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Marckhgott: Die jüngsten vier Generationen Marckhgott (III. - I. Ahnenreihe)

Die Reihe der in diesem Abschnitt zu behandelnden Vorfahren, deren Leben das ganze 19. Jahrhundert ausfüllen und die Familie wieder in Oberösterreich aufzeigen wird, eröffnet mein Großvater Johann B. Christian Marckhgott. Leider ist mir nur weniges von den persönlichen Schicksalen des Großvaters und seiner Stellungnahme zum Zeitgeschehen und zu den Zeitströmungen durch mündliche Mitteilungen meines Vaters bekannt geworden. Alles übrige musste ich den ziemlich vollzählig vorhandenen Personaldokumenten und dem wenigen anderen Schriftenmaterial entnehmen.
Übrigens sei gleich hier bemerkt, dass es sich bei der Besprechung der einzelnen in diesen Kreis gehörigen Verwandten nur um die Angabe von biographisch wichtigen Daten und Begebenheiten, aber keineswegs um eine Würdigung der betreffenden Personen handeln kann.
Johann B. Marckhgott wurde wie schon oben erwähnt, 1803 III 18 in St. Pölten im Hause, das heute noch die Löwenapotheke an der Ecke der Wiener- und Kremserstr. innehat, geboren. Taufpatin war seine Großmutter Josepha, wiederverehelichte Reißer in Krems; den zweiten Namen Christian hat er offenbar nach seinem Stiefgroßvater erhalten. Da er seine beiden Brüder und einzigen Geschwister schon 1804 und 1809, in letzterem Jahre auch seinen Vater verloren hatte, wuchs er bei seiner Mutter auf, deren bewegte Schicksale in jener Zeit, die das Kind nach Frankreich und selbst bis nach Spanien führten, wir schon früher kennengelernt haben.
Nach mündlicher Überlieferung hat der Knabe bereits in Zaragoza – also etwa in den Jahren 1811/12 – eine höhere Schule, jedenfalls aber 1816 in Rouen, vielleicht vorübergebend auch in Paris und Troyes, wo sich die Eltern aufhielten, Lateinschulen besucht und war daher, als ihn seine Mutter 1818 nach Österreich zurückbrachte, für den Eintritt in die pharmazeutische Berufsvorbereitung, den damaligen Anforderungen ent¬sprechend, ausreichend vorgebildet.
Aus seiner französischen Zeit ist noch das Dekret des Kriegsministeriums von 1814 VIII 13 bemerkenswert, womit dem – damals 11 Jährigen – Knaben, „chez son pere a Paris“ die Bewilligung zum Tragen der „Decoration du lys“ erteilt wurde -wahrscheinlich eines etwa dem heutigen Abzeichen politischer Bewegungen entsprechenden Liliensymboles, das auf die Rückkehr zum ancien regime, zum Königshause der Bourbonen, hinwies. Das Dekret ist noch vorhanden, die Dekoration leider nicht, auch mein Vater hat sie offenbar nie gesehen, weil er sie sonst sicher erwähnt hätte. Vielleicht hat sie der Knabe gar nicht nach Österreich mitgenommen.
Laut des früher erwähnten Zeugnisses des Apothekers Anton Wißgott in Stein a.d. Donau wurde der 15 jährige von diesem 1818 VI 1 als Lehrling aufgenommen und legte an dessen Apotheke „Zum weißen Engel“ das Tyrocinium ab, worüber er 1822 VI l das von Kreisphysikus des Viertels ober dem Manhartsberg Dr. Weiland und dem Apotheker „Zum schwarzen Adler“ in Krems F. Menzinger v. Preisenthal mitgefertigte Zeugnis erhielt. Er blieb zunächst noch bis 31. August desselben Jahres bei Wißgott als „Subjekt“ – was damals die Bezeichnung für Apothekergehilfen war – und dürfte von dort direkt an die Stiftsapotheke in Schlägl gekommen sein, denn 1825 IX 10 stellt ihm der Inhaber derselben, Franz Rizy, ein sehr lobendes, vom Distriktskommissar Dr. v. Baumgarten be¬stätigtes Zeugnis über eine dreijährige Dienstleistung aus. Nun begann das pharmazeutische Studium an der Wiener Universität. 1826 VIII 17 und VIII 19 legte er bei Jaquin Colloquien aus Botanik und Chemie und 1826 VIII 27 bei Johann Andreas Ritter von Scherer ein solches aus Naturgeschichte ab und erhielt im gleichen Jahre ohne Tagesangabe das von Johann Georg Plenker als Dekan und Franz Edlen von Hiber als Notar der medizinischen Fakultät ausgefertigte Apothekerdiplom.
Er kehrte dann wieder zu Rizy in die Stiftsapotheke in Schlägl zurück, der ihm 1830 III 3 das Zeugnis über die Dienstleistung an derselben vom September 1826 bis März 1830 ausstellte.
Ist mit den angegebenen Daten der äußere Lebensgang Johann Marckhgotts' in seiner Jugendzeit ziemlich genau festgehalten, so haben wir über sein Privatleben wenig Anhaltspunkte. Der plötzliche Tod seiner Mutter, welche er gewiss vor ihrer beabsichtigten Rückkehr nach Frankreich noch einmal wiederzusehen gehofft hat, muss ihn tief erschüttert haben. Er wurde dadurch zur Vollwaise, doch scheint er, wie aus der Anschrift und dem Inhalte des früher erwähnten Pariserbriefes seines Stiefvaters Chaumont hervorgeht, im Hause seines Onkels Franz in Krems liebevolle Aufnahme gefunden zu haben. Allerdings dürfte dies infolge des geschäftlichen Zusammenbruches und des Hausverkaufes des Onkels nicht lange gedauert haben.
Doch wenn auch Franz M. damals (1819) von Krems weggezogen ist, scheint doch dessen Schwester Josepha, die „Tante Pepi“, noch bis zu ihrem Tode 1820 dort geblieben zu sein. Auch waren ja die verwandten Familien Staindl und Seidl dort.
Aus den erhaltenen Stammbuchblättern ist zu entnehmen, dass er sich allerorts Freunde erwarb; außer mir dem Namen nach unbekannten Berufs-und Studienkollegen finden sich Offiziere und besonders zahlreich Schlägler Chorherrn und Cleriker. Selbstverständlich ist auch die holde Weiblichkeit stark vertreten; ich erwähne hievon 3 Fräulein Ribarz aus St. Pölten, wohl Töchter des früher erwähnten Bürgermeisters und Syndikus dieser Stadt, 3 Fräulein von Paumgarten, jedenfalls Verwandte des erwähnten Distriktskommissars, und aus der näheren und weiteren Verwandtschaft eine „Tante“ Amalie Marckhgott – mir ist aber nur eine bedeutend jüngere Cousine dieses Namens geboren 1816 bekannt – dann eine „Cousine Fanny Seidl“, jedenfalls eine Nichte oder Großnichte seiner Großmutter Josepha, eine Maria Widmann (Wien 1825 XII 18) und einen Alois Widmann (Wien 1826 IX 6), Verschwägerte seines Onkels Franz.
Leider ohne Datum ist ein Blatt mit einem in Bleistift ausgeführten Veilchenstock und dem Namen Caroline Gielge. Laut einer Mitteilung des 1927 II 23 in Linz im 82. Lebensjahre gestorbenen em. Apothekers Georg Schiedmeier, den ich leider erst in seinem letzten Lebensjahre durch meinen Freund Hofrat und Sanitätsdirektor Dr. Alois Weissmann kennen lernte und dessen damals schon verstorbene Frau eine geborene Rizy aus der Schlägler Apothekerfamilie und mit dieser Caroline verwandt war, ist Caroline Gielge die Braut meines Großvaters gewesen. Sie war 1799 VIII 8 in Wimsbach als die Tochter des auch als Verfasser einer Topographie von Oberösterreich bekannt gewordenen, früheren Pflegers, Bezirkskommissärs, Justiz- und Landesgerichtsverwalter in Wimsbach, späteren Hofrichters in Lambach Ignaz Gielge und der Josepha Caroline Cäzilia geb. Rizy geboren und starb im Brautstande 1826 VIII 14 zu Aigen-Schlägl, wo sie sich bei ihrer Schwester Agnes, welche mit dem damaligen Pächter der Stiftsapotheke, ihrem Vetter Franz X. Rizy verheiratet war, aufhielt. Die Gielgesche Topographie war bei meinen Tanten Anthoine unter der Bezeichnung „Schlösserbuch“ ein gern gelesenes Buch. Besonders Tante Marie interessierte sich für die darin enthaltenen alten Geschichten. Das Buch ist jetzt in meinem Besitz. Es hat vielleicht mit dazu beigetragen, bei meinem Bruder und mir den historischen Sinn zu wecken, dem auch diese Familiengeschichte entspringt.
Johann Marckhgott heiratete nun 1830 V 26, damals Aigen Nr. 10 wohn¬haft, in der dortigen Pfarrkirche die Bürgers- und Leinwandhändlerstochter Maria Barbara Löffler aus Neufelden; Trauzeugen waren Johann Pauli, Gegenhändler im Stifte Schlägl, und Paul Löffler, k.k. Leinenwarenfabriksinhaber in Neufelden (richtiger Langhalsen), ein Onkel der Braut. Die damals reich begüterte Familie Löffler lässt sich weit zurückverfolgen; von ihr wird später abgesondert gehandelt werden. Hier sei nur bemerkt, dass Maria Barbara 1810 XII 3 zu Linz im Hause ihrer mütterlichen Großeltern Nr. 69 am Hauptplatz geboren war. Über ihre Jugendzeit ist mir nichts bekannt geworden.
Johann Marckhgott nahm nun selbst die Stiftsapotheke in Pacht und führte sie durch 9 Jahre, worüber das Zeugnis von 1839 VI 25 des Stiftes Schlägl (Dominic, Abt) ein kreisämtliches Zeugnis und eines des Distriktskommissariates Schlägl Aufschluss geben. In letzterem ist die Wendung enthalten, dass der Großvater infolge genauer Einhaltung der Vorschriften die Apotheke „zu eigenem lucrativen Nachteil“ geführt habe. Dies ist begreiflich, denn nach einer Mitteilung, die mir Herr Oberpostinspektor Theodor Schützenberger, ein Angehöriger der Apothekerfamilie Schutzenberger, die später die Schläglerapotheke übernommen und nach Aigen verlegt hatte und noch heute innehat, zukommen ließ, musste der vom Stifte angestellte Apotheker den fundus instructus der Apotheke herhalten und von den Vorräten den Geistlichen und Bediensteten des Stiftes gratis abgeben, nur von sonstigen Personen durfte er seine Gebühren einheben.
Wenn auch diese Bestimmungen zur Zeit der Führung der Apotheke durch meinen Großvater insbesondere auch deshalb, weil jetzt ja ein Pächter-, nicht Angestelltenverhältnis vorlag, einige Änderungen erfahren haben dürften, so wird sich doch gerade in den oben erwähnten Lasten kaum etwas geändert haben. Außerdem kam überall im Umkreise Konkurrenz hoch; wenn sich 1773 IX 30 Franziskus Thür noch „Apotheker zu Kloster Schlägl und ganzen Mühlviertel“ nennen konnte, war dies zur Zeit des Großvaters nicht mehr der Fall; 1827 finden sich bereits 5 Apotheken im Mühlkreis ohne der Stadt Linz.
Die Apotheke wurde mit 1840 I 1 an Franz Havelka auf 6 Jahre verpachtet, dieser Pachtvertrag aber schon anfangs der 40 Jahre über höheren Auftrag gelöst; die Apotheke wurde dem Stifte ohne Entschädigung abgenommen. Hypolit Rizzi – ein Neffe des früheren Pächters Franz X. Rizy, der sich 1830 als Apotheker in Leonfelden niedergelassen hatte – übernahm nun die Apotheke und zahlte als Miete für das Gebäude jährl. 63 fl, wofür ihm noch 2 Gärten und eine Wiese zur Verfügung standen. Für das Apothekengewerbe wurde von Rizy nichts abgelöst, wohl aber für die Einrichtung der Apotheke.
Da der Pachtvertrag meines Großvaters wahrscheinlich von vornherein nur auf 9 Jahre gelautet hatte, wie es auch bei landwirtschaftlichen Pachtungen häufig üblich war, insbesondere, wenn die Rückübernahme des Gutes durch einen zu jugendlichen oder im Militärdienste stehenden Sohn dadurch sichergestellt werden sollte, lassen sich die damaligen Ereignisse etwa folgendermaßen rekonstruieren: Der Großvater sah am Ende seiner Pachtperiode infolge seiner Beziehungen zur Familie Rizy, die allerdings vielleicht durch den Tod seiner Braut gelockert waren, die Bewerbung Hypolit Rizy's um die Apotheke voraus, wusste wohl auch von Machenschaften, die offenbar schon seit langem strittige Apothekerkonzession dem Stifte zu entziehen, was ja dann tatsächlich, als das Stift für einen anderen Bewerber entschieden hatte, der Fall war. Hier dürften die „Intriguen“ zu suchen sein, die Krakowitzer in einem launigen Gedicht zu Großvaters 70. Geburtstag im Zusammenhang mit dessen Berufswechsel erwähnt. Da er offenbar infolge der in der abgelaufenen Pachtperiode erlittenen Verluste und der damals bereits sich verschlechternden Geschäftslage seines Schwiegervaters, in dessen Unternehmung jedenfalls das Heiratsgut der Großmutter – soweit es nicht zur Ermöglichung der ersten Pachtung verbraucht war – steckte, von einer Fortführung des bisherigen Zustandes wirtschaftlich nichts zu erwarten hatte, räumte er der Konkurrenz das Feld, und so war die hoffnungsvoll begründete Existenz des Großvaters schon bald erschüttert.
Während des Aigner Aufenthaltes wurden meinem Großelternpaare nach Aufzeichnungen meines Papa, die ich nur teilweise durch kirchenbücherliche Einträge bestätigen konnte, folgende Kinder geboren:
Maria, geb. 1831 VI 2, als Kind gestorben,
Eleonora, geb. Aigen 1833 I 17, + ebendort 1833 VII 1,
Eberhard Mathias, geb. in Aigen Nr. 10 1834 II 5, mein Vater,
Gustav, geb. 1835 VIII 1,
Friedrich, geb. Aigen Nr. 24 1836 V 2 und
Franz Xav., geb. ebendort 1833 X 11.
