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I/2

Statistiken

Wir wollen nun mehrere Querschnitte durch die berufsständische Gliederung unserer Vorfahren legen. Als früheste kommt hiefür die VII. Vorfahrenreihe unserer Ahnentafel in Betracht, welche die Lage um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert aufzeigt und für die wir mit we¬nigen Ausnahmen, bei denen wir uns mit begründeten Annahmen behelfen müssen, die Berufszugehörigkeit unserer Ahnen noch lückenlos erfassen können. Wenn wir aus den 128 Feldern dieser Ahnentafelreihe die 64 männlichen Repräsentanten dieser Generation – selbständige weibliche Berufe kommen für diese Ermittlung und auch der Zeit entsprechend nicht in Frage – betrachten, so ergibt sich folgendes Bild:
1. Bürger, bürgerliche Kaufleute und Handwerker:
Marckhgott Heisler
Holzapfel Egger
Delapina Kueffer
Maurer Wimpassinger
Hotzenberger Lang
Witzinger Pierngruber
Gabler Rechberger (Gottfr.)
Löffler Schartner
Schläger Haydter
Rechberger (Gottl.2mal) ?
Preining (2mal) Mitterholzer
Anthoine ?
Schmid Schiffer
zusammen 28
Hiebei wurde bei den Maurer in Schönpichl und Kotzenberger angenommen, dass sie Schiffleute bürgerlichen Standes waren; als Bauern oder ländliche Handwerker sind sie ja kaum einzureihen. Bei den Eltern der nur bis in die VI. Ahnenreihe festgestellten Heisler, Kueffer, Haydter und Mitterholzer bzw. deren Frauen ist die bürgerliche Herkunft nicht sicher; die Gesamtzahl würde sich allenfalls um 6 zugunsten des Bauernstandes verschieben.
2. Diesem, einschließlich ländlicher Gastwirte, Handwerker und Gewer¬betreibender, gehören an:
Solderer Mittermair
Rechberger (Mühldorf Feyrer
Grueber ?
Reitter Wenzl
Rammerstorfer ?
Jax (Eibenstein Immervoll
Angerer Preinfalk (Wächtern)
Preinfalkh (Eibenstein Stöger
Pregartbauer Neubauer
Manzenreither Jax (Reichenau
Danner Wolf
Weinberger Reichhart
zusammen 24
3. Landesfürstliche Beamte: v. Heyperg, v. Goldegg , v. Schidenhofen, v. Daubrawa;
4. Militär: Veullemain, Blum, v. Biber;
5. Evang. Geistliche: Müller
6. Herrschaftl. Beamte: Reißmüller, Ferstl, , Fuchs, Rueßmayr;

Die nächste Ahnenreihe zeigt noch ein kaum geändertes Bild; es scheinen hier auf:
1. Bürger u. s. w. :
Marckhgott Schmid
Delapina Heisler
Maurer Jax (Oberneukirchen)
Witzinger Lang
Löffler Rechberger (Kaspar)
Rechberger (Mathias 2mal) Mitterholzer
Anthoine Schiffer
zusammen 15
2. Bauern u. s. w. :
Rechberger (Mühldorf Weinberger
Reitter Feyrer
Jax (Eibenstein) Wenzl
Preinfalkh Immervoll
Manzenreither Stöger
zusammen11
3. Militär, Militärbeamte u. Professionisten: Müller, v. Biber, Haydter;
4. Landesfürstliche Beamte: v. Schidenhofen, v. Daubrawa;
5. Herrschaftliche Angestellte: Reißmüller

Diese Zahlen zeigen nur ein kleines Schwinden des Bauern- zugunsten des Bürgerstandes auf. Dasselbe wiederholt sich in der nächsten Generation; hier finden wir:
bürgerliche Berufe 9
Bauern 4
landesfürstl. Beamte 1
Militär 1
Herrschaftl. Angestellte 1

In der IV., III, und II. Vorfahrenreihe verändert sich das Bild dann noch folgendermaßen:
bürgerliche Berufe 4 – 1 – 1
Bauern 2 – 1 – 1
öffentliche Beamte 2 – 2 – 1
bis schließlich in der Person des Verfassers der öffentliche Beamte das Feld behauptet.

