenden Reichart Rechberger festzustellen. In der Oberneukirchner Matrik ist nämlich bei der Ehe Mathias Rechbergers mit Maria Barbara Preining ausdrücklich die Dispens von 3. und 4. Grade der Blutsverwandtschaft angemerkt.
Ich habe lange vergeblich versucht, aus den mir damals bekannten Daten dieses Verwandtschaftsverhältnis zu rekonstruieren. Erst im Zuge meiner Beschäftigung mit der Familie Mäderer ist es gelungen, dasselbe in der in der Folge dargestellten Weise festzustellen:
Abraham Mäderer
4
Maria Mäderer
mar. Hans Rechberger
3
Jeremias Mäderer 3
Reichart Rechberger
2
Maria Emmerentia Mäderer
mar. Samuel Preining 2
Gottlieb Rechberger
1
Maria Barbara Preining 1
∞ Mathias Rechberger
Damit wäre aber auch erschöpft, was ich in unserer Familiengeschichte über die Familie Mäderer zu sagen hätte; dass sich über dieselbe allein ein stattlicher Band schreiben ließe, geht aus hier Gesagtem hervor. Ob sich noch Nachkommen des Mannstammes dieser einst so weit verzweigten Familie finden, ist dem Verfasser unbekannt geblieben.
Wir kehren nun wieder zur Rechbergerfamilie zurück. Über den Herzogsdorfer Wirt Hans Rechberger möchte ich nur noch sagen, dass es auffallend ist, dass die zwei einzigen Kinder, von denen wir Kenntnis haben, nicht in der für Herzogsdorf damals zuständigen Pfarrkirche in Niederwaldkirchen – wo sich um diese Zeit überhaupt keine Eintragungen über Rechberger finden – sondern in St. Martin getauft sind. Wenn die früher hinsichtlich Wolf Rechberger angedeutete Möglichkeit, dass er der Vater des Hans ist, zutrifft, wäre es allerdings denkbar, dass Maria im Hause ihrer Schwiegereltern entbunden hätte. Jedenfalls ist es für die Verfassung dieser Familiengeschichte und unserer Ahnentafel ein besonderer Glücksfall, dass wenigstens die Taufe des Reichart Rechberger 1643 IX 23 in St. Martin und dessen unmittelbare Abstammung festgestellt werden konnte. Von ihm wissen wir, dass er bereits 1665 das Amt seines vermutlichen Großvaters bekleidete. Er ist in der Taufeintragung seines ältesten Kindes als Amtmann zu St. Martin, 1666 auch als Amtsverwalter bezeichnet. Seine Frau hieß Maria; die Trauung scheint etwa 1664 stattgefunden zu haben, doch beginnt die Ehematrik erst 1667. Einen Anhaltspunkt für die Abstammung der Frau bietet uns die Abhandlung von Reichart Rechberger von 1710 VII 24 , in der es heißt: „von dem + H. Castner zu St. Peter selig, sind ihnnen Rechbergerischen Kindern anstatt ihrer Mutter seel. vor den Fahl 18 fl so Herr Richter seel. im Nahmen Ihrer Empfangen hat …“. Sie dürfte also eine Kastner aus St. Peter gewesen sein, welche Familie auch anderwärts Zusammenhänge mit Oberneukirchen hatte. Eine Anna Maria Castner, geb. 1657 XII 5 in der Pfarre St. Peter heiratete 1674 I 16 in Oberneukirchen den dortigen Bürger Abraham Rippl. Sie dürfte wohl eine jüngere Schwester der Maria, verehelichte Rechberger sein. Als Vater scheint in dieser Traueintragung Paul Richard Castner, judex bei St. Peter, geb. ca. 1609, gest. 1682 II 10 zu St. Peter mit Anna ux. auf. Richard Castners Eltern sind Georg Castner und Salome.
Diese Abhandlung gibt uns aber auch die Daten an die Hand, durch die wir die aus den St. Martiner und Oberneukirchener Taufbüchern entnommenen Geburtsdaten der Reichart und Maria Rechbergerischen Kinder annähernd ergänzen können. Bevor wir uns aber mit diesen beschäftigen, wollen wir noch erfahren, was uns die Quellen über Reicharts weiteren Lebenslauf sagen. Wir haben schon mehrmals von der Feuersbrunst gehört, die am Ostermontag 1674 den Markt Oberneukirchen in Asche legte. Viele Bürger waren nicht mehr in der Lage, ihre Häuser aufzubauen, und so waren bald Brandstätten dort billig zu erwerben. Auch Reichart Rechbergers Oheim Johannes Mäderer wurde von dem Unglück betroffen und so war seine Brandstatt und Burgrecht feil und wurde mit Kaufbrief vom 1674 IX 21 von Reichart und seiner Frau Maria erworben. 1679 finden wir ihn als Ratsbürger. 1689 IV 17 tritt er als Stift- und Zahlbürge für seinen Sohn Josef, Bestandbäcker in Herzogsdorf ein, der von Georg Kueschleger, Bürger und Leinweber, und Maria ux. deren Behausung in Oberneukirchen zwischen Georg Mayr und Johann Prein kaufte. Nach dem Tode seiner Frau Maria ehelichte er 1697 VIII 5 in der Pfarrkirche zu Oberneukirchen Elisabeth Pernberger. 1708 und 1709 scheint Reichart Rechberger als Marktrichter auf.
Aus seiner bereits oben erwähnten Abhandlung ergibt sich vor allem die für die damalige Zeit seltene Tatsache, dass von seinen 13 Kindern – alle aus erster Ehe – nur vier frühzeitig verstorben sind (bei zweien ist dies nicht einmal sicher). Die übrigen neun kamen zu Jahren und begründeten wieder einige sehr zahlreiche Familien.
Die Kinder sind:
1. Reichart, geb. 1665 II 5 in St. Martin, Leinweber und Inwohner in Oberneukirchen; er heiratete in erster Ehe 1690 I 13 Sabina Holzhammer, in zweiter Ehe 1694 XI 23 Barbara Kerr; aus der ersten Ehe stammten 3, aus der zweiten Ehe aber 11 Kinder, darunter 2 Zwillingspaare. Sie haben eine zahlreiche Nachkommenschaft hinterlassen, die aber für unsere Familiengeschichte nicht von Bedeutung ist.
2. Christine, geb. 1666 IV 4, gest.1670 VIII 7 in St. Martin,
3. Josef, geb. 1667 III 17 in St. Martin. Er erlernte das Bäckerhandwerk und übte es zunächst als Bestandsbäcker in Herzogsdorf aus. 1688 II 17 heiratete er zu St. Martin Katharina Zuelehner, Tochter des Abraham und der Sabina Zuelehner in Oberneukirchen; 1689 kaufte er, wie wir oben gesehen haben, ein Bürgerhaus daselbst, das er aber mit seiner Gattin Elisabeth – Katharina scheint also früh gestorben zu sein – 1699 II 24 an Hans und Susanne Hackl wieder verkaufte; 1710 finden wir ihn als „ Beck am Stain“; wo diese Örtlichkeit zu suchen ist, dafür bieten sich keine Anhaltspunkte.
4. Anna Maria, geb. 1660 VI 10 und gest. IX 4 in St. Martin,
5. Johannes, geb. 1669 IX 25 zu St. Martin, ist offenbar der in der Abhandlung als Hans Georg, Bürger und Fleischhacker in Wien genannte,
6. Maria Regina, geb. 1671 VIII 24 in St. Martin, verheiratet mit Hans Wipplinger, Bürger und Leinweber in Oberneukirchen,
7. Franz, geb. 1673 VIII 28 in St. Martin, der wahrscheinlich früh gestorben ist. 1726 scheint allerdings ein Franz Rechberger Amtsverwalter zu Herzogsdorf im Heiratsbrief des Maximilian Rechberger von der Mühldorferlinie und der Magdalena Dewagner auf; doch würde, wenn er mit dem jetzt genannten identisch wäre, dieser wohl in der väterlichen Abhandlung vorkommen,
8. Kaspar, geb. 1675 XII 29 zu Oberneukirchen, war Leinweber, Ratsbürger und Marktrichter in seinem Geburtsorte. Er heiratete 1705 II 3 ebendort Eva Lang, Tochter des Laurenz Lang, bürgerlichen Lederermeister im Markt Reichenau und dessen Gattin Maria. Er starb 1759 IX 4 zu Oberneukirchen und hinterließ Nachkommen.