Wie wir sehen, hat die Familie in Aigen, offenbar wegen ihres raschen Anwachsens, die Wohnung im Markte von Haus Nr. 10 auf Haus Nr. 24 gewechselt. Aus jener Zeit rührt ein sehr ehrendes Sittenzeugnis des Pfarrers von Aigen, Chorherrn Hermann Fuchs O. Präm. her, in dem er den Großvater „in der ersten Zeit ein Muster eines wohlgesitteten Jünglings und getreu eifrigen Gehilfen, während der letzteren aber das eines achtbaren christlichen Ehemannes“ nennt, der „durch kirchliche Ordnung, Nüchternheit, Redlichkeit im Verkehre und ausgezeichnet guten Ton des Umganges einen fleckenlosen Namen bewährt und bewahrt habe.“
Der geschäftliche Misserfolg in seinem erlernten Gewerbe veranlasste den Großvater, sich um eine feste Anstellung umzusehen, bei der seine Fachkenntnisse irgendwie verwerten konnte, und fand sie in Linz, zunächst allerdings in bescheidenstem Ausmaße. Er wurde ab 1840 II 1 als Färbereipraktikant bei der k.k. Teppichfabrik in Linz mit monatl. 25 fl CM angestellt mit der Bestimmung, seinerzeit den bereits alternden Vorsteher der Färberei Dufraine zu ersetzen, was seinen chemisch-technischen Fachkenntnissen, die er als Apotheker besaß, entsprechen mochte. Er wurde jedoch bald infolge Ablebens des 2. Buchhalters zum kommerziellen Dienst herangezogen und ab 1844 VI l dauernd zum 2. Conto¬risten mit dem gleichen Monatsbezug und einer Zulage von 8 fl CM für das Skontierungsgeschäft bestallt. 1847 II 11 wurde dieser Gesamtmonatsbezug von 33 auf 38 fl erhöht.
Die Verwendung in der Teppichfabrik dauerte aber nicht lange, da dieser Staatsbetrieb aufgelassen wurde. Der Großvater gehörte dann der aus dem Kammerprokuraturs-Konzeptpraktikanten Dr. Stohr, dem Fabrikshauptfaktor Freyinger und ihm bestehenden Liquidationskommission der Teppichfabrik an und erhielt für diese Tätigkeit vom Finanzministerium eine Remuneration von 40 fl zuerkannt.
Mittlerweile war er aber bereits – ohne Änderung des Bezuges – als Kanzleioffizial in den Stand der k.k. Tabaksfabriks-Verwaltung in Linz übernommen worden ; er blieb aber noch bis 31. Oktober bei seiner bisherigen liquidierenden Stelle.
Laut Zeugnis des Professors J. B. Wegscheider in Linz v.1851 XII 1 legte der Großvater eine Prüfung aus der französischen Sprache, die er ja von Kindheit an vollständig beherrschte, ab und erst 1852 erfolgte auf Grund der mit A.H. Entschließung von 1852 II 21 erteilten Nachsicht von der Überschreitung des Normalalters die definitive Anstellung bei der Linzer Tabakfabrik u. zw. als Wagamtsoffizial mit jährl. 450 fl CM gegen Erlag einer Kaution im Ausmaße eines Jahresbezuges ; er wurde am 15. März als solcher beeidigt.
Ich übergehe die einzelnen, teils aus Organisationsänderungen im Stande der Tabakfabriken hervorgehenden Änderungen in der Stellung bzw. den Bezügen des Großvaters und erwähne nur, dass er mit 1874 VII 1 zum Adjunkten der IX. Rangklasse ernannt wurde ; als solcher wurde er 1874 VI 20 beeidigt.
Über eigenes Ansuchen von 1880 II 19 wurde er aus dieser Stellung heraus, in der er einen Jahresgehalt von 12.000 fl bezog, mit 31.März in den dauernden Ruhestand mit einer Jahrespension von 750 fl versetzt, wobei die Dienstzeit in der Teppichfabrik als unbeeidet geleistet nicht angerechnet wurde. Im Enthebungsdekret von 1880 III 19 spricht ihm der Inspektor Nentwich für den stets an den Tag gelegten Eifer und für sein in jeder Beziehung ehrenhaftes und kollegiales Benehmen den wärmsten Dank aus. Auf Grund eines mit einer Bestätigung des in Rohrbach damals noch lebenden pensionierten Hauptfaktors der Teppichfabrik Leopold Freyinger betreffend das dortige Dienstverhältnis belegten Majestätsgesuches erlangte der Großvater aber doch die gnadenweise Erhöhung seiner Pension auf 12.000 fl.
In diesem äußeren Rahmen spielte sich das Leben des Großvaters im Kreise seiner Familie ab. Den sechs früher erwähnten Kindern, von denen die 4 Knaben zur Zeit der Übersiedlung nach Linz noch am Leben waren, folgten hier noch 5 nach und zwar:
Clara, geb. 1840 VII 25,
Anna, geb. 1843 V 26,
Alois, geb. 1846 XII 15,
Dominik, geb. 1850 XII 15,
Adolf geb. 1852 IV 28.
Die beiden letzteren sind als Kinder gestorben, so dass also im ganzen 7 von den 11 Kindern zu Jahren gekommen sind. Aus dem Leben der Großmutter sind mir keinerlei Ereignisse bekannt geworden; es spielte sich jedenfalls als das einer stillen, wohl auch bei den gegen ihre Jugend so ungünstig veränderten Verhältnissen oft recht sorgenvollen, fleißigen und gewissenhaften Familienmutter ab. Sie starb 1879 X 25 im Haus Bischofstraße Nr. 9 (damals Pfarre St. Josef).
Der Großvater, der später mit seiner treuen Wirtschafterin Maria in der Herrenstraße in einem heute nicht mehr bestehenden Hause neben dem jetzigen Dompfarrhof wohnte, überlebte seine Frau noch um 10 Jahre. In dieser seiner letzter Lebenszeit habe ich ihn noch persönlich kennengelernt u. zw. als wir im Winter 1883/84 in Linz wohnten und dann auch bei den vorübergehenden Aufenthalten in den Sommern 1886, 1888, 1889. Ich habe ihn einerseits als einen sehr gebrechlichen, zitternden Greis in Erinnerung; dies dürfte aber auf einen Besuch gelegentlich einer vorübergehenden Erkrankung zurückzuführen sein, denn andererseits weiß ich aus dem Munde meines Papas, dass er bald nach der Eröffnung der Franz Josef-Warte auf dem Freinberg dieselbe mit ihm besuchte und er dem 85jährigen kaum zu folgen vermochte. Ich erinnere mich übrigens selbst, dass, als wir uns – wahrscheinlich war dies im Sommer 1886 – öfter tagsüber auf dem Riesenhof befanden, dass Großvater, der mit dem Besitzer dieser Badeanstalt (jetzt Landes-Säuglingsheim) Veicht befreundet war, uns dort besuchte.
Johann Marckhgott starb 1890 I 17 anlässlich der damals herrschenden Influenzaepidemie in Linz und wurde am Linzer Friedhof begraben; das Grab wurde erst 1923 aufgelassen und die Überreste des Verstorbenen – bei denen noch Stücke des dunkelblauen Tuchrockes und der Seidenborten, mit denen dieser eingefasst war, gefunden wurden – in mein Elterngrab übertragen.
Vom Nachlass kamen einige Möbelstücke und Geschirr an meine Eltern. Besonders erwähnen möchte ich das Ölbild im schwarzen Rahmen, eine vom oö. Maler A. Wenger signierte Kopie einer Raffael-Madonna; der Maler soll es in Schlägl, wo er mit Restaurierungsarbeiten beschäftigt war, hergestellt haben. Ferner eine Ansicht vom Stifte Schlägl, ein feines Pastellbild vom Bruder Gustav meines Vaters, und den von einem andern Bruder, Alois, in Holz geschnitzten, leider beschädigten Adler; endlich ein Band Stahlstiche aus der französischen Revolution (deutsch) und eine französische, mit Kupferstichen illustrierte Biblische Geschichte ad usum delfini aus dem Jahre 1735, die der Großvater höchstwahrscheinlich 1818 selbst aus Frankreich mitgebracht hatte. Das wichtigste aber ist ein Miniaturportrait seines Vaters, des St. Pöltner Apothekers.
Ältere Familienandenken außer diesen und den bereits früher erwähnten waren nicht da; insoweit solche in früheren Zeiten vorhanden waren, sind sie wohl nach dem Tode Jakobs 1780 auf dessen ältesten Sohn Franz übergegangen, dessen Nachkommenschaft im Mannesstamme ausgestorben ist (s. oben).
An dieser Stelle unserer Familiengeschichte muss ich nun der Geschwister meines Vaters, die ich oben in zwei Gruppen kurz aufgezählt habe, ausführlicher gedenken. Ich muss dazu erwähnen, dass gleich die ersten Kirchenbucherhebungen in Aigen teilweise negativ ausfielen, so dass ich größtenteils auf die Angaben, die mein Papa uns machte bzw. zum Teil auch in Notizen niedergelegt hatte, angewiesen bin. Hiernach hatten meine väterlichen Großeltern folgende Kinder:
1. Maria und
2. Eleonore, von denen nichts als die schon früher angeführten Angaben bekannt sind;
3. Eberhard Mathias, mein Vater
4. Gustav, geb. 1835 VIII 1, wandte sich dem Baufache zu und arbeitete bei oder mit dem Linzer Architekten Gyri in der Zeit des Aufschwunges des Baugewerbes, den die durch den Eisenbahnverkehr bewirkte Vergrößerung der Städte und auch der Stadt Linz hervorgerufen hatte (OÖ. Baugesellschaft); er starb jedoch schon frühzeitig 1872 XI 2 in Linz. An Urkunden ist von ihm nur der Lehrbrief für das Maurerhandwerk vorhanden, der sich wohl nur auf seine berufliche Vorbereitung bezieht, denn sowohl die mündliche Überlieferung als auch das Parte bezeichnen ihn als Architekt; dass ihm hiezu die künstlerischen Qualitäten nicht mangelten, zeigt das oben erwähnte, sehr fein ausgeführte Pastellbild des Stiftes Schlägl.
5. Friedrich Anton (Fritz), geb. 1857 V 2 zu Schlägl Nr. 24, Pf. Aigen; er erlernte die Handlung und hatte mit dem der Familie eigenen Misserfolg in geschäftlichen Dingen ein kleines Geschäft – ich glaube in Salzburg – inne. Er heiratete Faschingsdienstag 1870 Juliane Renner, die aber bereits 1887 IV 7 starb. Ob die Ehe kinderlos war oder Kinder früh verstorben sind, weiß ich nicht. Onkel Fritz war dann Advokatursbeamter bei Dr. Rottensteiner in Salzburg und schließlich Diurnist bei der Salinenverwaltung in Hallein, wo ich ihn einmal besucht habe. Er war in seinen alten Tagen fast gänzlich erblindet. Durch Nachzahlung von Pensionsbeiträgen konnte ihm in der allerletzten Zeit ein kleiner Ruhegenuss gesichert werden, den er aber nur mehr kurz genoss. Er starb 1909 IX 14 zu Hallein und ist auch dort begraben.
6. Franz Xaver, geb. 1838 X 11 in Schlägl, erlernte bei Jakob Rixner in Linz das Buchbinderhandwerk, das er dann in Wien in dem Spezialfach eines Etuivergolders ausübte, wodurch er sich und seine große Familie bis in sein hohes Alter versorgte. Ich habe den immer Fleißigen oft an seinem in der Wohnung befindlichen Arbeitsplatz gesehen. Er heiratete am Faschingmontag 1870 Maria Lauber aus Iglau in Mähren und nach deren Tod 1883 IV 30 Theresia Chalupka aus Nikolsburg in Mähren (geb. 1859 VIII 17), die dem Onkel durch fast 40 Jahre eine treue Gattin und tüchtige Hausfrau war. Sie starb in Wien Margarethen (V. Bez.), Ziegelofengasse 37, in der Wohnung, die die Familie seit mehr als fünfzig Jahren innegehabt hatte und die sie zuletzt mit ihrer Tochter Mila geteilt hatte. Das Haus gehört in die Pfarre St. Florian in Matzleinsdorf (Wiedener Hauptstraße) und dürften wohl alle Kinder dort getauft sein.
Aus erster Ehe stammen:
a) Franz, geb.1869 X 2 zu Wien, war in verschiedenen Berufen, zuletzt als Magistratsangestellter tätig und mit e. geb. Cephilippi verheiratet; von den zwei Söhnen Franz und Max ist, soviel ich weiß, einer im Baugewerbe u. zw. bis zu dessen Tod bei seinem Onkel Robert beschäftigt. Franz ist schon vor Jahren, ich glaube während oder bald nach dem Weltkriege, gestorben.
b) Maria, geb. 1878 XII 22 in Wien, war, der Schule entwachsen, zunächst mehrere Jahre bei ihrer Tante Anna v. Riederer in Innsbruck und Salzburg und nahm später mehrere Stellungen als Stütze der Hausfrau und Hausdame an. Sie war längere Zeit bei der Familie Junger in Salzburg und dann bei einer Herrschaft in Mouline sur Allier in Frankreich, von wo sie wegen des Weltkrieges scheiden musste, und seither bis vor kurzem in Budapest. In den letzteren Jahren hat sie mehrmals ihre Schwester Anna in Vorarlberg besucht und uns dadurch das Vergnügen bereitet, sie auf der Durchreise bei uns zu sehen und so die verwandtschaftlichen Beziehungen wiederherzustellen, an denen es früher fast ganz gefehlt hatte. Jetzt hat sie sich dauernd dort zur Ruhe gesetzt.
c) Anna, geb. 1877 III 5, war gleichfalls mehrere Jahre bei Tante Riederer in Salzburg; sie nahm später eine hauswirtschaftliche Stelle bei einer Familie in Wien an, die aber später nach Götzis in Vorarlberg übersiedelte, wo sie schließlich dem allein übriggebliebenen alten Herrn die Wirtschaft führte, bei dem sie auch ausharrte, als er schließlich in die Schweiz auswanderte. Nach seinem Tode kehrte sie nach Vorarlberg zurück und lebt jetzt dort mit ihrer Schwester Marie. Ich habe Anna nur in ihrer Kindheit in Wien und später als junges Mädchen einmal in Salzburg bei Tante Riederer gesehen.
d) Robert, geb. 1878 IV 11 in Wien, zeigte schon frühzeitig besonderes Zeichentalent und fand auch im Baugewerbe Gelegenheit, dies auszunützen. Während meiner ersten Realschuljahre hat mir Robert einige male Nachhilfestunden im Zeichnen gegeben. Robert hat ebenso wie sein Bruder Franz beim Linzer 14. Infanterie-Regmt. gedient. Im Kriege stand er als Landsturm-Inge¬nieur in Verwendung. Er war Architekt und Stadtbaumeister, litt aber sehr unter der jahrzehntelangen Stagnation im Baugewerbe. Der Tod ereilte ihn bei einem beruflichen Aufenthalt in Krems a.d.D. 1940 VI l. Er wurde VI 7 am Wiener Zentralfriedhof bestattet und hinterließ eine Witwe Stephanie. Die Ehe war kinderlos geblieben.