Da es nicht möglich war, alle Familien in ihrem ganzen Umfange, d.h. auch in den anderen, von unseren Vorfahren ausgehenden Linien zu untersuchen, so kann natürlich nicht gesagt werden, ob und inwieweit sie sich überhaupt aus ihrer ursprünglichen berufsständischen Eingliederung gelöst haben, auch mögen viele dieser Linien – wie insbesondere die Schidenhofen'sche – im Mannstamm ausgestorben sein.
Ich habe früher nur die Verhältnisse beleuchtet, unter denen unsere Vorfahren im 16. und anfangs des 17. Jahrhunderts gelebt haben; die nächste Zeit darf anfangs, nach den Bauernkriegen und dem Drei¬ßig¬jährigen Kriege, nach Durchführung der Gegenreformation und insbeson¬dere nach der siegreichen Überwindung des türkischen Ansturmes gegen das christliche Abendland, eine solche ruhiger, aufwärtsgehender Entwicklung genannt werden, welche trotz der Österreich aufgezwungenen Kriege im theresianischen Zeitalter ihren Höhepunkt erreichte. Es zeichneten sich aber bald die Anfänge neuer Veränderungen ab, die als Industrialisierung des Handwerkes, Verbreiterung des Berufsbeamtentums und der Bildung stehender Heere mit einem Berufsoffiziers- und -unter¬offiziersstand in die Erscheinung treten. Dieser ganz allmähliche Wandel vollzog sich bis an das Ende des 18. Jahrhunderts, wogegen im 19. Jahrhundert als Folge der französischen Revolution, der gänzlichen Auflösung der ständischen Ordnungen einerseits und der absoluten Fürstenmacht anderseits, der Aufhebung der Bindungen des Besitzes, des Herrschaftsverbandes und der Zehent- und Robotleistungen, der unmittelbaren Unterstellung jedes Einzelnen unter die Staatsgewalt, die – anfangs noch beschränkte – Teilnahme Aller an der Gesetzgebung und damit die Politisierung breiter Volkskreise und ihre Spaltung in Parteien – alles dies verbunden und teilweise bedingt durch einen von der technischen Seite bewirkten völligen Umsturz der äußeren Lebensbedingungen, geistig beeinflusst durch die allgemeine Schulpflicht und das Zeitungs- und Zeitschriftenwesen, – sich ein ganz neuer Mensch herausbildete .
Die Lebensverhältnisse in diesen Zeiträume sind den Lesern größtenteils aus – häufig durch Erinnerungsgegenstände unterstützte – mündliche Überlieferung, aus dem Schulunterrichte und anderen leicht erreichbaren Quellen bekannt und brauchen daher hier nicht eigens dargestellt zu werden. Da ich aber oben den bürgerlichen und bäuerlichen Verhältnissen in der in Betracht kommenden früheren Zeit einen breiten Raum gewidmet habe, so kann ich nicht umhin, noch ganz kurz etwas über die Entwicklung des Beamtenstandes, dem ich ja selbst angehöre, zu sagen.
Die alten Zeiten kannten kaum eine Trennung von Tätigkeiten öffentlichen und privaten Rechtes der Gebietsherren und erst mit dem Sichherausbilden dieser Unterscheidung können wir von öffentlichen Beamten reden. Zuerst entwickelte sich ein solches Berufsbeamtentum an den Zentralstellen und bei den ständischen Körperschaften u. zw. handelte es sich hiebei darum, Männer entsprechender Vorbildung zur Bearbeitung der Regierungs- und Verwaltungsgeschäfte heranzuziehen. Freilich wurden hiezu keine bestimmten Studien und Prüfungen verlangt, wohl aber die Kenntnis der lateinischen Sprache, ein gewisser Grad von allgemeiner humanistischer Bildung, die sich junge Leute der wohlhabenden Stände – ausnahmsweise mit Hilfe von Wohltätern auch andere – in den Lateinschu¬len der Stifte und Orden und darüber hinaus auf diesen öfter angegliederten Lyzeen oder aber durch Privatstudium erwarben; ausnahmsweise auch durch Hören von Universitätsvorlesungen. Ganz selten kommt academische Graduierung hinzu.
