top of page

II/4

Marckhgott: Die Familie Delapina

Ueber die Familie Delapina habe ich zunächst durch Mitteilungen, die mir Herr Landesgerichtsrat Dr. Rudolf Delapina in Wien 1935 zukommen ließ, dann auf Grund von schriftlichen und persönlichen Erhebungen bei den Pfarrämtern Freistadt OÖ, Purgstall an der Erlauf und Kirchberg am Wagram NÖ und schließlich durch eigene Forschungen im Marktarchiv Purgstall sowie aus der „Geschichte des Marktes Purgstall“ von Benefiziaten Coelestin Schachinger verhältnismäßig viel in Erfahrung gebracht. Weiter notwendige Forschungen in dem nur beschränkt zugänglichen Stadtarchiv von Freistadt konnte ich nicht durchführen, jedoch hat mir der dasselbe betreuende Professor Dr. J. Nößlböck in Graz daraus Daten über den Stammvater der Familie Andreas Delapina mitgeteilt u. zw. aus der Abhandlung nach demselben . Im Zusammenhalte mit der eingangs genannten Quelle ergibt sich hieraus folgendes: Andreas war nach der Altersangabe der Sterbematrik der Stadtpfarre Freistadt ca. 1642 geboren; Prof. Nößlböck gibt aber 1624 an. Er diente im Gotzky’schen Dragonerregiment zu Pilsen, von wo er 1660 II 14 den Abschied erhielt; er heiratete 1670 X 21 in Freistadt die Witwe Maria nach dem Rauchfangkehrermeister Caspar Weiß, erwarb laut Bürgerzettel von 1670 XII 30 das Bürgerrecht und laut Kaufbrief von 1691 X 24 das Haus in der Stadt (Waaggasse Nr. 132). Er starb dort 1702 IX 2 u. wurde im Friedhof bei Unserer Lieben Frauen (Frauenkirche) bestattet. Bei der Ehe und Todeseintragung sowie bei der Taufe des ersten Kindes ist der Name „de Lapina“ geschrieben.
Aus der Taufmatrik einerseits und der Abhandlung andererseits ergeben sich folgende Kinder:
1. Johann Carl, geb. 1671 VII. von dem später die Rede sein wird,
2. Maria Elisabeth, geb. 1674 IX 20, laut Abhandlung v. 1702 verh. mit Johann Skärsch, Korporal unter den Baquischen (?) Regiment zu Fuß, + 1718,
3. Eva Rosina, 1702 25 Jahre alt, in der Taufmatrik nicht gefunden,
4. Maria Juliane, geb. 1679 I 22,
5. Josef, geb. 1681 III 4,
6. Johann Michael, geb. 1683 VII 18, in der Abhandlung wird er als „Studiosus, 20 Jahr alt“ bezeichnet, 1715 aber scheint er als Rauchfangkehrermeister auf ; er übernahm also das elterliche Gewerbe und wohl auch das Haus in Freistadt.
7. Regina, 1702 15 Jahre alt, von der gleichfalls die Taufdaten nicht gefunden wurden.
Johann Carl Delapina erlernte das väterliche Gewerbe, begab sich dann wohl auf die Wanderschaft und machte sich schließlich in Purgstall a. d. Erlauf NÖ sesshaft. Dort heiratete er 1696 II 12 Sabina Justina Lackner, Tochter des Georg Lackner, Bürgers und Handelsmannes, und seiner Gattin Maria. Georg Lackner war 1689 VII 7 gestorben; seine Witwe führte das Geschäft, das laut Schachingers Geschichte das erste Ladengeschäft in Purgstall war, weiter, während sie die landwirtschaftlichen Gründe wie es scheint verpachtet hatte . 1696 I 30 schloss sie unter Beiziehung des Ratsbürgers Gottlieb Ernst Haider mit ihren drei Kindern, Sabina Justina im 23., Johann Friedrich im 22. und Johann Gottlieb im 17. Lebensjahre, denen als Beistand der Ratsbürger Mathias Karl Lang beigegeben war, einen Vertrag, worin sich die Genannten über das väterliche Erbgut verglichen, dass die Mutter das Geschäftshaus und die übrigen Grundstücke sowie die Handlungen, aber auch die Schulden übernimmt und jedem Kind 200 fl Rheinisch zahlt und zwar der Sabina Justina als der künftigen Besitzerin der Handlungen zinsenlos im Geschäft liegend, den Söhnen aber nach einem Jahr mit 2 xr per 1 fl (also 3 1/3 %) bar zu leisten. Die beiden oben erwähnten Ratsbürger werden zu Gerhaben bestellt und sind als „Treuhanthandler“ bezeichnet.
Über die Brüder der Sabina Justine erfahren wir 1740 VI 27 anlässlich der Abhandlung nach Gottlieb – der offenbar unverheiratet in Purgstall verblieben war –, dass sein Bruder Johann schon vor ihm starb und 2 Kinder in Wien hinterlassen hatte .