Aus der zweiten Ehe sind:
e) Ludwig, geb. 1884 VIII 7 in Wien, wurde Kunstschlosser, ist verheiratet und hat mehrere Kinder,
f) Gustav, geb. 1886 II 14 in Wien, ist Bautechniker, verheiratet und hat eine Tochter Ludmilla,
g) Albert starb als Kind,
h) Ludmilla, geb. 1893 VII 28 ist Angestellte in einem großen Wiener Warenhaus: sie lebte bis zum Tode der Mutter bei ihr und betreute sie liebevoll,
i) Therese, geb. 1894 X 30, ist Kleidermacherin und seit 1922 XI 19 mit dem Angestellten desWiener städtischen Gaswerks Hans Wo1frum verheiratet.
Onkel Franz, der sich erst in den allerletzten Jahren vor seinem Tod von der Arbeit zurückzog, nachdem er seine Kinder versorgt wusste, war ein lieber, guter Mensch. Ich habe ihn sehr geschätzt und immer gerne aufgesucht; auch er brachte mir immer liebevolles Interesse entgegen. Er starb 1921 II 14 in seiner Wohnung in Wien. Für sein trotz der Enge der Verhältnisse unbeschwertes Gemüt zeugt es, dass er noch auf dem Sterbebette das Raimund'sche Lied trällerte: „Brüderlein fein, Brüderlein fein, endlich muss geschieden sein....“
7. Clara, geb. 1840 VII 25 in Linz, Pf. St. Mathias. Der früher erwähnte Apotheker Schidmair hat mir gesagt, dass sie als Mädchen eine ganz auffallende Schönheit war. Sie heiratete, offenbar durch meinen Papa bekannt geworden, in Scheibbs den Steuereinnehmer Josef Schwarz, starb aber schon 1881 X 19 in Waidhofen a.d. Ybbs, wo ihr Gatte mittlerweile Vorstand des Hauptsteueramtes („Haupt¬steuereinnehmer“) geworden war und wo sie ihm 1878 eine Tochter Anna geboren hatte. Ich habe diese Cousine nur einige wenige Male in früheren Jahren getroffen. Sie heiratete 1901 den Holzindustriellen Franz Beck in Hausmenning (Mauer) bei Amstetten NÖ und ist Mutter von drei Kindern: Fritz geb. 1903 I 7 in Mauer bei Amstetten, + 1919 VI 27 in Waidhofen a.d. Ybbs; Ferry (Franz), geb. 1908 VII 15. in Mauer, verh. 1933 VII 15 mit Anna Licha, geb. 1914 IV 9 in Amstetten und Gertrud, geb. 1910 XII 22 in Mauer, verh. 1938 VI 25 mit Eduard Schott (geschieden). Ferry und Anna Beck haben zwei Kinder: Trude, geb. 1933 XII 27, und Fritz, geb.1939 IV 14. In dieser Familie in Wien lebt auch meine Cousine Anna.
8. Anna, geb. 1844 V 26 in Linz, St. Josefpf., verlebte ihre Jugend daselbst im Elternhause und heiratete 1878 VII 3 den Witwer Gustav Ritter Riederer von Dachsberg. Dieser war 1830 VIII 3 im Schlosse Goldegg im Pongau (Salzburg) als Sohn des Pfleggerichtskanzlisten Josef Cajetan Riederer und der Anna Schwaiger (geb. 1809 I. 30 zu Goldegg, + 1852 IV 8 in Salzburg) geboren. Josef Cajetans Vater war Georg Riederer, Kaufmann in Haslach, seine Mutter Maria Anna Greipl (geb. 1769 VIII 23 in Friedberg, + 1835 XI 22 in Salzburg). Die Lebensdaten des Georg Riederer ließen sich aber bisher nicht feststellen, da er in den Haslacher Matriken nicht vorkommt. Die Familie Greipl, der Georgs Frau entstammte, ist dieselbe, die in der Geschichte der Familie Löffler (siehe den betr. Abschnitt unserer Familiengeschichte) eine bedeutende Rolle spielt.
Josef Cajetan Riederer ist mehrmals mit meinem Großvater v. Anthoine (s. dort) in freundschaftliche Berührung gekommen, als letzterer verschiedene Salzburgische Pfleggerichte substituarisch leitete und besonders, als ihre Familien von den benachbarten Dienstorten Mattighofen und Mauerkirchen aus in gesellschaftlichem Verkehr standen. Anthoine nahm sich auch beim plötzlichen Tode Riederers dessen Frau und Kinder bis zu deren Übersiedlung nach Salzburg tatkräftig an.
Gustav Riederer hatte ein bewegtes Leben hinter sich. Das letzte Jahr seines Gymnasialstudiums war das Sturmjahr 1848 und er schloss sich der Gymnasiasten- und Chirurgenlegion an. Durch die Ereignisse wurde auch der beabsichtigte Antritt des akademischen Studiums gehindert und so trat er beim Kreisamte in Salzburg in Kanzleidienste. 1849 kam er in den neu organisierten Post-Verwal¬tungs¬dienst und wurde 1851 in den Konzeptsdienst dieses Ressorts übernommen. Im Zuge weiterer Organisationsänderungen kam er bald darauf zur Postdirektion für Oberösterreich und Salzburg nach Linz. Von hier aus war er 1854 zu Feldpostdienst in Siebenbürgen und in der Walachei abgeordnet. Nach seiner Rückkehr nach Linz heiratete er 1859 eine wohlhabende Linzerin, Leopoldine Ichzenthaler, die ihm das landtäfliche Gut Dachsberg bei Prambachkirchen OÖ mitbrachte, zu dem auch ein Heilbad („Stahlbad“) gehörte, das seinerzeit ziemlich bedeutenden Ruf hatte.
Dieser Ehe entstammte ein Sohn Robert, der Cavallerie-Offizier wurde und sich mit Elisabeth Kallina von Urbanow verehelichte, deren Mutter eine geborene Baronin Kutschera von Aichlandt, Nichte der Frau Rosa Vielguth und eine Enkelin des Josef Dierzer von Traunthal war, mit dessen Familie die unsrige mehrfache Zusammenhänge aufweist, die in einem späteren Teile dieser Familiengeschichte zur Sprache kommen werden. Robert von Riederer hat einen gleichnamigen Sohn hinterlassen und eine Tochter Elisabeth, die mit einem Grafen Ceschi verheiratet ist.
Während seines Witwerstandes nahm Gustav Riederer den Antrag an, sich an der Einrichtung der Post in Persien zu beteiligen, da sich der Schah zu diesem Zwecke an den Kaiser von Österreich gewendet hatte. Riederer, der aus diesem Anlasse zum Postrat befördert wurde, führte seine Aufgabe in den Jahres 1874 – 1878 erfolgreich durch, was ihm nicht nur den persischen Sonnen- und Löwen-Orden 2. und 3. Klasse, sondern auch seitens seines Monarchen den österreichischen Orden der Eisernen Krone III. Kl. eintrug, mit dem damals noch das Anrecht auf den österr. Ritterstand verbunden war. Als Prädikat wurde ihm der Name des von seiner Frau ererbten Schlosses „Dachsberg“ bewilligt.
Noch als „General-Postdirektor der kaiserl. Persischen Post“ in Teheran verlobte er sich mit Tante Anna; doch fand die Trauung erst nach seiner endgültigen Rückkehr statt.
Gustav Ritter Riederer von Dachsberg wirkte dann als Vicedirektor des Postbüros in Wien und ab 1883 als Oberpostdirektor von Tirol und Vorarlberg in Innsbruck. Als solcher trat er, seit 1893 Hofrat, 1895 in den dauernden Ruhestand und verlebte seinen Lebensabend, der ihm allerdings durch ein böses Asthmaleiden erschwert wurde, in Salzburg, wo er 1907 VI 15 (Pfarre St. Andrä) starb. Eine kurze Lebensbeschreibung, der vorstehende Angaben entnommen sind, hat Johann Ev. Engl damals im Salzburger Volksblatt veröffentlicht; sie ist auch in einem Separatdruck bei Kiesel in Salzburg erschienen.
Aus Riederers Ehe mit Anna Marckhgott stammten 3 Kinder:
a) Martha, geb. 1879 IV 13 in Wien. Sie heiratete 1901 IX 30 in Salzburg den Oberstleutnant Robert Biebl des damals in Stockerau bei Wien liegenden Ulanenregiments, welcher Ehe zwei Töchter entsprossen, von denen die ältere Martha mit dem Rechtsanwalt Dr. Fritz Oedl – einem bekannten Alpinisten und Erforscher der Höhlen des Tennengebirges – in Salzburg verheiratet, während die jüngere Maria unverehelicht und kunstgewerblich (Keramik) tätig ist. Die Familie Oedl hat drei Kinder. Oberstleutnant Biebl, der der bekannten Salzburger Großkaufmanns- und Bankiersfamilie dieses Namens entstammte, starb 1916 VIII 29 in Salzburg.
b) Hans, geb.1886 V 19, absolvierte die Artillerie-Kadettenschule in Wien und war als Fähnrich auch einige Zeit in Linz stationiert. Im Weltkrieg erkrankte er und starb als Hauptmann 1918 III 25 in Salzburg.
c) Heinrich, geb. 1889 zu Innsbruck, absolvierte eine Infanterie-Kadettenschule, wurde dann zu den „Kaiserjägern'' ausgemustert, zog mit diesen als Oberleutnant ins Feld, wurde aber bald nach Beginn des Krieges am russischen Kriegsschauplatze schwer verwundet und starb 1915 VI 25 in einem Militärspital zu Innsbruck.
Tante Anna Riederer überlebte noch den Weltkrieg und den schmerzlichen Verlust ihrer Söhne; sie zog sich in ihren letzten Lebensjahren in ein Altersheim in Mülln in Salzburg zurück, wo sie 1921 X 10 starb.
9. Alois, geb. 1846 XII 15, widmete sich der Bildhauerkunst und wirkte in Linz bei Oberhuber. Von ihm stammt der leider beschädigte holzgeschnitzte Adler in unserem Besitz. Er verletzte sich bei der Arbeit und zog sich ein schweres Leiden zu, dem er 1872 XI 6 zu Schermberg bei Schwarzach im Pongau (Salzburg) erlag.
10. Dominik und
11. Adolf starben als Kinder.

Mein Vater – wir sagten zuhause „Papa“ – Eberhard Mathias Marckhgott war, wie oben erwähnt, 1834 II 5 in Aigen im Mühlkreis geboren und am gleichen Tage getauft; sein Taufpate war sein Onkel, der Friedberger Leinwandhändler Mathias Greipl . Obwohl er mit den Eltern Aigen bzw. Schlägl schon als fünfjähriger Knabe verließ, hat er dem Stifte doch immer ein treues und gutes Andenken bewahrt . Die schwierige wirtschaftliche Lage, in der sich seine Eltern mit der großen Familie befanden, hat sicher auch auf seine Jugend Schatten geworfen. Allerdings scheinen sich die Großeltern Löffler in Neufelden, die damals noch lebten, der Enkelkinder vielfach angenommen zu haben, die dort, wie ich gelegentlichen Bemerkungen meines Papas entnahm, wohl auch meist die Schulferien zubrachten. Auch bei Onkel und Tante Löffler in Langhalsen scheinen die Marckhgott-Kinder gerne gesehen gewesen zu sein.
An die früheste Kindheit erinnert das auf einem lithographierten Formblatt mit einer allegorischen Darstellung von bei einem Tempel mit der Aufschrift „Heil und Dank dem Doctor Jenner“ grasenden Kühen ausgefertigte „Kuhpocken-Impfungszeugnis“ von Aigen 1834 V 29.
In Linz besuchte Papa die St. Josefs-Vorstadt-Pfarrmusterschule, wie ein von Franz X. Krumm, Musterlehrer, und P. Ludwig Koller, Katechet, ausgefertigtes Zeugnis von 1844 VIII 9 über den II. Cursus des Schuljahres 1844 (dritte Klasse) ausweist. Im nächsten Schuljahr schloss er die Grundschule mit der dritten Klasse der k.k. Normalhauptschule mit einem Vorzugszeugnis über den II. Cursus des Schuljahres 1845 ab.
Von 1845 X 30 ist bereits der lateinische Matrikelschein des Linzer Lyceums, den „Ant. Viehböck, p.t.R.“ ausstellte, datiert. Der Abt von Schlägl Dominik Lepschi als Landeshauptmann verlieh ihm 1846 XII 22 ein Susanne Rudolph'sches Stipendium mit jährl. 24 fl 35 xr CM. Das Dekret weist auf § 6 des Stiftbriefes hin, wonach „jedem Stiftlinge zur Gewissenspflicht gemacht wird, jährlich am 26. Dezember das heilige Altarssakrament zu empfangen und während der Anhördung einer Messe für das Seelenheil der Maria Anna Winterin als der eigentlichen Stifterin zu bethen.“
Im Schuljahr 1845/1846 hat Papa vielleicht im Gymnasium einen Vorbereitungskurs besucht, denn die eigentlichen Gymnasialzeugnisse beginnen erst mit dem für das 1. Sem. der l. Grammatical-Klasse von 1847 II 21. Der vorerwähnte Matrikelschein und die Zeugnisse über die ersten vier Semester sind lateinisch und letztere vom öffentl. Professor Petrus Eder ausgefertigt und vom Gymnasial-Präfekten P. Straßer vidiert. Sie enthalten die Noten nach der damaligen Skala „prima eminenter“, „prima cum accedens ad eminentiam“, „prima“ – mindere Noten kommen in diesen Zeugnissen nicht vor. Damals war eine Zeit lang eingeführt, dass in den unteren „Grammatical“-Klassen ein Professor wie der Lehrer in der Grundschule sämtliche Gegenstände vortrug. Vom Jahre 1848/1849 kehrte man wieder zur verschiedenen Besetzung der einzelnen Fächer zurück und es scheint von da an auch die alte Bezeichnung der Klassenzüge nicht mehr auf, sondern das Zeugnis über das l. Sem. 1849 lautet bereits auf „3. Klasse“. Auch der Präfekt Straßer verwandelt sich vom 2.Sem. 1849 an in einen „provis. Direktor“. Von den unterfertigten Professoren hat mein Papa einige später gesprächsweise erwähnt. Nach den Unterschriften waren das: August Holzleithner, Peter Riepl, Peter Eder, Gottfried Jax und J. Paul Mindl.