Größeres Gewicht als auf die Studien selbst, die oft frühzeitig abgebrochen wurden, wurde auf eine gute Praxis bei erfahrenen älteren Beamten gelegt.
Bei den oberen Amtsstellen wurden die Entscheidungen meist nach Beratung der Referenten in einem Collegium getroffen – daher der noch heute bestehende Ratstitel für höhere Beamte. Ich weise z.B. auf die Schidenhofen als hochf. Salzburgische Hofräte hin. Sie arbeiteten meist zuhause an ihren Referaten und gingen nur zu den Sitzungen „in den Hofrat“. Natürlich gab es auch Hilfskräfte, die in zwei Kategorien zerfielen: in die Anwärter auf Ratsstellen, die meist den Akzessisten- oder Se-kre¬tärstitel führten, und in Hilfskräfte im engeren Sinne, von denen höchs¬tens den Spitzen Beamteneigenschaft zukam (Aktuare), alle übrigen aber als Diener (Schreiber) zu betrachten waren. Häufig wurden Ratsstellen auch mit verdienten Außenbeamten, Pflegern u. dgl. besetzt.
Jedenfalls gehörten die Beamten zur Herrenschicht, brauchten, um standesmäßig leben zu können, eigenes Vermögen, da die fixen Besol¬dungen sehr gering waren; allerdings waren mit manchen Ämtern sehr wesentliche unmittelbare Einkünfte (Sporteln) verbunden. Viele gehörten dem niederen Adel an oder erwarben ihn als Auszeichnung (Daubrawa von Daubraweik, Johann von Anthoine d. Ält.).
Ebenso wie auf den Offizier strahlte auch auf den Beamten ein Abglanz der Würde seines Landesfürsten aus, ein Zustand, der sich bis zu einem gewissen Grade bis zum Weltkrieg, in dem die alten Europäischen Monarchien als solche untergingen, erhalten hat.
Mittlerweile war aber in der sozialen Stellung des Beamten eine große Veränderung eingetreten. Das ungeheure Anwachsen der öffentlichen Verwaltung einerseits und die steigende Unsicherheit des bürgerlichen Wirtschaftslebens anderseits führte zu einer so bedeutenden Vermehrung des Beamtenstandes, dass einerseits die Staaten sich außerstande sahen, dieselben ausreichend zu besolden, anderseits aber doch genügend Zustrom zu den Beamtenstellungen herrschte, da der Beamte, wie man sagte, „ Nichts, aber das sicher“ hatte. Letzteres gründete sich hauptsächlich auf die Einführung eines Pensionsanspruches, während früher Ruhegenüsse nur aus Gnadenakten erflossen, wie auch sonst der Beamte seine Stellung jederzeit durch Entlassung verlieren konnte.
Nun kam es auch zu einer strengen Sonderung der Beamten nach ihrer Vorbildung, wobei auch die Hilfskräfte immer weitgehender in den Beamtenstatus einbezogen wurden. Ein organisatorisches Musterstück diesbezüglich war übrigens das alte österreichische Rangsklassensystem, das im Wesentlichen 4 Kategorien unterschied: 1. die Vollakademiker, 2. die Mittelschulabiturienten, 3. die Absolventen mindestens einer Unter¬mittel¬schule und 4. die nur eine Volks- (Bürger-) Schulbildung aufweisenden Beamten. Von den 11 Rangsklassen waren die 4 höchsten den obersten Beamten der Zentralstellen und Gerichte reserviert, während sich die nächsten 4 so verteilten, dass die Spitzenposten der einzelnen Kategorien immer um eine Rangsklasse niederer waren. Gesellschaftlich waren wenigstens die höheren Beamten den gleichrangigen Offizierschargen gleich-gestellt, also der Hofrat (V. Rangskl.) einem Generalmajor, die VI. Rangsklasse einen Oberst u.s.w.. Alle Titel und Ränge hatten zur Voraussetzung, dass der Beamte auch wirklich einen entsprechenden Dienstposten bekleidete.
