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Marckhgott: Das älteste Vorkommen in Aschach und Oberneukirchen (VIII. Ahnenreihe)
Wenn man von Landshaag aus mit der Seilfähre die Donau übersetzt und sich dann in dem freundlichen Markte Aschach an der Pfarrkirche vorbei nach rechts wendet, geht man eine Reihe alter Häuser entlang, die unschwer ihre ursprüngliche gotische Bauform und die Wohlhabenheit ihrer einstigen Besitzer erkennen lassen.
Hier fällt bald an der Ecke in einem schmalen Gässchen ein Haus auf, das mit einem runden Eckerker geschmückt ist; in der heute blau und gelb gefärbten Wand ist am Erker zwischen den Mittelfenstern des ersten und zweiten Stockwerkes eine Inschrift angebracht, welche lautet: „Rondellhaus erbaut von Dan. Markuth Marktrichter 1548“. Links von der Jah¬reszahl ist ein schräg weiß (oder gelb)-blau geteilter, rechts ein leerer Wappenschild angebracht. Das sind aber keineswegs heraldische Farben, sondern einfach die des jetzigen Maueranstriches. Das Haus trägt die Nummer 99. Es ist auch in Dr. Erwin Hainisch, Denkmale der bildenden Kunst, der Geschichte und der Kultur im pol. Bezirke Eferding beschrieben. Dort ist auch erwähnt, dass der Eckerker ursprünglich einen Kuppelhelm trug; so ist es nämlich auf dem bekannten, etwa aus dem Jahre 1590 stammenden Stiche Merians „der berümte Marckt Aschach“ dargestellt. Auf diesem Bilde ist der runde Eckerker ganz deutlich zu sehen, doch macht es den Eindruck, als ob das Haus nur ein Teil des anstoßenden Gasthofes zum schwarzen Adler wäre, der als solcher in der Legende des Stiches bezeichnet ist und heute noch denselben Namen führt.
Das Haus ist also das im Urbar von 1600 dem Wolf Puntschueh zugeschriebene „Runtel“ „so von des Wolfart Hauß khomben ist“. Puntschueh hat nämlich laut einer Eintragung in einer Aufschreibung über Freigeld und Schätzungen 1607 – 1610 1607 VII 5 seine Behausung „zwischen Melchard Mändel und der Gassn“ dem Christof Wolfart verkauft und sich hiebei das „Rondtel“ ausgenommen. Das Eckhaus scheint also tatsächlich erst 1607 von dem Nachbarhaus abgetrennt worden zu sein. Die Gasse heißt heute Reitingergasse. Der Aschacher Heimatkundler Hiermann hat die ersterwähnte Urbareintragung mit der Bleistiftnotiz versehen: „Später, 1620, Daniel Markhut“. Quellenmäßige Belege hiefür konnte ich aber bisher ebenso wenig finden wie für die Hausinschrift, die auch auf Veranlassung Hiermanns angebracht wurde, wie mir Dr. Hainisch und Bürgermeister Dr. Dienstel von Aschach mitteilten.
Jedenfalls haben wir es aber bei dieser Inschrift mit der Erwähnung ältester Namensträger unserer Familie zu tun, denn, wie weiter unten nachgewiesen werden wird, ist Markuth und ähnl. die damalige Schreibart unseres Namens. Quellenmäßig lässt sich aber bisher ein Daniel Markut in Aschach erst von 1615 bis 1632 nachweisen; dieser war auch tatsächlich einige Jahre Marktrichter.
Wenn wir von der erwähnten Aschacher Hausinschrift absehen, finden wir zunächst im Protokolle der Herrschaft Ottensheim 1591 I 14 einen Daniel Maguth zu Waldkirchen, der als Schiedsrichter in einem Streite zwischen dem Oberneukirchner Jeronimus Holzhammer und Thomas Kholl zu Perndorf auftritt. Möglicher weise liegt hier ein Irrtum in der Ortsbezeichnung vor, denn auch dieser Daniel war der Sachlage nach da¬mals wohl in Oberneukirchen, welcher Ort oft kurzweg Neukirchen genannt wurde, sesshaft, wobei eine Verwechslung zwischen Neu- und Wald- immerhin verkommen konnte. Es ist jedenfalls derselbe Markhutt, der im gleichen Herrschaftsprotokoll 1594 IX 28 (Bd.2, Bl. 181) als Bürger zu Oberneukirchen unter den Heiratsleuten (Trauzeugen) in einem Heiratsbriefe vorkommt.
Kurz vorher, zu Georgi 1594, kommt er auch im Marktgerichtsprotokolle von Oberneukirchen zum ersten Male vor, und 1595 XI 4 ist er als Marktrichter bezeichnet. Die Eintragungen in diesem Protokolle stammen um diese Zeit vielfach von seiner Hand. 1604 VIII 8 gebraucht er nämlich in einer Quittung, die uns später noch beschäftigen wird, die Wendung „Ich Daniel Markutt“.
Er kommt um diese Zeit mehrmals als Gerhab (Vormund, Kurator) vor und zwar der Baumgartnerischen Kinder, einer Tochter Egid Staudings, Paul Mahringers sel. nachgelassener Kinder und zuletzt neben Hans Holzhammer, Bürger zu Oberneukirchen, und Stephan Möstel, Bürger zu Leonfelden, für die Hans Neintlingerischen Kinder.
Er ist auch in einem Lehensbescheide der Herrschaft Waxenberg genannt (1604 III 8), da er mit einem Ratsbürger von Oberneukirchen gemeinsam für die Frühmessstiftung daselbst um Wiederbelehnung mit dem Reittergute in der Pfarre St. Peter einschreitet.
1597 VI 2 verkauft er seine bürgerliche Behausung im Markt Oberneukirchen, zwischen Paul Piberauers und Mathies Oßbergers beider Bürgerhäuser liegend, an Florian und Barbara Königsdorfer. Er ist im Kaufvertrage ohne Ehegattin genannt und in der Kaufquittung von 1600 VI 12 scheint er „mit seinen Erben“ auf, sodass er damals Witwer gewesen sein dürfte. Vielleicht hat er schon damals die Absicht gehabt, Oberneukirchen zu verlassen. Sicher aber war dies der Fall, als er 10 Jahre später neuerlich eine bürgerliche Behausung im Markte, zwischen Hans Holzhammers und Paul Reierschlagers Häusern kaufte, denn bei diesem Kauf ist „abgerödt und Außtrucklichen vermeldt worden, ob auf des Markhut Lynii Khain Erb oder befreundter vorhanden wer, der zu der Behausung stehe oder khauffen wolt, so solt Elias Holzhammer als Herrn Khaysers Stiefsohn die Anfeilung und zu der Behausung zu stehen hoben“.
Dieses Haus hatte dem verstorbenen Hieronymus Holzhammer gehört, der sich um 1503 mit Susanna, einer Tochter des Michael und der Beatrix Habringer in Zwettl verheiratet hatte , welcher Ehe der obgenannte Elias Holzhammer entspross. Da sich die Witwe aber mit dem Ottensheimer Ratsbürger Martin Kayser wiederverehelichte, wurde das Oberneukirchnerhaus verkauft. 1602 VI 18 ist das Nachbarhaus des Paul Reitterschlager als zwischen dem des Hieronymus Holzhammer und dem Frühmessbenefizium gelegen bezeichnet; das von Daniel Markut erkaufte Haus ist also das zweitnächste Nachbarhaus vom Frühmessbenefizium, somit das jetzige Haus Nr. 4 im Markte Oberneukirchen, das bis 1731 in der Familie Marckhgott und dann in der einer verheirateten Marckhgott Tochter, in der Familie Pichler, bis 1876 verblieb (s. unten).
Durch die Erwerbung dieses Hauses rückte Daniel auch in die Reihen der Ratsbürger ein, denn wir finden ihn 1607 IV 28 bei einem Kaufe als „Ratsfreund“. 1608 III 24 bekleidet er während des Interregnums zwi¬schen den Marktrichtern Hans Neintlinger und Wolf Holzhammer diesen Posten als „angesetzter Marktrichter“.
Spricht nun schon die von Daniel eingegangene Bedingung, das Haus in seiner Linie weiterzuvererben, im Zusammenhang mit der Tatsache, dass es darauf durch mehrere Generationen im Besitz der Familie geblieben ist, dafür, dass dieser Daniel Markutt als Stammvater dieser Linie, welche wie weiterhin dargetan werden wird, bis zu uns führt, anzusehen ist, so werden die Zusammenhänge noch besonders durch 2 Quittungen aufgehellt, die sich im Oberneukirchner Marktprotokoll finden.
1604 VIII 3 quittieren nämlich 1. Sigmund und Martha Mahringer an Stelle ihres + Vaters Hans Mahringer, 2. („Ich“) Daniel Markut als Gerhab der Michael, Maria, Katharina und Barbara Mahringer anstelle deren + Vaters Paul Mahringer, 3. Magdalena (+ 1614, siehe unten) des Georg Neusserlingers Ehefrau, 4. Daniel Markhut anstelle seiner Hausfrau Katharina, 5. Michael Markhut für sich und seinen Bruder Benedict Markhut, 6. Regina, Witwe nach verstorbenen Thomas Ghusenbauer ein Erbgut nach Leopold Stumplmilners erster Gattin Anna.
Diese Anna – auch Anna Maria – war, wie aus einer unter den wenigen erhaltenen Handschriften des Marktarchivs Oberneukirchen in OÖ. Landesarchiv, das noch nicht aufgestellt und katalogisiert ist, von mir aufgefundenen Eingabe (Betzettel) derselben von 1591 III 4 um Fertigung ihres Testamentes – übrigens ein sehr bemerkenswertes Schriftstück mit den Siegeln der 7 Zeugen – hervorgeht, vor ihrer Ehe mit Stumpfmilner mit Hanns Holzhaimer verheiratet.
Daniel Markhut kommt hier zweimal vor; ein anfänglicher Zweifel, ob der mit „Ich“ bezeichnete, also der Oberneukirchner Marktschreiber, der die Eintragung offenbar eigenhändig vorgenommen hat, und der zweite Daniel dieselbe Person wären, löste sich bei genauer Betrachtung der Schrift in ihrer photographischen Wiedergabe; es zeigt sich nämlich, dass der Schreiber bei der zweiten Erwähnung des Namens ursprünglich „mei-ner Hausfrau“ schreiben wollte; die erste Schlinge des m ist noch zu sehen und das in den Zug der Schrift gar nicht hineinpassende und als Großbuchstabe gar nicht motivierte S bei „Seiner“ lässt die Überschreibung der zweí anderen Teile des m deutlich erkennen.