In dem gedruckten Gymnasial-Katalog mit Ende des Schuljahres 1848 scheint Papa ohne Klassifikation als „krank“ ausgewiesen; er erhielt das Zeugnis erst im Oktober (1849 X 10). Die durch die Krankheit hervorgerufene Lücke im Studium scheint sich dann im Laufe des Jahres 1849/1850 ungünstig ausgewirkt zu haben, denn am Ende der 4. Klasse zeigt das Zeugnis v. 1850 VII 31 2 „Zweier“. Trotzdem stieg er in die 5. Klasse auf und erwarb sich 1851 II 27 auch wieder ein Zeugnis erster Klasse – allerdings mit einer negativen Note in Mathematik. In diesem Zeugnisse ist zum ersten mal der nachmalige langjährige Gymnasialdirektor Dr. med. Columbus mitunterzeichnet.
Papa wohnte damals mit seinen Eltern im Hause Badgasse 7, wie ich einer Musterliste der Linzer Nationalgarde, der wie die meisten Beamten und Bürger auch mein Großvater angehörte, entnahm. Das Haus ist das letzte, das im Reste der Badgasse beim Umbau des Linzer Brückenkopfes stehenblieb, allerdings in- und auswendig erneuert. Man kann sich denken, dass der Aufenthalt in der engen finsteren Gasse für die Gesundheit der heranwachsenden Kinder nicht günstig war. Das Gymnasium befand sich noch aus der Zeit, wo es eine Anstalt der Gesellschaft Jesu war, in dem Hause Domgasse 12, das jetzt die Volkskreditbank innehat. Die beiden obersten Klassen, das eigentliche Lyceum aber befand sich am Pfarrplatz gegenüber dem Haupteingang der Stadtpfarrkirche.
Es waren wohl weniger die oben aufgezeigten Schwierigkeiten im Studium selbst, die Papa zwangen, das Gymnasium vorzeitig zu verlassen, sondern vielmehr in erster Linie die wirtschaftliche Lage der Eltern, die es veranlasste, dass die sich damals bietende Gelegenheit, frühzeitig eine angemessene Erwerbslaufbahn zu ergreifen, genützt wurde. In dem Dekret , das ohne Bezeichnung der Behörde „für den Herrn Statthalter Frener“ unterzeichnet ist und mit dem dem „Schüler des k.k. Obergymnasiums Herr Eberhard Marckhgott“ über das Ansuchen seines Vaters „einstweilen die probeweise Verwendung bei dem k.k. Steueramte in Neufelden“ bewilligt wird, ist auf eine Kundmachung hingewiesen, mit welcher offenbar anlässlich der damaligen Neuorganisierung der österr. Verwaltung derartige Aufnahmen ausgeschrieben worden waren. So trat denn Papa bereits als 17-jähriger in den öffentlichen Dienst.
Mit Statthaltereidekret v.1851 wurde er sodann zum unentgeltlichen Steueramts-Praktikanten beim selben Amte ernannt und als solcher 1851 V 11 vom Amtsvorstande Steuereinnehmer Peter Löger beeidet. Dass er die Praxis in Neufelden der Heimat seiner Mutter, beginnen konnte, erleichterte ihm sicher die Existenz in diesem schweren Anfangsstadium. Zwar war sein Großvater Eberhard Löffler schon gestorben und die Großmutter mit seinen Tanten nach Linz gezogen, doch fand er bei guten Freunden der Familie, jedenfalls aber in Langhalsen unten bei seinem Onkel Paul Löffler entsprechenden Anschluss. Da die neuorganisierten Steuerämter mit den Bezirksgerichten in einem Gebäude untergebracht wurden, ergab sich für Papa die eigentümliche Lage, dass er seine ersten Dienste als Beamtenanwärter im Vaterhause seiner Mutter leistete, in Räumen, im denen er so oft als Kind geweilt hatte, denn das Bezirksgericht und Steueramt war ja in dem Hause Nr. 19 in Neufelden untergebracht, das die Marktkommune zu diesem Zwecke von der Witwe Löffler 1849 gekauft hatte (s. dort).
Auf sein Gesuch v. 1852 III 11 wurde er mit Indorsaterledigung des k.k. Statthalters Bach zur Steueramtsprüfung zugelassen, die er am 22. April desselben Jahres mit dem Calcul „Sehr gute Befähigung“ ablegte.
Schon 1853 IV 29 wurde Papa mit Dekret der k.k. Steuerdirektion zum prov. Steueramtsassistenten II. Klasse beim Steueramte Mauerkirchen ernannt und vertauschte so für einige Zeit das Mühl- mit dem Innviertel. Der 19-jährige kam damit auch zum ersten mal in eine ihm völlig fremde Umgebung. Nachdem er 1853 V 6 in Neufelden enthoben worden war, wobei ihm der Steuereinnehmer Löger den Dank für seine „in Jeder Beziehung vorzügliche Dienstesverwendung“ aussprach , wurde er 1853 V 13 in Mauerkirchen beeidigt und ihm daraufhin der erste Gehalt, jährl. 300 fl, angewiesen .
Auch hier war aber seines Bleibens nicht lange, denn mit seiner Zustimmung wurde er im Wege des Diensttausches mit dem prov. Steuerassistenten Josef Scharinger in gleicher Eigenschaft zum Steueramte Ried im Innkreis versetzt, was ihm jedenfalls sehr erwünscht war, weil dort seine Tante Elise, die mit dem Kreiswundarzte Franz X. Possel (s. bei „Löffler“) verheiratet war, lebte und wo sich ihm daher wieder verwandtschaftlicher Familienanschluss bot. Die Enthebung in Mauerkirchen erfolgte mit Dekret des Steueramtes v. 1854 II 20 , wieder unter ehrender Anerkennung seiner Dienstleistung, der Dienstantritt in Ried 1854 II 22, doch wurde Papa schon 1855 I 15 anlässlich der Neuorganisierung des direkten Steuerdienstes bei den Kreisbehörden unter gleichzeitiger definitiver Ernennung zum Steuerassistenten III. Klasse mit einem Jahresgehalte von 300 fl CM zur k.k. Kreisbehörde Linz versetzt. Auch seine Rieder Dienstleistung fand anlässlich der Enthebung vom Steueramte lobende Anerkennung. Der Tag des Dienstantrittes in seiner neuen Stellung ist in den vorhandenen Dienstespapieren nicht beurkundet. Der Dienstrang wurde mit dem Tage des Beginnes der k.k. Bezirksämter, somit mit 1854 IX 30 festgesetzt.
So kam also Papa wieder nach Linz, dem Wohnorte seiner Eltern, zurück; ob er auch bei ihnen gewohnt hat, ist mir nicht bekannt. Er benützte die Gelegenheit, um am k.k. Lyzeum die Vorlesungen über Verrechnungskunde zu hören, worüber ihm 1856 VII 31 ein von Josef Illem, k.k. Professor ausgestelltes und von Ritter v. Fritsch, k.k. Statthaltereirat und Unterrichtsreferent, vidimiertes Frequentationszeugnis ausgestellt wurde.
Hier sei auch das 1851 begonnene „Stammbuch“ meines Papas erwähnt, welches in der ersten Zeit hauptsächlich Blätter von Neufeldener Bekannten enthält, darunter ein sehr schwärmerisches, mit einem Haarkranz geschmücktes, von Josefine Schneck, die anlässlich Papas Scheidens von dort sich als „Votre sincere, fidele, triste et pauvre amie“ unterzeichnet. Auch der bekannte Neufeldener Name Weilnböck kommt mehrmals vor. Im übrigen stammen die meisten Blätter außer von einigen Verwandten von Kollegen und sonstigen Altersgenossen; ich erwähne davon nur ein Blatt von C. Neweklowsky, Cadet, (Mauerkirchen 1853 IX 8), dessen Sohn, Hofrat Ing. Ernst Neweklowsky, ich als eifrigen Familienforscher kennen gelernt habe und dem ich mehrere wertvolle Mitteilungen verdanke. Von „Urfahr 1862 II 19“ ist ein Blatt von Maria (von) Josephy datiert; der Zufall fügte es, dass diese später mit ihrer Schwester im selben Hause in Linz, Hopfengasse 5, wohnte wie meine Eltern und auch dort starb.
1856 I 8 wurde Papa großjährig erklärt und ihm ein Depot von 53 fl 23 xr CM. ausgefolgt; es stammte wahrscheinlich aus einem Löfflerischen Legat.
Nach diesem kurzen Exkurs in Privatleben Papas kehren wir wieder zu seiner Diensteslaufbahn zurück. Die politischen Behörden, denen nun Steuerbeamte für das Veranlagungsgeschäft zugewiesen waren, setzten sich über die Zweckbestimmung dieser Zuweisung vielfach hinweg und übertrugen den Steuerbeamten auch Geschäfte der politischen Verwaltung. So finden wir Papa 1856 drei Monate als Aktuar der Kommission zur Untersuchung der gemischten Bezirksämter im Linzer Kreise, aus welchem Anlass ihm 1856 X 1 der k.k. Kreisvorsteher Baron Handel bezeugt, dass „er mit restlosem Fleiße und Geschicklichkeit die ihm übertragenen Arbeiten vollzogen und sich dadurch die volle Zufriedenheit der Commissionsmitglieder erworben“ habe.
Nachdem Papa, wie oben erwähnt, die Vorlesungen über Verrechnungskunde gehört hatte, legte er die schriftliche und 1856 XI 10 die mündliche Cameral-Kassenprüfung ab, was die Steuerdirektion bestätigte. Von der Staatsprüfung über Verrechnungskunde liegt nur der Zulassungsbescheid der Prüfungskommission v.1857 III 9 vor, aber kein Zeugnis. Über sein Gesuch gewährte ihm das vereinigte Landescollegium 1857 X 14, Zl. 5630, einen unentgeltlichen Unterrichtsplatz in der ständischen italienischen Sprachschule. Papa benutzte also jede Gelegenheit, sich fortzubilden; die französische Sprache hatte er jedenfalls schon zuhause erlernt, denn ich erinnere mich, dass Papa viel französisch las. 1858 XII 15 erwarb er am Linzer Gymnasium ein Zeugnis mit Vorzug über Stenographie und ich weiß – schriftliches darüber habe ich allerdings nicht gefunden –, dass er sich auch eine Zeitlang als Kammerstenograph im Oberösterreichischen Landtag betätigte.
Mittlerweile war Papa 1855 XI 1 zum Assistenten II. Klasse (350 fl Gehalt) und 1853 V l zum Assistenten I. Klasse (400 fl Gehalt) vorgerückt. 1859 II 12 legte er die Steuerinspektor-Prüfung mit dem Calcül: „gute Fähigkeiten und Kenntnisse“ ab und mit abschriftl. intimiertem Statthaltereierlasse wurde ihm für seine Verwendung in politischen Geschäften der Kreisbehörde eine Remuneration von 25 fl zuerkannt. Hingegen wurde ihm für die Bearbeitung der Volkszählungsoperate eine solche nicht zuerkannt, sondern lediglich die Anerkennung des Ministeriums des Inneren ausgesprochen.
Neben diesen vielfältigen und umfangreichen Amtsarbeiten trieb Papa aber noch eifrig juridische Studien und konnte auf Grund derselben es wagen, im Sinne eines Erlasses zum Zwecke der Qualifizierung für den Konzeptsdienst um die Dispens von den vorgeschriebenen Studien-Maturitätsprüfung und Besuch der Universität – nachzusuchen, welche Dispens ihm auch vom k.k. Min. f. Cultus u. Unterricht mit einem vom Unterstaats Sekretär Baron Alexander Helfert (den ich in seinem hohen Alter in seiner Eigenschaft als Präsident der österr. Leogesellschaft noch persönlich kennenlernte) unterzeichneten Dekrete für die judizielle und staatswissenschaftliche Staatsprüfung erteilt wurde. Um seine Studien besser fördern zu können, bewarb sich Papa um eine Stelle bei der Staatshauptkasse in Wien, wozu ihm sein Vetter, der Kreiswundarzt Franz X. Fossel in Ried i. I. mit Revers von 1858 XII 10 die erforderliche Kaution zu widmen erklärte. Er hatte aber mit dieser Bewerbung ebensowenig Erfolg wie mit mehreren um Offizialstellen beim Zentraltaxamt in Wien und einen um eine Kanzleioffizialstelle bei der Finanzprokuratur in Wien, zu deren Unterstützung er sich, wie aus einem vorliegenden Briefkonzepte hervorgeht, an einen „hochgeehrten Herrn Vetter“ wandte, womit offenbar der nachmalige k.k. Sektionschef und Gouverneur der öst.-ung. Bank Alois Moser gemeint ist, der eine Löffler aus Weissenbach, eine Schwester seines Großvaters, zur Mutter hatte.
1860 VII 30 legte er die judizielle Staatsprüfung vor der Kommission bestehend aus Graßl als Vorsitzendem, ferner Dr. M. Stubenrauch, Dr. Kramer und Dr. Ed. Wiedenfeld in Wien mit dem Kalkül „befähigt“ ab und noch im selben Jahre XII 4 die politische vor Dr. Ed. R. v. Tomaschek als Vorsitzendem und den Prüfungskommissaren J. Stein und Dr. Adolf Ficker mit dem Kalkül „befähigt“ „mit Auszeichnung aus der österr. Statistik und Finanzwissenschaft.“
Nach einem ihm von der k.k. Steuerkommission Linz (dem Vorläufer der nachmaligen Steueradministration), zu welcher er offenbar mittlerweile versetzt worden war, erteilten sechsmonatlichen Urlaub zur Vorbereitung auf die Gefällsobergerichtsprüfung und Verwendung im Konzeptsfache legte er diese Prüfung mit dem Kalkül „gut“ ab. 1862 war Papa dann im Zuge der vorbereitenden Konzeptspraxis, bei der Bezirksdirektion Linz in Verwendung, welche ihm 1862 I 2 und 1862 III 14 die Verlängerung der Bewilligung der Verwendung im Konzeptsdienste um je ein weiteres Jahr intimierte.
Wie Papa dann in den Jahren 1864 bis 1866 verwendet wurde, geht aus den Dienstdokumenten nicht hervor; ich vermute, dass er wieder als zugeteilter Steuerbeamter bei der Steuerlokalkommission beschäftigt war, weil ich aus seinen Erzählungen weiß, dass er im Jahre 1866, als die böhmischen Staatskassen unter Bedeckung von Dragonerdetachements mit der Pferdebahn über Budweis nach Linz gebracht wurden, im Hauptzollamtsgebäude, wo der Transport, der dann nach Gmunden weitergehen sollte, nächtigte, Dienst hatte.