Durch die zu Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzenden „ad personam-Ernennungen“ wurde dieses wohlausgewogene System durchbrochen und schließlich durch die „ Zeitbeförderung“ der „Dienstpragmatik“ (1914) völlig beseitigt; nach dem Weltkriege aber trat eine wahre Titelinflation ein. Alle folgenden Reformen zeigten deutlich das Bestreben, zwischen die Akademiker und die übrigen Beamten einen möglichst großen Abstand zu legen, wodurch die gesellschaftliche Stellung der letzteren auch in ihren höheren Rängen erschüttert wurde. Damit verlor auch die an der Mittelschule erworbene Hochschulreife als Nachweis einer abgeschlossenen, höheren Allgemeinbildung ihre Bedeutung, eine Erscheinung, die Hand in Hand geht mit der latenten Krise der humanistischen Bildung überhaupt. Hierauf hier einzugehen, würde aber über den Rahmen dieser „Einführung“ hinausgehen.
Hingegen ist es wohl am Platze aufzuzeigen, inwieferne die teilweise schon erwähnten allgemein wichtigen geschichtlichen Ereignisse unsere Vorfahren unmittelbar berührten. Wir müssen da zunächst wieder an den Ausgangspunkt unserer Familiengeschichte zurückkehren. Da begegnen wir vor Allen der Glaubensspaltung, denn an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert war das oberösterreichische Mühlviertel vielfach der „neuen Lehre“ verfallen. Ich verweise diesbezüglich auf Dr. Karl Eders hervorragende ''Studien zur Reformationsgeschichte Oberösterreichs“ .
Als umweltliche Erscheinung tritt die Reformation bei Daniel Marckhgott in Aschach in unser Blickfeld, ohne dass dessen persönliche Einstellung hiezu klar zu erkennen wäre. Jedenfalls war Oberneukirchen zur Zeit, als er noch dort Marktschreiber war, protestantisch und hatte abgefallene Conventualen vom Stifte Wilhering als Pfarrer . Im Nachlasse seines Sohnes Michael (+1655) findet sich bereits eine katholische Hauspostille. Ein Vorfahre war der abgefallene und verhei¬ratete dortige Pfarrer Sebastian Lackner – doch war die Familie zur Zeit der Einheirat Karl Delapinas (1606) sicher bereits wieder katholisch, obwohl von Seiten der protestantischen Herrschaft Altschloss das evangelische Bekenntnis jede Förderung erfuhr . Von zwei Vorfahren hören wir, dass sie im Zuge der „Gegenreformation“ gemaßregelt wurden (Seißer am Heiplhof und Grueber auf der Kefermühl).
Am dreißigjährigen Krieg war Jeremias Marckhgott direkt, d.h. als Soldat beteiligt; bei Andreas Delapina, der auch Soldat war, ist es zweifelhaft und kommt mit Rücksicht auf sein Alter wohl nur die Teilnahme an den nachfolgenden Kriegshandlungen der Reichsarmee gegen die Türken (1661 – 1664) in Betracht, an welchem Feldzug auch Jeremias Marckhgott beteiligt war.
Zur Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges war Philipp von Bibers Vater Obrist-Kriegskommissar; auch der Offizier Blum und sein Schwiegersohn Franz Ernst Müller waren offenbar anlässlich dieses Krieges in der Lombardei stationiert. Diese Kriegszeit war aber auch in Purgstall zu spüren, wo man den Markt gegen die mit den Franzosen verbündeten Baiern und ungarischen Rebellen (Rakocy) in Verteidigungszustand versetzte und Karl Delapina zum Wachtmeister bestellte. Sein Sohn Hans Ferdinand hat dort als Marktrichter auch die schweren Einquartierungen und Requisitionen der Franzosen im Bayrischen Erbfolgekrieg mitgemacht.