9. Friedrich, geb. 1678 II 10 in Oberneukirchen; er kommt in der väterlichen Abhandlung nicht vor.
10. Maria Clara, geb. 1680 II 18 zu Oberneukirchen, die Mutter ist in der Taufeintragung irrtümlich Rosina genannt. Da der Vater als “Senator“ – Ratsbürger – bezeichnet ist, kann es sich nur um unseren Reichart Rechberger als Vater und die Mutter Maria handeln. Clara heiratete 1699 III 1 den Bürger und Leinweber Michael Lechner in Oberneukirchen und starb vor 1710. Sie hinterließ 4 Töchter, von denen die älteste Maria Anna später den Adam Simada heiratete. Auf der Lechnerischen Behausung wurde später auch das „ Margoth’sche Legat“, d.i. die Meßstiftung Gabriel und Mathias Marckhgott sichergestellt.
11. Anton, geb. 1682 VI 12 zu Oberneukirchen, wandte sich ebenso wie sein Bruder Hans Georg nach Wien, dessen Vorstädte damals nach der Vernichtung während der Türkenbelagerung von 1683 neu aufgebaut und besiedelt wurden, und ließ sich in Gumpendorf – heute Teil des VI. Gemeindebezirkes „Mariahilf“ – als Bierbrauer und Bierversilberer nieder. Gemeinsam mit seinem Bruder Kaspar errichtete er eine Messstiftung bei der St. Jakobspfarrkirche zu Oberneukirchen.
12. Gottlieb, geb. 1684 V 5 zu Oberneukirchen, von dem unten die Rede sein wird.
13. Gottfried, geb. 1686 V 12 zu Oberneukirchen. Dieser erwarb 1710 das Vaterhaus aus der Reichart Rechbergerischen Verlassenschaft, heiratete1711 II 4 in Oberneukirchen Anna Barbara Schwarz und starb 1758. Er hinterließ folgende Kinder:
a) Kaspar, geb. 1712 I 5 zu Oberneukirchen, gest. ebenda 1763 III 4; er übernahm 1744 VI 6 die väterliche bürgerliche Behausung und war seines Zeichens ein Glasermeister. Nach dem Tode seiner Frau, einer Maria Anna Kastner, heiratete er 1752 VIII 21 Anna Scharttner, geb. 1718 V 15 zu Oberneukirchen als Tochter des Wolfgang und der Elisabeth Scharttner. Über diese und deren Vorfahren konnte ich nichts in Erfahrung bringen. Anna verehelichte sich nach Kaspars Tode mit Leopold Schmidpürstinger, einem Sohn des Franz Schmidpürstinger und seiner Frau Juliane, geb. Reich. Letztere heiratete als Witwe den Hans Georg, einen Sohn des Gottlieb Rechbergers. Aber auch eine Tochter Kaspars und Anna Rechbergers, Maria Barbara, geb. 1757 XI 9 heiratete 1780 einen Enkel Gottlieb Rechbergers, Franz, den Bruder der Anna Maria Löffler.
b) Mathias, geb. 1720 II 17. Er wurde Organist und Schulmeister in St. Veit.
c) Maria Sabina, XE " Rechberger: verheiratet mit Mathias Sattler, Leinwebmeister und Hausbesitzer in Oberneukirchen.
d) Anna Maria, XE " Rechberger: geb. 1716 VI 20, verh. mit Carl Pachner, Maurermeister und Kleinhäusler in Oberneukirchen.
e) Magdalena, verheiratet mit Daniel Dorninger, Bürger und Glasermeister in Eferding.
f) Marianne, geb. 1722.
Die Mutter Anna Barbara war 1687 III 22 in Zwettl in Oberösterreich als Tochter des Paul Schwarz und der Eva, geb. Pachner, geboren. Die Familien beider Elternteile lassen sich noch durch einige Generationen zurückverfolgen.
Von ihren väterlichen Vorfahren habe ich als Ältesten Tobias Schwarz, Bürger im Markte Zwettl, festgestellt, sowie dessen Frau Anna, deren Sohn Adam Schwarz war Bürger und Schneider im Markt Kurzen-Zwettl und ist 1698 gestorben; seine Frau hieß Martha. Dies waren die Eltern des oben genannten Paul Schwarz.
Mütterlicherseits waren Hans Pachner, Ratsbürger in Schenkenfelden, und seine Frau Maria die Eltern des Simon Pachner, der 1655 II 5 in Zwettl die Ursula Puechmüller heiratete, die dort 1626 I 8 als Tochter des Wolf Puechmüller und der Catharina ux. geboren war. Simon und Ursula waren die Eltern der Eva Pachner verehel. Schwarz.
Es handelt sich hier um weitverzweigte, marktbürgerliche Familien, deren eben genannte Glieder auch zu den Vorfahren unserer Ahnenträger zählen, da die früher erwähnte, von Gottfried Rechberger und Anna Barbara Schwarz abstammende Barbara Rechberger, die sich mit Franz Rechberger verheiratete, eine Ahnfrau der Oberneukirchner Jax-Familie ist. Es wäre also gewiss von Interesse, sich mit den Familien Schwarz und Pachner näher zu beschäftigen und würde dies eine wertvolle Bereicherung dieser Familiengeschichte bedeuten, doch muss ich leider wegen Zeit- und Raummangel darauf verzichten.
Gottfrieds nächst älterer Bruder Gottlieb Rechberger heiratete 1709 XI 26 zu Oberneukirchen die 1688 II 22 zu Reichenau geborene Rosina Lang, eine Schwester seiner Schwägerin Eva, der Frau Kaspar Rechberger d.Ä. Aus dieser Ehe konnte ich teils in Kirchenbüchern, teils aus Abhandlungen 9 Kinder feststellen und zwar
1. Maria Elisabeth, geb. 1710 II 12, offenbar die 1742 als Frau des Hans Georg Carl genannte Maria,
2. Johann Kaspar, geb. 1710 XII 22, bürgerl. Lederermeister zu Tragwein,
3. Maria Anna, geb. 1713 II 18 und
4. Hans Georg,
der Jüngere, geb 1758 V 19 zu Linz (Stadtpfarre), gest. 1808 XII 18 ebenda, gelangte zu einer angesehenen Stellung; er wurde als Laie Kanzler der bischöflichen Ordinariatskanzlei und gab ein Handbuch des österreichischen Kichenrechtes heraus, das durch 25 Jahre Lehrbuch in den österreichischen Lehranstalten war.
Von seinen zahlreichen Kindern wurde Augustin, geb. 1800 XI 18 in Linz, gest. 1864 XII 7 ebenda, 1824 Priester; 1844 gründete er hier das Spital der Barmherzigen Schwestern, 1848 im Vereine mit Johann Schiedermayr und Friedrich Baumgarten die Linzer Theologiseh-praktische Quartalschrift, für welche er selbst mehrere Aufsätze schrieb. 1852 bis 1859 war er Pfarrer in Waizenkirchen und seit 1859 Domherr in Linz.