Mehrere Gesuche um Stellen im Konzeptsdienste im Fin. Ministerium, im oö. Finanzdienste und selbst bei einer Finanzlandesdirektionsabteilung in Kaschau (Ungarn!) blieben erfolglos. Erst mit Dekret der Finanzdirektion Linz v. 1866 III 29, Zl.16892, in dem Papa sonderbarer Weise als Kanzleiassistent bezeichnet ist, wurde er endgültig in den Konzeptsdienst aufgenommen u. zw. als Konzeptspraktikant(!) mit dem Adjutum jährl. 400 fl, was gegenüber seinem bisherigen Gehalt von 420 fl noch eine Einbuße bedeutete. 1866 III 31 wurde er als solcher vom Finanzdirektor Neundlinger beeidigt. So stand Papa also im Alter von 32 Jahren und nach 15-jähriger Dienstzeit wieder am Anfang einer Laufbahn, welche allerdings vielleicht die Aussicht bot, eine auskömmliche und gesellschaftlich gehobene Stellung in kürzerer Zeit zu erreichen als beim Verbleiben in der bisherigen. Wir werden im weiteren Verlaufe dieser Lebensgeschichte sehen, dass sich diese Hoffnung leider nicht erfüllte.
In diese – vielleicht auch eine etwas frühere – Zeit fällt auch ein kleines Erlebnis, das die damaligen Verkehrsverhältnisse drastisch beleuchtet und das Papa gerne erzählte. An Urlaubstagen besuchte er öfter seine Verwandten in Langhalsen und musste dazu den Postwagen benützen, der von Linz nach Neufelden fuhr. Da zu dieser Fahrt meist großer Andrang von Passagieren war, hieß es, früh am Abfahrtsplatze sein. So kam auch Papa einmal 1 Stunde vor Abgang des Wagens dorthin, fand aber bereits alle Plätze besetzt. So machte er sich denn zu Fuß auf den Weg und der Postwagen kam ihm erst kurz vor Ottensheim nach. Da Papa von dort ausgiebige Abkürzungswege kannte und überdies der Postwagen in den Markt hineinfuhr und dort längeren Aufenthalt hatte, erreichte er ihn erst kurz vor Gerling, wo einige Fahrgäste ausstiegen, aber bereits andere warteten. „Nein“ sagte zu diesen der Postillion, „jetzt muss ich schon zuerst den Herrn dort einsteigen lassen, der kommt von Linz und tut mir sonst noch die Schande an, und kommt früher nach Neufelden als ich.“
Papa machte auch das große Hochwasser vom Jahre 1862 mit und erzählte oft, wie damals die Beamten mit Booten vom Pfarrplatz ins Amt (Zollamtsstraße) fuhren. Er war auch Augenzeuge des Einsturzes der alten Holzbrücke über die Donau, die er kurz vorher passiert hatte.
Während des noch bis Herbst 1868 dauernden Linzer Aufenthaltes lernte Papa auch Mama kennen; wenn ich verschiedene Äußerungen zusammenreime, wahrscheinlich im Rom’schen oder Klein’schen Verwand¬ten¬kreise. Denn auch seine Cousinen, die Töchter aus diesen Familien, lernten Handarbeiten bei Mamas Tante Mimi , zu der auch Mama oft kam und sich im Herbst 1858 eine Zeit lang dort aufhielt. Jedenfalls bestand die Bekanntschaft schon in der Zeit, als Papa – nach seiner Erzählung – beim Kreisamte in einem ebenerdigen Büro arbeitete und öfter mit Vergnügen das hübsche, damals achtzehnjährige Mädchen „zufällig“ vorübergehen sah. Der Eindruck muss ein sehr nachhaltiger gewesen sein, denn Mama kam schon im Herbst 1959 von Linz fort und hielt sich nur 1861/1862 nach dem Tode ihres Großvaters Schidenhofen vorübergehend wieder hier auf. Bald darauf, im Spätsommer 1863, dürfte es – wohl auf schriftlichem Wege und Werbung bei der Mutter – zur Verlobung gekommen sein, denn in einem Brief, den Tante Johanna 1863 IX 8 vom Krankenlager des Vaters in Bad Kreuzen an die Mutter schreibt, heißt es „Nun ist Louise Braut !“
Offenbar war die Absicht, Mama zu heiraten, für Papa ein Ansporn, sowohl sich, wie wir gesehen haben, für eine höhere Beamtenlaufbahn zu qualifizieren, als auch, endlich einen entsprechenden Dienstposten in dieser zu erlangen. Da in Oberösterreich die Aussichten nicht günstig waren, bewarb sich Papa um eine Steuerreferentenstelle bei den niederösterr. Bezirkshauptmannschaften und wurde auch auf eine solche be-rufen . Mit Dekret der k.k. n.ö. Finanz-Landes-Direktion wurde Papa dann der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs zugewiesen und demzufolge mit Dekret des Präsidiums der Finanz-Direktion Linz unter Anerkennung seiner eifrigen und ersprießlichen Dienstesverwendung vom hierortigen Dienste enthoben. Eine Änderung in den Bezügen trat nur insoferne ein, als das Finanzministerium zu dem bisherigen Adjutum von jährl. 400 fl eine monatliche Zulage von 16 fl gewährte, so dass sich also der Monatsbezug auf knapp 50 fl belief.
Mit 1869 X 31 wurde Papa dann auf demselben Dienstposten zum provisorischen Finanzkommissär mit dem Jahresgehalt von 600 fl öW ernannt und 1869 X 24 als solcher vom Bezirkshauptmanne Franz Kichler beeidet. Mit Finanz-Ministerial-Erlass v. 1870 wurde Papa eine definitive Finanz-Kommissärstelle mit dem Jahresgehalt von 700 fl verliehen. Der Dienstrang wurde nachträglich auf 16. September 1869 festgesetzt. Mit Dekret der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs wurde Papa mit der Funktion des Schriftführers der Bezirks-Schätzungs¬kommission – im Zuge der damals durchzuführenden Grundsteuerregulierung – betraut und mit Dekret der Grundsteuer-Landeskommission für Niederösterreich zum zweiten Mitgliede der Bezirksschätzungskommission Scheibbs berufen, womit eine jährliche Funktionszulage von 150 fl verbunden war. 1872 erhöhte sich der Gehalt infolge einer Organisationsänderung im direkten Steuerdienste auf jährl. 900 fl und mit Dekret derselben Stelle erfolgte die Verständigung, dass die für den direkten Steuerdienst bestellten Finanzkommissäre in Hinkunft einheitlich „Steuerinspektoren“ benannt werden. Mit 1. Juli 1873 trat das neue Gehaltsgesetz in Kraft, wonach Papa in die IX. Rangklasse mit einem Jahresgehalt von 1.100 fl und einer Aktivitätszulage von 200 fl eingereiht wurde und mit 1874 X l das erste Quinquennium, somit einen Jahresgehalt von 1200 fl erreichte. 1875 wurde Papa zum Landesfürstlichen Kommissär der Sparkasse in Gaming bestellt. Mehrere Gesuche um besser dotierte Stellen insbesondere auch im indirekten Steuerdienst und später um Oberinspektorsstellen waren vergeblich.
Immerhin schienen nun endlich die Voraussetzungen gegeben, unter de¬nen Papa an die Gründung eines eigenen Hausstandes und daran denken konnte, seine Braut nach langen Jahren des Wartens heimzuführen. Vielleicht war auch die Verzögerung nicht nur auf wirtschaftliche Bedenken, sondern auf einen gewissen Widerstand seitens der Angehörigen Mamas zurückzuführen, wofür ich einige Anhaltspunkte zu haben glaube. Nun war Mama aber Vollwaise, war längst großjährig und hatte nach ihren Eltern einige tausend Gulden geerbt und durch eigenen Fleiß wohl auch Ersparnisse erworben, so dass alle Hindernisse beseitigt waren.
1876 VI 16 fand also in der Linzer Stadtpfarrkirche die Trauung Papas mit Aloisia Anna („Louise“) Edle von Anthoine durch den hochw. Herrn Kooperator Ludwig Hauch statt, bei der als Zeugen der Großvater Marckh¬gott und der Onkel Mamas Heinrich von Schidenhofen fungierten. Mama trug ein Brautkleid von steingrüner Seide, das noch bis vor einigen Jahrzehnten, wo es für einen Zweck verarbeitet wurde, vorhanden war. Über die Hochzeitsfeier ist mir nichts näheres bekannt, da die Eintragungen in die Tagebücher ihrer Schwestern leider früher enden.
Ansonsten sind aber gerade diese Tagebücher neben Briefen der Großeltern Anthoine an „Tante Mimi“ die einzigen Quellen zu Mamas Jugendgeschichte, von der ich aus mündlicher Überlieferung leider nur sehr wenig weiß. Mama war 1840 VIII 27 in Mauerkirchen als Tochter des damaligen dortigen Pflegers Johann Edlen von Anthoine und seiner zweiten Gattin Aloisia, geb. von Schidenhofen zu Stumm, geboren. Die Geschichte dieser Familie wird in einem eigenen Teil dieser Familiengeschichte behandelt. Sie wuchs im Elternhause neben dem um vier Jahre älteren Töchterchen Emilie aus der ersten Ehe ihres Vaters als zweites Kind von allmählig bis zu sechs anwachsenden Geschwistern auf. Den ersten Unterricht erhielt sie durch den dortigen Lehrer; später im Herbst 1846 kam eine Gouvernante ins Haus, Fräulein Fanni Strobl, eine Passauerin, die sich die Liebe und Anhänglichkeit ihrer Schülerinnen in hohem Maße zu erwerben wusste und die auch die Ausbildung Mamas und ihrer Geschwister mit großem Erfolg leitete und von der meine Mama und meine Tanten noch oft mit größter Achtung und Verehrung sprachen. Sie war in erster Linie für Mamas ältere Stiefschwester Emilie bestimmt gewesen, denn Mamas Erziehung scheint überhaupt infolge ihres ruhigen und gesammelten Wesens und ihrer guten Anlagen den Eltern wenig Sorgen gemacht zu haben. Die Kindheit in Mauerkirchen verlief jedenfalls sehr ruhig, die Kränklichkeit und ämtliche Überlastung des Vaters und die übermäßige Zurückgezogenheit der Mutter dürften dem Familienkreis eine patriachalische Abgeschlossenheit gegeben haben, in die höchstens die öfteren länger dauernden Besuche Tante Mimis einige Abwechslung brachten. Dieses Idyll zerriss jäh, als durch die Ereignisse des Jahres 1848 und die folgende tiefgehende Organisationsänderung der österreichischen Justiz- und politischen Verwaltung die schöne und hinsichtlich der einfachen und gesunden Gestaltung des Lebens so günstige Stellung des Vaters als Pfleger in Mauerkirchen verloren ging und er noch dazu sehr ungünstig in die neue österr. Justizverwaltung als Assessor beim Linzer Landesgericht übergeleitet wurde.
Indes setzte mit der Übersiedlung von Mamas Eltern nach Linz im Sommer 1850 auch ein geregelter Schulunterricht ein; gesellschaftlich machte sich der Verkehr im Hause der Großeltern Schidenhofen, in der Familie ihrer Tante Grimburg, wo übrigens gleichaltrige Vettern und eine leider sehr kränkliche Cousine waren, und bei der schon mehrfach erwähnten Tante Mimi, die immer einen Kreis junger Mädchen aus guten Familien um sich hatte, denen sie ihre Kunst im Herstellen feiner Handarbeiten lehrte, erzieherisch geltend. Dazu kam, dass Schwester Emilie schon in das Alter kam, um in die Welt eingeführt zu werden. Nach einer Tagebucheintragung Tante Johannas von 1854 I 13 ging Emilie auch tatsächlich in diesem Fasching auf den ersten Ball; das war jedenfalls auch für die jüngeren Schwestern ein großes Ereignis, nicht minder deren bald darauf folgende Verlobung und Vermählung (1854 VII 4) mit einem Offizier, Oberleutnant Albin Rathausky, nachdem Emilie noch vorher im April beim Empfang der Kaiserbraut als Ehrenjungfrau angetreten war. Zu derartigen größeren öffentlichen Ereignissen, deren Eindrücke Mama in dieser Zeit in sich aufnahm, gehörten auch der Einzug Rudigiers nach seiner Ernennung und Weihe zum Bischof der Linzer Diözese (1853 VI 12) und der Kaiserbesuch (1853 IX 2 u. 3).
1853 I 6 starb Mamas jüngeres, 10 jähriges Schwesterchen Anna, um die sie schmerzlich trauerte; die Erinnerung an diese erste Berührung mit dem Tode ist ihr zeitlebens geblieben. Auch sie selbst war übrigens von zarter Gesundheit, weshalb sie ihr Vater in den Sommern 1853 und 1854 je auf ein Monat zu der befreundeten Familie des Bezirksvorstehers Kaspar Haala nach Lembach im Mühlkreis brachte, wo gleichaltrige Mädchen waren; ich selbst habe noch ein altes Fräulein Anna Haala in Linz als Jugendfreundin meiner Mama und Tanten kennen gelernt.
Als die Eltern Mamas 1855 IV 11 das Landgut Tischingen in Bergheim bei Leonding kauften und im Mai dorthin übersiedelten, trat neuerdings eine Veränderung ein; der Schulbesuch und die private Fortbildung erforderte im Winter den Aufenthalt in der Stadt und tatsächlich wohnte die Mutter mit den Kindern im Winter 1855/1856 in der Herrengasse in Linz; Mama und ihre Schwester Johanna besuchten die Privatschule des Frl. Grießmayr. Das Jahr 1857 scheint Mama größtenteils in Linz verbracht zu haben. Tante Johanna berichtet in ihrem Tagebuche, dass ihre Schwester Louise mit der verheirateten Schwester Emilie 1857 II 11 den ersten Ball besuchte. Sicher war da auch Papa anwesend, der übrigens, wie mir vor Jahren die Schwiegermutter des Präsidenten Dr. Emil Duftschmid, Frau Edenberger geb. Fink, sagte, ein vorzüglicher Tänzer war. Den Sommer verbrachte Mama wohl in Bergham, aber im Herbst kam sie wieder zu den Großeltern nach Linz und lernte u.a. französisch und Kleidermachen. Im Sommer 1858 machte sie mit Frau Böheim – einer Mauerkirchener Bekannten ihrer Eltern, die in den Briefen damals oft genannt wird – eine Reise ins Innviertel und im Herbst kam sie dann wieder nach Linz, diesmal zu Tante Mimi und vollendete hier ihre Ausbildung.