Daniels Gattin hieß somit Katarina und kann wohl nur eine geborene Mahringer gewesen sein. Die Mahringer aber waren ein altes Müllergeschlecht aus der Gegend von Niederwaldkirchen. Der obgenannte Siegmund – vermutlich ein Neffe der Catarina – kaufte 1599 VI 25 als „Mühljunge“ mit seiner Frau Sara die Krennmühle in der Nachbarspfarre St. Johann. In der Quittung treten nun aber auch 2 neue Namensträger auf, die Brüder Michael und Benedict Markhut. Michael werden wir später als den Hausnachfolger Daniels in Oberneukirchen und Benedict ebenso in Aschach antreffen. Dass sie in der Quittung neben ihrer Mutter aufscheinen, hat seinen Grund offenbar darin, dass Katarina in der Zeit zwischen dem Tode der Erblasserin und der Erstellung der Erbsquittung verstorben ist. Der Witwer Daniel erbte nach ihr gleich seinen 2 Söhnen einen Kindsteil und gleicherweise kam ihnen daher auch das der Catarina zugefallene Vermächtnis der Anna Stumpfmilnerin zu. Bestärkt wird diese Auffassung noch durch die Verzichtsquittung von 1614 V 23 , in der im wesentlichen dieselben Personen, die nun hier ausdrücklich als Geschwister und Geschwisterkinder bezeichnet sind, dem Michael Markhut gegenüber erklären, hinsichtlich des Erbgutes, des ihnen laut Testament der nunmehr verstorbenen, in der ersten Quittung genannten Magdalena Neusserlingerin zugefallen war, befriedigt zu sein.
Da die Paul Mahringerischen Kinder nunmehr durch Hans Steftenberger, Bürger und Schmied in Leonfelden, der eine Caterina – offenbar Tochter des Paul Mahringer – zur Frau hat, vertreten sind, kommt Daniel Markhut hier nicht mehr vor, denn auch als Gatte bzw. Witwer nach Catarina hat er mit der Sache nichts zu tun, da ja Catarina schon vor der jetzigen Erblasserin gestorben ist und ihre Kinder Michael und Bendedict direkt erben. Regina, die Witwe Ghusenpauer, hat sich mittlerweile mit Ambros Huebmer, Bürger in Hellmonsödt, verehelicht. Als Hans Mahringerische Kinder scheinen die mit Andreas Wurzinger zu Wurzing in der Pfarre St. Johann und Joachim Enzelsperger begerhabter Wolf und Eva statt früher Siegmund und Martha auf.
Wichtig für uns ist außer der Angabe des Verwandtschaftsverhältnisses, dass sich unter den quittierenden weiters Benedict Markhut „noch ledigen Stands zu Aschach“ befindet. Da dieser Benedict, wie weiter unten ausgeführt werden wird, eher sicher ein Sohn des Daniel ist, trifft dies auch bei seinem Bruder Michael zu, und wir können somit unseren Familienstamm von Daniel an in ununterbrochener Reihenfolge bis zu uns verfolgen.
Wir müssen uns daher auch zuerst mit den weiteren Schicksalen Daniels befassen und diese führen uns wieder nach Aschach, während er in Oberneukirchen nur noch einmal und zwar 1616 VII 4 als Trauzeuge in einem Heiratsbrief genannt ist. Es heißt hier zwar „derzeit Bürger im Markt Oberneukirchen“, aber das ist hinsichtlich des Ortsnamens sicher ein Schreibfehler, wie sich schon aus dem „derzeit“ ergibt, das bei einem dauernd in Oberneukirchen ansässigen Bürger keinen Sinn hätte; auch hieße es in diesem Fall sicher „allhier“. Außer diesem Hinweis findet sich in Oberneukirchen ab 1608 nichts mehr über Daniel Markhut.
Wohl aber ist in der Marktkämmererrechnung von Aschach 1600 IV 8 eine Anna Markhutin genannt. Unter diesem Datum verrechnen die Markt¬kämmerer die Ausgabe für von dieser gekaufte Leinwand zum Bett des Prädikanten. Diese Rechnung ist in zwei Stücken, offenbar Ur- und Reinschrift, vorhanden. In der Urschrift ist der Name infolge Zeilenendes getrennt – Marckh=Gottin – also genau in der heutigen Schreibweise geschrieben. In einer Aufschreibung über Freigeld und Schätzungen 1607 – 1611 kommt sie als Anna Morcutin, 1619 III 30 wegen Christof Harezeder, ihres gewesenen Ehegatten, vor, der, wie aus der Spitalsrechnung 1607 – 1609 hervorgeht, 1607 XI 21 begraben wurde, wobei das Bahrtuch vom Bruderhause entlehnt war. Im Urbar 1608 scheint sie für die Jahre 1608 – 1610 als Christof Harezeder sel. nachgelassene Wittib mit einem Hausdienst von 20 d auf.
Daraus geht hervor, dass sich die Witwe Harezeder ungefähr anfangs 1608 mit einem Markhut wiederverehelicht hat. Dieser kann, da Benedict 1616 noch ledig ist, wohl nur Daniel sein, der zur selben Zeit Oberneukirchen verlassen hat. Wohl scheint er in Aschach außer seinem Sohn Benedict noch andere Verwandte gehabt zu haben, denn 1612 X 14 ent¬lehnt Daniel Markhut das Bartuch zur Beerdigung seiner Muhme; die Nachricht in einem Häuserverzeichnis von etwa 1610 , wonach das Gartel bei Georg Schuepacher Haus von Michael Markhut kommen ist, bezieht sich vielleicht auf einen älteren Vorfahren, wahrscheinlich aber auf Daniels Sohn Michael, der ja erst anlässlich der Hausübernahme in Oberneukirchen dorthin gekommen zu sein scheint und möglicherweise früher in Aschach weilte; im Urbar von 1608 kommt er allerdings nicht vor.
1615 IV 18 scheint in Aschach wieder ein Markhut – offenbar der bereits 1612 erwähnte Daniel – u. zw. diesmal in ratsbürgerlicher Funktion (wahrscheinlich Viertelmeister) in den Marktkämmererrechnungen auf. 1616 IV 1 ist er als Marktrichter bezeichnet. Er ist also derselbe, der in dieser Eigenschaft 1617 XI 30 und 1620 III 12 Urkunden siegelt, die sich im oö. Landesarchiv finden. Das Siegel enthält die Hausmarke mit der Umschrift: „Daniel Marckhuth“.
In der Marktrichterrechung des Thomas Pissreitter verrechnet dieser Freigeld, das vom 1. Jänner bis 17. Februar 1619 von seinem Amtsvorgänger Daniel Markhut vereinnahmt wurde. Dieser bekleidete somit das Richteramt von 1616 bis Anfang 1619, also durch ein normales Triennium. Als Marktrichter bestätigt er auch das die Jahre 1615 – 1617 umfassende Heft der Marktkämmererrechnungen. Die eigenhändige Fertigung dieser Handschrift habe ich mit der eigenhändigen Schreibung dieses Namens im Oberneukirchner Protokolle (siehe oben) verglichen und die völlige Gleichheit feststellen können, so dass der Beweis, dass der Oberneukirchner Marktschreiber und der spätere Aschacher Marktrichter ein und dieselbe Person sind, wohl als erbracht angesehen werden kann. Daniel Markhut scheint 1631 XI 3 einmal als angesetzter Marktrichter auf. Dass er in einer später verfassten Richterliste zum Jahre 1622 als Richter angeführt ist, beruht aber offenbar auf einem Irrtum.
Da zum Marktrichteramt nur ältere Ratsbürger gelangten, muss angenommen werden, dass Daniel 1616 mindestens 50 Jahre alt war; sein Geburtsjahr wäre also vor 1566 anzusetzen. Da aber sein Sohn Michael, wie wir noch sehen werden, um 1580 geboren wurde, müsste Daniels Geburtsjahr noch um etwa 10 Jahre vorverlegt werden.
In den nur bruchstückweise vorhandenen Quellen kommt Daniel Markhut noch bis 1632 vor; 1632 V 3 aber verrechnen die Markt-kämmerer „von der Marckhottin, so ihr die Clagmändl und Baartuch geliehen worden fl 2“ und in der Richteramtsrechnung Wolffen Thomasens (Wolfgang de Thomasis) ist die Markhutische Verlassenschaft und Hauswehrung erwähnt. Auch die Spitalsrechnung führt um diese Zeit Daniel Markhut „seel.“ als Schuldner für 4000 Schindeln an, die er vom Bruderhaus entlehnt hatte.
Daniel Markhut dürfte also im Jahre 1632, wenn die oben angestellte Schätzung seiner Geburtszeit zutrifft, gegen 80 Jahre alt gestorben sein. Das Steuerrückstandsregister 1626 – 1634 führt die noch ihm rückständig verbliebenen Steuern an.
In der Aufzählung der Rückstände heißt es hier „mer weeg. Benedict Marckhuets doppelte Ristgeldt 4 fl“ und im Steuer- und Abgabenregister 1634 – 1633 kommt dieser Benedict 1635 III 17 mit einer neuen Anlage vor. Allerdings ist Benedict schon vor Weihnachten 1634 gestorben. Nach ihm kommt in den Steuerregistern von Aschach ab 1636 neuerdings ein Michael Markhut vor , welcher der Hausnachfolger war. Dieser Michael dürfte wohl sein in Oberneukirchen wohnender Bruder sein.
Die Kirchenbücher der Pfarre Hartkirchen, zu der Aschach damals gehörte, sind bei der Zerstörung des Pfarrhofes im Bauernaufstand 1626 vernichtet worden. Spätere beginnen zwar 1633, haben aber, wie mir mitgeteilt wurde, für die hier in Betracht kommenden Zeiträume durch Nässe so gelitten, dass sie unleserlich geworden sind. Aus ihnen können wir daher keine Nachrichten über den eben besprochenen Personenkreis schöpfen. Auch sonst konnte ich bisher keine Spur finden, wohin die Nachkommen der Aschacher Familie Markhut gekommen sind, so dass die Annahme nicht unbegründet erscheint, dass sie mit Benedict ausgestorben wären, worauf dessen in Oberneukirchen lebender Bruder Michael den ererbten Aschacher Besitz veräußert hätte.
Michael Markhut ist um 1560 geboren: Dieses Jahr lässt sich annähernd bestimmen, da Michael mehrmals als Zeuge in Geburtsbriefen vorkommt, wobei sein Alter angegeben ist, u. zw.: 1651 I 5 im Schulischen Geburtsbrief mit „bey 67 jar alt“, 1651 XII 12 im Königstorfferischen Geburtsbrief mit 73 Jahren und 1652 III 18 in Tremelmayrischen Geburtsbrief mit „bey 72 Jahren“ .