In den schlesischen und im siebenjährigen Kriege tat sich Wenzel Müller als Offizier hervor, so dass er den Adelstand und die Übernahme in die kaiserliche Leibgarde erlangte.
Dass natürlich alle diese Kriege sich auch wirtschaftlich auswirkten, ist selbstverständlich, und manche Erschütterung der Aufwärts¬ent¬wicklung unserer Vorfahrengeschlechter würde sich wohl bei genauerer Untersuchung auf solche Ursachen zurückführen lassen.
Die Franzosenkriege, an denen zwei Brüder Johann von Anthoines als Offiziere teilnahmen, forderten 1809 ein Opfer in der Person unseres Vorfahren Johann Marckhgott, der in St. Pölten einer Kriegsseuche erlag; seine Witwe Magdalena aber machte mit ihrem zweiten Gatten, einem französischen Militärbeamten, den napoleonischen Feldzug in Spanien mit, wobei sie ihren kleinen Sohn erster Ehe, meinen Großvater, mit sich führte.
Schließlich hat noch Johann Jax 1864 am Feldzug in Schleswig-Holstein und 1866 am preussisch-österreichischen Krieg teilgenommen, in dem der Bruder Karl meiner Mutter als Leutnant fiel.
Am Weltkrieg 1914 – 1918 hat der Verfasser als Reserveoffizier teilgenommen. Die wirtschaftlichen Folgeerscheinungen dieses Krieges haben das Schidenhofen'sche Erbvermögen vollständig entwertet und auch die Grundlagen des Jax-Unternehmens durch den Verlust der wichtigsten Absatzgebiete tiefgehend erschüttert.
Wichtige staatspolitische Ereignisse und damit zusammenhängende Verwaltungsmaßnahmen spielen in unsere Familiengeschichte insoweit herein, als die Stelle, die Johann von Anthoine d. Ält. in der belgischen Hof¬kanzlei innehatte, durch den Verlust der österreichischen Niederlande dem Abbau verfiel. Das Aufhören der erzbischöflichen Souveränität in Salzburg brachte dem damaligen Hofrat von Schidenhofen einen mehrmaligen Wechsel seines Amtes – er kam vorübergehend auch unter Baiern –, während die österreichische Verfassungs- und Verwaltungsreform in der Mitte des 19. Jahrhunderts Johann von Anthoine d.J. um seine Stelle als landesfürstlichen Pfleger in Mauerkirchen brachte, die er mit einer viel ungünstigeren am Linzer Landesgerichte vertauschen musste.
Haben wir bisher die äußeren Lebensbedingungen unserer Vorfahren einer flüchtigen Schau unterzogen, so müssen wir uns nun noch ihrer, sie von innen heraus beeinflussenden Abstammung zuwenden. Hinsichtlich der bäuerlichen Ahnen haben wir schon gesehen, dass ihre Stämme auf die ursprüngliche (letzte) Besiedelung unserer Gegend zurückgehen. Ich bin der Meinung, dass wir hier zwei Gruppen unterscheiden müssen: die näher der Donau siedelnden sind wohl bayrischen Stammes, während ich für die nördlich davon, besonders aber die Jax und Preinfalk, die ich für Rosenbergische Ursiedler halte, fränkische bzw. mitteldeutsche Herkunft annehmen möchte. Wir sind ja über die Vorgänge bei der Besiedelung unserer Heimat nicht so genau unterrichtet, dass ein abschließendes Urteil in jedem einzelnen Falle möglich wäre. Ich gehe hier also nur soweit zurück, als unsere eigenen Nachrichten und Hinweise reichen, wobei ich mich aber nicht streng an die Geburtsorte halte, wenn die Umstände auf eine davon abweichende Herkunft schließen lassen. Hiernach stammen:
aus Oberösterreich:

Marckhgott
Pregartbauer
Rechberger (Oberneuk. 2)
Manzenreiter
Danner
Preining (2mal)
Weinberger
Rechberger (Mühldorf)
Mittermair
Grueber
Jax (Oberneukirchen)
Reitter
Wimpassinger
Rammersdorfer
Lang
Jax (Eibenstein)
Pierngruber
Angerer
Rechberger (Gottfried)
Preinfalk (Eibenstein)
Schartner

zusammen 23
aus Ober- oder Niederösterreich:
Reißmüller, Fuchs, Heyperger
aus Niederösterreich:

Holzapfel
Gabler
Solderer
Wolf
Maurer
Reichart
Kotzenberger
Schiffer
Rueßmayr

aus Salzburg oder Tirol: Schidenhofen
aus Tirol: von Goldegg
aus Steiermark: Witzinger
aus dem Böhmerwald:

Löffler
-?-
Schläger
Immervoll
Feyrer
Preinfalk (Wächtern)
-?-
Stöger
Wenzl
Neubauer

aus Böhmen: Daubrawa
aus mähren: Mitterholzer
aus Siebenbürgen (?): Blum
aus Vorderösterreich (?): Biber
aus Baiern:

Ferstl
Heisler
Schmid
Kueffer
Egger
Haydter
-?-

aus Sachsen: Müller
aus Lothringen: Anthoine, Veullemain
aus Italien: Delapina

Hier muss auch darauf hingewiesen werden, dass der Einfluss der Abstammung hinsichtlich einzelner Ahnen verstärkt wird durch den sogenannten „Ahnenverlust“ und wir können diese Erscheinung in un¬serer Ahnentafel wiederholt beobachten; wie wir schon an den vorstehenden Aufzählungen gesehen haben, kommen einige Vorfahren mehrfach vor.
Das erste Mal tritt diese Erscheinung in der VI. Vorfahrenreihe auf, wo Mathias Rechberger und seine Frau Maria Barbara Preining die Eltern sowohl der Maria Anna Rechberger, der l. Frau Johann Paul Löfflers, als auch des Franz Rechberger, dessen Tochter Elisabeth Gottfried Jax heiratet und daher in der Ahnentafel unserer .Kinder doppelt, als väterliche und als mütterliche Ahnen vorkommen. Natürlich setzt sich dies nach oben fort. Wir finden daher in der VII. Vorfahrenreihe sowohl die Eltern Mathias Rechbergers, Gottlieb Rechberger und Rosina Lang, als auch die der Maria Barbara Preining: Samuel Preining und Maria Immerentiana Mäderer als doppelt vorkommende Ahnen.
Ist also in der VI. Reihe die Personenzahl der Ahnen um zwei weniger als die Zahl der durch sie besetzten Felder der Ahnentafel – daher der Name: „Ahnenverlust“–, so beträgt der Unterschied in der VII. Reihe bereits 4. In der VIII. Reihe ergäben sich hieraus 8; es stellen sich aber hier bereits neue Doppelahnen ein, sodass 14maliger Ahnenverlust vorliegt, u. zw. kommen vor: Reichart Rechberger und Maria je 5mal, Adam Angerer und Anna, Laurenz Lang und Maria Langkmayr, Georg Preining und Katharina Stettinger, Jeremias Mäderer und Sabina Peßler je 2mal. Das ist also: 10 Ahnen kommen 22mal vor, 12 Felder der Ahnentafel sind nicht mit neuauftretenden Personen besetzt.
In der IX. Geschlechterfolge kommt es bereits vor, dass Vorfahren als Ahnen aufscheinen, die bereits in der VIII. Geschlechterfolge da waren; diese sind: Abraham (I.) Lang und Maria Pachner, die in der XI. Reihe je 2mal vorkommen, dann N. Jax und Barbara (wiederverehelichte Jäger); weiters kommen in der IX. Reihe vor: Hans Rechberger und Maria Mäderer je 3mal, Jonas Hans Castner (?), Adam Langkmayr u. Maria, Laurenz (II.) Preining und Elisabeth Schober, Elias Stettinger und Bar¬bara, Abraham Mäderer und Eva Thainapaur, Reichart Peßler und Regina je 2mal. Die vier Vorfahren der Angerer fehlen bereits, wie ja überhaupt von den 512 theoretisch zu besetzenden Feldern dieser Ahnenreihe nur 73 tatsächlich besetzt werden konnten. Von diesen 73 sind nun, wie wir hier sehen, 21 nicht von neuen Personen besetzt. Wir sehen hier aber auch, dass diese fernen Geschlechterfolgen zeitlich ineinandergreifen, was den Überblick über die Ahnenverluste stark beeinträchtigt.
Abraham Mäderer und Eva Thainapaur noch je 3mal, Johann Pachner noch 2mal, Georg Lang und Maria Ortner (?) je das 2. Mal; Hans Mäderer und Martha Hällaschko, Wolf Thainapaur und Ursula, Laurenz (I.) Preining, Hans Schober und Regina je 2mal, also von den besetzten 51 Feldern 19.
In der XI. Reihe: Hans Mäderer und Martha sowie Wolf Thainapaur und Ursula noch je 3mal, ferner Thomas Mäderer und Martha und Georg Hällaschko und Barbara je 2mal, d. i. von 36 Feldern 16; und in der XII. Reihe: die beiden letztgenannten Paare noch je 3mal, d. i. von 19 Feldern 12. In der VIII. Reihe können wir diese Familien nicht mehr feststellen, dafür aber Hans Reitter am Wörnhartengut, der bereits in der XI. Reihe vorkam; hier überspringt also der Ahnenverlust eine ganze Geschlechterfolge.
Würden wir alle Stämme unserer Vorfahren so weit zurückverfolgen können, so würden, abgesehen von der natürlichen Vervielfachung um die 2er-Potenzen, immer neue Ahnenverluste auftauchen. Einige deuten sich schon in der bisherigen Forschung an. Wir sehen z.B. in der XI. Ahnenreihe, dass ein Schidenhofen mit einer Euphrosine Mornauer verheiratet ist, die sicher aus der mehrerwähnten Landshuter Familie stammt, doch lässt sich ihr Verwandtschaftsverhältnis nicht feststellen. Auch wenn es gelungen wäre, den Zusammenhang der Mühldorfer Rechbergerlinie, die durch ihren dermaligen Stammvater Elias auf Herzogsdorf und damit auf Hans Rechberger und Maria Mäderer hinweist, mit diesem zu finden, würde sich eine neue Zahl Ahnenverluste ergeben haben, die sich hoch vergrößern würde, wenn es noch dazu gelänge, die Herkunft der in der Reitterfamilie vorkommenden Justine Rechberger ausfindig zu machen.