1859 XI 27 verließ sie das Elternhaus, um in Begleitung ihres Vaters über Wien, Prag und Theresienstadt – wo damals ihre Schwester Emilie weilte – nach Franzensbad zu reisen, wo sie als Gouvernante in das Haus eines Realitätenbesitzers eintrat. Ich vermute, dass ihre Schülerin das von ihr oft erwähnte Fräulein Opelt war, mit der sie später als Gesellschafterin reiste. Ihr erster Posten dauerte aber nicht lange, denn ihre Schwester Emilie bedurfte ihrer, da bald darauf ein Rathausky-Töchterchen zur Welt kam. Von 1860 III l bis 1860 IX 21 war also Mama in Theresienstadt, dem Garnisonsorte ihres Schwagers, und begab sich von dort nach Graz, wo sie die Stelle einer Lehrerin in der Privat-Töchterschule der Fräulein Ölwein annahm; Tante Johanna kam gleichzeitig als Schülerin dorthin.
Nach dem Tode ihres Großvaters Schidenhofen (1861 IV 9) kehrte Mama nach Linz zurück, nahm aber 1862 VI 1 einen Posten bei Oberst Baron Czerny in Salzburg an. Die letzteren Nachrichten sind dem Tagebuche Tante Maries entnommen; von da an versiegen die Quellen; aus Erinnerungen an gelegentliche Äußerungen meiner Mama weiß ich nur noch, dass sie längere Zeit im Hause des Notars Max von Spaun in Enns als Erzieherin war, und, wie erwähnt, als Gesellschafterin bei Fräulein Opelt. Vor ihrer Vermählung war sie Lehrerin bei dem Töchterchen Minna des Arztes Dr. Wilhelm Duy in Hofkirchen a. d. Trattnach, welchen Posten sie dann ihrer jüngsten Schwester Sophie überließ. Diese Schülerin lebt noch in Linz als die Regierungsrats- und Fostamtsdirektorswitwe Frau Mina Förchtgott. Dr. Duy ließ sich später in Linz nieder und war Hausarzt bei den Tanten Anthoine und bei uns; er hat auch meine Eltern in ihren letzten Krankheiten betreut.
Meine Eltern wohnten in Scheibbs zunächst in einem Hause am Ortsrande, wo sie auch einen Garten gemietet hatten. Papa war ein großer Gartenfreund und insbesondere in der Rosencultur wohlbewandert. Das Haus Nr. 59, das sich unmittelbar an einen Torturm der Stadtmauer anschließt, steht noch; es ist ein an der Straßenseite ebenerdiges, an der Gartenseite aber einstöckiges, langgestrecktes Haus; der Garten ist aber jetzt größtenteils durch die neue Schule verbaut. Fräulein Yolanthe Hasslwandter, Fachlehrerin und graphische Künstlerin in Scheibbs, verdanke ich ein hübsches Aquarellbild dieses meines Geburtshauses, auf dem die malerische Lage desselben wirkungsvoll zum Ausdruck gebracht ist. Die Eltern machten dort übrigens bald ein unliebsames Naturereignis mit. Ein ziemlich heftiges Erdbeben brachte den Kamin zum Einsturz, wobei die Köchin ein Nervenfieber davontrug. Der frische Anwurf fiel von der Zimmerdecke auf die neuen, polierten Möbel und richteten großen Schaden an. Papa befand sich mit Mama auf einer Besuchsfahrt und war eben im Begriffe, im Garten der Villa Almasi aus dem Wagen zu steigen, erhielt aber einen solchen Stoß, dass er zu Boden fiel.
Dem nicht mehr jungen Ehepaare waren zwei Kinder beschert. 1877 V 12 wurde mein Bruder Heinrich und 1879 IX 18 ich geboren. Die Eltern zogen dann in den inneren Ort und ich konnte vor mehreren Jahren, als ich anlässlich eines Leichenbegängnisses zum ersten Mal seit meiner frühesten Kindheit wieder in Scheibbs war, feststellen, dass die Erinnerung an ein Eckhaus, dessen Fenster auf der einen Seite auf einen mehr freien Platz und ein niederes Haus (Feuerwehrdepot) gingen und wo wir im 1. oder 2. Stock wohnten, richtig war. Wie ich aus späteren Erzählungen weiß, stand Mama in dieser Zeit ihrer Schwester Marie hilfreich zur Seite; auch ich erinnere mich ganz schwach, dass mehrere Personen als nur die Eltern um uns Kleinkinder waren. Leider scheint es zu einem Zerwürfnis zwischen der Tante und Papa gekommen zu sein.
Papa beteiligte sich – von seiner langen Junggesellenzeit daran gewöhnt – viel an dem damals besonders in den Märkten und Kleinstädten üppig blühenden Vereinsleben, das völlig im liberalen Fahrwasser schwamm. Dadurch, besonders aber durch die in der damaligen Organisation der Steuerreferate bei den Bezirkshauptmannschaften gelegenen äußerst ungünstigen Stellung der Finanzbeamten dem Chef der politischen Behörde gegenüber, die von ihnen tatsächlich verlangte, zwei Herren zu dienen, geriet er in Konflikt mit seinem Bezirkshauptmanne Kichler, der ihm nicht nur einen ganz ungenügenden Arbeitsraum zugewiesen hatte, sondern ihm neben dem Steuerreferate und der sehr umfangreichen Tätigkeit in der Bezirks-Schätzungskommission auch noch das Gewerbereferat der politischen Verwaltung übertrug.
Papa strebte daher von Scheibbs wegzukommen umso mehr, als er 1879 vor der Erreichung der höchsten Gehaltsstufe seiner Rangklasse stand und die nächste nur im Wege der Bewerbung um eine Oberinspektorsstelle in einem größeren Dienstorte erlangen konnte. Leider blieb einem Gesuch von 1879 I 20 an die oö. Finanzdirektion in Linz um eine hier erledigte Oberinspektorsstelle der Erfolg versagt . Jedenfalls hat Papa noch öfter den Versuch gemacht, auf dem Wege der Beförderung von Scheibbs wegzukommen, umso mehr, als nur durch eine solche auch der Verdienstentgang wettgemacht worden wäre, den die Beendigung der Geschäfte der Bezirksschätzungskommission Scheibbs mit Ende Mai 1883 durch Wegfall der Remuneration bedeutete.
Dem Herrn Statthaltereirat und Bezirkshauptmann wird es unangenehm gewesen sein, dass er in dem diesbezüglichen Dekrete dem Papa für die an den Tag gelegte Hingebung und Opferwilligkeit den Dank des Finanzministeriums aussprechen musste.
Kurz darauf fand das unleidliche Dienstverhältnis, das sich für Papa in Scheibbs entwickelt hatte, seine katastrophale Lösung dadurch, dass ihn die n.ö. Finanz-Landes-Direktion in den zeitlichen Ruhestand versetzte. Ein ordentliches Disziplinarverfahren, bei dem auch der Betroffene seine Sache vertreten kann, gab es damals nicht. Papa wurde sohin nach ordnungsmäßiger Dienstübergabe mit 1883 VII 31 seiner Dienstleistung bei der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs enthoben . Mit Dekret der n.ö. Finanz-Landes-Direktion wurde ihm für seine Dienstzeit von 32 Jahren 2 Monaten die entfallende Pension von nur jährl. 975 fl angewiesen.
An meine Eltern trat damit die Notwendigkeit heran, nicht nur den Scheibbser Haushalt aufzulösen, sondern auch durch größte Einschränkung den veränderten Verhältnissen Rechnung zu tragen. Die schönen Möbel wurden zum Teile verkauft, um die Kosten der Übersiedlung herabzudrücken, und in Linz, das vorläufig als Aufenthalt in Aussicht genommen wurde, mit einer kleineren Wohnung auszukommen. Eine solche fand sich in der Hafnergasse in einem größeren, damals ziemlich neu¬gebauten Hause (Foltzhaus) Nr. 19; in dieser Gasse wohnten auch im Hause Nr. 33 die Tanten, wo Mama mit uns Kindern bis zum Beziehen dieser Wohnung abstieg, während Papa anderweitig, wahrscheinlich bei seinem Vater, oder bei den Löffler-Tanten, die ja in den Ferien den Platz der Koststudenten frei hatten, wohnte.
Papa bemühte sich natürlich um rascheste Wiedererlangung eines Dienst¬postens, doch dauerte dies immerhin bis Weihnachten. Mit dem Dekret der nö. Finanz-Landesdirektion wurde er zum Steuerinspektor bei der Bezirkshauptmannschaft in Baden bei Wien mit dem früheren Gehalt und der Aktivitätszulage von 250 fl ernannt.
Da mein Bruder Heinrich im Herbst 1883 den Schulbesuch begonnen hatte und eine Übersiedlung mitten im Winter überhaupt nicht in Frage kam, überdies auch die Kündigung der Linzer Wohnung erst im Februar zum Maitermin möglich war, reiste Papa vorläufig allein nach Baden, während Mama mit mir im Frühjahr 1884 nachkam; Heinrich blieb der Schule wegen einstweilen bei den Tanten und brachte dann mit Tante Johanna den Sommer in Schloss Dorf bei Onkel Haiden zu. Wir wohnten in Baden zunächst in Beiersdorf in oder nächst der Doblhoff’schen Meierei, bis wir, wahrscheinlich zum Augusttermin, eine Wohnung in der Wörthgasse beziehen konnten; dorthin kam auch Heinrich nach, so dass die Familie im Winter 1884/1885 wieder vereinigt war.
Da die Lebensverhältnisse in dem Curorte Baden unverhältnismäßig teuer waren, strebte Papa die Versetzung nach Wien an und wurde auch schon mit Dekret der n.ö. Finanz-Landesdirektion von 1885 III 25 der Steueradministration für den V. Bezirk in Wien zugewiesen; für Wien betrug die Aktivitätszulage 500 fl, was also doch eine wesentliche Verbesserung war. Der Bezirkshauptmann in Baden enthob Papa und sprach ihm für die geleisteten „mit großem Fleiße gepaarten, sehr er¬spries¬lichen Dienste“ seine vollste Anerkennung und seinen Dank aus, was für Papa gewiss eine befriedigende Rehabilitierung bedeutete. Trotzdem blieb ihm, wie gleich hier bemerkt sei, ein weiterer Aufstieg in seiner Beamtenlaufbahn versagt.
Während des Badener Aufenthaltes, der anfangs mit seinen schönen Spazierwegen ins Helenental für Mama eine Erholung nach den vorhergegangenen aufregenden und sorgenvollen Zeiten bedeutete, erkrankte sie später schwer. Aus diesem Anlass war wieder Tante Marie längere Zeit und vorübergehend auch Tante Johanna bei uns; seither war Mama, die an und für sich von schwacher Konstitution war, immer kränklich.
In Wien bezogen die Eltern zunächst eine Wohnung im Gastwirt Eslbauer'schen Hause, Ecke der Grüngasse und Rüdigergasse (Grüngasse 21) im V. Bezirk . Für die Wahl dieser Wohnungen war wohl in erster Linie die Nähe der Volksschule maßgebend. Papas Büro befand sich in der Siebenbrunnengasse; er hatte dort viel Arbeit (achtstündige Amtszeit, auch Sonntag nur Nachmittag frei), aber persönlich angenehme dienstliche Verhältnisse. Später, nach 1890, wurden die Steueradministrationen in Wien für je mehrere Gemeindebezirke zusammengelegt und Margarethen der Steueradministration für den IV., V. und X. Bezirk zugewiesen, die ihre Amtsräume in der Gußhausstraße (Wieden) auf der alten kaiserl. Gusshaus Realität – wo früher die bekannten Reiterstandbilder am Heldenplatz und andere berühmte Wiener Denkmäler hergestellt worden waren – hatte. Nachmals wurde hier das elektrotechnische Institut der technischen Hochschule errichtet.
Die Eltern führten ein ganz zurückgezogenes Leben, Mama ging fast gar nicht aus, Papa machte hie und da mit uns an Sonntagen Halbtagsausflüge: Prater, Schönbrunn, Kahlenberg. Heinrich blieb übrigens nur etwas über ein Jahr in Wien, da Mama sich der Betreuung zweier Knaben, besonders angesichts der bevorstehenden Studien, bei ihrem geschwächten Gesundheitszustand einerseits und ihrer großen Gewissenhaftigkeit als Erzieherin andererseits, nicht gewachsen fühlte. Den Sommer 1886 brachte Mama mit uns bei den Tanten in Linz – vorübergehend auch in Pulgarn – zu und Heinrich blieb nun bei den Tanten zurück. Zu den Ferien 1888, die wir in Riedegg bei den Tanten verbrachten, fuhr Mama wieder mit mir dorthin, ebenso im Sommer 1889 nach Schloss Haus; 1890 blieb Mama mit Papa allein den Sommer über in Wien und 1891 entschloss sie sich zum letzten mal zur Reise in die Ferien, die wir diesmal in Eschlberg zubrachten.
Im Jänner 1890 war Papa einige Tage in Linz anlässlich des Todes seines Vaters, sonst konnte er sich kaum im Sommer ein paar Urlaubstage – etwa um uns zu begleiten oder abzuholen – gönnen; einen Urlaubsanspruch hatte ja der Beamte damals nicht! Vom Vereinsleben hielt er sich ferne, nur die Vollversammlungen des Beamten-Casinovereines – einer damaligen offiziösen Neugründung – und des Vereines für Landeskunde in Niederösterreich, dem er seit seiner Scheibbser Zeit treu geblieben war und dessen Zeitschrift er bis zu seiner Pensionierung bezog, besuchte er. Papa war ein glühender österreichischer Patriot und Anhänger seines Kaisers und des Kaiserlichen Hauses. Ich erinnere mich noch, wie er die Nachricht vom Tode des Kronprinzen Rudolf mit Tränen in den Augen heimbrachte und einige Jahre später, wie er bei der Enthüllung des Radetzky-Denkmales – das zuerst am Hof gegenüber dem ehem. Kriegsministerium aufgestellt war – mit uns auf den Ring ging, um den Kaiser vorüberfahren zu sehen, und er an der Ecke der Schottengasse die ruhige Zuschauermenge durch seine Hochrufe zu einer patriotischen Huldigung für den Kaiser mitriss.