Zum ersten Male wird Michael hier in der mehrerwähnten Quittung von 1604 VIII 3 genannt. Leider weist das Briefprotokoll um jene Zeit zahlreiche, oft mehrjährige Lücken auf; das nächste Mal scheint Michael 1609 XI 4 u. zw. bereits als Bürger zu Oberneukirchen auf, wo er den Neintlingerischen Mitgerhaben das Heiratsgut seiner Hausfrau Susanna quittiert. Kurz zuvor, 1609 17 24, ist noch Daniel Markhut Bürger zu Ober¬neukirchen neben diesen als Gerhab in derselben Pflegschaft genannt . Es muss also wohl erst Mitte 1609 die Hausübergabe von Daniel an Michael und die Eheschließung des letzteren mit Susanna Neintlinger stattgefunden haben. Leider sind beide Ereignisse als solche nicht beurkundet. Aus einem 1619 VII 13 ausgestellten Geburtsbriefe für die Neintlingerischen Kinder: Abraham, Hans, Tobias, Zacharias, Baltasar, Susanna und Helene geht hervor, dass diese die Kinder des Hans Neintlinger, Ratsbürger zu Oberneukirchen (und einer der oben erwähnten 7 Testamentszeugen von 1591), und der Barbara Fraunschmidt, Tochter des Stephan Fraunschnidt, Hammerschmieds zu Waldschlag, und dessen Hausfrau Margaretha sind.
Im Zusammenhang mit der Neintlingerischen Erbschaft wird auch des öfteren eine Barbara Mülner, Frau des Gregor Mülner, Bürgers und Schneiders zu Aschach, erwähnt, doch konnte ihre verwandtschaftliche Stellung auch bei Heranziehung von Aschacher Quellen – in denen wohl die Namen Neintlinger und Mülner vorkommen – nicht festgestellt werden. Helene Neintlinger hat einen Christoph Gärtner, Inwohner zu Rohrbach, geheiratet, der 1616 VII 4 den Neintlingerischen Gerhaben Erbgut seiner Frau quittiert. In einer späteren Quittung in derselben Sache – das Protokoll weist hier eine mehrjährige Lücke auf, für die der Platz ausgespart ist; die leeren Blätter wurden von einen Mitglied der Familie Mayrhofer, Tischlermeister, zu geschäftlichen Aufschreibungen benützt – ist er als Schulmeister zu Andau im Königreich Böhmen bezeichnet. Abraham ist scheinbar 1622 gestorben, denn 1622 XI 17 quittieren die Neintlingerischen Gerhaben ihrer Pupillenfreundlichen Schwägerin Anna, des Hans Geyer, Bürgers zu Leonfelden, ehelicher Hausfrau, das Legat, das Abraham Neintlinger, dieser Anna erster Hauswirt, seinen Geschwistern hinterlassen hat.
In übrigen kommt Michael Markhut nun bis zu seinem Tode in zahlreichen Eintragungen in Oberneukirchner Briefprotokollen vor, welche aber für unsere Familiengeschichte nur insoweit von Belang sind, als sie diesen Vorfahren für die Zeit von 1613 bis 1654 in seiner Eigenschaft als Ratsbürger, 1643 bis 1645 auch als Marktrichter aufweisen .
Er ist 1655 gestorben. Die Verlassenschaftsabhandlung findet sich als letzte des Jahres 1655 , leider fehlt gerade dieser Eintragung der Schlussteil. Offenbar sind die betreffenden Blätter, noch bevor das Protokoll gefunden wurde, zu Grunde gegangen. Die Abhandlung ist daher weder datiert noch ist die Erbteilung enthalten, aus welcher wohl mehr über die Söhne und Töchter – hinsichtlich der letzteren jedenfalls Name und Aufenthaltsort ihrer Ehegatten – zu erfahren gewesen wäre als aus dem ersten Teil der Abhandlung.
Immerhin geht aus derselben hervor, dass Michael Markhut außer der Witwe Susanna die Söhne Johannes, Ernreich und Jeremias und die Töchter Maria, Anna, Susanna und Rebecca hinterlassen hat, weiters, dass der Sohn Johannes Stadtrichter zu Steyregg, Ernreich in Wien und Jeremias abwesend war. Ihm werden Hans Riepl, Ratsbürger zu Oberneukirchen, und Hans Stumpner, Bürger zu Zwettl, zu Gerhaben bestellt und es scheint sein Heiratsgutanspruch ebenso wie der der Tochter Rebecca Lepolter unter den Verlassenschaftspassiven auf. Über die 3 weiteren, im Eingang der Abhandlungsniederschrift genannten Töchter erfahren wir aus der unvollständig erhaltenen Quelle nichts.
Auch die Oberneukirchner Kirchenbücher geben für diese Zeit wenig Auskunft, da die Geburtsdaten der Kinder jedenfalls vor dem Matrikenbeginn 1625 liegen und Trauungen vor 1677 nur für die Zeiträume 1629 – 1663 und 1673 – 1674 u. zw. offenbar auch da zeitweise nur lückenhaft vorkommen. Aus einer fast unleserlichen Eintragung ist herauszubekommen, dass 1629 VI 3 eine Tochter Michael Marguets, Bürgers in Oberneukirchen, einen Johannes Schneider in Oberneukirchen heiratete; die Gallneukirchner Matrik zeigt gewissermaßen zur Ergänzung aber erst unter 1629 VII 3 lediglich auf, dass sich Hanns Schneider, Bürger und Handelsmann, mit „Maria Virgo“ verehelicht habe, ohne deren Herkunft zu erwähnen. Da eine Maria in der Abhandlung genannt ist. handelt es sich offenbar bei beiden Eintragungen um die Eheschließung dieser Tochter Michaels Markhuts. Hingegen ist die Ehe des Johannes Markhut mit einer Steyregger Bürgerswitwe (s. unten) 1633 X 9 lesbar verzeichnet. Da Sterbefälle erst ab 1685 eingetragen sind, lässt sich das genaue Todesdatum Michael Markhuts nicht feststellen.
In der Abhandlung wird die Behausung mit 350 fl angeschlagen; die Fahrnisse bestanden außer einigem Silbergeschirr aus Kupfergeschirr, Leibkleidung (wovon ein stahlgrüner Tuchmantel und ein paar Hosen aus Seidenzeug dem Jeremias zufallen), Bettzeug, Möbel und Hausrat, dann 4 Kühe und 1 Schwein sowie landwirtschaftliche Geräte. Die Aktiven betrugen 683 fl 14 xr, die Passiven aber 701 fl Hier bricht die Nieder¬schrift ab, sodass nicht zu ersehen ist, was angesichts der Überschuldung des Nachlasses marktgerichtlich verfügt wurde; es scheint aber, dass er den Erben gegen Bezahlung der Schulden eingeantwortet wurde.
Vom kulturellen Standpunkt sind die 2 Bücher bemerkenswert, die die Inventur aufzeigt, nämlich die katholische Hauspostille und eine „Cosmographie“, also ein Geographiebuch, vielleicht Atlas. Sehr schade ist, dass der Inhalt einer kleinen Truhe, „darein die Brieff ligendt“, nicht erhalten geblieben ist; er wäre sicher eine Fundgrube von Material zur Familiengeschichte gewesen.
Die Schulden bestanden hauptsächlich in Warenschulden an die böhmischen Handelsleute Herrn Capeto, Frauen Braunmillerin und Perneggerin 250 fl, dann an die Familienmitglieder Hans Markhut, Stadt¬richter in Steyregg, 103 fl 57 xr, Ernreich in Wien 75 fl und wie bereits erwähnt für Jeremias und Rebecca das Heiratsgut mit je 50 fl.
Wir erfahren auch aus dieser Abhandlung, dass Michael Markhut die Hausgründe und wohl auch die von der Marktgemeinde gepachteten Loose nicht selbst bewirtschaftete, sondern dies durch den Bauern König in Schaffetschlag besorgen ließ, dem er dafür 14 fl schuldete. Die Marktanlege für Jeremias wegen der Gemeinlüsse für 1655 scheint auch u. zw. mit 1 fl 46 xr auf.
Die Erben verkauften 1656 V 17 die erblasserische bürgerliche Behausung an Johann Herosch, ledigen Fleischhacker; durch diesen kam das Fleischhauergewerbe auf das Haus. Der Kaufpreis betrug 350 fl, außerdem wurde ein 3 jähriges Wohnrecht der Witwe und das Vorkaufsrecht für die Michael Markhutischen Erben ausbedungen.
1653 VI 4 quittieren sodann die hier nicht einzeln genannten Erben durch Johann Markhut Stadtrichter zu Steyregg dem Hans Herosch, der nun bereits Bürger genannt ist, den Kaufschilling.
Susanna ist wohl nach Ablauf der 3 Jahre nach Zwettl gezogen, denn sie ist offenbar mit der lt. einer kirchenbücherlichen Eintragung in Zwettl 1665 III 30 dort gestorbenen „alten Margottin, vidua“ identisch. Über Johannes Markhut findet sich reichliches Material in den Steyregger Kirchenbüchern. Im OÖ. Landesarchiv konnte ich später die Stadtgerichtsprotokolle benutzen. Laut Altersangabe in dort aufgezeichneten Geburtsbriefen ist er im Zeitraume 1608 – 1612, also wohl 1610 geboren. Die in Oberneukirchen 1638 X 9 aufscheinende Ehe des Johannes ist in Steyregg einige Wochen früher, 1630 IX 12 eingetragen. Hiernach hat derselbe die „honesta Domina Maria Magdalena Ramerin, vidua in Steyreck“ geheiratet; als Zeugen sind Michael Ortner, Schiffer und Bürger in Steyregg, und Johannes Guessner, Wirt daselbst, genannt. Ihr erster Gatte, Stephan Ramer (Ramair), Stadtrichter und Wirt in Steyregg, ist 1637 I 24 dort im äußeren Friedhof begraben worden. Er hatte die Marie Magdalena, Tochter des Georg Kolb und der Katharina, dessen Ehefrau, 1635 ….. 8 als Witwer geheiratet, nachdem seine erste Gattin Martha 1634 XII 1 gestorben bzw. begraben worden war. Diese ist in der Matrik „haeretica“ bezeichnet, wurde aber laut dieser Eintragung über Bitten und Bewilligung mit den heiligen Sakramenten versehen und katholisch bestattet.
Als Kinder des Johannes und der Magdalena scheinen auf:
1. Johann Jakob, geb. 1639 VII 18, + 1646 VIII 21.
2. Johann Ernreich, geb. 1640 VI 24, + 1678 IX 9, in der Todeseintragung ist er Henricus genannt, welchen Namen ich auch anderwärts eini¬ge Male als lateinische Form für Ernreich gefunden habe, woraus sich Ernreich = Heinrich ergibt.
3. Johannes Christoph, geb. 1642 II 5; er erscheint 1601 in der Abhandlung nach seinem Vater als kaiserl.-landgräflicher Überreuther in Wien (vielleicht Kurier des kaiserl. Vicedom-Amtes) auf.
4. Gottlieb, geb. 1643 II 10; seine Sterbeeintragung habe ich nicht gefunden, er ist aber in der cit. Abhandlung als gestorben erwähnt, also vor 1681.