Trotz der Altersangaben konnte ich weder die Taufen der Lack-ner’schen Kinder in den Purgstaller Pfarrmatriken finden noch die Trauung Georg Lackners mit Maria. Der Name Lackner kommt aber in Burgstall schon früher vor und zwar hieß laut der mehrzitierten Marktgeschichte ein Pfarrer zu Petzenkirchen und Vikar von Purgstall (diese war damals eine Filiale von Petzenkirchen) Sebastian Lackner. Dieser fiel zum Luthertum ab, nannte sich „Pastor“ und verheiratete sich. Durch ihn kam die Pfarre 1550 in lutherische Hände und blieb es bis 1591 . Weiters scheint unter den Bürgern, die sich 1603 zu einem Beitrag zur Unterhaltung des poxruckerischen Prädikanten verpflichteten, ein Hans Lackner auf, wohl ein Sohn des Pastors. Dieser Hans Lackner kommt auch 1594 III 7 mit seiner Ehefrau Walpurga im Ratsprotokoll als Verkäufer einer bürgerl. Behausung und 1593 als Wirt vor. In den Marktrichterrechnungen ist er bis 1611 häufig erwähnt: es handelt sich meistens um Reisen (nach Wien, Linz, Ybbs), bei denen er Geschäfte des Marktes besorgte. 1611 kommt er wieder als Beitragender zur Sustentation des Prädikanten vor, später ist er nur noch einmal 1618 erwähnt, dann findet sich der Name Lackner bis 1683 nicht mehr. Die Familie Lackner scheint also zu den protestantischen Familien gehört zu hoben, die bei Durchführung der Gegenreformation den Markt verließen. Hiezu zitiere ich wieder Schachinger , der über die diesbezüglichen Maßnahmen Kaiser Ferdinand II zum Jahre 1630 schreibt: „Damals verließen der Religion wegen binnen wenigen Wochen 9 Familien den Markt, wodurch auch mehrere Stellen in der Gemeindeverwaltung frei wurden. Aber die meisten dieser Auswanderer scheinen bald wieder zurückgekehrt zu sein, denn wir finden Ihre Namen in den Ratsprotokollen und anderen Schriften der folgenden Jahre fast alle wieder.“ Allerdings dürfte dieses Auswandern bei manchen nur darin bestanden haben, dass sie ins Schloss oder auf eines der herrschaftlichen Güter zogen und herrschaftliche Dienste annahmen. Daraus erklärt sich auch, dass die Familie Lackner auch bei ihrem Wiedererscheinen im Markt Purgstall in den katholischen Pfarrmatriken dort zunächst nicht vorkommt, denn Georg Lackner stand in diesem Zeitpunkt eben in herrschaftlichen Diensten und die Inhaber der Herrschaft Purgstall, die Freiherrn bzw. Grafen Auersperg, waren 1763 protestantisch und vergaben ihre Güter an Leute ihres Bekenntnisses. Protestantische Taufen und Trauungen fanden aber bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrh. in der Schlosskapelle zu Purgstall statt, worüber aber Matriken nicht erhalten sind.
Über die Rückkehr der Familie Lackner – denn wir müssen Georg wohl als ein solches betrachten – schreibt Schachinger „ Das erste Kaufmannsgeschäft begründete in Purgstall der herrschaftliche Pfleger Johann Lackner um das Jahr 1680 auf dem Hause Nr. 20.“ Damit ist aber unser Georg Lackner gemeint, der vermutlich wie damals üblich Johann Georg hieß – denn es ist des weiteren vom Übergang des Geschäftes von dessen Witwe an Johann Carl Delapina die Rede.
In seiner Marktrichterrechnung für 1682, 83 und 84 verrechnet Christian Michael Vetter „von H. Lackhner bürgerl. Steuer von Michaeli 83 bis Michaeli 84... 12 fl“ und wiederum „von H. Georg Lackhner von Michaeli 684 bis Georgi 686 Bürgerl. Steuer ... 13 fl“, und sein Nachfolger Philipp Jakob Altlechner (1687 – 1683) verrechnet 1637 X 13 „von deß H. Georg Lackner Haußkauff Leykhauff empfangen 2 fl, Gerichtsgebühr 3 fl, dann bezalt H. Georg L. Fertiggeldt 15 xr“.
Unter den Ausgaben finden sich Zahlungen für von L. gekauftes Schreibmaterial ; 1690 IX 15 aber verrechnet der Marktrichter Andre Ernreich Praitenstainer „von Frau Maria Lackhnerin wegen Ihres Ehewirts seel. Inventur, die Gerichtsgebühr mit 10 fl“ und 1690 V 16 verrechnet er von Frau Lackhnerin gekaufte „Canzley-Notwendigkeiten“.
Die Abhandlung nach Georg Lackner scheint sehr lange gedauert zu haben, denn erst in der Marktrichterrechnung des Johann Franz Lang sind 1696 II 6 die Gebühren für dieselbe in Empfang gestellt, und im Ratsprotokolle 1695 – 1699 scheint 1696 IIII 12 der im Gerichts-(=Urkunden-) Protokolle 1688 – 1733 fol. 101 eingetragene Kaufvertrag auf, mit dem Johann Carl Delapina und Sabina Justina, dessen Ehefrau, von der Witwe Maria Lackner die bürgerl. Behausung auf der Wyden, zwischen Johann Schwaiger, Hafner, und Johann Held, Schuhmacher, samt der Käßwinkl genannten Wiese und den Segwerkh-Acker im Ederfeld (letztere 2 Grundstücke der Herrschaft Schloss dienstbar) um 200 fl Rheinisch (den Erbteil der Sabina Justina) und 4 Reichsthaler Leykauf kaufen. Die Handlung ist mit 1273 fl 36 xr geschätzt, wovon 400 fl Rh. auf Grund des früher erwähnten Erbvertrages an die Brüder der Frau hinauszuzahlen sind, während der Rest von 873 fl 36 xr ihre Mutter ohne Interessen gegen einen entsprechenden Auszug bis zu ihrer allfälligen Wiederverehelichung stillliegen lässt. Überdies wird das Vorkaufsrecht der Witwe Lackner oder ihrer Erben vereinbart.
„Auf der Wyden“ ist der Teil Purgstalls am rechten Ufer der Erlauf, wo sich auch die stattliche Pfarrkirche befindet. Auf dem Hause Nr. 90 bestand das Lackner- bzw. Delapina’sche Kaufmannsgeschäft – später unter anderen Inhabern – bis 1907, wo es die anderen Kaufleute des Marktes aufkauften und stilllegten. Es ist jetzt umgebaut und beherbergt (1941) das Postamt.
Marktgerichtsprotokolle sind größtenteils nicht vorhanden; sie sind offenbar bei Aufhebung der selbständigen Marktgerichtsbarkeit durch das Dekret Kaiser Josef II. von 1788 XI 4 an das Landgericht abgegeben worden, das in Schloss Purgstall seinen Sitz hatte. Der Trakt desselben, in dem sich dessen Kanzleien und Archiv befand, ist aber am Pfingstsonntag 1843 in die Erlauf abgestürzt und dessen Quellenmaterial daher nebst vielen anderen zugrundegegangen. Als Quelle für die weiteren Schicksale J. C. Delapinas standen mir daher im Marktarchiv Purgstall nur die Ratsprotokolle, die aber auch Lücken aufweisen, die Marktrichterrechnungen und einige wenige Register und lose Akten zur Verfügung, die ich aus Zeitmangel auch nur flüchtig durchsehen konnte.