Seinem tiefwurzelnden Autoritätsgefühl widersprach es auch trotz seiner politisch liberalen Einstellung, sich von der kirchlich-religiösen Autorität loszulösen, wozu noch die Fäden, die aus seiner eigenen religiösen Erziehung und seiner noch echt humanistischen Bildung heraufreichten, mitwirkten. Als Zeitung hielten die Eltern das „judenliberale“ „Illustrierte Wiener Extrablatt“ – eine katholische Tageszeitung bestand damals außer dem hochfeudalen „Vaterland“ nicht. Aber Mama, die eine innerlich tiefreligiöse Natur war, wusste in ihrem feinen Gefühl für Erziehung auf die schiefen Ansichten der Zeitung hinzuweisen, so dass die Lektüre derselben durch dieses Korrektiv frühzeitig bewirkte, nicht alle Phrasen, die von der Presse aufgetischt und propagandär dargeboten werden, zu glauben. Ich habe diese Bemerkungen zur weltanschaulichen Charakterisierung meiner lieben Eltern hieher gesetzt, weil die Eindrücke, aus denen heraus ich sie niederschreibe, aus der eben behandelten Wienerzeit stammen.
Inzwischen bereitete sich die Umgestaltung der österreichischen Finanzverwaltung im Zusammenhang mit der in Aussicht genommenen Personalsteuerreform vor und man glaubte im Ministerium, dies nicht besser einleiten zu können als durch Pensionierung der alten erfahrenen Beamten, die durch frisch von der Universität kommende Konzeptspraktikanten ersetzt wurden. So erhielt auch Papa die Aufforderung, „freiwillig“ in den dauernden Ruhestand zu treten. In seinem Pensionsgesuch, dessen Entwurf vorliegt, wies Papa auf seine 42jährige Dienstzeit hin und bat, ihm die Belassung der Aktivitätszulage als Pensionszulage als Allerhöchste Gnade zu erwirken.
In dem vom Statthalter Grf. Kielmannsegg unterzeichneten Dekret der n.ö. Finanz-Landes-Direktion wird Papa zunächst von der mit A.H. Entschließung von 1893 VII 9 erfolgten Bewilligung der Zulage von 250 fl (halbe Aktivitäts- Zulage) in Kenntnis gesetzt und sodann seine Versetzung in den dauernden Ruhestand mit Ende Juli 1893 ausgesprochen. Die Pension wird antragsgemäß bei der Finanz-Landeskasse in Linz angewiesen. In seinem Enthebungsdekrete spricht der Vorstand der Steueradministration Hofrat Wilhelm Bradel – den Papa übrigens stets als einen sehr humanen, einsichtsvollen und gerechten Chef schätzte – ihm für seinen Diensteifer und seine stets bewährte Pflichttreue seine Anerkennung aus. Papa war übrigens auch in seinen Kollegenkreisen sehr beliebt; ich erinnere mich besonders an Steueroberinspektor Rudolf Glaser, der seiner Wertschätzung auch nach Papas Pensionierung in überaus warm gehaltenen Briefen Ausdruck gab.
Die Eltern hatten nun bereits für diesen Zeitpunkt die Übersiedlung nach Linz vorbereitet, wo sich in dem Hause, in dem die Tanten damals wohnten – Hopfengasse 5 – im 2. Stockwerke eine geeignete Wohnung gefunden hatte. Da der Mietzins in Linz wesentlich billiger war als in Wien, wirkte sich der Entgang an Bezügen nicht allzu schwer aus, und als Mama im Jahre 1894 nach ihrem Onkel Heinrich von Schidenhofen (siehe dort) eine Erbschaft zufiel, waren wenigstens die drückendsten Sorgen hinsichtlich der Versorgung der Kinder über die Studien hinaus beseitigt. Für ihre Person war Mama allerdings schon zu sehr leidend und schwach, um davon zu profitieren; das gänzlich zurückgezogene Leben wie in Wien ging unverändert weiter. Papa konnte um diese Zeit einmal eine Fahrt zu seinen Verwandten in Hinterweissenbach und Friedberg i. Böhmen (siehe Löffler) unternehmen und einmal mit uns nach Aigen und Schlägl und auf den Dreisesselberg, wobei ihn aber infolge der ungewohnten Strapaze ein Unwohlsein – wohl Herzschwäche – befiel, das glücklicherweise ohne Folgen vorüberging. Zuhause las Papa viel, besonders auch französische Bücher, über die Tagesereignisse hielt er sich durch Besuch des Kaffeehauses und Lesen der dort aufliegenden Zeitungen am Laufenden. Abends ging er nie aus, aber allsonntäglich zu einem Wein-Frühschoppen in einer kleinen Pensionistenrunde.
Diesen ruhigen Lebensabend sollte Papa leider nicht lange genießen können; er erlebte noch die Freude, dass sein ältester Sohn Heinrich nach gut bestandener Reifeprüfung die Universität als Jurist beziehen konnte. Er selbst begleitete ihn nach Wien, wo er auch seine Kollegen aufsuchte und wo ihm der Antrag gemacht wurde, in die mittlerweile auf Grund des neuen Personalsteuergesetzes zu bildenden Steuerkommissionen einzutreten, wofür ihm Erhöhung der Pensionszulage, nachträgliche Beförderung zum Oberinspektor oder sonstige Begünstigungen in Aussicht gestellt wurden. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass nur ein erfahrener, mit den Verhältnissen im Bezirke vertrauter Beamter für diese Funktion geeignet war. Papa schien nicht abgeneigt, der Frage näherzutreten, aber es kam anders. Kaum von Wien zurückgekehrt, befiel ihn eine schwere Halsentzündung, die aller Bemühungen Dr. Duys, unseres Hausarztes, der überdies Spezialist für Halskrankheiten war, spottete und sich bei der bakteriologischen Untersuchung als echte Diphterie herausstellte. Nach dreiwöchentlichem Krankenlager, bei dem eine ehrwürdige Kreuzschwester zur Pflege herangezogen werden musste, verschied Papa 1896 XI 4, nachdem er vorher am Allerheiligenfeste die heil. Sterbesakramente aus der Hand des Kapuzinerguardians P. Cletus Hirnschrodt, der sie vor Jahren auch seinem Vater gereicht hatte, empfing. Er starb ruhig und ergeben, bis zum letzten Augenblick bei vollem Bewusstsein, um 7 Uhr abends, während von der nahen Kapuzinerkirche das Angelusläuten ertönte.
Der eben anwesende Arzt konstatierte den Tod und Mama drückte ihrem lieben Mann die Augen zu. 1896 XI 6 fand das Leichenbegängnis u. zw. von der Infektionshalle am Friedhof aus statt – damals wurden die Leichenbegängnisse gewöhnlich noch vom Hause aus zur Pfarrkirche und von dort zum Friedhof geführt. Von auswärts waren soviel ich mich erinnere Papas Schwester, Tante Riederer aus Salzburg und seine Nichte Anna Schwarz aus Waidhofen a. d. Ybbs anwesend. Sein Bruder Franz war schon am Allerseelentage von Wien gekommen, um sich von dem Lebenden zu verabschieden. Die Steueradministration Wien IV/V/X sandte ein sehr teilnahmsvolles Schreiben mit Unterschriften aller Mitarbeiter.
Mama konnte am Leichenbegängnis nicht teilnehmen; ihre Schwäche nahm nun nach den Aufregungen der Krankheit und des Todesfalles rapid zu; ohne dass eine besondere Erkrankung hinzutrat, konnte sie von Mitte Jänner an das Bett nicht mehr verlassen und 1897 1 27 empfing sie die heil. Sterbesakramente; dann trat ein rascher Verfall ein, die Sinne ließen nach, sie konnte kaum mehr sprechen und war in den letzten Tagen wohl auch des Augenlichtes beraubt. Am Mariä Lichtmesstag 1897 II 2 Nachmittag entschlief sie ganz ruhig unter den Sterbegebeten, die mein Bruder Heinrich las. Der Leichnam wurde in der Wohnung aufgebahrt, von wo aus das Leichenbegängnis 1897 II 4 stattfand. Leider war beim Tode Papas übersehen worden, gleich für eine zweite Grabstätte zu sorgen, und da sein Grab trotz des Winters und der kurzen Zeit nicht mehr geöffnet werden durfte, blieb nichts übrig, als Mama in einem in der Nähe freigewordenen Grabe zu bestatten. Erst als 1923 ihre Schwester Marie, da das Anthoine'sche Familiengrab damals nicht verfügbar war, in unserer Grabstätte beigesetzt wurde, wurden auch ihre teuren Reste in meiner Gegenwart übertragen.
Eine Verlassenschaftsabhandlung nach Papa fand mangels Vermögens nicht statt. Mama erhielt die Witwenpension und Erziehungsbeiträge für beide Söhne , an deren Stelle nun nach Mamas Tode die Waisenpension von zusammen jährl. 300 fl trat. Die Abhandlung nach Mama ergab ein aus dem Schidenhofen’schen Erbteil stammendes Nachlassvermögen von 9.669 fl 85 xr, von dem für Krankheits- und Begräbniskosten 292 fl 76 xr abzuziehen waren, so dass 9377 fl 9 xr rein verblieben. Die Gebühren betrugen 141 fl 69 xr.
In unserer Linie repräsentierten nun mein Bruder Heinrich und ich die Familie Marckhgott. Unsere Jugendgeschichte ist in ihrem äußeren Verlaufe schon durch die vorstehende Schilderung des Lebensganges der Eltern bezeichnet. Da die Hauptquelle der nicht-beurkundeten Ereignisse unseres Lebens bis über die Hochschuljahre hinaus Heinrichs Tagebücher sind, die er seit seinem 11. Lebensjahre führte, so verweise ich diese Ereignisse, soweit sie nicht im folgenden zur Darbietung eines kurzen Lebensbildes herangezogen werden, in die vorläufig nicht zur Veröffentlichung bestimmten Lebenserinnerungen des Verfassers, von denen ich allerdings nicht weiß, ob ich sie noch fertigzustellen in der Lage sein werde.
Hieher gehören aber zur Vervollständigung dieser Familiengeschichte noch die wichtigsten Schicksale meines leider viel zu früh verstorbenen Bruders. Er war, wie oben erwähnt, 1877 V 12 in Scheibbs geboren und erhielt tags darauf in der heil. Taufe die Namen: Heinrich Johann B. Sein Taufpate war, wie später auch bei mir, Mamas Onkel Heinrich von Schidenhofen.
Heinrich war ein sehr schwaches Kind, ja er wurde vom Scheibbser Arzt als „lebensschwach“ bezeichnet. Trotzdem gelang es der sorgfältigen Pflege Mamas, ihn durch die gefährlichste Zeit hindurchzubringen und auch später stellten sich außer einer starken Kurzsichtigkeit keine Gebrechen ein, die dieses Urteil gerechtfertigt hätten. Dass der Arzt aber vielleicht doch Recht hatte, dafür spricht es, dass Heinrich in den besten Jahren einer anscheinend geringfügigen Krankheit erlag. Allerdings blieb er auch klein von Gestalt; schon in der Wiener Volksschulzeit überflügelte ich ihn, sodass mich sein Lehrer scherzweise den „großen Kleinen Marckhgott“ nannte. Er begann, wie schon oben erwähnt, 1883 den Schulbesuch in Linz an der Kronprinz-Rudolfschule in der Baumbachstraße unter dem ausgezeichneten Lehrer und späteren Direktor Franz Stupöck und wurde von den Tanten betreut, da die Eltern und ich bereits in Baden weilten. Heinrich kam dann vor Beginn des Schuljahres 1884/1885 zu uns nach Baden, wo er die 2. Volksschulklasse bis zu unserer Übersiedlung nach Wien und dort dann die Volksschule in der Grüngasse (V. Bezirk) bis zur Beendigung der 4. Klasse besuchte. Dann kam er aus den schon oben angeführten Gründen vom Schuljahr 1887/1888 an zu den Tanten nach Linz, mit denen er auch immer die Ferien zubrachte. Die Tanten konnten dank einer Widmung ihres Onkels Heinrich v. Schidenhofen damals alljährlich Sommerfrischen aufsuchen u. zw.: 1886 in Schloss Haus,1888 in Riedegg, 1889 wieder in Schloss Haus und 1890 in Bergham bei Leonding, dann von 1891 bis 1896 in Eschlberg.
In der Schule hatte Heinrich von der 3. Klasse an Lehrer Kubitschek, einen großen, imponierenden Mann mit dunkelblondem Matratzenbart, der sehr freundlich mit uns war. Heinrich lernte ziemlich leicht und war frühzeitig aufs Lesen erpicht, so dass er in der 4. Klasse schon Schillers „Räuber“ las, obwohl Papa die Bücher aus dem Weg geräumt hatte. In Linz besuchte Heinrich dieselbe Volksschule, in der er angefangen hatte, machte im Sommer 1888 die Aufnahmsprüfung ins Gymnasium. Tante Sophie überwachte seine Studien mit größtem Eifer, außerdem hatte er Instruktoren, von denen ich den nachmaligen Hofrat Dr. Hubert Graf und den jetzigen Prälaten von St. Florian, Dr. Vinzenz Hartl, erwähnen möchte. Da die Tanten mit den Verwandten und zahlreichen Bekannten einen regen gesellschaftlichen Verkehr pflogen, konnte Heinrich auch davon profitieren. Bis zur Beendigung des Untergymnasiums blieb Heinrich in Linz; er war dort die ganzen Jahre Vorzugsschüler. Das Schuljahr 1892/1893 brachte er aber wieder in Wien im Elternhause zu. Er besuchte das Wiedener Elisabeth- Gymnasium, das damals noch bei St. Thekla an der Ecke der Blechturm- und Wiedener-Hauptstraße untergebracht war. Sehr strenge Professoren und der Wegfall der Nachhilfe machte ihm das Studium hier sehr schwer, so dass er froh war, wieder nach Linz zu kommen, was die durch die Pensionierung Papas hervorgerufene Übersiedlung der ganzen Familie nach Linz von selbst mit sich brachte.
Hier vollendete er 1896 seine Gymnasialstudien mit der Maturitätsprüfung und bezog im Herbste die Wiener Universität als Jurist. Er wohnte gemeinsam mit unserem Vetter Wilhelm von Grimburg aus St. Pölten (siehe „Anthoine-Schidenhofen“) in einer recht praktischen, aus zwei Kabinetten bestehenden „Bude“ im 3.Stock einer Zinskaserne in der Schmidgasse 11, einer stillen Nebengasse im VII. Bezirk (Josefstadt) hinter dem Rathaus.
Verwandtschaftlichen Anschluss fand er hauptsächlich in der Familie Schultes (siehe ebendort), wo er oft eingeladen war. Auch mit den übrigen Verwandten, besonders Weigelsperg – mit denen er übrigens meist bei Schultes zusammentraf – und Carl Anthoine stand er in gesellschaftlichem Verkehr.