2. Hans Michael, geb. 1719 IV 19 in Ach, gest. zu Mühldorf 1771 (siehe oben). Er nahm das herrschaftliche Bräuhaus in Mühldorf in Pacht, blieb unverheiratet und hinterließ ein verhältnismäßig beträchtliches Vermögen, darunter Forderungen von 200 fl an seinen Bruder Mathias die er ihm testamentarisch schenkte. Das von ihm beschaffte Inventar der Taferne wird von der Herrschaft mit 1068 fl 3 ß 2 d abgelöst. Er muss seinen Betrieb also recht gut ausgestattet haben. Er vermacht unter anderem der Pfarrkirche Feldkirchen 300 fl, für Hausarme 20 fl, ferner dem Johann Rechberger, ledigen Stands von der unteren Hofstatt gebürtig, für besseres Fortkommen 50 fl – hier ist offenbar der zweite Sohn aus seines Bruders Mathias erster Ehe gemeint, da der älteste Johann Michael noch in der Taferne zu Ach zur Welt kam –,
3. Josef, geb. 1721 II 15 starb schon im folgenden Jahre.
Die Mutter Katharina folgte ihm schon 1722 XII 13 nach und 1723 VII 5 verheiratete sich der Vater zum 3. Male und zwar mit Magdalena Thewanger, Tochter des Johann Thewanger, Wirt und Fleischhauer in Alkoven, und dessen Gattin Eva. Der hierüber 3 Jahre später 1726 II 7 errichtete Heiratsbrief weist als Heiratsleute (Trauzeugen) aus: Franz Rechberger Amtsverwalter zu Herzogsdorf unter Pürnstein, Mathias Rechberger, Hofwirt bei der Herrschaft Eschelberg, Mathias Hagenauer, Am Stadlergut in der Au, Pfarre Eferdinger Untertan, ferner von Seiten der Braut deren Vater Johann Dewanger – die Schreibweise ist hier anders als in der Feldkirchner Matrik – Wirt zu Alkoven, St. Nikolaer Untertan, Michael Dewanger, Wirt zu Marchtrenk, Freiling'scher Untertan, und Mathias Spitalmüller, Herrschaft Ebelsbergischer Amtmann zu Goldwörth.
Aus dieser Ehe gingen weitere 6 Kinder hervor:
4. Johann, geb. 1724 V 14, der 1751 in der Abhandlung nach dem Vater nicht mehr erwähnt ist, also wohl früh verstorben sein dürfte.
5. Maria Clara, geb. 1725 VIII 5, von der dasselbe gilt; sie könnte allerdings auch in ein Frauenkloster eingetreten sein.
6. Mathäus, später aber immer – auch in der Ehe- und Sterbematrik – Mathias genannt, geb. 1726 IX 19, der uns noch beschäftigen wird.
7. Franz, geb. 1728 VIII 3, gest. 1729 II 18.
8. Katharina, 1729 XI 6 geboren; sie verheiratete sich 1756 mit Josef Kammerer, bürgerl. Nadler in Ried im Innkreis unter der Herrschaft Starhemberg.
9. Johann Adam, geb. 1732 XII 10; 1771 scheint er als bürgerl. Gastgeb und Braumeister in Hellmonsödt 1781 als Wirt in Ebelsberg auf.
10. Josef, geb. 1735 II 26; er kam 1749 an das Gymnasium der Jesuiten in Linz, 1771 finden wir ihn als Schreiber des Verwalters zu Lichtenau und 1774 als Marktschreiber in Haslach. Beide Brüder waren wohl verheiratet, doch habe ich ihren Ehen und Nachkommenschaften nicht nachgeforscht.
11. Anton, geb. 1737 III 23; Sterbedaten konnte ich nicht finden, in der Abhandlung nach dem Vater kommt er nicht vor, vielleicht wurde er Ordensmann.
12. Gabriel, geb. 1738 XII 8, gest. 1739 VII 28.
13. Magdalena, geb. 1740 VII 13, gest. 1740 XII 8.
14. Theresia, geboren 1744 III 16 und gleichfalls früh, aber nach den Eltern gestorben, über ihr von diesen ererbten Gut wird gleichzeitig mit dem der Eltern abgehandelt.
1735 VII 18 erkaufte Max Rechberger den ganzen Zehent vom Zehetnergut zu Mitterham um 130 fl und 1741 I 16 seine Frau Maria Magdalena ein Grundstück aus dem Eggschadengütl und den Stokatoracker in Puellensteinerfeld und gleichen Datums die untere Hofstatt in Mühldorf. Seit 1726 scheint Max Rechberger auch als Amtmann der Herrschaft Mühldorf auf.
Die beiden Ehegatten starben innerhalb weniger Tage; leider ist die Todesursache nicht angegeben und daher auch der allfällige Zusammenhang der beiden Todesfälle nicht feststellbar. 1750 VIII 18 starb Maximilian Rechberger und 1750 VIII 21 seine Gattin Magdalena; die Altersangabe bei letzterem Todeseintrag mit 40 Jahren ist jedenfalls unrichtig, da sie danach schon mit 13 Jahren geheiratet hätte.
Die Abhandlungen über den Nachlass der verstorbenen Ehegatten und ihrer jüngsten Tochter Theresia wurden 1751 I 14 gepflogen. Als Erben sind die oben genannten Kinder angeführt. Die Taferne zu Ach wird mit 360 fl, ein Zehent zu Mitterham mit 50 fl geschätzt. An lebendem Inventar sind ein Pferd, 2 Melchrinder (Kühe) und eine Kalbin, 4 Schafe, 1 Schwein und 3 Frischlinge aufgezählt; die Wirtschaft hatte also sehr bescheidenen Umfang. Zum Wirtsgewerbe gehörten 11 Eimer Rottenburgerwein a 18 ß = 24 fl 6ß und 6 Eimer Most a 1 fl = 6 fl. Die Fahrnisse sind mit zusammen rund 300 fl, die gesamten Aktiven somit mit 720 fl bewertet, denen Passiven in der Höhe von 516 fl, darunter Herrschaftliche Abgaben mit 133 fl 14 d und 13 1/2 Eimer Wein entgegenstehen. Der reine Nachlass betrug 204 fl. Hievon erbte die Witwe die Hälfte, die in der Abhandlung nach ihr neben dem Häusel, das aber hier „Marerhäusl nächst Mühldorf“ genannt ist, vorkommt. Ihrem Stiefsohn Hans Georg war sie 119 fl 2 ß 8 d schuldig, die er ihr wahrscheinlich zum Ankauf der Liegenschaften geliehen hatte. Der Zehent zu Mitterham und einige ledige Gründe wurden abgesondert abgehandelt und ergaben nach Maximilian 285 fl, nach Magdalena – einschließlich ihres Gattenerbes – 294 fl 4 ß.
Das Erbgut wurde sodann in mehreren Kaufverträgen um zusammen 600 fl und 445 fl dem Mathias verkauft , welcher seinem Vater auch in der Amtmannschaft nachfolgte, die er auch beibehielt, als er 1756 VIII 6 die Taferne zu Ach an Georg und Magdalena Jennerwein um 500 fl verkaufte. Er hatte sich 1751 II 22 zu Feldkirchen mit Maria Anna Grueber verheiratet, die aber schon 1760 III 21 starb. Der bezügliche Heiratsbrief, der aber keine beachtlichen Hinweise enthält, ist von 1751 V 25 datiert.
Die Familie Grueber ist in Ihren Anfängen aus den Quellen schwer zu erfassen, da der Name häufig vorkommt und auch die Herrschaftszugehörigkeit nicht immer klar zu Tage tritt. Immerhin konnte einiges Interessantes darüber festgestellt werden. Als wichtigster Anhaltspunkt diente die in der Familie weitervererbte Kefermühle bei Freudenstein. Diese Mühle kommt schon 1449 in einem Wallseer Urbar als „Chefermil“ vor.
Matthäus (auch Mathias) Grueber auf der Kefermühl begegnet uns zum ersten Mal, als er 1632 II 5 mit seiner Frau Katharina einen Weingarten an der Khagleiten erwirbt. 1638 VII 21 quittiert er anstatt seines Weibes Katharina mit Reichart Brückl dem Christoff Obermair zu Vogging väterliches und mütterliches Erbgut. Katharina war also eine geborene Brückl oder Obermair. 1639 VI 25 scheint Matthias als Stiftsborge auf. 1641 XI 18 erwarb er von der Herrschaft Mühllacken (Hans Albrecht Hahn von und zu Wartenburg auf Mühllacken) die Keferwiese um 150 fl, 1645 – 1647 kommt er mehrfach als Zeuge und Gerhab vor.