5. Anna Barbara, geb. 1644 V 30; sie ist laut derselben Quelle mit Paul Biberhover, Bürger zu Schwertberg, verheiratet;.
6. Anna Katharina, geb. 1645 X 22; diese heiratete 1675 X 7 den Goldschmied (aurifaber) Johann Andreas Hambpurger; leider ist dessen Domicil in der Matrik nicht genannt; in der Abhandlung von 1681 ist sie nicht erwähnt; sie dürfte also vorher ohne Hinterlassung von Leibeserben verstorben oder bei ihrer Heirat voll ausbezahlt worden sein, doch vermisse ich im Steyregger Protokoll eine dies bezügliche Verzichtsquittung; allerdings könnte diese auch bei ihrer neuen Obrigkeit errichtet worden sein.
7. Susanna, geb.1647 IV 30, + 1650 VI 8,
8. Michael, geb.1649 V 24,+ 1650 IV 5 und
9. Zacharias, geb. 1651 II 19; er heiratete 1679 V 16 in Aggsbach NÖ. als Ratsbürger und Gastgeb dortselbst. Auf ihn hatte mich, noch bevor ich die Steyregger Protokolle benützen konnte, der Hochw. emerit. Dechant von Gmünd in Kärnten, Georg Broll, der seinen Ruhestand als Archivar im Schlosse Persenbeug verbrachte, in dankenswerter Weise aufmerksam gemacht. Die daraufhin von mir vorgenommene Erhebung in der Aggsbacher Matrik verlief hinsichtl. seiner nunmehr geklärten Abstammung ergebnislos, denn die Eintragung dieser Ehe ist leider unvollständig: „ den 16. Mai ist copulirt worden der ehrengeachte Herr Zacharias Markott, weil. des ehrn. ……………. Herrn Bürger und Gastgeb.“ Die auspunktierten Stellen sind nicht etwa verblasst und unleserlich geworden, sondern von Anfang an leer geblieben, was schon damals darauf hinwies, dass es sich um keine von früher her ortsansässige Familie handelte; Name und Aufenthaltsort des Zacharias waren dem Pfarrer daher unbekannt, wahrscheinlich unterblieb dann auch die sonstige Vervollständigung der Eintragung, so dass auch Name und Herkunft der Braut fehlen. Sie ist aber jedenfalls jene Elisabeth, die dort 1605 II 17 als Gattin eines Ratsbürgers und Gastgebs (der Familienname ist nicht genannt) begraben wurde. Kinder dieses Paares konnte ich aus der Aggsbacher Taufmatrik nicht feststellen.
Nach dem Tode seiner ersten Frau hat Zacharias 1685 V 1 nach Persenbeug, damals Pfarre Gottsdorf NÖ, geheiratet und zwar Anna Maria, die Tochter des dortigen Schiffmeisters Christof Zehetner und seiner Gattin Christina. Zacharias starb 1723 V 30 in Persenbeug und wurde 1723 VI 1 im Pfarrfriedhof zu Gottsdorf begraben. Aus dieser zweiten Ehe entstammt außer zwei früh verstorbenen Kindern ein Sohn Adam Josef (geb. 1693 XII 13 Gottsdorf), der sich mit Anna Maria Hörmannseder verehelichte. Dieser Ehe entstammten 5 Kinder:
Josef Andreas, geb. 1724 XI 27, gest. 1724 XI 22 (offenbar Schreibfehler in der Mitteilung),
Maria Magdalena, geb. 1728 XI 19,
Anna Clara, geb. 1731 VI 7 und
Johann Peter, geb. 1734 V 3.
Ob es mir noch möglich sein wird, diesen Stamm noch weiter zu verfolgen, weiß ich nicht.
Habe ich hier dank der Mitteilung des Herrn Dechant Broll einen ganzen Zweig unserer Familie eingliedern können, so ist das nicht der Fall hinsichtlich eines gleichzeitig in Kleinpöchlarn sesshaften Georg Markhutt. Seine und seiner Frau Barbara Tochter Justine heiratete 1690 IX 5 in Gottsdorf den Mathias Frankwitz in Persenbeug. In einem Geburtsbriefe von 1631 VI 13, für seine damals lebenden 6 Kinder ausstellen lässt [sic], sind diese genannt: Ernreich, Johann-Christof, Gottlieb und sowie Barbara und Katarina. Die Mutter Maria Magdalena ist 1678 II 14 im 74. Lebensjahr gestorben und Johannes heiratete sodann 1680 I 16 die Maria Ursula Lech¬ner. Diese Ehe scheint kinderlos geblieben zu sein.
Johannes, der sich übrigens meist Margott schreibt, wird in den Matriken mehrmals mit dem Beisatze „vulgo Marku“ bezeichnet, was offenbar eine Verballhornung der älteren Schreibweise des Namens ist. Er scheint bei der Herrschaft (bis 1655 die Jörger – allerdings waren diese Güter landesfürstlich beschlagnahmt –, dann die Ungnad von Weissenwolff) in gutem Ansehen gestanden zu sein, denn bei seinen Söhnen scheint als Taufpate Johann Jakob, Sohn des 1638 VII 30 verstorbenen landesfürstlichen Präfekten der Burg Steyregg Abraham Fraunhoffer auf, und bei den Mädchen Barbara, die Witwe des letzteren, die damals mit ihrem Sohne in Linz lebte, wo dieser studierte. Offenbar des seltenen Falles wegen ist in der Matrik bei der Taufe Johann Jakobs der Pate ausdrücklich als „adu¬lescentulus 13 annorum“, als 13 jähriger Knabe bezeichnet; 1651 ist er schon Hofschreiber der Herrschaft Steyregg. Da die Stadt Steyregg der dortigen Herrschaft unterworfen war, so bedurfte auch die Bestellung des Stadtrichters der Konfirmation durch dieselbe. Johannes bekleidete das Amt 4 mal und zwar 1645 – 1648, 1653 – 1659, 1670 – 1673 und in seinem Todesjahr 1681.
Er starb auf einer Reise nach Niederösterreich, wo er für sich und seinen Bruder Jeremias Geschäfte – wohl Weineinkäufe – zu besorgen hatte, bei seinem Sohne Zacharias in Aggsbach. Die Abhandlung von 1681 XII 13 , die in Anwesenheit des Jeremias gepflogen wurde, weist als Erben die 3 Kinder Christof, Zacharias und Anna-Barbara verehelichte Biberauer aus. Die Liegenschaften sind die Schwendtnerische Behausung 200 fl und sonstige Grundstücke 414 fl, zusammen 614 fl. Diese Grundstücke hat Johannes, wie aus dem Stadtgerichtsprotokoll hervorgeht, zu verschiedenen Zeiten erworben, sie sind auch im Urbarium der Stift Passauer lehenbaren Herrschaft Steyregg vom Jahre 1668 ausgezeigt. Ihre Anfüh¬rung hier würde zu weit führen; einige davon hat Johannes in seinen letzten Lebensjahren verkauft.
Interessant ist die Wehrausrüstung des + Stadtrichters: 3 Pistolen samt 2 Haltern, 1 Carabiner, 5 Pulverflaschen samt 3 Pfannen und 1 Paar Pusazen (?), außerdem mehrere Lederkoller.
Den Kindern schuldet der Verstorbene mehrere Legate aus der Kolbischen Verwandtschaft ihrer Mutter, so insbesondere nach Rosina Huebmerin . Darin sind als Kolbische Geschwister angeführt:
1. Christian Kolb, Perg an Urfahr zu Taffersheimb, Steyregg Untertan,
2. Maria Magdalena, verehel. Markhutt,
3. Elisabeth Pitsch, Wittib und
4. Susanne, des Lazarus Lockher, Gerichtsprokurator in Regensburg Hausfrau.
Die Witwe Maria Ursula ehelichte 1682 II 8 Johann Puschleitner aus Zizlau, der auch die Begleichung der Erbteile und Passiven übernahm, doch starb sie schon 1683 X 21, 46 Jahre alt.
Von Michaels Sohn Ernreich Markhut konnte ich bisher, da mir persönliche Nachforschungen im Wiener Stadtarchiv nicht möglich waren, nur über schriftliche Anfrage erfahren, dass er dort im Juli 1645 als Neubürger verzeichnet ist und in den Jahren nachher als unbehauster Steuerzahler und Leinwather (Leinwandhändler) aufscheint. Testament und Abhandlung fehlen. Dagegen sind an Testamenten und Abhandlungen von Trägern des Namens Margott in Archiv der Stadt Wien vorhanden:
„Johann Georg M. bürgerl. Bestandwirt zum schwarzen Bären, Gattin Justina, Bruder Johann, Schwestern Appolonia und Maria, Vater Johann, Mutter Justina, Kinder keine.
Justina II. , bürgerl. Wittib. war in erster Ehe mit Johann Martin Fuchs, bürgerlicher Bierleutgeb verheiratet, daraus ein Sohn Andre Stefan Fuchs, Kammerdiener beim Marquis de Stella. Name des zweiten Gatten nicht angegeben, vermutlich der 1700 verstorbene Johann Georg Margott, Bruder Hans Pfannhoffer zu Mariazell.“
Das zweite Regest kann sich aber ebenso gut auf das Testament der im ersten Regest erwähnten Mutter Justina des Johann Georg beziehen. Wenn letzterer ein Nachkomme Ernreichs war, hat die Familie die Türkenbelagerung Wiens 1633 mitgemacht. Es wäre gewiss interessant, dies¬bezüglich geschichtliche Feststellung zu machen. Es könnte sich aber auch um Nachkommen des Johannes M. in Steyregg handeln; der im ersten Regest genannte Vater Johann wäre dann wohl der 1642 II 5 geborene Johann Christof, der ja tatsächlich in Wien lebte. Aber auch von dem oben erwähnten Georg Markhut in Klein-Pöchlarn könnte dieser Johann Georg abstammen. Die dortigen Matriken beginnen leider erst 1690 bzw. 1700.
Im Wiener Stadtarchiv findet sich übrigens der Name Margott und ähnlich (wobei ich Mangott grundsätzlich ausscheide) um diese Zeit häufig in den Totenbeschauprotokollen; ich führe die bezüglichen Angaben und, soweit daraus zu errechnen, das Geburtsjahr an, um das so gewonnene Material, dessen Beschaffung ich Herrn Oberbaurat Dipl. Ing. Theodor Hengl verdanke, nicht ungenutzt zu lassen, auch wenn es für unsere Familie wahrscheinlich nicht von Belang ist.
1) 1714 II 15: Franz Margott, Corporal beim Schönbrunner Linien Thor an Lungendefekt und Durchbruch, 45 J. alt (geb. 1669)
2) 1720 X 26: Paul Margott, Anstreicher, im Avisischen Haus beim Franziskaner an der schwarzen Gallsucht, 45 Jahre alt (geb. 1675)
3) 1738 VIII 2: Johann Margott, ein armer Mann bei den barmherzigen Brüdern, an der Hektika, 64 J. alt (geb. 1674)
4) 1777 I 22: der ehrwürdige Herr Mathias Margoter, Weltpriester im Pfandlhaus in der Wollzeil, an der Lungensucht, 36 Jahre alt (geb. 1711)
5) 1762 IV 25: Anna Maria Margott, Soldatenwitwe am obern Neustift beim blauen Hirschen, am abzehrenden Fieber, 62 J. alt (geb. 1700) und
6) 1765 I 9. Franz Margotti (?) behauster Bürger, beim obern Jesuiten in seinem Haus, an innerem Brand, 63 J. alt (geb. 1702).