Immerhin konnte ich über das Leben Johann Carl Delapinas soviel in Erfahrung bringen, dass wir uns ein Bild dieses erfolgreichen Mannes machen können. Schachinger sagt von ihm : „Da dieser die Befugnis zur Ausübung seines (Rauchfangkehrer) Handwerks nicht erlangen konnte, so wandte der äußerst regsame Mann seine ganze Kraft dem gedachten Geschäft zu, das er im Laufe einiger Jahrzehnte zu einem bedeutenden Gewerbe emporhob.“ Was nun sein erlerntes Handwerk anlangt, so übte er es doch mindestens bis zum Jahre 1704 aus, denn im Ratsprotokolle von 1696 VII 2 führte Delapina Klage gegen einen Sovojaden-Jungen von Waidhofen namens Johann Silvan „umb willen Er Ihme bey seinen Rauchfangkhören durch eine zuegeschickte Post übl iniuriert“. In derselben Ratssitzung wird ein dem Delapina ausgestelltes Rekommendationsschreiben an „Ein löbl. Handwerkh der Rauchfangkhörer bey der Hauptladt Wienn“ erwähnt, das 1695 IV 25 „mit gemeinen Markts kleinem Insigl geben worden“. 1696 VII 20 überreichte er dem Rat ein Memorial betreffend Bestallung als Rauchfangkehrer und wird damit an das „Panthättung“ verwiesen, einstweilen aber solle er auf die Rauchfänge „ein obsichtiges Aug haben“ und sie zur Zeit kehren. 1696 X 1 und 1696 XI 5 wird der Schriftenwechsel mit der Hauptlade in Wien ohne Angabe seines Inhaltes erwähnt; bei letzterer Ratstagung wird die Bestallung für Delapina vom künftigen Neujahr mit 24 fl festgesetzt, dafür hatte er die Rauchfänge sechswöchentlich zu kehren. Die Anlage (Umlage dieser Ausgabe auf die Bürger) erfolgt gleichzeitig mit dem Uhr- und Wachgeldt, der gemeine Markt steuert hiezu 1 Reichsthaler bei. Auch 1697 II 25 und 1699 II 14 ist von dieser Bestallung die Rede. Es scheint, dass die Hauptlade in Wien zunächst keine Einwendung gegen die Ausübung des Gewerbes durch Delapina erhob, doch kam es 1702 XI 23 zu einem im Ratsprotokoll von 1704 II 27 angeführten Vergleich mit den Brüdern Johann und Jakob Martin, Rauchfangkehrern in St. Pölten und Ybbs. Es scheint, dass er die Arbeiten in deren Namen ausführte und von ihnen zu entlohnen war, denn in dieser Ratstagung beanspruchte er vom Markte die Auszahlung der Bestallung, da ihm die vorgenannten Brüder aus dem Vergleich bereits 34 fl schuldig seien. Später ist nur noch einmal von seiner Tätigkeit als Rauchfangkehrer die Rede; er wird nämlich 1705 III 9 zur Teilnahme der regelmäßigen Beschau der Feuerstätten als Fachmann herangezogen.
Wie ein roter Faden ziehen sich durch die Ratsprotokolle die Klagen Carl Delapinas gegen die immer mehr auftauchende Konkurrenz in seinem Kaufmannsgeschäfte. 1704 X 15 gegen Strumpfstricker, die Ware feilbieten, und gegen den Gerber Scheiblauer, der mit Knoppern Handel treibe, 1705 III 9 gegen Nichtkaufleute, die die Heringe tonnenweise verkaufen und gegen Hausierer, 1705 III 26 gegen unbefugten Verkauf von „Trinktobak“, wie damals der Rauchtabak bezeichnet wurde; 1705 X 21 gegen einen Hutterer (Hutmacher) wegen Wareneinkaufes und 1706 wieder gegen Hausierer; 1710 V 21 zählt er die Konkurrenten auf: Hausierer, Materialisten, „die so Spezerei nebenbei handeln“, „Päntlkhramer“ usw., und 1719 III 23 gegen den sich neu etablierenden Kaufmann Puchinger; hierüber schreibt Schachinger „Etwa 20 Jahre später“ – nach der Übernahme des Lackner’schen Geschäftes durch Delapina- „begann ein im Innern Markt ansässiger Schneider namens Puchinger auf den Hause Nr. 40 ein ähnliches Geschäft. Der Konkurrenzstreit zwischen diesen beiden zog sich viele Jahre lang fort und beschäftigte nicht bloß den Marktrat, sondern selbst die Landesbehörde in Wien, denn Delapina behauptete, dass in Purgstall bloß ein Kaufmann sein dürfe, weil nur einer sein Darauskommen finde. Doch musste er sich schließlich bequemen, auch dem Konkurrenten gewisse Artikel zuzubilligen.“
Ich konnte den einzelnen Phasen dieses Konkurrenzkampfes in den Quellen nicht nachgehen; es erliegen aber einige Aktenstücke hiezu im Marktarchiv.
Wie aus dem Ratsprotokoll von 1704 XII 30 hervorgeht, hat Delapina auch am Salzhandel teilgenommen, u. a. auch in der Weise, dass er anderen Bürgern ihre zugewiesene Salzquote zum Weiterverkauf ablöste. Weiters finden wir Carl Delapina auch als Mauteinnehmer. Während er dieses Geschäft anfangs in beamteter Eigenschaft versieht – er erhält hiefür laut Richteramtsrechnung des Gottlieb Ernst Hayden für 1699 und 1700 eine „Discretion“ von 4 fl aus der „Mautpixen“ –, bekommt er laut Ratsprotokoll von 1704 V 2 für vereinnahmte 36 fl 20 xr eine Vergütung von 2 fl 34 xr; er nimmt nun die Mauthäuser des Marktes gemeinsam mit seinem Mitbürger Johann Georg Wuerz um 31 fl auf ein Jahr in Bestand. Es ist hier aber eine Abschlagszahlung von 50 fl und eine Restzahlung von 29 fl 38 xr verrechnet; letztere bezieht sich wahrscheinlich auf einen früheren Zeitpunkt. 1721 V 29 legt er die Pachtung der Brückenmaut, die er zuletzt gemeinsam mit seinem Mitbürger Wurmb um 90 fl für 3 Jahre innehatte, zurück.