Als Kinder Matthias' und Katharinas weist die Feldkirchner Taufmatrik aus: Thomas, geb. 1633 XII 12, Katharina, geb. 1635 XI 8, Michael, geb. 1638 I 11, Johannes, geb. 1640 V 28 und Matthäus, geb. 1643 VII 13. Auffallend ist, dass sich diese Taufen in der katholischen Pfarre finden, obwohl die Eltern 1653 VI 7 „umb willen Sie zu der Catholischen Religion sich nit accomodiren sondern aus dem Land Emigriren wollen“, die Kefermühle an ihren Sohn Thomas Grueber, dessen künftige Ehegattin und Erben verkauften und übergaben. 1653 XI 24 wurde aus diesem Anlass hier zurückgelassenes Vermögen mit 591 fl 6 ß geschätzt.
Aber schon 1666 II 15 musste die Hofermühle wieder den Besitzer wechseln, da Thomas „wegen seiner Bekhäntlich begangenen Underschidlichen s.V. Diebstall“ 1666 I 13 hingerichtet worden war. Die darauf I 18 vorgenommene Schätzung ergab ein Vermögen von 291 fl 6 ß; hier sind die Witwe Appolonia und die Kinder Hans, Thomas, Adam und Maria genannt. Die Herrschaft verkaufte sohin unter obigem Datum die Kefermühle an den Bruder des Thomas, den damals noch ledigen Hans Gruber.
Der alte Mathias scheint es aber ferne der Heimat nicht lange ausgehalten zu haben, denn wir finden ihn in einem in dem Eschelberger Protokoll 1687 enthaltenen Verzeichnis der Bstett und Lehensbriefe als Besitzer verschiedener landwirtschaftlicher Grundstücke und Inhaber des „Pflanzerischen Zehents in Perkhammerfeld“, die in der Zeit von 1672 bis 1677 erworben wurden. Als seine Ehegattin scheint jetzt eine Magdalena auf. Katharina hat also wohl die Exulantenzeit nicht überlebt. Wegen dieses Besitzes wird auch bei der Herrschaft Eschelberg bei seinem Tode 1677 III 15 die Abhandlung gepflogen. Mathias wird hier als auf der Niedermühl, Artstätter Untertan, bezeichnet; es handelt sich also um die Herrschaft Bergham, der, wie wir an anderer Stelle sehen werden, die Niedermühl zu Oberndorf (nächst Mühllacken) unterstand. Magdalena ist hier nicht mehr genannt, also wohl kurz vorher verstorben. Erben sind die Kinder: Hans auf der Kefermühle, Wallseer Untertan, Mathias unter Ottensheim und die oben erwähnten Kinder des 1666 gestorbenen Thomas.
Die Grundstücke übernimmt Mathias, der seinem Vater auch im Besitze der Niedermühle folgt, denn die Kinder des Thomas quittieren ihm dort 1692 V 12 ihr großväterliches Erbgut. Ein Thomas, der später (1723) auf dieselbe traurige Art endet wie jener, dürfte wohl dessen Sohn Thomas sein; er hinterließ eine Witwe, die sich mit dem Besitzer der Mühlhofstatt in Freudenstein Maximilian Schleicher verheiratet.
Hans Grueber, der Kefermüller, der laut Altersangabe bei seinem Tode 1643 geboren sein müsste – wie wir oben gesehen haben, aber 1640 V 28 – verheiratete sich 1666 V 27 zu Feldkichen mit Magdalena Haslinger, die 1640 IV 3 auf dem Gruebergut in gleicher Pfarre als Tochter des Hans Haslinger und dessen Frau Veronika geboren worden war.
Dieser Hans Haslinger auf dem Gruebergut kommt 1641 IV 3 und 1644 X 9 als Stiftsborge bzw. Gerhab vor; 1655 VI 24 stellt er mit Veronika einen Schuldbrief über 150 fl an die Sterlsche Gerhabschaft auf und 1666 X 26 ist er wieder als Gerhab genannt. 1674 I 8 verkaufen die Ehegatten Haslinger wegen Überschuldung das Gut an Urban Feldinger (Velting), den Bräutigam ihrer Tochter Sabina, um 440 fl.
Die Herkunft der Haslinger konnte ich nicht ausfindig machen. Es kommt auch hier wieder eine Anzahl gleichnamiger Familien vor, von denen ich nur 3 erwähnen möchte; Hans Haslinger, der mit seiner Frau Helena 1589 bis 1597 als Bestandwirt des „Edlmannssitzes“ Walding erscheint; Georg Haslinger, gestorben 1620 am Oberstraßergut , und schließlich Daniel, vielleicht der obengenannte Sohn des Georg, der laut eines Geburtsbriefes ca. 1571 geboren ist, 1634 und öfter als Hofwirt zu Eschelberg vorkommt und 1660 stirbt.
Hans und Magdalena Grueber starben kurz nacheinander 1693 X 2 und 1694 IV 27; die darüber gepflogenen Abhandlungen der Herrschaft Oberwallsee von 1695 III 5 und 1695 VI 6 sind ohne Angaben der Erben niedergeschrieben, wir können dieselben aber aus der Abhandlung der Herrschaft Ottensheim von 1695 X 25 über den Altreiterischen Landacker im Leonhardfeld, Feldkirchener Pfarre, entnehmen nämlich: Georg, Stifter, 18 Jahre alt, Mathias 14 (17 Jahre alt) richtig 15 Jahre, Maria, 22 Jahre alt.
Mit dem Annahmebriefe von 1694 IV 27 übergeben die begerhabten Kinder Mathias und Maria ihn Erbgut an ihren Bruder Georg Gruber und dessen künftige Ehewirtin und Erben. Dieser verheiratete sich mit einer Susanna, die nach seinem Tode als Witwe auf der Kefermühle blieb und dort starb. Die Mühle ging nach dem Tode des Vaters zunächst durch die Tochter Eva (geb. ca. 1714) an deren Ehewirt Michael Kogler über. Diese verkauften sie 1742 VII 3 an die jüngere Schwester der Eva, Barbara (geb. ca. 1716) und deren Gatten Andreas Praitwieser, welchen wir auch als Besitzer der Mühle im Theresianischen Kataster verzeichnet finden. Hiebei ist die Mühle folgendermaßen beschrieben : „Di Muhl hat zwei Mill- und ein Preingang, liegt beim Kheferpach, und hat die 1/2 Zeit im Jahr kaum Wasser genug. Das aufgesetzte Getraydt ist der Mauth-Metzen“. Die Landwirtschaft ist mit 2 Kühen, 1 Schwein, 1 1/2 Tagwerk Wiesen und 1 1/2 Tagwerk Obstgarten angegeben. „2 Fahrtl Heu braucht er selbst“. Durch Verkauf von 1750 IV 27 an Thomas und Rosalia Steinmayr kam sie endgültig in fremden Besitz und wurde laut Anmerkung bei obiger Katasterpost aus dem Jahre 1830 später zerstückelt, nachdem sie durch rund 400 Jahre ihre Inhaber schlecht und recht ernährt hatte.
Der 1678 IX 1 geborene Mathias Grueber blieb wohl zunächst bei seinem Bruder auf der Käfermühl; es kann aber auch sein, dass er wo anders das väterliche Handwerk erlernte. Er heiratete 1705 IX 28 zu Ottensheim Maria Berger, Tochter des Mathias Berger auf der Obermühl zu Nieder-Ottensheim und dessen Gattin Catharina. Diese Familie scheint aber erst nach der Geburt der Maria auf die Mühle gekommen zu sein, denn in der Pfarre Ottensheim findet sich weder die Trauung der Eltern noch die Taufe der Tochter und da die Liegenschaft zur Herrschaft Pürnstein gehörte, konnten auch archivalische Quellen zur weiteren Verfolgung dieser Vorfahrenslinie nicht herangezogen werden. Lediglich wegen einer Wiese, die er unter der Herrschaft Ottensheim besaß, wurde dort nach seinem Tode abgehandelt. In der Niederschrift von 1722 IX 28 ist außer der Witwe nur die mit Mathias Grueber verheiratete Tochter Maria genannt. Diese beiden übernehmen auch diese Grundstücke.