Außerdem kommen mehrere Sterbefälle in der Familie eines Jakob Margott, Lustgartner beim schwarzen Redl in Lichtenthal vor; die Altersangabe bei seiner Frau Katarina ergibt als deren Geburtsjahr 1679, so dass er wohl anfangs der 70er Jahre des 17. Jahrhunderts geboren sein dürfte.
Franz, Paul und Jakob sowie auch Johann gehören derselben Generation an; die ersten 3 könnten Brüder sein; Johann aber ist vielleicht der in vorstehendem Regest erwähnte Bruder Johann; er ist möglicher Weise jener, der laut Mitteilung des Stadtarchivs 1711, also wohl nachdem er seinen kinderlosen Bruder Georg beerbt hatte, unbehauster Bürger wurde und mehrere Jahre in den Steuerregistern vorkommt, bis er schließlich armutshalber ausscheidet. Der Priester Mathias Margoter, der Bürger Franz Margotti und der verstorbene Soldat, der die Witwe Anna Maria hinterließ, gehören aber schon der nächstjüngeren Generation an.
Hier sei auch noch erwähnt, dass sich um dieselbe Zeit auch in Bad Ischl ein Namensträger findet. Im oö. Landesarchiv findet sich die Abhandlung von 1669 V 17 bzw. 1669 VII 26 nach Blasius Margutt und dessen Ehefrau Katarina. Er war, wie aus einigen Aufzeichnungen im Briefprotokoll hervorgeht, Handelsmann in Ischl. Er hinterließ folgende Kinder: Magdalena, Ehegattin des Elias Manhart, Hueter in Ischl; Susanna, ledig doch vogtbar; Hans und Barbara, noch unvogtbar. Die beiden letzteren scheint der Vormund Kuchler zu sich nach St. Wolfgang genommen zu haben.
Erhebungen in Bad Ischler Pfarrmatriken haben nur den Todestag des Blasius, 1663 III 2, und die Taufdaten seiner Kinder, leider aber nicht die Angaben über seine Eheschließung, aus der wohl Aufschlüsse über seine Herkunft zu erhoffen waren, zu Tage gefördert. Die Kinder sind:
Maria Magdalena, geb. 1644 VII 14, verh. 1665 I 12 mit dem Witwer Elias Manhardt, Mitbürger und Hutmacher, dessen erste Gattin Susanna 1662 V 6 gestorben war.
Susanna, geb. 1643 V 18,
Maria Sabina, geb. 1652 VIII 1,
Johann Georg, geb.1655 III 24,
Maria Christine, geb.1656 IX 7, + 1660 I 13,
Johann Adam geb. 1658 IV 14.
Welcher von den beiden Johann der in der Abhandlung genannte Hans ist bzw. welcher von den beiden vorher gestorben ist, konnte ich nicht finden, ebensowenig Angaben über die in der Abhandlung genannte Toch¬¬ter Barbara.
Doch nun zurück zur Oberneukirchner Stammfamilie. 1665 I 3 quittiert Jeremias Markhudt „unter dem gärparischen Regiment zu Pferd in Herrn Graf Franz von Parra Compagnia bestellter Purier“ seinen Gerhaben den ihm noch seinem Vater Michael erblich zugefallenen Betrag von 52 fl 34 xr . Mit dieser Quittung ist der Beweis erbracht, dass der 1677 in Oberneukirchen als Hauskäufer auftretende Jeremias Margot wirklich der in der Abhandlung nach Michael Markhut erwähnte Sohn Jeremias ist, da in beiden Eintragungen seine militärische Zugehörigkeit übereinstimmt.
Jeremias diente, wie aus Aufklärungen des Kriegsarchivs über das „cärparische Regiment zu Pferdt“ hervorgeht, im Kürassierregiment Graf Caprara, das im Juli 1629 durch den bisherigen Kommandanten der Leibwache des Herzogs von Mecklenburg (Wallenstein), Obersten Ottavio Piccolomini, in Norddeutschland mit 7 Arquebusierkompagnien aufgestellt und 1633 in ein Kürassierregiment umgewandelt worden war. Seit 1656 war Ludwig Hieronymus Graf Caprara, seit 1663 Aeneas Sylvio Graf Caprara Regimentsinhaber; da es schon 1701 aufgelöst wurde, hatte es kein Nachfolgeregiment in der späteren österr. ungar. Wehrmacht.
Tatsächlich lag im Jahre 1644 – Jeremias war damals (nach der Altersangabe bei seiner Sterbeeintragung etwa 1616 geboren) 28 Jahre alt – das Regiment „Alt-Piccolomini“, welches laut Mitteilung des Kriegsarchivs mit dem nachmals Graf Caprara’schen Regiment identisch ist, in Oberösterreich und zwar, wie aus der Quartier-Austhaillung vom 28. January ao. 1644 hervorgeht, u. a. mit je einer Kompanie zu 80 Pferden im Markt Ottensheim und Leonfelden, in Schenkenfelden und Neumarkt und in Hellmonsödt, Reichenau und Gallneukirchen. In Oberneukirchen selbst lag allerdings ein anderes, das Don Felice’sche Regiment einquartiert.
Jeremias hat sich wahrscheinlich damals bei Piccolominis Kürassieren anwerben lassen; vielleicht aber schon 1632; Pillwein berichtet nämlich „1632 baten die Landstände den Kaiser um eine Landesbesetzung, welche sie auch erhielten. Da Wallenstein im nämlichen Jahre eine Werbung zu einer Armee gegen Gustav Adolf begann, so fingen in Linz bereits die Lebensmittel zu mangeln an.“ Es ist aber auch möglich, dass Jeremias zuerst zum Landesaufgebot eingerückt und von dort vielleicht erst bei Verabschiedung desselben in kaiserliche Militärdienste getreten ist.
Nach Dr. Johann Gruber kommandierte im Jahre 1648 angesichts des von der bayrischen Seite her drohenden Schwedeneinfalls General Piccolomini selbst die an der oberösterreichischen Grenze bei Schärding eingesetzten kaiserlichen Truppen und es ist wohl anzunehmen, dass sich darunter in erster Linie auch sein Regiment befand.
Ob sich hieran oder an die späteren Kämpfe des Regiments an der Warnemünder Schanze (1659) die Familientradition, die etwas von Schweden wusste, knüpft, lässt sich natürlich nicht feststellen. Jedenfalls ist ihr tatsächlicher Hintergrund im Laufe von zwei Jahrhunderten ins Gegenteil verkehrt worden und sie ist auf mich in der Form überkommen, dass der Ahnherr unserer Familie aus Schweden stammte. Diese Version fand noch darin ihre Stütze, dass der Name besonders in seiner jetzigen Schreibart nordisch klingt und angeblich auch in Schweden vorkommen soll. So entstand anknüpfend an die in die Irre gegangene Tradition die Annahme, dass unsere Familie – wir wussten damals von unseren Vorfahren nur so viel, dass mein Urgroßvater aus Krems stammte – von einem bei der seinerzeitigen Besetzung des Waldviertels durch die Schweden zurückgebliebenen schwedischen Krieger abstamme, während in Wirklichkeit gerade das Gegenteil, die Herkunft von einem gegen die Schweden kämpfenden kaiserlichen Reitersmann, einem erbansässigen Österreicher, der Fall ist.
Jeremias brachte es in seiner militärischen Laufbahn bis zum Kornett, das ist einer ungefähr einem Offiziersstellvertreter oder Vice-Leutnant entsprechende Charge, denn im Kaufbrief von 1677 ist er „gewester Kays. Cornett in löbl. cärparischen Regmt. zu Pferdt“ genannt.
Aus der Erwähnung der militärischen Eigenschaft des Jeremias im Kaufbriefe von 1677 ist zu schließen, dass er seinen Abschied aus dem kaiserlichen Kriegsdienste wohl erst kurz vor seiner Rückkehr in die Heimat nahm, ohne sich zwischenzeitig irgendwo niedergelassen zu haben. Seine Ehe mit der auch in diesem Kaufbrief genannten Elisabeth muss dennoch noch während seiner Militärzeit geschlossen worden sein, den errechneten Geburtsdaten seiner Söhne (siehe unten) entsprechend, ungefähr um das Jahr 1660. Näheres konnte darüber nicht erforscht werden. Insbesondere blieben Nachfragen nach allfälligen Militärmatriken des Regiments beim Bundeskanzleramt (Abt.7) sowie nach einer Eintragung dieser Ehe in den Matriken einer der Breslauer Pfarren, wo das Regiment um diese Zeit garnisonierte, erfolglos.
Laut Mitteilungen des Kriegsarchives lag das Regiment im Jahre 1649 in Schlesien; wir können also annehmen, dass Jeremias in diesem Jahr zum ersten Mal seine oberösterreichische Heimat verließ – von 1650 an in Königgrätz (Böhmen), 1656/1657 wieder in Schlesien; 1659 nahm es an dem Sturm auf die Warnemünder Schanze teil; 1660 – 1663 lag es in Breslau, wurde in letzterem Jahre auch in Oberungarn verwendet, dann in Corps de Souches, nahm 1664 an der Einnahme von Neutra und am Treffen von Heiligenkreuz und Levence teil, lag dann ab 1660 in Böhmen und von 1671 bis 1673 je zur Hälfte in Böhmen und Ungarn. Jeremias ist also weit herumgekommen und hatte sich mit Schweden und Türken herumgeschlagen.
Aus seiner Ehe mit Elisabeth (auch Maria Elisabeth) entsprossen 2 Söhne: Mathias (geb. 1663) und Gabriel (geb. um 1666); es werden wohl noch mehr Kinder gewesen, aber unter den ungünstigen Verhältnissen des Soldatenlebens frühzeitig verstorben sein.
Mit seiner Frau und diesen beiden Söhnen kam Jeremias 1677 in seine Heimat Oberneukirchen zurück. Ich habe mir oft, wenn ich durch den Haselgraben über Glasau und Zwettl nach Oberneukirchen fuhr, vorgestellt, wie Jeremias von Steyregg kommend, wo er bei seinem Bruder Johannes letzte Rast auf der Heimreise gehalten haben mochte, über Plesching und Steg und dann durch den Haselgraben zog; hoch zu Ross, seine Frau mit der Fahrhabe in einem Plachenwägelchen, dessen Pferd einer der Buben lenkte, der Heimat zu, die Frau und Kinder noch nicht, ja die letzteren nicht einmal dem Begriff nach kannten, waren sie doch als „Tornisterkinder“ bisher noch nirgends „daheim“ gewesen.