Ethnologische Untersuchungen über die Vorfahrennamen habe ich nicht angestellt; soweit typisch bodenständige Bauernnamen vorliegen, ist dies auch überflüssig. Es kann übrigens von einem Laien als Verfasser einer Familiengeschichte billig nicht verlangt werden, dass er alle histo¬rischen Hilfswissenschaften beherrsche und anwende, und nur der weitgehenden Mithilfe von Fachleuten verdankt es der Verfasser, dass es ihm möglich war, ein verhältnismäßig großes Quellenmaterial heranzuziehen und schlecht und recht bearbeiten zu können.
Als Quellen kamen, wie schon erwähnt, in erster Linie die Kirchenbücher in Betracht; manches habe ich aus denselben im Wege von schriftlichen Anfragen erhoben; ergiebig waren aber fast nur die eigenen Nachforschungen, die mit vieler Mühe in den alten, oft kaum leserlichen und meist nicht indizierten Matrikeln durchgeführt wurden, besonders in Oberneukirchen, Rainbach bei Freistadt und Feldkirchen a.d. Donau. Die ersten Erfolge auf diesem Gebiete aber habe ich in Krems a.d. Donau, Kirchberg am Wagram und Hadersdorf am Kamp in Niederösterreich erzielt. Die persönliche Bearbeitung dieser Quellen hat den großen Vorteil, dass das Ergebnis der Nachforschung nicht auf die Beantwortung der gestellten Frage beschränkt bleibt, sondern sich in den meisten Fällen gleich ein Überblick über einen größeren Verwandtenkreis bietet, der es oft ermöglicht, die durch die Auffindung von Ehedaten sich neu darbietenden Frauenstämme zurückzuverfolgen.
Allerdings ist hiebei Vorsicht am Platze, besonders wenn es sich um in der Gegend häufig vorkommende Familiennamen handelt. Ich habe selbst zweimal solcherart aufgefundene Frauenstämme weit zurückverfolgt und bin erst nachher durch meine Archivarbeiten darauf gekommen, dass ich in die Irre gegangen war.
Ich habe schon oben erwähnt, dass in den Archiven die Hauptquelle für den Familienforscher die Protokollbücher der Stadt- und Markt¬gerichte und der Herrschaften sind. Den rastlosen Bemühungen des Staatsarchivdirektors Hofrat Dr. Ignaz Zibermayr, das von ihm geleitete Oberösterreichische Landesarchiv zum Zentralarchiv des Landes auszugestalten, ist es u. a. auch gelungen, fast das ganze derartige Quellenmaterial in seinem Archiv zu vereinigen, wo ich zunächst das Briefprotokoll des Oberneukirchener Marktgerichte erfolgreich nach den frühen Spuren unseres Mannsstammes durchsuchte und später nochmals gründlich nach den Jax, Rechberger, Mäderer u. dgl. durcharbeitete. Außer diesem habe ich die Protokolle der Märkte Aschach a.d. Donau und Ischl, der Stadt Steyregg und der Herrschaften Eschlberg, Mühldorf, Oberwallsee, Ottensheim, Reichenau, Waldenfels, Wildberg und nebenbei noch einige andere benutzt sowie andere Stücke aus den Marktarchiven von Oberneukirchen und Aschach im OÖ. Landesarchiv. Weitere Forschungen führten mich in die Stadtarchive von Krems und St. Pölten, in das Marktarchiv von Purgstall, in die Herrschaftsarchive zu Eferding und Freistadt und schließlich in das Bayrische Hauptstaatsarchiv in München. In Wiener Archiven, welche jedenfalls noch viel Material zu unserer Familiengeschichte bergen, zu arbeiten fand ich leider keine Gelegenheit, doch habe ich sowohl aus dem österreichischen Kriegsarchiv wie aus dem Archiv der Stadt Wien sehr wertvolle Mitteilungen auf schriftlichem Wege erhalten. Sehr aufschlussreich wäre vermutlich eine Einsicht in das im Hofkammerarchiv in Wien erliegende Waxenberger Urbar von 1571 gewesen, doch konnte ich leider auch dazu nicht kommen. Überhaupt habe ich Urbare nur in ganz wenigen Fällen (Herrschaft Freistadt und Stadt Steyregg) herangezogen, da dieselben sich meist auf Zeiten beziehen, bis zu denen der Zusammenhang der Geschlechter nicht feststellbar ist. Im oberösterreichischen Landesarchiv konnte ich teilweise auch den theresianischen Kataster und das Josephinische Lagebuch sowie die Grundlagen des Francisceischen Katasters benützen.
Hinsichtlich meiner mütterlichen Vorfahren standen mir von meiner Tante Sophie von Anthoine schon bearbeitete und ergänzte Familienaufschreibungen zur Verfügung, deren Angaben ich allerdings nur teilweise nachprüfen konnte. Die Geschichte der Familie von Schidenhofen hat mein Vetter, Oberst Oskar Seefeldner, erforscht; ich übernahm diese wertvolle und eingehende Arbeit mit nur nebensächlichen redaktionellen Änderungen und einigen Ergänzungen, die aber vielfach auch auf späteren Mitteilungen Seefeldners fußen. Die ursprünglichen Quellen sind zu einem großen Teile im Besitze der Familie Grimus von Grimburg in St. Pölten.
Selbstverständlich ging nebenher ein sehr umfangreicher Schriftenwechsel mit allen möglichen in Betracht kommenden Personen und Stellen, welche hier einzeln zu erwähnen zu weit führen würde; sie sind im Texte der Familiengeschichte genannt.