Die Braut brachte sichtlich ein nicht unbeträchtliches Vermögen mit, denn die Grueberischen Eheleute sind schon 1713 III 23 in der Lage, die nach dem + Michael Sunesberger freigewordene Hofmühle zu Höflein samt Grundstücken um zusammen 1600 fl zu kaufen. Stift- und Zahlborgen sind unter anderen der Vater der Frau und der Bruder Georg des Mannes. Auf der Wiese lastet ein Auszug für eine Vorbesitzerin, die als die alte Traunmüllerin, früher 1708 VII 5 aber beim Verkauf der Mühle von Josef und Anna Reingruber an Sumesberger als „die alte Hofmüllerin Catharina Traunmillerin“ bezeichnet ist.
Allerdings mussten Mathias und Maria Grueber auch Darlehen aufnehmen, wie der Schuldbrief von 1714 V 4 über von Simon Mayrhofer entlehnte 300 fl zeigt. 1715 IV 10 ist ein Grundstückstausch beurkundet, bei dem Adam Ignatius Heyberger als Zeuge aufscheint. Letzterer verkauft 1722 XII 22 mit seiner Gemahlin Maria Margarethe seinen Ottensheimer Grundbesitz an Johann Georg Vischer, kaiserlichen Mautamtsverwalter in Linz, Anna Ester ux. Es handelt sich hier um die Linzer Patrizierfamilien Heyberger und Vischer, die in einem noch nicht völlig geklärten Zusammenhang mit unseren Vorfahren von Heyperg und Pankirchen stehen, von denen im 4. Teile dieser Familiengeschichte die Rede sein wird. Auch noch in den Jahren 1729 – 1733 kommt Mathias Grueber öfter in den Ottensheimer Herrschaftsprotokollen vor; interessant ist eine Niederschrift über die Bereinigung von Differenzen, die sich zwischen ihm als Hofmüller und dem Hofbauer Michael Zellinger wegen der herrschaftlichen Mahlfuhren ergaben.
Bei seinem Tod 1739 VI 26 finden sich in der Abhandlung von 1739 VII 3 ein Legat von 50 Gulden zum St. Peters Gotteshaus zu Höflein – einer 1786 im Zuge der josefinischen Reformen gesperrten und später verfallenen Filialkirche von Ottensheim – mit Bezug auf den hierüber 1733 V 10 errichteten Stiftsbrief, dann 79 fl 79 xr der Pfarre Ottensheim für Kondukt und hl. Messen und für Läuten extra 16 fl 36 xr, dann dem Obermüllner für 1 hl. Messe – wahrscheinlich für das Mühlpersonal – 2 fl, für hl. Messen in Altötting 10 fl und für eine von den „Freundten“ (Verwandten) zu errichtende Stiftsmesse 5 fl und 4 fl Briefgebühr.
Mathias Grueber hinterließ die Witwe Maria, die wir 1751 als im eschelbergischen Herrschaftshaus in Ottensheim wohnhaft finden, und die Kinder
1) Maria, verheiratet mit Hans Georg Eschelmüllner unter Rosenegg,
2) Susanna, verheiratet mit Thomas Schifer an der Obermühl unter Pürnstein, also mit dem Besitznachfolger ihres Großvaters Mathias Berger
3) Elisabeth, bei 24 Jahre alt, später verheiratet mit Michael Greiner, Pürnsteiner Untertan.
4) Maria Anna, 9 Jahr alt; sie ist 1730 VIII 7 zu Höflein geboren und in der Pfarrkirche zu Ottensheim getauft und die oben erwähnte Gattin des Mathias Rechberger. Ihr Erbteil betrug 657 fl 47 xr und blieb auf der Hofmühle still liegen. Zur Zeit ihrer Verehelichung wohnte Maria Anna bei ihrer Mutter in Ottensheim.
Nach dem Verkauf der Taferne zu Ach bewohnte das Rechbergerische Ehepaar die „Untere Hofstatt“ zu Mühldorf. Maria erreichte indes kein hohes Alter; sie starb schon 1760 III 2 und Mathias heiratet nun 1761 I zu Feldkirchen Maria, Tochter des Johann und der Maria Thalhammer am Jodlbauerngut zu Freudenstein.
Die Herrschaft Mühldorf war damals von den Peißer von Wertenau an das Stift Wilhering übergegangen, das die Verwaltung derselben vom Stifte aus besorgte. Die Abwesenheit des herrschaftlichen Haushaltes blieb aber stets nicht ohne ungünstige wirtschaftliche Rückwirkung auf die Untertanen am und in der Nähe des Herrschaftssitzes. Dazu kamen die Schäden, die der bayerische Erbfolgekrieg verursachte. Mathias Rechbergers wirtschaftliche Lage zeigt diesen Abstieg deutlich auf. Übrigens konnte auch sein Nachfolger Jenewein die Taferne zu Ach nicht halten, denn schon 1667 X 30 finden wir in der Abhandlung nach Maria Thalhammer, der Mutter von Mathias Rechbergers 2. Frau, deren Tochter Elisabeth mit ihrem Gatten Georg Obermayr als Wirtsleut zu Ach. Auch hatte Mathias die zahlreichen Geschwister hinauszuzahlen. 1754 V 24 und 1756 IV 27 quittiert ihm Catharina, die ihr Erbteil infolge langer Krankheit aufgezehrt hatte, anlässlich ihrer Verehelichung und 1765 IV 27 Adam, Wirt zu Hellmonsödt, endlich 1773 IV 19 Josef, Marktschreiber zu Haslach, das väterliche und schwesterliche Erbgut.
Mathias war auch genötigt, ein Handwerk zu treiben; in den Protokollen ist zwar nirgends davon die Rede, aber die Feldkirchner Matriken bezeichnen ihn vielfach als Leinweber. Trotzdem ist er öfter genötigt, auch noch Gelder aufzunehmen und schließlich auch die Liegenschaften zu versilbern. 1773 IV 19 nimmt er aus der Stift Wilheringischen Hauptpupillenkasse 125 fl zu leihen. 1778 XII 17 werden ledige Grund¬¬stücke abverkauft und 1782 V 13 Augründe an den Abt Johann Bapt. von Wilhering. 1787 X 25 kam es dann zum Verkauf weiterer Grund¬stücke und der unteren Hofstatt an Josef und Anna Obermair um 300 fl, dann des Landackers im Buelnsteinerfeld und der Maurerwiese im Eggenschaden um zusammen 400 fl, welche bis auf 11 fl 48 xr 2 d zur Schuldentilgung dienen mussten. Vom Kaufschilling des Hauses waren an den Sohn Michael, damals Bürger zu Ottensheim, an Erbgut hinauszuzahlen 22 fl 3 xr und 30 fl, sowie aus dem vorgehabten Kauf der väterlichen Behausung herrührend 49 fl 38 xr. Ob diese Schuld schließlich wirk-lich bezahlt wurde bzw. ob der Nachlass des Mathias hiezu ausreichte, scheint mir mit Rücksicht auf die später zu erwähnende Bemerkung im Testamente des Johann Michael zweifelhaft.
Außerdem hatte Mathias damals an die 2 anderen Kinder 1. Ehe Johann und Theresia je 30 fl mütterliches Erbgut hinauszuzahlen. Zu letzterem Zwecke und zur Aussteuer seiner jüngsten Tochter nahm er 1793 V 1 noch 50 fl auf, die auf dem Zehent zu Mitterham sichergestellt wurden. Er und seine Gattin verblieben als Auszügler auf der unteren Hofstatt und er scheint auch die Amtmannschaft weitergeführt zu haben, zumindest wird ihm dieser Titel fast in allen Aufschreibungen bis zu seinem Tode gegeben. Er starb 1808 IV 5 in Mühldorf Nr. 3. Die im Linzer Landesarchiv erliegenden Protokollbücher enthalten seine Abhandlung nicht mehr. Wann Magdalena starb, habe ich nicht erhoben.