Jeremias kaufte in Oberneukirchen auf Grund des im Kaufbriefe von 1656 vorbehaltenen Vorkaufsrechtes die väterliche Behausung zwischen Georg Franz Nöhausers und Michael Schabers Bürgerhäusern liegend mit dem Kaufvertrage von 1677 VII 13 zurück. Das Haus war von Hans Härosch und seiner Frau Dorothea 1675 IX 9 an die Witwe Franziska Griesmüllerin, geb. Landsteinerin, um 650 fl verkauft worden. Letztere hat offenbar bald darauf den Rudolf Peherstorfer, Bürger und Lebzelter in Leonfelden, geheiratet, denn dieser und seine Ehefrau Franziska treten im Kaufvertrage mit Jeremias Margoth – von hier an verschwindet die Schreibart „Markhut“ – als Verkäufer auf. Jeremias zahlt den Kaufschilling von 510 fl bar aus; der Betrag wird zur Befriedigung der Härosch’schen Gläubiger verwendet. 1677 X 7 kauft Jeremias noch die von Härosch 1662 IX 17 aus der vormals Michael Markhut’schen Liegenschaft an Thomas Vierlinger abverkauften Gründe und Brandstatt am Galgenfeld um 15 1/2 fl zurück.
Diese Brandstatt rührte wohl noch von der Feuersbrunst her, die 1674 Oberneukirchen heimsuchte und von der es im Briefprotokoll am Schlusse des Bandes 5 heißt: „schließlichen und zur khonfftigen Nachricht ist am abgewichenen Heyl. Oster-Montag alß den 26. Marty 674 der gantze Marckht Oberneukhirchen zu Prandt gerathen und bey dem damal geweßten Marckhtschreiber Carl Haußbaur Außkomben. Gott Sey Vnns gnedig vnnd laß vnns vnd Unsere Nachkomben dergleichen Unhaill ni mermehr erleben!“
Elisabeth scheint eine scharfe Zunge gehabt zu haben, denn schon 1678 V 20 gab es einen Ehrenbeleidigungsprozess, den die Schwester des Pfarrers P. Winard durch den Ratsbürger Ludwig Fierlinger wegen schwerer Verbalinjurien gegen sie anstrengte, bei dem allerdings die Klägerin den Kürzeren zog. In der Verhandlungsschrift wird die Klägerin als eine Person bezeichnet, die allenthalben eine Anfängerin solcher Aufwiegeleien gewesen sei; der Rat stellte sich überdies auf den Standpunkt, dass man „eher einer Bürgersfrau, welche die Last der jährlichen Steuern und Dienste neben ihrem Hauswirt tragen muss, in wahrhaft erkannten Sachen an die Hand gehen sollte, als einem ledigen und Händelsucht habenden Menschen in unbilligen Mitteln Recht zu geben“. Schließlich wurde ein Vergleich bewilligt und beide Parteien wieder zu guten Freunden gesprochen.
Aber auch Jeremias selbst gerät mehrmals in Streithändel, so mit dem Hofwirt zu Altenschlag und mit Johann Stumpner, Bürger und Bäcker in Zwettl .
Trotzdem finden wir Jeremias bereits im Jahre 1682 im Verzeichnis der Ratsverwandten und von da an scheint er in zahlreichen Eintra¬gungen als Zeuge auf. 1684 VIII 16 wird zum ersten Mal sein Sohn Mathias, allerdings auch anlässlich eines Raufhandels, bei dem neben anderen Bürgersöhnen er und der junge Härosch beteiligt waren, genannt. 1687 V 3 gerät Jeremias wegen Wasserabwehrens in sein Haberfeld von Seiten des Augustin Vollner mit diesem in Streit, der auch wieder durch Vergleich geschlichtet wird.
Jeremias betreibt eine Gastwirtschaft; dies geht außer aus den bezüglichen Angaben in den Ehematrikeneintragungen betreffend seine Söhne auch aus mehreren Erwähnungen der Morgottischen Gastwirtschaft im Briefprotokoll hervor. So sucht 1687 VII 4 Reichard Rechbergers Ehe¬wirtin ihren Sohn „bey Herrn Margoth“. Oft mögen sich dort die Bürger um den alten Wirt versammelt hoben, der ihnen im Lichte der Erinnerung an seine eigene Soldatenzeit die kriegerischen Ereignisse der Gegenwart so anschaulich schildern konnte, der selbst mit den Türken gekämpft hatte, die jetzt gegen Wien zogen, es belagerten, geschlagen und verfolgt wurden.
Nebenbei betrieb Jeremias als alter Reitersmann auch gelegentlich Pferdehandel, wobei er sich allerdings einmal in ein regelrechtes Rosstäuschergeschäft eingelassen zu haben scheint, bei dem sich der Richter und Rat einmischten und das so erworbene Pferd zwangsweise wieder zurückholen wollten, was Jeremias, dessen Frau und ihr Sohn Gabriel – der hier zum ersten Mal erwähnt ist – mit Gewalt zu verhindern suchten. In einer langen Verhandlung wurde aber auch diese Sache durch einen gütlichen Vergleich beigelegt .
Zum letzten Mal scheint Jeremias für das Jahr 1690 als Ratsver-wandter auf .
1690 IV 24 nimmt er aus der Schrämbl’schen Gerhabschaft zu Gramastetten ein Darlehen zu 5 % auf; es ist naheliegend, dass er das Geld zur Auszahlung eines Heiratsgutes für seinen älteren Sohn Mathias brauchte, der im selben Jahre in Hadersdorf heiratete, oder zum Ankauf des später erwähnten Zehentlehens, das derselbe Mathias als seinen Erbteil erhalten sollte, denn das Vaterhaus in Oberneukirchen bekam noch im gleichen Jahre 1697 XII 17 durch Kaufsübergabe der jüngere Sohn Gabriel um 510 fl. Anstelle des Nachbarn Nöhauser scheint nunmehr Lorenz Öhner, Leinweber, auf.
Der Kaufschilling war in 3 Währungen zu bezahlen, und zwar zu Bartlmä 1691 200 fl, 1692 150 fl und 1693 160 fl, zusammen 510 fl. Jeremias bedung sich als Ausnehmen für sich und seine Freu auf Lebensdauer das Häusl auf der Laimgrueb samt dem Landacker und einer kleinen Wiese („Wiesörtl“) und die 3 Gemeindelüsse in Galgenfeld aus, verpflichtete sich aber zu gewissen, für die Wirtschaftsführung des neu angehenden Besitzers notwendigen Leistungen sowie dazu, aus der letzten Währung 100 fl durch 4 Jahre zinsenfrei stillliegen zu lassen.
Aus der ersten Währung wurde das Darlehen der Schrämbl’schen Gerhabschaft in Gramastetten samt Zinsen gutgemacht, den Rest von 93 fl 20 xr erhielt Jeremias . Er hatte aber auch nicht sichergestellte Schulden von 108 fl an die Witwe Gerber 57 fl rückständige Steuern und 125 fl an die Ernreich Pierlingerische Gerhabschaft, welche über Einschreiten des dafür verantwortlich gewesenen Marktrichters Hans Castner aus der zweiten und dritten Währung hereingebracht werden sollten . Es erhielt sonach aus der 1692er Währung Castner 84 fl 36 xr, die Witwe Gerber 50 fl u. 5 fl 24 xr, sodass Jeremias hievon nur 10 fl verblieben. Da bei der letzten Währung 1693 von Gabriel wegen der bewilligten Stilllage von 100 fl nur 60 fl bar zu zahlen waren, konnten bei dieser nur die restlichen Gerberischen Schulden bereinigt werden, für welche samt Zinsen 58 fl 36 xr 2d an die Erben der Witwe Gerber bezahlt wurden . Jeremias quittierte sodann 1693 IX 8 den Übergabschilling von 510 fl.
Weiters hören wir nichts mehr von ihm im Oberneukirchner Briefprotokoll bis zu seiner Todfallsabhandlung. Er starb 1696 und wurde laut Sterbematrik der Pfarre Oberneukirchen 1696 III 2 begraben, 80 Jahre alt. Er hinterließ seiner Witwe und seinen Söhnen sein Vermögen auf Grund eines ohne Vorwissen des Marktgerichtes errichteten Testamentes von 1694 V l, welches leider weder ur- noch abschriftlich erhalten geblieben ist.
In der Abhandlung von 1696 III 21 stellte das Marktgericht fest, dass dieses Testament zwar anfechtbar, aber mit Rücksicht auf die Übereinstimmung der Erbinteressenten gegenstandslos sei. Nach dem Testament sollte der Witwe sowohl von dem Zehent die völlige Nutznießung auf Lebenszeit verbleiben als auch von dem in Oberneukirchen befindlichen Vermögen. Die Witwe und die Söhne kamen aber dahin überein, dass der Zehent ausgeschieden wurde, da derselbe um 500 fl gekauft und dem Mathias bereits mittels Lehensbrief zugeschrieben worden war.
Das Nachlassvermögen bestand sonach aus der Stilllage des Gabriel mit 100 fl und dem Wert des Zehents mit 500 fl, zusammen 600 fl. Die Passiven betrugen 397 fl 91 xr, sodass der Witwe 202 fl 39 xr verblieben. Unter den Passiven befand sich die Restschuld an Kapital an die Ernreich Fierlingerische Gerhabschaft mit 96 fl und 200 fl Darlehen von Abraham Lang in Zwettl, welche auf dem Zehent sichergestellt und offenbar bei dessen Ankauf aufgenommen worden waren. Die vom Testament abweichende Festlegung der Nutznießungsrechte der Witwe wurde anlässlich dieser Abhandlung, bei der der Ehrsame Rat eine Zeh¬rung um 7 fl 56 xr eingenommen hatte, niederschriftlich festgehalten.
Die Witwe Elisabeth überlebte Jeremias um 5 Jahre und wurde laut Oberneukirchner Matrik – leider ohne Altersangabe – 1701 X 14 begraben.
Die Erben haben sich ohne Beiziehung des Marktgerichtes mit einander verglichen und das Gericht sich dem gegen Zahlung von 6 fl für alle gerichtlichen Accidentien und Zehrung sowie Entrichtung des obrigkeitlichen Freigeldes von 3 fl (offenbar vom Erbteil des Mathias) zufrieden gegeben . Aus der Abhandlung geht u. a. hervor, dass das oben erwähnte Zehentlehen unter das Stift St. Florian gehörig und der Lehensbrief von dessen Hofkanzlei ausgestellt worden war.
Aus beiden Abhandlungen erfahren wir, dass der ältere Sohn, Mathias, Bürger und Lederer in Prodersdorf (am Kamp) in Niederösterreich geworden war. Mit ihm und seinen Nachkommen, die durch mehr als 100 Jahre in Niederösterreich sesshaft blieben und dessen Stamm auch unsere heutige Familie angehört, werden wir uns später beschäftigen.
Hier sollen noch die weiteren Schicksale der in Oberneukirchen verbliebenen Familie, also des Gabriel und seiner Nachkommen, aufgezeich¬net werden.