Gesinnungsmäßig schloss er sich den katholischen politischen und studentischen Kreisen an, verkehrte viel in der Verbindung „Austria“, wo er mehrere Gymnasialkollegen hatte, teilweise auch bei der „Norika“, legte aber das Hauptgewicht – da für ihn aus mehrfachen Gründen ein Verbindungsleben nicht in Betracht kam – auf Mitarbeit an den Bestrebungen zur Sammlung katholischer „Finken“-Kreise . Damals wurde der Versuch gemacht, diese in einem Leseverein mit den farbentragenden Studenten zusammenzuschließen. In diesem Zusammenhang lernte er einen Kreis hervorragender junger katholischer Männer kennen, nämlich den nachmaligen Rechtsanwalt, späteren österr. Finanzminister und Präsidenten der Nationalbank Dr. Victor Kienböck, den späteren Präsidenten der Bundesländer-Versicherungs A.-G. Dr. Guido Hößlinger und den nachmaligen Universitätsprofessor in Czernowitz Dr. Robert Mayer – ein Freundeskreis, in den eingeführt zu werden auch mir später von großem geistigen Nutzen wurde. Insbesondere mit Dr. Hößlinger verband uns weit über die Studentenzeit hinaus eine enge Freundschaft. Es war die Zeit, in der sich die Überwindung des jahrzehntelang herrschenden Liberalismus auf politischem Gebiet durch Dr. Karl Lueger und auf religiösem durch P. Heinrich Abel S.J. vollzog.
Die akademische Freiheit benützte Heinrich, da ihn sein juristisches Fach nicht übermäßig interessierte, um seinen Hunger nach höherer Allgemeinbildung zu befriedigen. Er verschlang in großer Menge – aber das muss festgestellt werden – durchaus wertvolle Bücher, zu welchem Zweck er sich in die größte und beste Leihbücherei einschreiben ließ. Er besuchte alle Kunstgalerien und -Ausstellungen, öfter auch das Theater und selbst trotz Mangels an musikalischer Anlage auch die Oper. Reiche Anregung bot ihm überdies die österreichische Leogesellschaft, die in ihren Montagabenden nicht nur wertvolle Vorträge und Diskussionen aus allen Wissensgebieten, sondern auch die Gelegenheit bot, mit geistig hochstehenden Männern in Berührung zu kommen. Ich erwähne hier nur den Universitätsprofessor Prälaten Dr. Martin Schindler, den Lehrer und Inspirator Dr. Ignaz Seipels. Ganz besonders sagte Heinrich auch das von der Leogesellschaft herausgegebene und von Dr. Franz Schnürer redigierte „Allgemeine Literaturblatt“ zu, das in seinen kurzen Besprechungen literarischer Neuerscheinungen einen erschöpfenden Einblick in das zeitgenössische wissenschaftliche und kulturelle Geschehen bot. In diesem Zusammenhang darf ich auch den geistreichen Dichter, Geschichts- und Kulturphilosophen Dr. Richard von Kralik nicht vergessen, dessen Geisteshaltung auf uns großen Eindruck machte. Seitdem ich (Wintersemester 1897/1895) die technische Hochschule in Wien bezogen und mich der katholisch-academischen Verbindung „Norica“ angeschlossen hatte, trat auch Heinrich dem hier gesammelten Kreise näher, besonders dem nachmaligen Herausgeber der „Reichspost“, Dr. Friedrich Funder, der damals noch cand. jur., aber schon Redakteur dieses Blattes war, das der nordböhmische Abgeordnete Ambros Oppitz zur Förderung der christlichsozialen Idee ins Leben gerufen hatte.
Im Rahmen dieser Arbeit ist es unmöglich, auf alle Details einzugehen, die Heinrich in seinem Tagebuche gewissenhaft festgehalten hat. Hier sei nur noch erwähnt, dass er ein begeisterter Bergfreund war und deshalb, nachdem er in Wien die erste (rechtshistorische) Staatsprüfung und das darauffolgende Wintersemester größtenteils in Linz zugebracht hatte, im Sommersemester 1899 nach Innsbruck ging, wo er einige ganz schöne Hochtouren machte. Anschluss fand er dort bei der Verbindung „Austria“ als Gast; er wurde auch Mitglied des dortigen akademischen Leovereines, der aber nie größere Bedeutung erlangte. Vom 7. September an zog sich Heinrich nach Linz zurück und erst 1902/1903 wohnte er wieder einige Zeit in Wien (Lazarettgasse 5 bei Körner), um sich in Kursen auf die zweite (judizielle) Staatsprüfung vorzubereiten, die er auch 1903 VII 4 ablegte, wie dann 1904 VII 1 auch die dritte (politische) Staatsprüfung. Da ihm diese Prüfungen mangels fachlichen Interesses schon ziemliche Schwierigkeiten bereiteten, verzichtete er darauf, sich den Rigorosen zu unterziehen und das Doktorat zu erwerben.
1904 VII 21 trat er beim Landesgericht Linz als Rechts (Gerichts-) Praktikant ein und wurde mit Beschluss des Oberlandesgerichtspräsidiums Wien 1905 VII 11, Präs. 7684, zum Auskultanten ernannt. Wir hatten nach dem Tode der Eltern die Linzer Wohnung beibehalten, die Küche und einen Wohnraum vermietet, so dass uns ein eigenes Heim im Anschluss an den Haushalt unserer im selben Hause wohnenden Tanten geblieben war. Heinrich kam allerdings bereits 1906 1 15 von Linz fort u. zw. zunächst in gleicher Eigenschaft zum Landesgericht Salzburg, wo er sehr gerne war, und von dort 1908 VII 7 zum Bezirksgericht Gastein in Hofgastein (Salzburg). 1908 VII 26 legte er mit gutem Erfolg die Richteramtsprüfung ab.
Schien Heinrich bisher ein hartgesottener Junggeselle bleiben zu wollen, so hat ihn wohl mein junges Eheglück (seit 1907) eines besseren belehrt. Er verlobte sich in Gastein mit der Tochter des dortigen Schuldirektors Thomas Jordan und dessen Frau Betti, geb. Fukarek, Marianne („Mimi“), geb. zu Hofgastein 1880 IV18, und führte sie nach seiner 1909 XI 14 erfolgten Ernennung zum Richter in Geras (Niederösterreich), durch die eine 1909 XI 6 erfolgte Versetzung zum Kreisgerichte Wels gegenstandslos wurde, 1910 IV 14 heim. Auch er hatte gut gewählt und war in seiner Ehe sehr glücklich, nur blieb leider dem jungen Paare der Kindersegen versagt.
Weniger glücklich stellte sich Heinrichs Berufswahl dar, da ihm das Interesse für sein Amt fast gänzlich mangelte. Daraus erwuchsen ihm auch manche Schwierigkeiten.
Als im Jahre 1916 der Weltkrieg auch Heinrich als Landsturmmann zu den Fahnen rief, musste er zum Infanterie-Regiment Nr. 49 nach Krems einrücken, von wo er nach der ersten Ausbildung auf Grund des militärärztlichen Untersuchungsergebnisses als front-dienstuntauglich zum Militär-Justizdienst überstellt wurde. Er machte dann beim Garnisonsgericht Wien Dienst u. zw. zuletzt als „Landsturm-Gerichtspraktikant“ (Fähnrichsrang). Es gab viel Arbeit und die Überanstrengung einerseits und die schlechte Ernährung andererseits führten zu einer schweren Darmerkrankung. Um dieselbe zuhause in Geras ausheilen zu können, strebte er Urlaub an, der aber nur auf Grund eines spitalärztlichen Befundes gewährt werden konnte. 1917 VIII 1 begab sich Heinrich zu diesem Zwecke ins Garnisonsspital I in Wien und die Untersuchung war noch nicht abgeschlossen, als er am nächsten Tage 1917 VIII 2 einer Herzlähmung erlag. Die Sektion der Leiche konnte die Ursache derselben nicht eindeutig feststellen, doch scheint ein urämischer Prozess im Spiele gewesen zu sein. 1917 VIII 4 wurden Heinrichs irdische Überreste im Wiener Zentralfriedhof bestattet.
Die Witwe Mimi blieb mit ihrem Vater in Geras. Ihre Eltern hatten sich nämlich nach dessen Pensionierung und vorübergehendem Aufenthalt in Wien nach Geras gezogen, wo die Mutter 1914 IX 26 gestorben war. Den Vater verlor Mimi erst ………. im hohen Alter von ….. Jahren. Mimi blieb auch weiterhin in Geras und starb dort am ……..

Und nun noch ein ganz kurzes Bild meines Lebens und meiner Familie. Ich bin 1879 IX 18 in Scheibbs geboren und erhielt am nächsten Tage in der heiligen Taufe die Namen Johann Bapt. Eberhard.
Ich besuchte die Volksschule in Wien V. Grüngasse, dann die Unterrealschule in Wien V Rampersdorfergasse und die Oberrealschule in Linz, wo ich 1907 die Maturitätsprüfung ablegte und mich dem chemischen Fache an der Wiener Technischen Hochschule zuwandte. Aus verschiedenen Gründen – es stellte sich überdies die Wahl des Faches, wie überhaupt die einseitig auf das technische abgestellte Verbindung als ein Fehlgriff heraus – musste ich das Studium vorzeitig abbrechen und trat August 1900 bei der Finanzdirektion Linz als Rechnungspraktikant ein, diente 1900/1901 als Einjährig -Freiwilliger beim k.u.k. Festungsartillerie-Regiment „Kaiser“ Nr. l in Wien (Arsenal) und wurde nach abgelegter Staatsverrechnungs-Prüfung 1903 Rechnungsassistent.
1907 VIII 15 heiratete ich Victoria Elisabeth Dorothea Jax, Tochter des Nähmaschinenfabrikanten Johann Jax, der erst vor wenigen Jahren, 1937 VII 1 im hohen Alter von beinahe 95 Jahren starb; die Schwiegermutter Frau Anna geb. Jax war ihm schon 1927 II 6 im Tode vorausgegangen. Dem beide Linien des Frauenstammes Jax umfassenden Vorfahrenkreis ist ein besonderer Teil dieser Familiengeschichte gewidmet.
1914 VII 26 rückte ich – nachdem ich in den Jahren 1902, 1904, 1907 und 1911 Waffenübungen immer in den „Kärntner Sperren“ (Malborgeth, Raibl, Flitsch) mitgemacht hatte – als Leutnant d. Reserve zur I. Feld-Kompanie des k.u.k. Festungsartillerie-Bataillons Nr. 4 in Malborgeth ein, machte dort die Ausrüstung des Forts Hensel und der Außenstellungen und nach der italienischen Kriegserklärung Mai 1915 die schweren Artilleriekämpfe mit, bei denen das Fort arg mitgenommen wurde. Aus diesem Anlasse wurde ich mit dem Militätverdienstkreuze III. Kl. mit der Kriegsdekoration ausgezeichnet. Seit 1914 XI 1 war ich Oberleutnant d. Reserve und seit 1916 III 1 Kommandant der Festungs-Artillerie-Kom¬panie 1/14 B (umbenannt aus 1/4 B). Für die Mitwirkung unserer Geschütze an der Verteidigung des kl. Mittagskogels (Juli 1916) erhielt ich das „Signum laudis“; 1917 machte die Kompanie den Vormarsch nach Italien mit, kam aber nach kurzem Aufenthalt in Tolmezzo anfangs Dezember nach Tarvis zurück, von wo sie Ende Februar 1918 in die Munitionsfabrik Wöllersdorf (Niederösterreich) verlegt wurde, wo wir bis Kriegs¬ende verblieben. 1917 XI I wurde ich Hauptmann d. Res.; das Festungsartill. Baon wurde im Zuge der Reorganisierung der österr. Artillerie in „Schweres Artillerie Regiment 13“ umbenannt, der Personalstand aber dem schweren Feldart.-Regmt. 8. als Batterie 6 zugewiesen. Nach fast viereinhalbjähriger Kriegsdienstleistung, von der ich 32 Monate unmittelbar vor dem Feinde zugebracht hatte, kehrte ich anfangs November 1918 nachhause zurück und nahm meinen Zivildienst bei der Finanzdirektion wieder auf, wo ich, nachdem ich 1919 – 1924 Leiter der Rechnungsabteilung des Gebührenbemessungsamtes Linz gewesen war und seit 1937 II 6 die Buchhaltung der Finanzlandesdirektion interimistisch geleitet habe, mit 1938 I 1 Rechnungsdirektor und Vorstand dieser Buchhaltung wurde.
Victoria ist 1884 VI 21 in Linz geboren, verbrachte ihre Kindheit und erste Jugend bei den Eltern, von wo sie die Schulen der Ursulinen in Linz besuchte; später kam sie zur weiteren Ausbildung nach St. Zeno bei Reichenhall (Bayern) und Auch in Südfrankreich. Dann war sie wieder im Elternhause, in dem auch wir nach unserer Eheschließung bis zum Tode des Vaters Jax wohnten.
Unserer glücklichen Ehe entsprossen zehn Kinder, von denen ich indes nur die Namen und Geburtsdaten anführe, da ihre Schicksale keinesfalls noch den Gegenstand einer geschichtlichen Darstellung zu bilden haben. Es sind dies:
1. Marianne (Maria Immaculata Anna Luise Victoria) geb. 1908 XII 2,
2. Tori (Victoria Sophie) geb. 1910 I 14,
3. Hans (Johann Ev. Eberhard Georg) geb.1910 XII 24,
4. Eberhard Heinrich Anton, geb.1912 VI 12,
5 Helene Margarethe, geb. 1913 VIII 4,
6. Heinrich Karl Leopold, geb. 1914 IX 1,
7. Eleonora Barbara Ignatia, geb. 1915 VIII 9,
8. Anna Luise, geb. 1919 IX 3,
9. Gottfried Franz Josef, geb. 1920 VIII 21,
10. Karl Josef Alois Clemens M. Hofbauer, geb.1921 XI 6, gefallen bei Modena in Oberitalien am 16. 4. 1945.
Sie erblickten alle das Licht der Welt in unserer Wohnung Linz, Landstraße 39 und wurden in der St. Familienpfarre getauft.
So endet der Mannsstamm vorläufig mit denselben, die als Ahnenträger an der Spitze der Ahnenliste stehen. Seine Fortsetzung wird auch eine Erweiterung der Ahnentafel mit sich bringen, deren Bearbeitung ich aber den späteren Geschlechtern überlassen muss.

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