Mathias hatte aus seiner ersten Ehe, wie oben erwähnt, 3 Kinder und zwar
1. Johann Michael, geb. 1753 IX 12 zu Ach, unseren Vorfahren,
2. Johann, geb. 1756 I 19 zu Mühldorf; über ihn habe ich nichts näheres erfahren, doch war er 1787 beim Verkauf der unteren Hofstatt noch am Leben,
3. Theresia; ihren Taufeintrag habe ich nicht gefunden; sie dürfte sich um 1793 verheiratet haben, da sie in dem damaligen Schuldschein, siehe oben, als Tochter bzw. Stieftochter von Mathias und Magdalena bezeichnet ist.
Aus 2. Ehe
4. Josef, geb. 1764 III 3,
5. Johann Georg, geb. 1766 III 4,
6. Catharina, geb. 1767 IX 19,
7. Franz, geb. 1770 II 2,
8. Magdalena, geb. 1772 VI 22,
9. Mathias, geb. 1775 I 4 und
10. Rosalia geb. 1776 VIII 27,
alle zu Mühldorf. Über sie habe ich keine weiteren Nachforschungen angestellt; auch bei den Löfflertanten (siehe dort) wurde, soweit ich mich erinnere, einer lebenden Rechberger-Verwandtschaft niemals Erwähnung getan.
Johann Michael XE " Rechberger:Rechberger erlernte zunächst das väterliche Handwerk und scheint dabei schon in jungen Jahren Erfolg gehabt zu haben, denn bereits 1780 XII 2 ist er in der Lage, sich durch Ankauf des Leyrer- oder Kramerhäusls in Mühllacken, das er gemeinsam mit seiner Braut von dem dortigen Badmeister Georg Leeher erwarb, selbständig zu machen.
1781 II 9 errichtet er mit Catharina Reitter, Tochter des Michael Reitter, Binder am Jägerhäusl zu Oberwallsee, und dessen Frau Maria den Heiratsvertrag und 1781 II 26 fand in Feldkirchen die Trauung statt, doch war diese Ehe nur von kurzer Dauer, denn Catharina starb bereits 1783 V 23. Die Abhandlung wurde 1783 VIII 30 durchgeführt. Erben waren der Gatte und der 1 1/4 Jahre alte Sohn
1. Johann Georg.
Auch seine 2. Frau holte sich Johann Michael aus der Mühllackener Gegend; er heiratete 1784 II 23 zu Feldkirchen Magdalena Reitter, Tochter des Amtmannes auf dem Sandberger Gütl zu Oberwallsee Ferdinand Reitter und seiner Frau Catharina.
Da ich auch über diese Familie – besonders aber über ihre weiteren Frauenstämme Rammersdorfer, Reittermayr und Mauröder – manches Interessante in Erfahrung bringen konnte, behandle ich deren Geschichte auch wieder abgesondert. Hier sei nur bemerkt, dass es mir nicht gelungen ist, den verwandtschaftlichen Zusammenhang der Reitter Familien, denen die beiden Frauen Johann Michael Rechbergers entstammten, einwandfrei klar¬zustellen.
Magdalena war 1760 VI 14 im Dorfe Oberwallsee geboren und in Feldkirchen getauft worden. Die beiden Brautleute schlossen 1784 II 6 einen Heiratsvertrag, in dem der Bräutigam seinen Hausanteil von 95 fl und 100 fl sonstiges Vermögen, die Braut aus eigenem 40 fl und 30 fl in Aussicht gestelltes Heiratsgut einbrachte. Also ein kleiner Anfang. Umso mehr ist es zu verwundern, dass sich Johann Michael schon 2 Jahre später im Markt Ottensheim bürgerlich niederlassen konnte. Die Ehegatten verkauften 1786 V 26 das Häusl in Mühllacken um 140 fl an Michael Kliemstein und schon 1787 X 25 wird Rechberger im Mühldorfer Protokoll als Bürger zu Ottensheim genannt. Über seinen Ottensheimer Aufenthalt konnte ich indes nichts näheres erheben, als dass ihm dort, nachdem ihm seine 2. Frau noch in Mühllacken einen Sohn
2. Josef, geb. 1785 IV 9 geschenkt hatte, noch 3 Töchter und zwar
3. Anna Maria, 1787 VIII 24,
4. Maria Elisabeth, 1789 II 11, und
5. Maria Franziska,1792 II 21 geboren wurden.
Aber Johann Michael wuchs über sein Leinweberhandwerk hinaus und wandte sich der Zeugmacherei zu, das ist der Herstellung von Stoffen auch aus anderen Garnen, besonders Baumwolle, die damals in unseren Gegenden eingeführt wurde. Zu diesem Zwecke übersiedelte er nun in die Landeshauptstadt und erwarb dort mit seiner Frau durch Kaufvertrag von 1794 XII 29 das Reiberstorfferische Bürgerhaus Stadtnummer 159. 1797 VII 20 überwies daher die Herrschaft Mühldorf das mütterliche Erbgut des mittlerweile 15 1/2 Jahre alt gewordenen Sohnes erster Ehe, Johann Georg, per 73 fl 9 ß 3d der „neuen Pupillar-Instanz löbl. k.k. Stadtmagistrat Linz“.
Auch über den Linzer Aufenthalt Johann Michaels und Magdalenas, insbes. über seine geschäftliche Tätigkeit ist mir nicht Näheres bekannt geworden. Mein Papa hat mir nur erzählt, dass seinen Urgroßeltern Rechberger das sogen. Hartwagnerhaus am Hauptplatz gehört habe. Das Haus, damals Nr. 69 Stadt, heute Nr. 10, Prusche und Reder gehörig, ne¬ben der Bank für OÖ. und Salzburg, ist mit einem kleinen Arkadenhof versehen. Es stammt laut Linzer Häuserchronik (Nr. 123) aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das Haus hatte um die vorige Jahrhundertwende Johann Michael Praynberger, Stadtkämmerer, in Besitz, nach diesem Elisabeth Bouvard, von der es Johann Michael Rechberger mit Kaufvertrag von 1810 IV 26 um 31.350 fl erwarb. Die magistratische Ratifikation des Kaufes erfolgte erst 1816 III 14, also bereits nach dem Tode Rechbergers. Im Grundbuche ist der Rektifikationswert der Liegenschaft ohne Abzug der „Quinta dominica“ mit 5712 fl, nach Abzug derselben aber mit 4352 fl angegeben. Es gab eben damals im Zusammenhang mit den Franzosenkriegen und dem Staatskrach von 1811 auch eine Inflation, wie wir sie nach dem 1. Weltkrieg kennengelernt haben.
Johann Michael Rechberger ist 1815 IX 12 in Linz (Stadtpfarre) gestorben. In unserem Besitze befindet sich eine Testamentsabschrift und eine Abhandlungsprotokollserledigung von 1816 VIII 22. Das Testament ist von 1815 III 3 datiert und, wie dies das Allgem. Bürgerl. Gesetzbuch von 1811 als Neuerung gestattete, eigenhändig niedergeschrieben. Darin schreibt Johann Michael, dass er „alles selbst, ohne vorheriges Vermögen oder Erbschaft und so viele Unglücksfälle gehabt habe, schwerer und mit vieler Mühe rechtmäßig erworben habe“. Er vermacht zunächst Stipendien für 50 fl, Messen, den Armen aus den 3 Pfarren , welche an dem Leichenbegängnis teilnehmen, jedem 30 xr (= 1/2 fl) und der Suppenanstalt bei St. Mathias, „welche der geistliche Herr Kirchsteiger eingerichtet hat“, allenfalls einer gleichartigen Anstalt oder dem Armeninstitute 50 fl. Das Haus vermachte er seiner Tochter Anna Maria, verehelichten Heindl, über das erhaltene Heiratsgut, jedoch mit der ausführlich beschriebenen und versicherten Verpflichtung, die erblindete Mutter zu erhalten; außerdem sollte sie 14.000 fl an ihre Schwester Elisabeth, verehelichte Löffler, hinauszahlen. Ferner soll sie auch die Außenstände gegen Bezahlung der Schulden übernehmen. Das Abhandlungsprotokoll legt ihr auch die Haftung für allfällige Ersätze aus der von ihrem Vater geführten Verwaltung der Elisabeth Bouvard’schen Kindergelder auf. Hier handelt es sich offenbar um einen Kaufschillingrest von der Erwerbung des Hauses durch Rechberger. Interessant ist, dass das Testament auch eine Art Sicherungsklausel, ähnlich wie bei uns gelegentlich der Weltkriegsinflation, enthält. Über die weiteren Schicksale der Witwe Magdalena ist mir gar nichts bekannt geworden. Tante Edelbacher erzählte mir, dass dieselbe die Gabe des zweiten Gesichtes gehabt habe. Sie starb 1838 VII 15 in Linz. Trotzdem wurde laut grundbücherlichem Lastenblatt Post VII 1839 XI 6 ein Gesuch der Maria Heindl um Löschung der unter Post III intabulierten Verpflichtung zum Unterhalt der Mutter abgewiesen und diese Last erst 1847 II 24 gelöscht.