Delapina war ein loyaler Bürger, wie u.a. aus einem Steuerrückstandsregister von 1706 – 1711 erhellt, wo sein Konto zu den wenigen gehört, die keinen Rückstand haben. Am öffentlichen Leben beteiligte er sich mit großem Eifer. Als der spanische Erbfolgekrieg seine Schatten auch bis in das Erlauftal warf und Churbayrische Truppen einerseits und ungarische Rakoczy-Rebellen andererseits Österreich bedrängten, wurde ein Wachdienst der Bürgerschaft organisiert, bei dem Delapina zu einem der zwei Wachtmeister im äußeren Markt bestellt wurde (1704 I 11). Damals erinnerte sich der Rat auch an die in der Türkennot (1603) gelobte alljährliche Prozession auf den Sonntagberg, die in Vergessenheit geraten war, und beschloss, sie wieder einzuführen. Als sich einige Tage später das Gerücht verbreitete, die kaiserlichen Truppen hätten Passau geräumt und zögen sich nach Linz zurück, wurde Karl Delapina dorthin geschickt, um zu rekognoszieren. Die Reise bezahlte die Herrschaft, zog sie aber dem Markte bei der Servicegeld-Zahlung wieder ab, wie aus dem Ratsprotokoll von 1705 I 7 hervorgeht. Delapina wurde aus diesem und mehreren anderen Anlässen den Ratssitzungen zugezogen. Seit dem Fasten-Panthätting 1705 I 7 finden wir ihn in demselben als „Ausschuß der Bürgerschaft“. Als solcher fertigte er auch die Marktrichterrechnungen mit und drückte seiner Unterschrift sein Siegel bei. Dasselbe zeigt in einem dreigeteilten, herzförmigen, von zwei Blätterzweigen umschlossenen Schilde die Initialen I.O.D.; dieses Herz ist von einem Handelszeichen überragt, das unten noch einen Querbalken trägt .
Er hatte schon 1697 und 1699 einige Stimmen bei der Ratsherrenwahl bekommen; beim Michaeli Panthättung 1707 X 19 wurde er auf die nach Adam Pochenstorfer erledigte Ratsstelle per voto majore mit 23 Stimmen zum Ratsbürger erwählt. Aus den weiteren Schicksalen Delapinas konnte ich wegen Zeitmangels nur mehr weniges erheben: 1718 VIII 19 wird ihm „der Steyrische Prozeß mit nachher Linz gegeben, denselben alldorten publizieren zu lassen“ und 1718 IX 2 relationiert er über diese Reise. Es handelt sich um eine Forderung des Marktes an die Stadt Steyr von 1000 fl und 5 % Interessen seit 1649. Schachinger zitiert hierüber aus der Richterrechnung von 1717: „23. Sept. dem Herrn Delapina, welcher zu Linz den Prozeß mit der Stadt Steyr publicieren lassen, bei der Landhauptmannischen Canzlei die Jura und anderes ausgelegt, so ihm gutgemacht worden 13 fl 20 xr“.
Über sein Privatleben erfahren wir nur , dass Delapina das Ungeld der Sabina den armen Leuten durch 4 Wochen auszuteilen hatte.
Nachdem seine Frau Sabina Justine gestorben und 1721 IV 15 in Purgstall begraben worden vor, schloss er 1721 VIII 8 mit den Kindern Franz im 24., Carl Josef im 20., Rosalia im 17., Ferdinand im 13. und Jakob Anton im 9. Jahre, die durch den Gerhaben Josef Städlbaur, kaiserl. Kammergutsbeförderer, Eisen-und Provianthändler, vertreten waren, einen Vergleich, wonach er ihnen als mütterliches Erbgut 3500 fl, somit jedem 700 fl hinauszuzahlen hatte.
1721 IX 30 schritt er sodann zu einer zweiten Ehe und heiratete in Purgstall Maria Theresia Dill, Tochter des Gregor Dill, bürgerl. Gastgeb und Schneider in Scheibbs, und dessen Ehefrau Elisabeth. Sie war nach der Altersangabe bei ihrem Tode um 1605 geboren.
Der Tod scheint Carl Delapina in Jahre 1728 fern von seinem Heim ereilt zu haben, denn die Purgstaller Sterbematrik, die ich um diese Zeit genau durchsehen konnte, weist darüber keinen Eintrag auf.
1728 X 10 schließt nun die Witwe Theresia mit den Kindern Franz, Ferdinand, Jakob-Anton, Franz Karl, 7 Jahre alt, Elisabeth Theresia 4 Jahre alt und Josef 1 1/2 Jahre alt (die letzteren drei aus Carl Delapinas 2. Ehe) einen Vergleich, wonach deren väterliches Erbgut, das ohne Berücksichtigung zweifelhafter Forderungen, welche bei ihrer Realisierung zur Hälfte zwischen der Witwe und den erbl. Kindern geteilt werden sollten, die Hälfte des erbl. Vermögens per 7591 fl 18 xr abzgl. der Gebühren per 79 fl, – somit von 7512 fl 18 xr, d. i. 3756 fl 9 xr, somit per Kind 626 fl betrug.
Es wären, sagt das Protokoll, eigentlich 7 Erben, da aber Carl sel., der ein Töchterl in Salzburg hinterlassen habe, 1350 fl hinein schuldig sei, wird seine Tochter auf die den Erben gebührende Hälfte dieses Betrages, d .i. 675 fl gewiesen, der Rest von 49 fl ist unter die 7 Erben zu teilen.
Solange die Kinder beider Ehen bei der Witwe verbleiben, hat sie dieselben zu unterhalten, später ihnen „bis zur Standesveränderung“ 2 xr vom Gulden Zinsen zu bezahlen.
1733 XII 14 wird die Witwe Theresia, weil sie sich weigert, vor dem Rat zu erscheinen, mit einer Strafe belegt, die sie nicht annimmt und die schließlich verdoppelt wird, und 1734 X 2 wird ihr von einem Schlossermeister auf Bezahlung einer zurückgewiesenen Arbeit geklagt. Das Schloss muss vor den Rat gebracht werden, der entscheidet, dass es der Schlosser auftragsgemäß auszufertigen habe, dann erhalte er die Bezahlung.