Gabriel ist schon in der Abhandlung nach seinem Vater Jeremias als Bürger und Fleischhacker bezeichnet. Er scheint aber das Gewerbe nicht im väterlichen Haus ausgeübt zu haben, sondern in der gegenüber¬liegen¬den Fleischbank, die erst 1732 sein Nachfolger und Schwiegersohn Gottlieb Pichler der Marktgemeinde abkaufte. Spätestens seit dem Tode seiner Mutter betrieb Gabriel auch das Wirtsgewerbe weiter.
1691 VII 26 vermählte er sich mit Susanna, einer Tochter des Ratsbürgers Augustin Völlner (der Name wird später Follner, Föllner und in der Folge wohl auch Fellner geschrieben).
Das Ehepaar schein gut gewirtschaftet zu haben. denn sie erwerben 1701 II 10 von Michael Saumber um 16 fl auf 9 Jahre ein Gemeinlüssl im Galgenfeld , das sie 1712 VI 29 dem Besitznachfolger Saumbergs, Scharber, mit Rücksicht auf die Verbesserung mit 20 fl zurückverkauften. Dann erbauten sie auf Grund des Marktgerichtlichen Consenses von 1708 VI 5 auf einen vom Holzhammer erkauften Grundstück einen Getreidekasten; 1715 kauften sie wieder ein Gemeinlüssl und 1724 V 14 aus den Brauhausgründen ein größeres Grundstück und ein Lüss im Galgenfeld .
Schon vor seiner Berufung in den Rat scheint Gabriel als Stift- und Zahlborge und als Schätzer, sogar als Täz- und Brauverwalter auf, 1712 zum ersten Mal als Ratsverwandter und von da an oftmals als Zeuge, Schätzer usw. Auch zum Gerhaben wird er bestellt, so für die Huebmerischen und die Simon Vollnerischen Kinder. Vom Jahre 1723 bis einschl. 1725 bekleidet er das Amt eines Marktrichters, ab 1726 ist er als „Spittelbeamter“ oder „Spittelherr“ tätig.
1719 IX 18 stiftet er auch im Namen seines mittlerweile verstorbenen Bruders Mathias 40 fl zum St. Jakobs Gotteshaus in Oberneukirchen für ein immerwährendes Seelenamt am 2. März jeden Jahres für sich, seinen verstorbenen Bruder und die ganze Margothische Freundschaft. Das Kapital wird auf Paul Lechners, Bürgers und Leinwebers Behausung angelegt und sind aus den Interessen für die Persolvierung der Stiftung zu zahlen: dem Pfarrer 1 Gulden, dem Schulmeister 20 xr, den Ministranten 3 xr und 37 xr dem Gotteshaus für die Kerzen. Der 2. März ist der Todes- (richtiger Begräbnis)tag des Vaters Jeremias, der aber im Stiftsbrief nicht ausdrücklich genannt ist.
Eine Abschrift des Stiftsbriefes befindet sich in Pfarrarchiv Oberneukirchen. Nach den darauf befindlichen Vermerken war das Kapital bis zum Jahre 1862 mit 40 fl Wiener Währung – 16 fl 80 xr österr. W.- auf dem Hause Nr. 34 zu Oberneukirchen angelegt, dann in Staatspapieren und es wurde laut Mitteilung des Hochw. Herrn Pfarrers Pater Malachias Birklbauer die Stiftung bis zum Währungszusammenbruch nach dem Weltkrieg (1919 oder 1920) persolviert.
Gabriel schein ein großes Ansehen genossen zu haben; auch die Sterbematrik widmet ihm 1729 I 2 zu seinem Tode eine ungewöhnlich ausführliche Eintragung: „Sepultus est dominus Gabriel Margoth, quondam judex consiliarius civis et lanis opidie hospes, an. 63, cum solemni Conductioni et tribus sacris cantatis 20 fl“.
Der Ehe Gabriels mit Susanna entsprossen 7 Kinder:
1. Sabina, geb. 1692 X 10, + 1693 VI 12,
2. Maria, geb. 1694 VIII 7, verh.1714 I 22 zu Hellmonsödt mit Leopold Schiefermüller, Bürger und Bierbrauer dortselbst,
3. Josef, geb. 1697 III 14,
4. Helena, geb. 1699 V 21, verh. 1718 II 6 mit Johann (auch Johann Michael) Scharber, Bürger und Bäcker in Oberneukirchen,
5. Maria Anna, geb. 1702 II 18, verh. 1725 VI 18 mit Johann Michael Öhner, Handelsmann in Oberneukirchen (geb. daselbst 1699 IX 26),
6. Elisabeth, geb. 1704 VII 22, verh. mit Johann Adam Wöß, Bürger und Lederer in Mauthausen (gest. zwischen 1729 und 1732),
7. Maria Clara, geb. 1707 IV 8, von der noch die Rede sein wird.
Die Abhandlung von 1729 I 30 nennt neben der Witwe Susanna nur die Töchter Maria, Helena, Maria Anna, Elisabeth und Maria Clara; dass der Sohn Josef nicht genannt ist, lässt darauf schließen, dass er bereits gestorben war, vielleicht auswärts als Handwerksgeselle, da die Todfallseintragung in Oberneukirchen nicht gefunden wurde. Wäre er lebend abwesend gewesen, so würden ihm ja Gerhaben bestellt worden sein.
Welch ein im Verhältnis zu seinen Vorfahren bedeutendes Vermögen Gabriel erworben hatte, zeigt die Abhandlung. In derselben wird
das Haus samt Zugehör mit 550 fl – xr,
1/2 Luß im Mitterfeld neben dem Pfarrhofgarten,
aus Hammermilners Gründen erkauft mit 30 fl -
1 Luß im Galgenf eld, gleicher Herkunft mit 33 fl -
und 3 Gmeinlüssel, 1718 aus des alten Lechner seel.
Gründen erkauft mit 11 fl 30 xr
angeschlagen, somit die Liegenschaften um 584 fl 30 xr
Dazu kommen Fahrnisse und Waren mit 937 fl 21 xr,
die Barschaft mit 153 fl 16 xr 2d
und Forderungen (darunter sein Neffe Leopold
Margoth („in Unterösterreich“) 112 fl) mit 1516 fl 31 xr.
Somit betrugen die Aktiva 3191 fl 3 xr, 2d,
denen Passiven von 1159 fl 3 xr
gegenüberstehen, darunter 400 fl Heiratsgut der Clara.
Es verbleibt somit ein Reinvernögen von 2032 fl 35 xr, welches auf Witwe und Töchter zu je 1/6 verteilt wird. Den Auswärtigen wird das herrschaftliche Freigeld abgezogen. Die Erben behalten sich ihre Anteile von einem 550 fl übersteigenden Verkaufspreise der bürgerlichen Behausung bevor. Die Witwe führte des Wirtsgeschäft fort; ihr wird 1730 die Weintaz mit 15 fl 12 xr, 1731 mit 14 fl 10 xr gemessen .
1731 I 23 heiratet die jüngste Tochter Maria Clara den Theophil (Gott¬¬lieb) Pichler, Sohn der Fleischhauersehegatten Tobias und Rosina Pichler in der Färb bei Leonfelden, und 1731 II 20 übergeben die Erben nach Gabriel Margott die bürgerl. Behausung samt allem Zugehör dem jungen Paare um 1000 fl. Gottlieb Pichler ist als angehender Bürger und Fleischhauer bezeichnet. Die Witwe nimmt ein entsprechendes Ausgedinge in Anspruch.
Pichler scheint sich mehr mit dem Fleischhauer- als mit dem Wirtsgewerbe befasst zu haben, denn er kauft 1732 II 5 die bisher „zu gemeinem Markt gehörig“ gewesene Fleischbank um 20 fl und einen jährlichen zu Bartlmä zu reichenden Dienst von 3 xr, während ihm beim selben ehaft Dätting (Taiding) eine Weintäz von nur mehr 2 fl 42 xr bemessen wird. Die Marktfleischbank dürfte wohl mit dem Fleischbankhäusel Nr. 64, das neben der Marktschmiede an der Ostseite der alten Pfarrkirche stand und erst 1885 abgebrochen wurde, identisch sein; sie befand sich also unmittelbar gegenüber dem Margotischen Bürgerhaus. Der Grund wurde 10 Jahre später von der Gemeinde zur Verbreiterung des Marktplatzes erworben .
1732 starb die Witwe Gabriels Susanna. Bei der Abhandlung 1732 IX 23 wird der seinerzeit vereinbarte Wertausgleich der Liegenschaft durchgeführt; Gottlieb Pichler scheint mit einer Schuld von 300 fl auf. Die Erben errichten sodann 1733 X 6 eine Stiftung von 80 fl, die auf der nunmehr Pichlerischen Behausung sichergestellt und von deren Erträgnis 2 Tage nacheinander gleich nach Neujahr jährlich ein Seelenamt und eine hl. Messe für die ganze Margottische und Vollnerische Verwandtschaft gelesen werden sollten, die vorher von der Kanzel zu verkündigen waren. Den Stiftbrief und die weiteren Schicksale dieser frommen Stiftung konnte ich nicht feststellen.
In ihren alten Tagen scheinen die Pichlerischen Ehegatten vom Unglück verfolgt worden zu sein. 1773 I 4 wird Gottlieb Pichler von seinen Creditoren veranlasst, an seinen Sohn Johannes zu übergeben; dieser sollte für den Kaufpreis von 1000 fl binnen 6 Wochen und 3 Tagen Bürgen stellen, was ihm aber offenbar nicht gelang. 1774 X 17 verkauften Gottlieb und Clara dann – wie es scheint freihändig – die seinerzeit von Gabriel Markgott erworbenen Grundstücke. Im Schnopfhagenschen Besitz befindet sich ein Originalkaufbrief von 1774, mit dem Gottlieb Pichler, Bürger und Fleischhacker in Oberneukirchen, und seine Hausfrau Clara den ehrs. Simon Meyerhofer, Kleinhäusler und Tischlermeister, und Elisabeth, dessen Ehewirtin, den zum „Ausnehmerhäusel in der Zwostlgassn“ (? – vielleicht Zwettlgasse) zugehörigen Hausgarten samt dem dazu gehörigen Anger auf der Laimgruben bis zum Bach und ein früher vom Marktbräuhaus erworbenes, an des Pfarrers Hausgarten anstoßendes Gartengrundstück im Mitterfeld um 50 fl verkauften. 1775 III 28 kommt es neuerlich zu einem kridamäßigen Verkaufe der restlichen Liegenschaft. Der Kaufvertrag ist mehrmals abgeändert und trägt ursprünglich das Datum 1775 XI 15 und den Namen Ignaz Schrämbl als Käufer. Schließlich kann aber doch, wie aus der letzten Fassung des Aktes hervorgeht, Gottliebs jüngster Sohn Johann (geb. 1750 VII 25, + 1819 II 12) unter Bürgschaft seines Oheims Johann Michael Öhner sowie des Josef Scharber und Simon Meyerhofer das Haus übernehmen. In der darauf folgenden , nicht abgeschlossenen und nicht datierten Beschreibung „deren Gottlieb Pichlerischen Geldern“ scheinen ganz beträchtliche Schulden auf, darunter 1104 fl an Johann Michael Öhner, rund 160 fl rückständige Steuern und das „auf dessen Behausung ligente Legat“ – gemeint ist die Meßstiftung – per 80 fl.