Die Ehegatten Rechberger sind am Linzer Friedhof in einer Familiengrabstätte beigesetzt, die sich gleich rechts vom Haupteingang, wo jetzt das Wächterhäuschen ist, befand. Bei Erbauung des letzteren wurde sie in die rückwärtige Wand desselben Friedhofteiles verlegt. Die Grabstätte enthält auch die Grabmäler (Kehlheimerplatten) der Familie Heindl, meiner Urgroßmutter Elisabeth Löffler, der Ehegatten Pauli (siehe unten) und der Löfflertanten.
Von den Rechbergerischen Söhnen Johann Georg (aus erster Ehe) und Josef (aus zweiter Ehe) konnte ich nichts in Erfahrung bringen. Jedenfalls sind sie vor dem Vater gestorben, da sie im Testament nicht erwähnt sind. Das gleiche gilt von der jüngsten Tochter Franziska. Von den zwei übriggebliebenen Töchtern heiratete Anna Maria den bürgerl. Zeugfabrikanten Johann Georg Heindl in Linz. Er war um 1807 offenbar nur ganz kurze Zeit mit Barbara, Witwe nach Lorenz Mayr, Webermeister in Linz, Graben 1 (damals Untere Vorstadt Nr. 130) verheiratet, von der er dieses Haus ererbte , das er aber schon 1811 II 27 an Franz X. Redler, den Begründer der Kleinmünchner Spinnereien, verkaufte. Der Wert ist mit 14.000 fl angegeben, doch dürfte das Haus belastet gewesen sein. Ob Heindl schon damals seinen Beruf aufgab, weiß ich nicht; er ist aber wohl derselbe, der in der Familiengrabstätte als Beamter bei der k.k. Statthalterei, gest. 10. 4. 1850 im 63. Lebensjahre bezeichnet ist, was darauf hindeutet, dass er den geschäftlichen Betrieb aufgeben musste und sich dem Staatsdienst zuwandte, wie es in damaligen, wirtschaftlich sehr ungünstigen Zeiten oft der Fall war. Darauf lässt auch schließen, dass in der Folge seine Frau 1847 X 9 ihr hochverschuldetes Vaterhaus verkaufen musste. Es ging um den Preis von 48.000 fl CM. an Josef und Maria Greßebner über, die es schon 1851 an Johann und Luise Hartwagner weiter verkauften. Diese haben nicht nur dem Hause lange über ihre eigene Besitzdauer hinaus den Namen gegeben, sondern auch durch ihre Wohltätigkeit sich ein dauerndes Andenken in Linz gesichert. Insbesondere verdankte das Haus der Barmherzigkeit des St. Vinzenzvereines neben der aufopferungsvollen Lebensarbeit der Brüder Josef und Johann Herman der Frau Luise Hartwagner seinen Bestand.
Anna Maria Heindl starb 1851 XI 26. Da die Heindl'sche Nachkommenschaft zu den Zeitgenossen meiner Eltern und weiterhin auch von mir selbst gehört und mannigfache persönliche Beziehungen unserer Familien bestanden, will ich sie soweit sie mir bekannt wurde, noch hier kurz besprechen.
Auf der Grabtafel am Friedhof ist ein Sohn des Johann Georg, Johann B. Heindl Handlungskommis, gest. 1850 V 2 im 30sten Lebensjahre genannt, jedenfalls das einzige Kind aus Johann Georg Heindls erster Ehe. Aus seiner Ehe mit Anna Maria Rechberger habe ich die Geburtsdaten von 4 Mädchen feststellen können und zwar
1. Elisabeth, geb. 1810 X 11 in Linz (Stadtpfarre) verh. mit Josef Klein, Bahnbeamter in Wels (geb.1805, gest.1874 V 29). Der Sohn Josef (geb. 1836 in Wels, gest. 1870 II 22 in Wien) wurde gleichfalls Bahnbeamter, verheiratete sich 1865 in Passau mit der Arztenstochter Anna Kraus (geb. 1838 IX 9 in Budweis, gest.1882 III 1 in Linz). Von den 3 Kindern dieses Paares ist der 1866 geborene Theodor Klein 1923 VII 23 als Apotheker in Budapest gestorben. Er war mit Jolan Kessler kinderlos verheiratet. Er hatte 2 Schwestern: Elise, geb. 1868 XI 17 in Passau, die sich 1891 VI 16 in Urfahr mit Karl Danzer, der erst vor wenigen Jahren als Hofrat aus dem oberöst. Landesdienst schied, verheiratet. Dieser Ehe entstammen 5 Kinder, von denen 1 Sohn Karl 1914 19 jährig als Kriegsopfer fiel, 2 weitere Söhne in Linz verheiratet sind, ebenso wie die Tochter Marianne, geb. 1893 VI 11 in Linz, gest. 1932 III 23, die mit ihrem Vetter Dr. jur. Hans Pauli verheiratet war und bei ihrem frühem Tode ein Kind Gertraud (geboren 1922 VII 7) hinterließ, während ihre Schwester Elise in Linz als Fachlehrerin wirkt.
Außer dem Sohn Josef hatten Josef Klein der ältere und Elisabeth geb. Heindl noch 2 Töchter, von denen Maria aber bereits 1866 VII 20 unvermählt starb, während Elise (geb. 1838 VII 7 in Wels, gest. 1925 V 30 in Linz / Urfahr sich mit dem Notar Theodor Braulik (geb. 1827 IV 9 in Wien, gest. 1878 XII 16 in Obernberg am Inn OÖ. ). verheiratete. Die Ehe blieb kinderlos. Die „Alte Frau von Braulik“ bildete in meiner Jugend den Mittelpunkt der Heindlschen Nachkommenschaft in Linz. Bei ihr befand sich auch viel alter Hausrat und Erinnerungsgegenstände, nicht nur aus der Heindl'schen, sondern auch aus der Rechberger'schen Familie, von denen ein Teil nach dem traurigen Kriegsende von der verbitterten Greisin leider weggegeben oder vernichtet wurde; darunter sollen sich auch Rechbergerische Ahnenbilder befunden haben, die von ihr verheizt worden sein sollen. Nur ein Bildnis Johann Michael Rechbergers sowie solche von Georg Heindl mit einem Knaben und seiner Frau Anna Maria mit einem Mädchen wurden rechtzeitig gerettet und befinden sich im Besitze des Oberfinanzrates Dr. Pauli.