1734 III 13 produziert sie vor dem Rat ein Schreiben, wonach ihren drei eheleiblichen Kindern von dem verstorbenen Herrn Till, gewesten Stadt-Secretario in Wien sel., je 100 fl in specie, zusammen 300 fl vermacht wurden, und bittet um „Attestation“ hierüber an den Magistrat und 1734 IV 8 wegen eines „Compaß-Schreibens oder Schadloshaltung zwecks Ausfolgung dieses Vermächtnisses durch den Wiener Stadtmagistrat“. Erst 1749 III 8 übergibt sie ihr zwischen Georg Zöerscher und Wenzl Müller liegendes Haus samt der darauf haftenden „Gewölbhandlung“ und die beibefindlichen Grundstücke um 1500 fl ihrem Sohn Josef, der in derselben Beurkundung auch Josef Karl genannt wird. Als Beistand der Witwe ist Franz Zintho und als solcher des Josef Karl Johann Georg Rossner, beide bef. Eisen- und Provianthändler, genannt.
In einem „vorläufigen Lokalbefund der Herrschaft NeuSchloss-Purgstall“ – einer Vorarbeit zum späteren Grundbuch – kommt unter Grundbuchsfolio 18 das Haus des „Josef C. Delapina, ein Handelsmann, radiziert“ vor. Dieses Operat ist von späterer Hand zu einer Art Häuserchronik ausgestaltet und mit Daten der früheren und späteren Inhaber versehen: „1695 Maria Lackhnerin, 1708 Johann Carl Delapina, 1746 obiger Josef C. Delapina, 1772 Josef Glickh, 1810 Karl Glickh, 1850 Frans Glickh“. In einer Robothfassion von 1756 kommt dieses Haus mit nachstehenden Daten vor: Josef Delapina, ein Handelsmann, radiziert, Kaufschilling 1452 fl 30 xr, Grundstücke 1749: 47 fl 30 xr“: die Einschätzung erschien bei den meisten Bürgern zu hoch, die dagegen vorliegenden Bedenken sind in einer Spezifikation tabellarisch gesammelt; bei Joseph Delapina heißt es: „Ist ein einfaches Haus. Ist ein mittelmäßige Landt-Kremerey, welche so beschaffen, dass weilen in hießig Marckht dergleichen zwei- und auch umliegend derley zu finden seind, von solcher ein schlechter Nuzen zu ziehen ist“. Ein weiterer Absatz, der sich auf den schlechten Ertrag des Salzhandels bezieht, ist gestrichen.
Theresia ist 1758 IV 24 in Purgstall begraben worden.
Eine Verlassenschaftsabhandlung oder Erbvergleich habe ich nicht gefunden, der Band 6 der Ratsprotokolle (1756 – 1767) fehlt. Wohl aber beziffert die Marktrichterrechnung Franz Anton Zinckhos 1756 – 1750 die Verlassenschaft nach Frau Theresia Delapina, verwitw. gewes. bürgerl. Handelsmannin, 1753 IV 7 auf 4835 fl 34 xr 2 d und verrechnet daraus von dem den Sohn Franz Karl, Pfarrer zu Heiligen-Eichen, mit 1137 fl 36 xr 2 d treffenden Erbteil und von dem der Tochter Maria Elisabetha verehel. Gallerin, Pflegerin zu Königsstetten, vermachten 3000 fl, die auf 2500 fl verglichen wurden, die Gebühren. Erben scheinen dennoch nur ihre leiblichen Kinder (siehe unten) gewesen zu sein.
Aus den 2 Ehen Johann Carl Delapinas konnte ich folgende Kinder feststellen:
aus erster Ehe:
1. Johann Franz, geb. 1697 I 28; 1713 und 1714 scheint er in der Matrikel des Linzer Jesuitengymnasiums als Schüler der Principia und Grammatica auf, verlässt die Schule aber als Grammatist während des Jahres; wo er seine Studien fortsetzte, ist nicht bekannt; jedenfalls ist er derjenige, der mehrmals (1739 – 1748) Pfarrer in Kirchberg am Wagram war. Als solcher nennt er sich zwar Jonas Franz D., diese hebräische Form des Namens Johann scheint damals in Purgstall und Umgebung üblich gewesen zu sein, denn auch sein Taufpate, der in der Matrik deutlich Johann Häckl heißt, kommt in allen zeitgenössischen bürgerl. Aufschreibungen als Jonas Häckl vor. In Purgstall wird Johann Franz in der Marktrichterrechnung des Johann Franz Scheiblauer (1740 – 1742) als „Titl. Herr Administrator zu Kirchberg Franz D.“ bezeichnet. Nach Mitteilung Major Wettendorfers soll sich über Pfarrer Jonas Delapina Interessantes im f.e. Ordinariatsarchiv in Wien, Pf.-Akten Nr. 213, finden, doch war mir diese Quelle jetzt nicht zugänglich.
2. Anton Bonifazius, geb. 1698 VI 5 in Purgstall; er ist offenbar vor 1721 gestorben, da er in der Abhandlung nach seiner Mutter nicht erwähnt ist.
3. Carl Joseph, geb. 1700 I 22; er ist zwischen 1721 VII und 1728 XII verheiratet gestorben und hat wie oben erwähnt eine Tochter in Salzburg hinterlassen. In den Mitteilungen des Vereins für Salzburger Landeskunde 81. Vj. 1941, Seite 181 ist genannt: Maria Theresia Gschwendtner, Witwe nach Carl Joseph Delapini (gest. 1726) von Purgstall verh. Salzburg B. 1728 XI 8 mit Michael Puechholtz von München. Anderseits ist eine Witwe Maria Theresia Delapik (!) geb. Koller nach einem Verwalter von Goldegg im „Adler“, 1.Jahrgang 5.Folge, Mai 1939, genannt u. zw. soll sie 1769 III 5 als Gattin des Karl Siegmund Lang kinderlos in Purgstall gestorben sein.
4. Maria Rosalia, geb. 1703 VIII 10 in Purgstall; sie heiratete 1724 V 29 ebendort den Adam Glöckl, „unter dem erzfürstl. Stift Kloster Gaming Hofmeister zu Basten“ (offenbar Baden bei Wien); sie ist vor 1744 gestorben, denn bei dem auszufolgenden Vermögen ihres Bruders Anton (siehe unten) ist sie als „Schwester Rosalia Glöcklin sel.“ erwähnt.