Auch Johann Pichler muss mehrere von seinem Großvater Gabriel Marckhgott – hier ist zum ersten Mal unser Name auch im Oberneukirchner Briefprotokoll so geschrieben – erworbene Liegenschaften veräußern. 1709 IV 22 tritt Theresia, seit 1776 II 13 Gattin des Johann Pichler, eine geb. Häckl aus „Bayr. Waidhofen“ (Waidhofen an der Ybbs) in einen mit „Ceceration“ (soll offenbar Certioration heißen) überschriebenen Akte den Schulden ihres Mannes bei. Trotzdem hat sich die Familie Pichler wenigstens damals noch im Besitz erhalten, denn im Parzellenprotokoll des Franzisceischen Grundsteuerkatasters scheint Johann Pichlers Sohn Kaspar (geb. 1781 I 3, verh. 1815 VII 3 mit Theresia Wetzl) als Besitzer des Bürgerhauses Nr. 4 und des Fleischbankhäusels (siehe oben) auf. Laut Grundbuch Oberneukirchen beim Bezirksgericht Leonfelden hat Kaspar Pichler die Liegenschaft 1814 VI 17 durch Kauf erworben und sie 1847 an seinen gleichnamigen Sohn übergeben; auf Grund der Ehepakte von 1847 II 3 wurde auch dessen Gattin Maria, Tochter des Franz Dunzendorfer, Auszüglers in Oberhaid in Böhmen, angeschrieben; durch Einantwortung von 1874 IV 14 wurde er wieder Alleineigentümer, übergab aber schon 1874 V 14 an seinen Sohn Johann Pichler; auch diesmal wurde wieder und zwar auf Grund der Ehepakte von 1874 VII 8 auch dessen Gattin Josefa geb. Schatzl angeschrieben.
Johann scheint entweder nicht vom Fach oder schon anderswo ansässig gewesen zu sein, denn die Ehegatten verkaufen das nun fast 200 Jahre in gerader Linie vererbte bzw. übergebene Haus – wenn man von der kurzen Unterbrechung durch die Abwesenheit des Jeremias 1655 – 1677 absieht, seit seiner Erwerbung durch Daniel Markhut (1607) aber 263 Jahre – 1876 VI 7 an Johann Dunzendorfer, Fleischhauer in Oberneukirchen Nr. 4. Aus letzterer Angabe geht hervor, dass dieser – offenbar als Verwandter von Johann Pichlers Mutter – wohl schon bei dieser Geschäftsführer des ererbten Gewerbes gewesen war. Seit 1901 XI 9 hat des letzteren Sohn Franz Dunzendorfer das alte Marckhgottische Stammhaus inne und es ist gewiss merkwürdig, dass dieses Haus das erste in Oberneukirchen war, das ich bei meinem ersten Besuche dort im Jahre 1932 betrat. Durch Vergleichung mit den Gebietsveränderungen der in den älteren Aufzeichnungen genannten Nachbarhäuser habe ich die Identität des Hauses einwandfrei festgestellt.
Eben aus dem Grunde, weil die Familie Pichler diejenige unter den Nachkommenfamilien Gabriel Marckhgott war, in der sich die Stammbehausung noch so lange erhielt, habe ich dieser eine größere Aufmerksamkeit zugewendet bzw. darüber Nachforschungen angestellt. Nur hinsichtlich der Familie der älteren verheirateten Tochter Maria (bzw. Maria Anna) des Gabriel Marckhgott ist mir einiges Interessantes durch einen im Linzer Musealarchiv erliegenden Faszikel, der eine teilweise Lebensbeschreibung des Naturforschers, Ehrendomherren und Pfarrers zu Waizenkirchen Ignaz Schiefermüller sowie Privatbriefe desselben enthält, bekannt geworden.
Nach dieser Quelle hatten Leopold Schiefermüller, bürgerl. Leinwandhändler und Gastgeb zu Hellmonsödt , und seine Gattin Maria Anna geb. Margottin, die laut ob bezeichneter Abhandlung 1748 noch lebte, folgende Kinder:
Karl:1748 Magister in Graz, + als Jesuit,
Ignaz: oben erwähnt,
Johann: + als Exjesuit,
Franz: + als Kapuziner, ist in der Abhandlung – wahrscheinlich weil Men¬dikant – nicht genannt,
Leopold: Gastgeb in Passau, verehelicht und kinderlos gestorben,
Josef: verheiratet auf dem väterlichen Hause, auch kinderlos gestorben,
Mathias: Hausnachfolger Josefs; er starb nach einem Briefe Ignaz Schiefermüllers von 16. 1. 1906 im vierten Jahre seiner Ehe; die Witwe heiratete ein zweites Mal, aber dieser Gatte hauste ab, wodurch auch die 2 Töchter, die Mathias hinterlassen hatte, das Vaterhaus verloren. Von diesen Töchtern heiratete Theresia den früheren Lakai und nachmaligen Schneidermeister in Linz Philipp Hellersberg und ihre Schwester Maria Anna ist als Witwe nach einem Griesler (= Greissler, Gemischtwarenhändler) Kemetmüller genannt. Ob diese beiden Frauen Kinder hinterlassen haben, ist nicht ersichtlich,
Regina: war mit Michael Hauser im Markt Gramastetten kinderlos verheiratet.
Die Reihenfolge scheint nicht dem Alter zu entsprechen, denn 1729 scheint unter den Principisten des Linzer Gymnasiums ein Franz Schiefermüller aus Hellmonsödt auf, der also um fast 10 Jahre älter sein müsste als Ignaz. Von letztem ist bekannt, dass er 1727 XI 2 in Hellmonsödt geboren und XI 4 in der dortigen Pfarrkirche Jeremias Ignatius getauft wurde. Taufpate war Jeremias Mitterpaur. Er studierte in Linz die Humaniora und die Anfänge der Philosophie, trat 1746 in die Gesellschaft Jesu ein; während seiner Studien im Orden beschäftigte er sich u. a. in Wien eingehend mit Numismatik, als Magister in Passau ebenso mit Botanik und Naturgeschichte überhaupt, darauf lehrte er in Wiener Neustadt Poesie und Rhetorik. Nach dem an der Wiener Universität absolvierten Theologiestudium wurde er zum Priester geweiht und war dann Subregens im Seminarium des hl. Pankraz (wo ? – es scheint dies ein höheres Priester-Fortbildungsinstitut gewesen zu sein).
1759 kam Ignaz Sch. ans Theresianum als Präfekt, unterbrach diese Tätigkeit durch die 3. Probation, der er sich in Judenburg unterzog und während der er auch als Volksmissionar in Obersteiermark wirkte. Ans Theresianum zurückgekehrt, wurde Sch. Präfekt bei den adeligen Juristen, lehrte aber auch an dieser Anstalt und zwar architektonisches Zeichnen, Zivil- und Militärbaukunst, Ingenieurkunst und Kriegswissenschaft. Damals veröffentlichte er auch einige Untersuchungen über Farben und versuchte für dieselben eine systematische Nomenklatur zu schaffen. Auch jetzt beschäftigte er sich hauptsächlich mit naturwissenschaftlichen Forschungen, nicht nur auf den Gebiet der Botanik (ein Kräuterbuch), son¬dern auch bezüglich der Insekten. Erwähnenswert ist seine Zusammenarbeit mit dem Hofbibliotheksdirektor Deiner. Im ganzen wirkte er 15 Jahre am k.k. Theresianum. Auch Edelbacher erwähnt in seiner Landeskunde Ignaz Sch. als Naturwissenschaftler. Nach Aufhebung des Jesuitenordens kam Sch. in seine Heimatdiözese zurück und wurde Pfarrer in Waizenkirchen und Ehrendomherr des neugegründeten Linzer Episkopalkapitels; er starb in Waizenkirchen 1806 VI 21 und hat sich auch dort ein rühmliches Andenken bewahrt.
Mich mit den Familien Öhner und Scharber in Oberneukirchen und Wöß in Mauthausen und deren Nachkömmlingen wie auch weiteren Verzweigungen der Familie Pichler zu beschäftigen fehlt mir die Zeit, obwohl auch in diesen Richtungen gewiss interessante Zusammenhänge aufgedeckt werden könnten. So dürfte Theresia Scharber, die 1759 nach nur 17 monatiger Ehe auf einer Wallfahrt „bei Persenbeug ertrunkene erste Gattin des Anton Jax in Oberneukirchen“, eine Enkelin des Gabriel Marckhgott gewesen sein.
Hingegen möchte ich, bevor ich meine Ausführungen über die oberösterreichische Marckhgott-Linie abschließe, mich noch kurz mit Namensträgern befassen, auf die ich, durch Herrn Hofrat Dr. Salomon aufmerksam gemacht, im Brief-und Vorhandlungsprotokoll der Herrschaft Haus stieß. Hier findet sich die Abhandlung von 1774 II 20 nach einem Philipp Marckhut, gewesenen Tischlermeister auf der Behausung in Steinbichl. Erben sind die Witwe Magdalena und die Kinder Elisabeth, des Hans Kollmann, Hofjägers zu Hauß Ehewirtin, und Johann Adam Marckhut, Tischlermeister im Markt Pregarten, ferner die Erbschaftsquittung von 1745 IX 13, die dieser Johann Adam M. dem Hans Kollmann, Herrschaft Haus’schen Forstjäger und Inhaber der Tischlerischen Behausung am Steinpichl, ausstellt.
Laut landschaftl. Bescheidbuch 1751 fol.7 wird die Landesanlage von 4 Häusern im Markt Pregarten, darunter auch das des Johann Adam M., für 1 2/3 Jahre nachgelassen; die Häuser waren 1749 VII 16 einem Brande zum Opfer gefallen . Johann Adam M. hatte das Haus (Nr. 27 in Pregarten) 1740 erworben . Aus dieser Familie, die erst 1875 mit der Witwe Anna nach dem Tischlermeister Alois Markut in Pregarten ausgestorben ist, stammen die beiden Priester Ignaz Markut, geb. 1770 I 17, + 1823 VII 21 in Linz als Befiziant von Putzleinsdorf, und Ferdinand Markut, geb. 1779 X 13, + 1814 VI 22 als Vikar in Kalham , beide Söhne des Ignaz M. (geb. 1746 VIII 24, + 1817 III 19), Tischlermeisters in Pregarten und Enkel des vorerwähnten Johann Adam M. (+ 1781 VIII 16).
Wenn es sich dabei um Angehörige der von Daniel Markut gegründeten Familie handelt, so ist dabei auffallend die Rückbildung des um diese Zeit bereits in Margott veränderten Namens in Morkut. Es gibt übrigens in Oberösterreich mehrere Familien dieses Namens und es wäre gelegentlich gewiss eine dankbare Aufgabe, deren Herkunft nachzuforschen.