2. Maria Anna Heindl, geb. 1813 IV 27 in Linz, gest. 1886 III 16 in Urfahr, heiratete den Kaufmann Mathias Ron, geb. 1797 II 5. in Gottschee, Kärnten, gest. 1860 II 2 in Urfahr. Ich habe „die alte Ron“ noch persönlich gekannt und war mit den Tanten und wohl auch meiner Mama wahrscheinlich während unseres Linzer Aufenthaltes 1883/84 dort zu Besuch, worauf ich mich trotz des so jungen Alters noch ganz gut erinnere. Das Ronhaus, ein schönes Kaufmannshaus zwischen dem Gasthaus Kitzberger und dem zum goldenen Löwen in der Maximilian-, zuletzt Ottensheimerstraße Nr. 6, ist heute nebst dem ersterwähnten Gasthaus dem jetzigen Brückenneubau zum Opfer gefallen. Es hatte wohl seine Glanzzeit damals schon hinter sich, da durch den Bau der eisernen Brücke in den 60 er Jahren des vorigen Jahrhunderts, welche nicht mehr wie die alte Holzbrücke auf dem „Platzl“, dem ehemaligen Urfahrer Marktplatz, sondern in der Verlängerung der Urfahrer Hauptstraße einmündete, der Verkehr von dort ganz abgelenkt worden war. In diesem Hause wohnten übrigens meine Großeltern von Anthoine zur Zeit des Todes des Großvaters. Die Kinder dieses Kaufmannsehepaares – allfällige, nicht zu Jahren gekommene sind mir nicht bekannt – waren:
a) Maria, geb. 1847 X 7 in Urfahr, heiratete ebendort 1874 IV 14 den Professor am Linzer Staatsgymnasium Ludwig Edlbacher (geb. 1843 IX 3 zu Sierning OÖ.), der sich als heimatlicher Geschichtsschreiber einen Namen gemacht und eine Oberösterreichische Landeskunde herausgegeben hat, die noch heute, wenn auch teilweise veraltet, das einzige Werk dieser Art ist. Er entstammte einer angesehenen einheimischen Familie. Ein Bruder war Advokat und radikaler liberaler Landtagsabgeordneter, der sich in den Kämpfen gegen die aufstrebende, unter der Führung des Bischofs Rudigier stehende katholisch-konservative Partei besonders hervortat; ein anderer Bruder war Oberlandesgerichtsrat. Erst spät wurden dem Paare zwei Söhne geboren, Ludwig, 1880 XII 3 und August 1886 I 16; beide studierten am Linzer Gymnasium, Ludwig mit ausgezeichnetem Erfolg. Da sie um wenige Jahre jünger waren als mein Bruder und ich, haben wir in unserer Linzer Zeit viel mit ihnen verkehrt. Ludwig bezog die Wiener Universität, um sich, wenn ich mich nicht irre, auch dem Fach seines Vaters, Geographie und Geschichte zu widmen, musste aber infolge eines Nervenleidens das Studium abbrechen, war dann eine Zeit im Rechnungsdepartment des damals neu errichteten Ministeriums für öffentliche Arbeiten tätig, musste aber auch diese Laufbahn aufgeben und war dann bei der Linzer Advokatenkammer angestellt, bis ihn 1912 V 13 im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz der Tod von seinen Leiden erlöste.
Auch August, der nach der Maturitätsprüfung als Rechnungsbeamter im österreichischen Landesdienst stand, musste aus Gesundheitsrücksichten vorzeitig aus dem aktiven Dienst scheiden.
An Onkel und Tante Edelbacher erinnere ich mich noch sehr gut; der Onkel war ein echter „Professor“, ein stadtbekanntes Original; er starb 1905 X 17 in Linz. Die Tante gehörte zu denjenigen Verwandten von väterlicher Seite, mit denen wir regen Verkehr hatten. Sie war eine zarte und später recht leidende Frau. Das Schicksal ihrer Söhne ging ihr sichtlich überaus nahe. Sie erreichte das hohe Alter von fast 80 Jahren und starb 1927 IV 29 in Linz, Lessinggasse 6, wo die Familie die ganze Zeit, an die ich mich erinnere, gewohnt hatte.
b) Johanna, geb. 1849 V 9 in Urfahr, führte anfangs ihrer Mutter und vielleicht auch den unverheirateten Brüdern die Wirtschaft; später lebte sie bei ihrer Schwester Marie; sie starb 1898 III 14 in Linz und ist in Urfahr begraben.
c) Mathias, geb. 1851 VIII in Urfahr; er widmete sich dem Kaufmannsstande; da aber das väterliche Geschäft nicht mehr zu halten war, war er, so viel ich mich erinnere, als Reisender tätig und starb unverheiratet 1893 XII 28 in Urfahr.
d) Josef (Pepi), geb. 1854 VI 11, teilte zunächst das Schicksal seines Bruders, trat aber in vorgerückten Jahren in den oberöster¬reichischen Landesdienst und starb 1911 I 25. Ich kann mich an ihn nur mehr sehr unbestimmt erinnern.
Die Linzer Kaufmannsfamilie Ron ist damit ausgestorben.
3. Wilhelmine Elisabeth Heindl, geb. 1814 V 28 in Linz; von ihr habe ich nie etwas gehört. Sie ist jedenfalls als Kind gestorben.
4. Aloisia Heindl, geb. 1816 VI 15 in Linz, heiratete den Instrumentenmacher Ludwig Pauli (gest. 1853 I 16) in Linz und starb 1869 V 2 in Linz. Von ihr sind mir 4 Kinder bekannt geworden:
a) Karl, geb. 1848 X 5 in Linz, gest. 1909 XI 19 als unverheirateter Apotheker in Innsbruck.
b) Ludwig, geb. 1851 IX 9 in Linz, war Bezirksrichter in Grein, später Gerichtsvorsteher des Bezirksgerichtes Gmunden, wo er bis zum Oberlandesgerichtsrat vorrückte. Er heiratete 1883 XI 21 in Gmunden Theresia Heidelmaier, eine Tochter des Besitzers des Gasthofes „Zum schwarzen Bock“ in Ebelsberg, die dort 1859 III 26 geboren war. Sie war mit Tante Sophie Anthoine, mit der sie gleichzeitig Institutszögling bei den Englischen Fräu¬lein in St. Zeno bei Reichenhall in Bayern war, eng befreundet; ihr Bruder war Sektionschef im Unterrichtsministerium und mit einer Tochter der Wiener Weingutsbesitzerfamilie Schlumberger verheiratet.
Von den 5 Kindern des Ehepaares Pauli ist die älteste Tochter Maria Theresia, geb. 1884 IX 7 in Obernberg am Inn, 1888 IV 1 in Gmunden gestorben. Ein Sohn Ludwig, geb. 1885 VII 15 in Obernberg, fiel im Weltkrieg 1914 X 18 auf der Magiera bei Přemisl; Hans, geb. 1890 XI 28 in Gmunden, erwarb das jur. Doktorat und ist derzeit (1937) Oberfinanzrat bei der Finanzlandesdirektion in Linz. Wie schon erwähnt, heiratete er 1919 XI 4 in Urfahr seine Cousine Marianne Danzer und nach deren frühem Tode 1933 IV 13 in Salzburg Anna Schaitl, geb. 1899 VI 16, aus einer alten Bierbrauerfamilie in Gundertshausen in Innviertel. Auch der zweiten Ehe entspross eine Tochter Anna-Elisabeth, geb. 1935 V 23 in Linz (Urfahr).
Heinrich Pauli, geb. 1895 VII .. in Gmunden, wurde Apotheker und heiratete in Weinfelden in der Schweiz, wo er sich naturalisierte, 1926 VIII 17 eine Schweizerin Elisabeth Sameli.
Margaretha Pauli, geb. 1889 VI 14 in Gmunden, blieb bei der Mutter, die nach dem Tode ihres Gatten nach Linz übersiedelte, sie trat hier in den Justizverwaltungsdienst und ist beim Landesgericht Beamtin.
Von den Genannten kenne ich nur Oberfinanzrat Pauli, mit dem ich auch dienstlich in Verbindung stehe, ferner Margarethe und ihre Mutter, welche ich öfter bei Tante Sophie antraf.
c) Alois, geb. 1873 V 2 in Linz, gest. 1897 III 8; seine ihm 1896 I 7 angetraute Gattin Theresia geb. Pfarrwallner (geb. 1863 VI 17) war 1935 noch am Leben; die Ehe war kinderlos.
d) Anna, geb. 1855 III 21 in Linz; sie trat bei den Englischen Fräulein in Pasing bei München ein und starb dort 1907 als Mater Augustina J.B.M.V. .
Die Geschichte der Familie Rechberger-Mühldorf ist somit, soweit mir dies möglich war, bis auf den Frauenstamm Reitter und die damit zu¬sammenhängenden Familien vollendet, denn die Nachkommen der Maria Elisabeth Rechberger, verehelichte Löffler, sind bereits dort bespro¬chen.