5. Jakob Ignaz, geb. 1707 VII 21, + vor 1721
6. Hans Ferdinand, geb. 1708 VIII 17. Auch er besucht 2 Jahre in der Vorbereitungsklasse (Parvistae), dann aufsteigend bis in die Grammat. Klasse 1719 – 1722 das Linzer Gymnasium. 1733 1 13 heiratete er Eva Maria Thürr, Tochter des Bernhard Thürr, gew. Eisen- und Provianthändlers, und legte 1733 III 11 das bürgerl. Gelöbnis ab und zahlte 15 fl für sein Bürgerrecht . Im Ratsprotokolle und in derselben Marktrichterrechnung sind 1733 X 14 bzw. 16 die Übernahme von seiner Frau und ihrer Geschwister väterlichem Erbgut per 5136 fl 26 xr 3 d sowie die Hausübernahme „per Testamentum“ um 3500 fl erwähnt. Darunter sind auch die vom Vicedomamt zu Lehen besitzenden Gründe, die „Hinterleithen“ und die „Weinzierler Grund¬stückh“ inbegriffen: wegen der Lehenserneuerung reiste Ferdinand Delapina nach Wien .
Über das mütterliche Erbgut der Eva Maria hat sich Ferdinand mit seinem Schwager Carl Dihr, Benefiziaten in Ladendorf, und Franz Dihr, ordentl. verglichen und dafür laut obiger Marktrichterrechnung für 468 fl die Gebühren per 4 fl 25 xr 1 d bezahlt.
Frau Eva Maria starb noch im selben Jahr 1733 X 27. Erst im Ratsprotokolle von 1735 IV 4 erscheint die Abhandlung erwähnt, wonach das Vermögen dem Witwer zufällt, der aber seinen beiden vorgenannten Schwägern je 6 Dukaten in specie, also 50 fl als schwesterliches Erbe hinauszuzahlen habe. Dem Schwager Franz sein väterliches Erbgut per 1712 fl 9 xr, das mütterliche per 156 fl 1/3 d, zusammen 1868 fl 9 xr 1/3 d, sowie obige 6 Dukaten mit 131 fl 51 xr, zusammen 2025 fl (die Differenz von 25 fl ist nicht aufgeklärt), bleibt am Hause still liegen. Karl Joseph und Franz Philipp Dihr aus Purgstall erscheinen 1710 als Rhetoren in der Linzer Gymnasialmatrik auf, wo sie als „nobilis“ bezeichnet sind.
Ferdinand Delapina hat mit dem Hause auch die „Eisen- und Provianthandlung“ seines verstorbenen Schwiegervaters übernommen. Dies war ein privilegiertes Gewerbe, welches stets die ersten Familien Purgstalls innehatten. Der Markt hatte nämlich das Vorrecht, die Verproviantierung des kaiserl. Kammergutes und Erzbergbaues am Erzberg zu besorgen und dafür Roheisen (Groglach genannt) einzuhandeln und an die Eisen verarbeitenden Hauptgewerkschaften in Waidhofen und Scheibbs weiterzuverkaufen. Der Markt nannte sich daher auch „k.k. privil. Eisen- und Proviantmarkt“. Das Privilegium wurde 1781 von Kaiser Josef aufgehoben, wodurch Purgstall seine Bedeutung einbüßte.
Das Haus Ferdinand Delapinas ist in dem früher erwähnten „Vorläufigen Lokalbefund“ mit Grundbuchsfolio 10 angeführt. Die beigefügten Besitzerdaten lauten: 1694 Franz Bernhard Dühr, 1699 Witwe Dühr, 1713 Ferdinand Delapina, 1773 Siegmund Lang; zwischen den beiden letzteren ist offenbar eine Lücke, denn es fehlt ab 1771 seine Witwe Theresia, wiederverehelichte Götzer (siehe unten); auch das Jahr 1773 stimmt nicht, weil das Götzerische Eisen- und Provianthandlungshaus erst 1783 in Wege der Crida veräußert wurde.
In der Robotfassion von 1756 ist Johann Ferdinand Delapina als „12er Eyßenhendler radiziert, Kaufschilling 279 fl 10 xr, Schätzung der Grund¬stücke von 1731 1170 fl 50 xr“ eingetragen und in der „Specification“ heißt es: „Ist ein einfaches Haus, hat ein Eyßenhandler, welcher mit 12 Centen wöchentlicher Zeugsabwag aus den Eysenarzt auß 45 ausgemessene Waagwochen in geschlagenen Gutt nur 427 1/2 Cent. Eysen negotiiert und von jeder Centen lauth Kays. Einraittung 3 (das Währungszeichen ist unleserlich) bürgerl. Gewinn zu gnüssen hat. Wo bey ebens zwar auch derselbe wöchentlich zwey fuedr Salz abzulegen berechtigt, jedoch aber und weil es sich erwißennd ereignet, dass solche wegen des schlechten Vorschleiß nicht abgelegt werden kann, mithin auch von jeder Fueder mehrers nicht als 6 xr bürgerl. Gewinn angerechnet werden kann.“ Dieser Zusatz betreffend Salzhandel ist jedoch gestrichen.
1735 VII 11 ist von einer Anfrage des Benefiziaten Dihr betreffend eines beabsichtigten, aber nicht zustande gekommenen Hauskaufes Delapinas die Rede. Offenbar hing dies mit Ferdinands zweiter Ehe zusammen, die aber nicht in Purgstall geschlossen wurde. Von der Frau ist nur der Name Theresia bekannt geworden; vielleicht war sie eine Scheibbserin, denn 1774 VI 22 lässt sie sich durch den Scheibbser Marktschreiber Christoph Schönthan vertreten. Sie schenkte ihrem Gatten von 1736 X 5 an 15 Kinder, die aber größtenteils früh verstarben. Unter den Überlebenden bzw. jenen, von denen kein Sterbedatum bekannt ist, befindet sich ein einziger männlicher Stammhalter, der jüngste Sohn, Johann Ferdinand, geb. 1754 X 28, über den ich aber auch nichts näheres erfahren habe, da er auch in den von mir benutzten archivarischen Quellen nicht vorkommt.