Der Aufbau der Geschichte war vom Verfasser anfangs so gedacht, dass sie den Marckhgott-Mannsstamm und bei den einzelnen Gliedern desselben die dort hinzutretenden Frauenstämme und im Zusammenhang mit diesen wieder die weiteren darstellen sollte; doch zeigte sich im Zuge der Arbeit bald, dass dies den Gang der Geschichte zu sehr zerreißen und unübersichtlich machen würde. Es wurden daher nur die frühen und daher kürzeren Frauenstämme in der ursprünglich beabsichtigten Weise behan¬delt, während die übrigen in abgesonderte Abschnitte verwiesen wurden, wodurch sich im Großen die Gliederung in fünf Teile ergab, nämlich:
1) Einleitung, Einführung, Ahnenliste und das allerdings erst später einzufügende Namens- und Ortsverzeichnis.
2) Der Marckhgott-Mannsstamm, die Frauenstämme Delapina und Maurer, sowie Nachrichten über Namensträger bilden eigene Abschnitte.
3) Der Stamm Löffler; in eigenen Abschnitten werden die zwei Rechbergerstämme und innerhalb derselben wieder weitere, dazugehö¬rige, umfangreiche Frauenstämme abgesondert behandelt.
4) Der Stamm Anthoine mit den Stämmen Müller(n) und von Schidenhofen mit Daubrawa und Schmid,
5) Der Stamm Jax-Eibenstein mit Manzenreither und Feyrer und der Stamm Jax-Oberneukirchen mit Lang und Haydter; der gleichfalls hieher gehörige Oberneukirchener Rechbergerstamm ist schon im 3. Teil be¬handelt.
Ob und inwieweit es mit Rücksicht auf Zeitpunkt und Art der Vervielfältigung des Textes möglich sein wird, den einzelnen Abschnitten Stamm¬tafeln beizugeben, kann jetzt nicht beurteilt werden. Eine – allerdings sehr wünschenswerte – Bebilderung, für die auch einiges Material vorhanden wäre, muss jedenfalls einem späteren Zeitpunkt vorbehalten bleiben, wie überhaupt die Arbeit gegenwärtig einer abschließenden Redaktion entbehrt.
Schließlich möchte ich noch allen Jenen meinen Dank aussprechen, die meiner Arbeit ihre gütige Förderung angedeihen ließen; ich muss es aber unterlassen, einzelne Personen zu nennen, schon aus dem Grunde, um niemand durch ein Übersehen zu kränken, wie es sich bei meiner Zerstreutheit und geschwächtem Gedächtnisse nur allzu leicht ereignen könnte.

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