Wie sein Vater Johann Carl im spanischen, stellte auch Ferdinand seinen Mann im Spanischen Erbfolgekrieg zum Schutze des Marktes, worauf unter anderem eine Wachtliste von 1741 IX 28 hinweist. Schon 1736 II 28 wird er in den Rat und 1742 II 20 zum Marktrichter gewählt. Da die Wahl in seiner Abwesenheit erfolgte und auch mehrere stimmberechtigte Bürger und Bürgerinnen (!) nicht erschienen waren, beschloss das Tätting, die Vota der Abwesenden durch den geschworenen Marktschreiber einholen zu lassen. Die Wahl blieb inzwischen in suspenso und der bisherige Marktrichter Johann Scheiblauer weiter im Amte. Beim Mittfasten-Nachtättung 1742 III 2 erfolgte sodann unter Berücksichtigung der eingeholten Stimmen die Erledigung der Wahlangelegenheit. Gleichzeitig wurde beschlossen, dass der bisher nicht gebräuchliche, bei dieser Wahl geübte Vorgang in Zukunft zu unterbleiben habe. „Und ist dann in das Schloss zur gnäd.Herrsch. gangen, allwo erwelter Herr Dellapina als Marktrichter confirmiert und sodann in dem alhiesig Gotteshaus mit beywohnung des Innern und Äussern Raths auch gesamter Bürgerschafft das Richteramt gehalten worden“.
Das Amt, das Ferdinand D. übernahm, war damals ein sehr dornenvolles, hatte der Markt ja die ganze Zeit hindurch von französischer Einquartierung und Requisitionen zu leiden. Es ist daher begreiflich, dass er es nach 2 jähriger Führung beim Mittfasten-Pan¬thätting 1744 II 4 unter Ablehnung der Wiederwahl zurücklegte. Auch das Ansinnen, das Amt noch wenigstens auf 1 Jahr weiterzuführen, lehnte er ab.
Als Ratsmitglied bezog er den sog. Ratstaler, das ist jährlich 2 fl , und als Marktrichter für die 2 Jahre 8 fl und jährlich 30 fl, die eine Art Unkostenpauschale dargestellt haben dürften. Seine Marktrichterrechnung von 1742 III 3 bis 1744 III 4 ist von ihm eigenhändig gefertigt und das Siegel beigedrückt, das leider sehr undeutlich ist; es ist bereits von einem Helm gekrönt, aus dem eine Figur herauswächst; rechts und links davon die Initialen I. F. und D. Auch andere Abdrücke desselben Siegels waren nicht deutlicher. Es ist nur ein Schrägbalken zu erkennen. Im oberen linken Felde scheint sich ein schreitendes Tier (Hase – Lapien ?), im unteren rechten zwei Erhebungen, die Lerchen oder Sterne darstellen könnten. Auch von der Helmdecke ist es zweifelhaft, ob sie vielfach gerafft ist oder ob es nicht Rosen sein sollen, die über das Wappen ausgeschüttet sind.
Ferdinand starb 1761 V 10 in Purgstall. Die Marktrichterrechnung des Franz X. Schillinger (1762 – 1772) beziffert 1762 IV 7 den Wert seines Nachlasses nur auf 1065 fl 52 1/2 xr.
Seine Witwe Theresia verheiratete sich mit einem Mann namens Götzer, mit dem sie aber nicht in glücklicher Ehe gelebt zu haben scheint, denn 1774 VII 30 verklagt sie ihn wegen schlechter Behandlung beim Rat, der ihn verwarnt. 1774 XII 2 muss sie seinen Schuldverpflichtungen durch Abgabe einer Cerciorationserklärung beitreten. Aus mehreren Rats-verhandlungen desselben Jahres geht hervor, dass sie Anspruch auf einen Ferdinand Delapinas erster Gattin nach dem verstorbenen Franz Philipp Dühr anfallenden Erbteil erhob, den ihr aber „die vier nächsten befreundt“ des Verstorbenen: Maria Anna Witwe Englin, Eva Rosina Witwe Oehlbaurin, Thomas und Joseph Dühr bestritten.
1783 VIII 18 ist von der Götzerischen Konkursmasse die Rede; mit dem Verkauf des Götzerischen Eisen- und Provianthandelshauses soll 3 Monate stillgestanden werden. Ein Herr Fischer wird zum Curator bonorum bestellt. Der Frau Götzerin und ihren 2 Töchtern wird ein Zimmer im Hause angewiesen gegen den, „dass sie sich ruhig und friedlich verhalte, ansonsten sie aus dem Hause müsste“. Einige Tage später ist von der Bestellung eines Judicium delegatum und einem diesbezüglichen Ersuchen an einen Dr. v. Strahl die Rede. 1784 III 16 kommt noch ein beim Stadtgericht Steyr in dieser Cridasache abgelegter Eid eines Anton Grundholt, Bürger und Gastgeb zu Steyr vor. Den Ausgang des Konkurses habe ich nicht gefunden, auch den Tod der Witwe nicht.
7. Jakob Anton, geb. 1712 V l, der Begründer der Kirchberger Linie.
8. Joseph Benedict, geb. 1715 III 7 in Purgstall und vor 1721 gestorben
ferner aus 2. Ehe:
9. Franz Karl Michael, geb.1722 IX 5. Er wurde Priester und scheint 1748 als Pfarrer zu Heiligenaich (Gemeinde Atzenbruck im Ger. Bez. Tulln NÖ) auf.
10. Maria Theresia Elisabeth, geb.1724 XI 10; sie heiratete 1748 VII 9 in Purgstall den Johann Leopold Galla, hochf. Passauischer Pfleger und Oberförster in Schloss Greifenstein, 1758 ist er als Pfleger in Königstetten bezeichnet.
11. Johann Josef, geb. 1727 V 7. Er nennt sich aber später Joseph Carl oder Carl allein. Nach Übernahme des Vaterhauses (siehe oben) heiratete er 1749 IV 22 die Maria Catarina Wenger, Tochter des Carl Joseph Wenger, Bräumeisters in Waidhofen an der Ybbs und seiner Gattin Regina; die Trauung nahm der geistliche Bruder, Pfarrer in Heiligenaich vor. 1755 VIII 6 finden wir ihn als Kirchenprobst. Maria Catarina scheint 1762 III 24 wegen einer Attestation betreffend beim Armenhaus in der Alserstraße in Wien angelegter 2000 fl auf. In einem Schreiben von 1768 IX 19 an das Stadtgericht Ybbs ist von einem Wängerischen Erbteil (wohl Vermächtnis) der Delapinischen Kinder die Rede. Sie starb 1973 VI 16 und ihr Gatte folgte ihr 1798 V 13 im Tode nach.
Aus im Marktarchiv befindlichen Akten scheint hervorzugehen – ich konnte diese meist schwer leserlichen Konzepte nicht genau durchstudieren –, dass die Eltern 1778 das Haus ihrer noch ledigen Tochter Josepha übergeben wollten, was aber vom Marktgericht nicht bewilligt wurde. Ihr Vater kaufte ihr dann die Grundholz‘sche Behausung – wahrscheinlich derselbe Grundholz, der 1784 (siehe oben) als Wirt in Steyr aufscheint – als Gegenteil, aber das Marktgericht verlangte die Stellung eines Stiftmannes und gab sich mit der Besorgung der Geschäfte durch den Vater nicht zufrieden. Wie die Sache endigte, ist nicht ersichtlich.
Das Handelshaus scheint der Sohn Franz d. P. Felix Carl Joseph, geb. 1759 IV 2, nach dem Tode des Vaters übernommen zu haben, denn 1792 III 15 ist in der Marktrichterr. des Joseph Haas (1790 – 1794) von der Delapinischen Hausübernahme per 1500 fl die Rede. In einer späteren Rechnung (1795 – 1796) desselben Marktrichters scheint 1796 III 20 Herr Felix Delapina als Empfänger von Entgelt für seine Tätigkeit als Schätzmann auf. 1797/98 verrechnet derselbe Marktrichter Abgaben „vom Delapinischen Hausverkauf an Randhartinger (Ramhärdinger) per 2100 fl“. Von da ab fehlen in Purgstall alle Angaben über Delapina – drei Geschwister von Felix und Josepha sind als Kinder gestorben. In einer „Abrechnung mit denen samentlichen Gezirksholden, 1809“ kommt kein Delapina mehr vor.
Der oben als Johann Carl Delapinas siebentes Kind angeführte Sohn Jakob Anton heiratete 1744 II 17 in Etsdorf am Kamp NÖ die Theresia Solderer und kaufte – wohl durch Vermittlung seines Bruders, des Pfarrers in Kirchberg am Wagram – ein durch Crida freigewordenes Kaufmannsgeschäft in diesem Markte vom übernehmenden Gläubiger, wozu er sein in Purgstall erliegendes Vermögen verwendete. Laut dort. Ratsprotokolle von 1744 II 24 „hat Herr Antonius Delapina welcher sich nachher Kirchberg am Wagram verheirathet Abfahrtsgeld und Marktgebühren von seinen hinweg gebrachten Erbsportionen“ nämlich vom mütterl. Erbgut per 700 fl, vom väterl. Erbgut per 626 fl, von seiner Schwester Rosalia 70 fl, ererbt Prämerisches 10 fl, Gottlieb Lacknerisches Erbteil 46 fl 17 xr 3 d, zusammen 1452 fl 17 xr 3 d zu entrichten. Über den Empfang stellt er seiner Stiefmutter Theresia Delapina „unter gemeinen Markts Insigl“ eine Verzichtsquittung und Schadloshaltung aus.
Der Marktrat von Kirchberg verlangte eine Attestation über den dem Anton Delapina von der Herrschaft erteilten Heiratskonsens. Da er denselben durch den Ratsbürger und Altrichter Scheiblauer gegen Erlag von einem Dukaten von der Herrschaft bereits erlangt hat, stellt der Rat dieses Attest aus. Aber Kirchberg am Wagram verlangt auch noch den Entlassungsschein von Purgstall, dessen Ausfertigung in der Ratstagung von 1744 VI 7 beschlossen wird.
Bevor wir uns mit Anton Delapina nach Kirchberg am Wagram wenden, wollen wir uns noch mit seiner Gattin Theresia beschäftigen. Sie ist 1718 X 5 als Tochter der Müllersleute Joseph und Regina Solderer in Walkersdorf, Pfarre Etsdorf am Kamp NÖ geboren. Die Trauung ihrer Eltern fand dort 1717 X 21 statt. Joseph Solderer war der Sohn der Eheleute Johann Paul und Rosina Solderer, welche wohl auch schon auf derselben Mühle saßen. Regina ist jedenfalls dieselbe, die als „Mü11er¬meisterin zu Walkersdorf „in der Kirchberger Taufmatrik als Patin der Anton Delapinaschen Kinder aufscheint, dort ist sie „Solterin“ geschrieben. Ihre Eltern waren Andreas und Ursula Adl in Stollhofen .
Anton und Theresia Delapina hatten nach meinen Erhebungen in den Kirchberger Kirchenbüchern folgende Kinder:
Josepha, geb.1744 XII 21, die Gattin Jakob Marckhgotts,
Maria Anna, geb. 1749 VII 30,
Maria Elisabeth, geb.1752 XI 20,
Elisabeth, geb. 1754 IV 4,
Franz Ser., geb. 1755 IX l,
Eleonora, geb. 1756 XII 22 und
Anton, geb. 1758 IV21, + 1758 XII 19.
Außerdem fand ich das Todesdatum 1761 I 15 eines 1/2 jährigen Kindes Ignaz; es müssen also nach Anton noch Kinder gewesen sein; es ist möglich, dass eines von ihnen wieder Anton getauft wurde, denn Dr. Delapina schreibt, dass nach mündlicher Überlieferung ein Anton Delapina, Sohn des obigen Anton vorhanden und mit einer Therese Mann (geb. 1783) verheiratet war, die nach reichlicher Kinderzahl 1816 IV 29 vor ihrem Gatten verstorben sei.
Interessant ist, dass das Geschäft seit Anton D., der 1785 IV 4 starb, bis heute immer vom Vater auf den Sohn überging und zwar zunächst auf den obengenannten 1755 geborenen Franz Ser., der 1847 starb. Ihm folgten:
Franz, geb.1790 XI 22, + 1865 XI 27;
Franz, geb. 1821 VII 13, + 1887 VII 21;
Franz, geb. 1851 IV 28, + 1891 VII. 6.; und
Franz, geb. 1882 VIII. 1., der jetzige Besitzer, an den ich die Anfrage gerichtet und der sie seinem Bruder Dr. Rudolf Delapina zur Beantwortung übermittelt hatte.
Die oben genannte Schwester der Josepha, Maria Anna Delapina, heiratete 1772 XI 23 in Guttenbrunn den bürgerl. Handelsmann in Krems Martin Seidl; ich erinnere mich noch, dass mein Vater die Familie eines Syndikus Seidl in Krems vom Hörensagen kannte.

bottom of page